Dem Volke dienen
Dass die AfD in ähnlichen Milieus offenbar mehr Leute anspricht als wir, ist ein Riesenproblem. Laut einer Statistik vom Wahlabend hat die AFD unter den wirtschaftlich Schwachen Menschen in Sachsen-Anhalt 40 Prozent gehört, die CDU 18 und die Linke 12. (Robert Fietzke, Jugendkoordinator der Linkspartei in Sachsen-Anhalt in einem Interview mit der Konkret)
Dazu fällt mir allerhand ein. „Arme“ heißen jetzt „wirtschaftlich schwache Menschen“. Wenn das Marx noch hätte erleben dürfen! „Sklaven“ heißen jetzt übrigens „freiheitsferne Menschen“. Immerhin: Der Genosse beschimpft die armen AfD-Wähler nicht als Nazis oder nur heimlich.
Was lehrt uns das? (Steht leider nicht im Interview.) Sind die Wähler dusselig und wählen sie gegen ihre eigenen Interessen? Oder spricht die „Linke“ die Armen nicht mehr an, obwohl sie doch gerade das tun sollte? Oder interessiert diejenigen, die wenig Geld haben, weder Klima noch Gendergedöns noch moralingeschwängerte Statements über „Grenzen auf“ und „alle dürfen rein“?
Kurzum: Angesichts all dieser Probleme brauchen wir in unserer Stadt und unserem Land Solidarität, Sinn für Gerechtigkeit und gemeinsames Handeln aller demokratischen und friedliebenden Menschen – unabhängig ihres sozialen Status’, ihres Einkommens, Herkunft und Hautfarbe, ihrer sexuellen Identität und Geschlechts. (Website Fietzkes)
Langum: Ein Satz mit 38 Wörtern versteht kaum jemand auf Anhieb. Grottenschlechtes Deutsch! Dazu als Motto nur der nichtssagende Appell an Gefühle („Solidarität“ im Kapitalismus oder anderswo?). Keine Kritik des Systems, sondern nur vages Geschwurbel, alles müsse netter und gemeinsamer werden. Und dann wundert ihr euch, dass das gemeine (im doppelten Sinn des Wortes) Volk euch nicht mehr wählt?
Die „Linke“ könnte vielleicht auf die für Parteifunktionäre natürlich völlig undenkbare Idee kommen, die weggelaufenen armen Wähler zu fragen, was die wollen und was denen wichtig ist. Was wäre, wenn die plötzlich etwas forderten, was den gefühlslinken urbanen Mittelschichten gar nicht passte? Ich will Schnitzel! Fuck Gendersprache! Asylrecht ja, aber keine Glückritter und Armutsflüchtlinge mehr! Das Klima ist mir egal, der Kapitalismus muss weg!
Vermutlich wäre die „Linke“ geschockt und würde sich darauf berufen, dass sie besser als die Wähler wisse, was die wollen müssten. So funktioniert das aber nicht. Die „Linke“ sollte demütig werden. Dem Volke dienen und dem, was der kleine Mann und die kleine Frau wollen, und nicht denen, die glauben, sie hätten den politischen Durchblick und wären die moralisch Besseren. Just saying. Die werden aber eh nicht auf mich hören.
Kommentare
12 Kommentare zu “Dem Volke dienen”
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Mit den Bullets in den Aufzählungen ist es wie mit dem Bierkonsum:
– Es sollten mindestens 3 Flaschen sein
— weniger hätten keinen Nährwert.
– Mehr als 6 Flaschen belasten den Hopfenrezipienten nicht nur kognitiv sondern auch verbal.
PS: Aber wer hält sich schon an Regeln, Profis erstellen oft Seiten lange Aufzählungen und halten Powerpoint-Vorlese-Vorträge über die erträgliche Zeit von 20 Minuten hinaus, Schüler innen (mit Maske) und außen (ohne Maske) müssen gar 45 Minuten am Stück denen zuhören, die den Absprung von der Schule ins Leben nicht geschafft haben.
Wie niedlich, da glaubt einer noch Parteien hätten was anderes vor als sich selbst zu mästen. Auf Kosten ihrer Anhänger die, verlogen wie Sie alle nun mal sind, den Karren auch noch ziehen sollen.
Das ist nun wirklich letztes Jahrhundert, aber nicht mal Ende von.
„Interview mit der Konkret“
*husthust*
stand hier nicht schon mehrfach, der Burks hätte für dieses Wurstblatt das Abo gekündigt?
Konsequent ist anders.
„Der Genosse beschimpft die armen AfD-Wähler nicht als Nazis oder nur heimlich.“
ooooh – guck mal den seine Social-Media Kanäle an.
Das is wirklich SM – Fietzke ist quasi die Inkarnation par excellence von ALLEM, was du als Lifestyle-Linke ablehnst.
Der ist – das muss man der Partei wieder zugute halten – selbst in deren Reihen ein extremer Außenseiter:
– hat es ja nichtmal auf die Landesliste geschafft
– ist aber ebend der Jugendwart und als solcher wieder unabkömmlich…
„Dem Volke dienen und dem, was der kleine Mann und die kleine Frau wollen“
Was soll denn das heißen?
Und wie soll das aussehen?
Warum gründet der Burks eigentlich keine eigene Partei und zeigt, wie es richtig geht?
5% zur BTW 2026 müssten ja nach eigenem Anspruch locker drin sein…
Los! Los! Auf in den
gesellschaftlichen „Sprachkampf“
Der kleine Mann und die kleine Frau wollen in Ruhe gelssen werden, Netflix gucken und ab und zu mal ne Nr. schieben. Die wissen gar nicht, was sie wollen und sie wollen auch nicht darüber nachdenken. Und schon gar nicht wollen sie darin involviert sein.
Es wusste ja schon Onkel Schorsch
„Der Fachjargon der Kommunisten ist von der gewöhnlichen gesprochenen Sprache so weit entfernt wie die Sprache eines mathematischen Lehrbuchs.“
(George Orwell)
Ich habe das Abo gekündigt. Läuft aber noch bis Herbst.
Ist halt doof wenn man nicht mit den Schmuddelkindern aus der Unterstadt spielen darf bzw. mittlerweile will.
Selbst das neu eingeworbene Lumpenproletariat aus den Shithole- Countries ist Bäh.
Weniger Demut, mehr Klassenkampf. Das funktioniert natürlich nur, wenn man auch überzeugende Kader hat und nicht bloß fabulierende Quoten-Laberköpf*innen aufstellt. Der Prolet mag formal ungebildeter sein, aber dafür hat er die besseren Instinkte, wenns wirklich drauf ankommt.
@Godwin:
Gibs auf. Burks ist zu Zeiten des kalten Krieges sozialisiert und Marxist. Dass „die Armen“ im modernen Kapitalismus (der im übrigens große Unterschiede aufweist, s. „varieties of welfare capitalism“ Literatur) längst nicht mehr die Mehrheit stellen und Arbeiter heute einen Lebensstandard pflegen wie er vor 200 Jahren nur Adeligen vorbehalten war: Geschenkt!
Allerdings bin ich mit der These völlig d’accord, dass die Linke ihren Job nicht macht und somit die real existierende Unterschicht den Rechten überlassen wird. Pfui Spinne!
@Kännchen
Wenn Instinkte durch Bildung verkümmern, hilft nur Hopfen und Malz.
@ MH
„Dass “die Armen” im modernen Kapitalismus (xxxxx) längst nicht mehr die Mehrheit stellen und Arbeiter heute einen Lebensstandard pflegen wie er vor 200 Jahren nur Adeligen vorbehalten war: Geschenkt“
Hast du belastbare Quellen für deine Aussagen?
Für das was Adelige vor 200 Jahren fast immer durften, geht man heute in den Knast.
[…] Dass die AfD in ähnlichen Milieus offenbar mehr Leute anspricht als wir, ist ein Riesenproblem […]
Ich kapiere es auch nicht das die Arbeiter den Kapitalismus nicht abschaffen wollen.
Der real existierende Sozialismus in der deutschen demokratischen Republik hat doch alles umgesetzt was die Linke fordert:
Vergesellschaftete Betriebe, Mietpreisbremsen, faire Löhne, eine starke Einheitsgewerkschaft und eine saubere Umwelt die nicht aus Profitgier verpestet wurde.
Eventuell sollte die Linke einfach mehr auf ihre Geschichte und ihre Leistungen verweisen um die Stimmen der Arbeiter zu gewinnen.
„und eine saubere Umwelt die nicht aus Profitgier verpestet wurde.“
Und seh´n wir uns nicht mehr in dieser Welt, treffen wir uns in Bitterfeld.
https://www.youtube.com/watch?v=ULaE5o3n3Bc
Okay, es war weniger die übliche schnöde Profitgier. So waren nunmal die Verhältnisse. Wo gehobelt wird fallen Späne. Etwas Schwund ist immer. Wer Braunkohle will muss baggern. Alles hat ein Ende nur die Ketwurst hat zwei. Bau´ auf, bau´ auf, Genosse. Clubbe?