Bundestrojanische Gäule

bundestrojaner

Mit großem Interesse habe ich den Heise-Bericht über den „Spionage-Trojaner FinFisher“ gelesen. (Das heisst nicht „Trojaner“, sondern „Trojanisches Pferd“ – die Trojaner waren in Troja, und die Griechen saßen im Pferd.)

Schade, dass die Analyse des CCC „Evolution einer privatwirtschaftlichen
Schadsoftware für staatliche Akteure“ noch nicht erschienen war, als ich mein Buch veröffentlichte – es hätte Die Online-Durchsuchung gut ergänzt. Jetzt können wir „Butter bei die Fische“ tun. Kann die Frage: Wie fange ich mir so etwas ein? beantwortet werden?

Metzpolitik.org hatte schon vor vier Jahren geschrieben: „Die Begrenzung auf Windows 7 und Vista erscheint veraltet. Bereits vor zwei Jahren haben wir berichtet, dass FinSpy Mobile auch für alle mobilen Systeme (also iOS, Android, BlackBerry, Windows Mobile und Symbian) existiert. Und letztes Jahr haben interne Folien bestätigt, dass FinSpy alle großen Betriebssysteme (Windows, Linux und Mac OS X) infizieren kann.“

Der wichtigste Satz: „Über den Infektionsweg sagt das Team um Morgan Marquis-Boire wenig. Nur: Falls die Trojaner die mobilen Betriebssysteme nicht direkt angreifen, benötigen alle untersuchten Exemplare eine Interaktion des Nutzers, wie dem Klicken auf einen Mail-Anhang oder eine Webseite.“

Genau das – und nur das! – habe ich immer behauptet, während fast alle Medienberichte entweder das Problem, wie die Spionage-Software zu installieren sei, vornehm ignorierten oder zu Magie – der Hacker hackt und ist irgendwann drin – greifen mussten.

Aber wie soll das funktionieren, wenn das Zielobjekt nicht total bekloppt ist? Klicken auf einen Mail-Anhang? Oha! Oder gar auf einer Website? Mit oder ohne Javascript erlaubt? Selbst wenn ein unerfahrener Windows-Nutzer Virustotal nicht kennt: Leben wir denn noch in Zeiten des Loveletter-Virus, als Outlook (wer nutzt das??) Anhänge nicht korrekt anzeigte?

Netzpolitik.org wies noch auf drei weitere Schwachstellen hin: Windows 7 SP1 – Acrobat Reader PDF Exploit, Windows 7 SP1 – Browsers Exploit, Windows 7 SP1 – Microsoft Office 2010 DOC-XLS Exploits. Schon klar. Das erinnert mich an 2003: „UK government gets bitten by Microsoft Word“.

Trojaner

Hilfe, jemand wollte einen Bundestrojaner bei mir installieren! (25.06.2011) Nur gut, dass ich immer wachsam bin und die zunehmende Radikalisierung und Extremismusierung der E-Mail-Attachments bekämpfe!

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Kommentare

4 Kommentare zu “Bundestrojanische Gäule”

  1. Mercedes am Januar 2nd, 2020 8:23 pm

    Ja, ja,

    Email ist wirklich ein demokratiezersetzendes
    System,egal von welcher Seite man(n) dies
    sieht. ;-P

  2. ... der Trittbrettschreiber am Januar 3rd, 2020 8:18 am

    „…die Griechen saßen im Pferd.“

    Na ja sie hatten aber vollen Integrationswillen und waren fast schon Bürger von Troja – insofern könnte man sie mit gutem und nicht ausgrenzendem Willen schon Trojaner nennen wollen.

  3. Jürgen am Januar 4th, 2020 8:16 am

    Der Spionage-Trojaner FinFisher braucht die Java Laufzeitumgebung und die Datenbank SQlite. Wer kein Java braucht kann es ja deaktivieren. Wer sein System beobachtet ob Java und Sqlite läuft sollte der Sache auf dem Grund gehen.

  4. Martin Däniken am Januar 4th, 2020 4:00 pm

    Es könnte interessant werden wenn der oder die Bundestrojaner bei vielleicht mehrerngrossen Firmen ihrem IT-Schutz durchschlüpfen und sagen wir mal Schaden anrichten…
    Und nehmen wir an das die rechtsanwaltliche Power vorhanden ist,gegen die Verantwortlichen vorzugehen…
    Es muss ja nicht unbedingt ein Urteil zu Nachteil der Verantwortlichen bei rauskommen…
    Wenn sie ordentlich selbst die Hosen runter lassen müssen,wäre das ganz ordentlich!
    Und es dann wie es fast üblich ist,was besseres versprechen oder versuchen was zuvertuschen
    oder beides
    und es monumental krachend gegen die Wand fahren und es dann unter Röcheln verendet…
    https://www.youtube.com/watch?v=A9l9wxGFl4k

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