Heute leben wir mal kurz grün [Update]
Erkennst du, wohlwollende Leserin und geneigter Leser, das Lebensgefühl der neuen – grün wählenden – Mittelschichten wieder? Ein schickes Café, in dem ein Stück warmer Apfelkuchen mit Zimt mehr kostet als Hartz-IV-Empfänger im Monat für Kultur ausgeben können, eine Tasse Milchkaffee, den man aber französisch Café schreiben müsste, um für Anwälte, Medienleute und gefühlte Künstler samt ihrer Schicksen noch dazuzugehören – nein, der Satz ist noch nicht zu Ende -, ich zähle weiter auf, was das „grüne“ Lebensgefühl, das nicht mehr das meine ist, ausmacht: Kellnerinnen, die Lenin für einen Ort im Beitrittsgebiet halten und Guyana für einen Staat irgendwo bei Obervolta, die aber ein weisses Tuch um die schlanken Hüften geschlungen haben, das unter Adenauer eine Tischdecke gewesen wäre und das eine Dienstfertigkeit und ein Arbeitsethos des minderen Personals symbolisieren soll, was real nicht vorhanden ist, vielmehr durch hochnäsige Faulheit konterkariert wird, aber, und mal komme gefälligst zum bitteren sprachlichen Ende, so der mürrische Einwurf des schon gelangweilt dreinschauenden Publikums, das, geschult durch das hiesige Blog, Schachtelsätze unter „Deutsch des Grauens“ subsumiert, was stimmt und dessen man immer eingedenk sein sollte in Zeiten, in denen die klangvollen Verbformen frug, buk und schuf in Vergessenheit geraten, was dieses und jenes höhere Wesen verhüten möge – verdammt, schlägt sich der Autor an die Stirn: Jetzt habe ich vergessen, wo das Tuwort hin soll und welches es denn war.
Mein Laptop ist eindeutig nicht „grün“. Ausserdem ist das hier Neukölln, und das Etablissement gehört Mitgliedern der Piratenpartei und ist anders als die Orte, an denen man die Kuchen bei Don Alphonso vermuten würden.
[Update] Die andere Seite will ich dem Publikum nicht vorenthalten, wenn ich hier schon eine eingebaute Kamera habe…. Ich guck so drein, wie sich das Geschreibsel anhört.
Kommentare
10 Kommentare zu “Heute leben wir mal kurz grün [Update]”
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na ja zu den Schachtelsätzen, geschenkt:)
meine Frage: Sind Sie mit dem Dell nach wie vor zufrieden?
Ja, ganz hervorragend, keine Beschwerden. Und ich reize das Teil aus.
„Dienstfertigkeit“ ist ein sehr schönes Wort. Vielen Dank dafür.
Ja, der Dell ist sehr gut.
Aber zum Thema: Das Ding ist eigentlich sehr alt. Ich erinnere noch sehr gut die Nummer, als in Köln Stollwerk im südlichen Innenstadtbereich abzog und dort die Räumlichkeiten besetzt wurden. Dann kam „Bürger fragen, Bullen auf Bulldozern antworten mit Schlagstock“. Das war Anfang der 80er. Heute residiert da Microsoft und Yuppies mit 250qm-Loft zu 22 Euro den qm. So what ?
Vielen Dank für dieses Schulbuchparadeexempel der Grausamkeit der deutschen Syntax und Interpunktion. Ich hätte mir noch ein Semikolon gewünscht. Netten Gruß aus der schwäbischen Provinz, in der schon jeder als Grüner gilt, der einen Zweitwagen mit weniger als drei Litern Hubraum sein Eigen nennt. Und, for Christ’s sake, turn that frown upside down. Das hier hilft vielleicht für fünf Sekunden:
http://oi42.tinypic.com/255tkt2.jpg
Klingt nach Kater mit dem dazugehörigen Scheißegalfrühstück. Und da mir keine bessere Formulierung als die bereits erwähnte einfällt: so what?
Quizfrage:
Was lässt sich angenhmer rezipieren:
Königsberger Stil oder Königsberger Klopse?
Lösung rückwärts:
LITS REGREBSGINÖK RENAITNAK RÜF
@ HotblackDesiato bei all dem was das internet produziert – jeder/jede darf jeglichen Unsinn ohne Rücksicht auf (auch eigene) Verluste verbreiten – ein herrliches Bild. Grandios.
Sofern Sie es selbst aufgenommen haben, würde ich es für einen der ja auch 2012 zu erwartenden Fotowettbewerbe speichern :) Meine Wette:Sie kämen zumindest in die engere Auswahl!
Btw, ich musste länger als 5 Sekunden lachen.
Der Milchkaffee sieht aber eher nach einem Cappuccino aus…
Mensch Burks, wir werden alt!