No Country for Old Men

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Gestern war ich mit meiner Lieblingsfreundin in „No Country for Old Men“ (2007). Der Film ist eine sehenswerte Metapher über Gewalt in der US-amerikanischen Gesellschaft der 80-er Jahre. Ich kann ihn empfehlen, obwohl der Plot dramaturgisch völlig misslungen ist und der abrupte Schluss sehr irritiert.

Drei Viertel des Films wird der „Held“ von einem Killer gejagt, weil er durch Zufall einen Geldkoffer mit zwei Millionen Dollar gefunden hat. Dieser Teil der Story ist ultraspannend, die lakonischen Sätze der Darsteller eines Chandler würdig („Vielleicht fressen Coyoten keine Mexikaner“), die Atmosphäre dicht, die Gewaltorgien sparsam erzählt – das alles ist im Vergleich zu anderen Filmen ein Meisterwerk. Der Regisseur konnte sich aber nicht entscheiden, ob er Tommy Lee Jones als Sheriff zum Helden machen sollte – aus seiner Perspektive ist die Story erzählt -, oder Josh Brolin, den Gejagten, der selbst auch zum Jäger des Killers wird.

„No Country for Old Men“ ist ein echter Männer- und Gängsterfilm, in dem nur wenige Frauen in ihren klassischen Rollen vorkommen. Er hätte auch gut in den 40-er Jahren in Chicago spielen können. Die interessanteste Ebene jenseits der Geschichte war für mich die der „Regeln“ einer Gesellschaft. Der Killer lässt seine Opfer, die er zum Teil willkürlich auswählt, eine Münze werfen, die über ihren Tod oder ihr Leben entscheidet. Sein letztes Opfer weigert sich und sagt: Er müsse das selbst entscheiden – was ihn ein bisschen irritiert. Darüber lohnt es sich zu sinnieren: Was ist, wenn jemand sich seine eigenen Regeln macht? Das ist vermutlich eine Illusion – auch für einen seelenlosen Psychopathen und Mörder.

Fazit: Mit Einschränkungen sehenswert, aber nichts für zarte Seelchen.

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