Unter Ageistikern

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Ältere Frau Seniorin (Symbolbild)

Wir müssen über das Alter(n) reden. Dazu gibt es die passenden Studien, wie etwa Age ismus, natürlich von zwei Damen aus dem Glottisschlag-Milieu aka Antidiskriminierungsstelle des Bundes („mit einem Klick zur Soforthilfe“).

Der Jargon, mit dem das Werk abgefasst ist, spottet jeder Beschreibung eignet sich auf’s Allerfeinste für einen Anti-Schwurbel-Fernkurs: Jeder Satz, der über die Zeilen mäandert, ist gespickt zahllosen Ungs, suggestivem Werben für die Sapir-Whorf-Esoterik und heißer Luft, auf Fonstufe Maximum.

Junge Erwachsene haben im Vergleich zu alten Menschen einen etwas weniger differenzierten Blick auf alte Menschen und die Lebensphase Alter.

Ob Menschen in der zweiten Lebenshälfte (ab dem 50. Lebensjahr) Formen von Diskriminierung aufgrund ihres Alters erleben, hängt nicht substanziell mit ihren altersbezogenen Repräsentationen alter Menschen, des Altseins und der gesellschaftlichen Stellung und Produktivität alter Menschen zusammen.

Hängt nicht substanziell mit etwas zusammen? Sondern unsubstanziell, also eher immateriell? Des Geschwurbels entkleidet, lese ich den Rest so: Ob Alte (alle über 50) sich diskriminiert fühlen, weil sie alt sind, hat nichts damit zu tun, ob sie alt sind und das auch raushängen lassen. Oder so. Ich kann auch einem Jungen die Fresse polieren, wenn er mir dumm kommt.

Förderung eines möglichst eindeutigen und wenig konnotativen Sprachgebrauchs im Zusammenhang mit Alter. In der öffentlichen, politischen wie privaten Kommunikation bietet sich an, je nach Themenfeld
möglichst konkrete Altersangaben zu machen, statt von „alten Menschen“ oder „den Älteren“ zu sprechen.

Man sollte Alte nicht mehr alt nennen. Es heißt also nicht „alte Mumie“, sondern „ältere Mumie“. Meine Mutter ist mit ihren 97 Jahren nicht alt, sondern nur „älter“. Das muss ich ihr sofort erzählen, es wird sie überraschen. Man müsste vielleicht die Kantine dieses „Antidiskriminierungstelle“ überprüfen, ob sich dort in Speis‘ und Trank psychotrophe Substanzen verbergen. Ich verdränge das „Problem“, indem ich es nicht mehr benenne. Das machen die beim Thema Immigration bestimmt auch so. Es erinnert mich an Kinder, die sich die Hände vor die Augen halten und glauben, sie würden nicht mehr gesehen.

Etablierung von dialogischen Erfahrungsräumen, in denen Menschen in der zweiten Lebenshälfte ihr eigenes Alterserleben gemeinsam reflektieren und bewusst ihr eigenes Älterwerden nach ihren eigenen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen und in Abgleich mit ihren persönlichen „Modellen für gutes Altern“ planen können.

Etablierung von dialogischen Erfahrungsräumen“ – das kann man gar nicht toppen beim Sprachshit-Bingo. Fangen wir beim Dechiffrieren klein und von hinten an. Da ist ein Raum, aber nicht wirklich, sondern als Gleichnis, wo jeder mitmuss. Zwei Leute labern sich voll – das nennen wir den „Raum“. Dialogisch war mir bisher als Wort der deutschen Sprache unbekannt, aber sei’s drum: Man darf heute aus jedem Dingwort ein Beiwort machen – aus Scheiße wird scheißisch, und aus der Kaffeemaschine wird kaffeemaschinisch.

Das mischen wir alles kräftig durch, wir etablieren es also im multidialogischen Blograum, damit wir einen Plan für das künftige Herumfaseln haben.

Gut, dass wir darüber geredet haben.

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Kommentare

6 Kommentare zu “Unter Ageistikern”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 16th, 2022 3:39 pm

    Als leidenschaftlicher Gourmet von Geräuschen aller Couleur empfnde ich es durchaus als Bereicherung meines bescheidenen sowohl aktiven als auch passiven Sprachschatzes, mir wohldurchschwurbelte Ausführungen von Formulierungskretins auf der Zunge, wenn nicht auch auf der Tastatur meines Thinkpads zergehen zu lassen.
    Lieber Burks, nicht jede Pflanze ist ein Buchsbaum oder Kaktus. Sieh nur all die Qrchideen, das Zittergras und auch den Giftsumach, den Freund der Pastinaken. Sie alle äüßern sich auf ihre Weise, oft ungeachtet aller vorgefertigter Strukur – und höre den Klang, den klingenden, wenn Kronkorken den Kolibiris gleich das Fliegen lernen, umschäumt von ambrosischer Gischt eines Hopfengetränks… hcks.

    https://www.youtube.com/watch?v=cdNWsUVtaCc

  2. nh am Dezember 16th, 2022 4:05 pm

    Das kommt dabei heraus, wenn man Leute die man eigentlich nur zum Umrühren von Scheisse gebrauchen kann Gender, Soziales sowie irgendwas mit Medien studieren lässt.
    Symbolbild : Die Hupen sind gepimpt, hängen in dem Alter auf Kniehöhe. DAS WAR SATIRE(Böhmermann).

  3. BEX am Dezember 17th, 2022 1:14 am

    Schopenhauer hätte seine Freude gehabt, an der neuen hegelschen SprachverwahrlosUNG. 😅

  4. BEX am Dezember 17th, 2022 3:16 pm

    Ageistiker sind aber nicht das Gleiche wie agender Personen, oder? Ich komme bei dem ganzen Blödsinn langsam nicht mehr mit. Jetzt fordern zwei blonde Sängerinnen, dass sie häufiger gebucht werden müssen, weil FLINTA (wtf?).

    https://www.spiegel.de/kultur/lotta-und-nina-kummer-fordern-mehr-diversitaet-bei-festivals-a-8adb82c5-a501-41eb-b789-7c5af672e31b

    Gibt es eigentlich schon die VT dass der Kapitalismus seine Lohnsklaven in immer kleinere Grüppchen aufzuspalten sucht, die sich untereinander spinnefeind sind, damit keiner mehr was merkt?

  5. Thomas am Dezember 17th, 2022 4:14 pm

    Hach… freut Euch doch einfach an der sprachlichen Krativität dieser Menschen. Sie erschaffen, gottgleich, Wortgebilde quasi aus dem Nichts, geben inhaltlicher Leere die Anmutung großen Schaffens…
    … oder so ;)

  6. NBG am Dezember 19th, 2022 3:21 pm

    @BEX:

    „Wir verfolgen keine Mission oder Agenda mit unserer Musik“, erklären die Künstler gegenüber dem SÜDKURIER. (19.10.2022)

    Die beiden Blondies sind anscheinend die Schwestern von einem Kraftklub-Mitglied: eine männerdominierte, weiße, hetero Band .-)

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