Textbausteine gegen rechts

Ein Kommentar von mir in der taz (Print morgen): „Das Attentat auf den Alois Mannichl ist ein Lehrstück auf den längst gescheiterten regierungsamtlichen Antifaschismus. (…)

Schon seit zwanzig Jahren wird Rechtsterrorismus in konjunkturellen Schüben mediengerecht hochgeschrieben – stets unter Zuhilfenahme einer Eskalationsrhetorik. Jenseits dessen hört man aber kaum etwas zum Thema, außer dass die Mehrheit der rechten Bombenbauer gleichzeitig V-Leute des Verfassungsschutzes waren. (…)

Niemand hat auch nur die Absicht, über die Ursachen von Rassismus und Antisemitismus ernsthaft und kontrovers zu diskutieren. (…)

Stattdessen wiederholen sich die Sprechrituale entlang altbekannter Fronten: Die einen rufen nach dem Obrigkeitsstaat, andere nach mehr Geld für Projekte, die das Logo „Gegen Rechts“ auf ihre Fahnen gestickt haben. Beides macht offensichtlich keinen Sinn, sonst stünden wir nicht nach acht Jahren genau dort, wo damals der viel besungene „Kampf gegen rechts“ seinen Ausgang nahm. (…)

Der Passauer Polizist wird nicht schon dadurch zum politischen Vorbild, weil er Opfer neonazistischer Gewalt geworden ist. Seine Art und Weise, gegen Nazis zu sein, entspricht nur der deutschen Leitkultur: „Melden“, „Durchführen“, „Verbieten“. Aktionen „gegen rechts“ sind nämlich nicht schon deshalb schön, gut und wahr oder gar sinnvoll, weil Neonazis sich über diese ärgern. (…)

Die aktuelle und immer leicht hysterische Attitüde, es gebe immer mehr Neonazis in Deutschland und diese agierten immer dreister, ist im Sinne des Wortes maßlos. Vergleiche sind immer falsch und beleidigen die Opfer. Ist der Messerangriff auf einen bayerischen Polizisten schlimmer als die Mordanschläge von Mölln oder das Pogrom von Hoyerswerda waren? Ist die jüngste Gewalttat eine „neue Qualität“ gegenüber dem Polizistenmord des Neonazis Kai Diesner vor elf Jahren?“

Zur Lektüre empfehle ich zudem meine Postings/Artikel auf spiggel.de (15.09.2003). „Der nächste tote Polizist ist nur eine Frage der Zeit“ sowie spiggel.de (13.09.2003): „Braune Armee Fraktion reloaded“.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Textbausteine gegen rechts”

  1. MH am Dezember 23rd, 2008 2:24 am

    Glückwunsch zu dem Kommentar!! Applaus!
    Aber ganz im Ernst: Wird das wirklich so in der TAZ zu lesen sein? Da wird doch sicher noch einiges zenziert.

    Leider wird die TAZ aber von etlichen Leuten, die genau die bürgerliche (latent rassistische, aber gegen „Extremisten“ kämpfende) Gesellschaft nicht gelesen.
    D.h. erreicht werden größtenteils diejenigen, die eh schon eher verstanden haben, um was er geht.
    (Obwohl ich sagen muss dass natürlich auch in der TAZ ständig die gleichen Textbausteine zu dem Thema zu lesen sind, deren Publikum sich wohl also auch mit Lichterketten zu frieden gibt)

    Ruf weiter zu einem „Kampf gegen die gesellschaftliche Unbelehrbarkeit in Sachen Rechtsextremismus auf“!!!!
    Immerhin springt bei dem Thema für dich schon seit 8 Jahren finanziell was raus (und du schreibst ja auch immer die gleichen „Gegentextbauseine“)
    Manchmal frage ich mich ob wir uns in so einer Art Hamsterrad befinden, wo jeder dazugehört, mag er auch noch so kritisch sein. Also auch Burks gehört zum System. Wird aber zu wenig wahrgenommen, weils wahrscheinlich intellektuell zu anspruchsvoll ist.

    Vielen Dank, ich habe fertig!!

  2. MH am Dezember 23rd, 2008 2:27 am

    Und gerade gemerkt, dass etliche Rächdschraip und Grammatikfehler in meim Post sind, es is aber auch schon spät! Gut Nacht!

  3. Fluxkompensator am Dezember 24th, 2008 9:14 am

    Ja, der Kommentar von Burks in der taz ist wirklich gut. Er ist eine Sammlung Burk’scher Textbausteine – gesammelt in Burks‘ blog. :)

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