Der Staat gegen Fritz Bauer

playa del este

Ich glaube, dass die junge Generation in Deutschland bereit ist, die ganze Geschichte, die ganze Wahrheit zu erfahren, deren Bewältigung allerdings ihren Eltern schwerfällt. (Fritz Bauer)

Deutscher. Jude. Antifaschist. Homosexuell. Initiator der Auschwitz-Prozesse. Was für eine Figur! Einer der wenigen Helden Nachkriegsdeutschlands!

Der Staat gegen Fritz Bauer – ich habe den Film im Kino und im Fernsehen verpasst, musste ihn mir also kaufen.

Es fällt mir schwer, angesichts der Tatsache, dass ich restlos begeistert war, dazu auch Kritisches anzumerken. Eines ist ganz einfach: Wieso gab es einen Film zu diesem Thema in Deutschland erst ein halbes Jahrhundert nach den Ereignissen? Das sagt doch schon alles.

Natürlich werden die Nachgeborenen das gesellschaftliche Klima in den 50-er Jahren und vor den so genannten 68-ern kaum nachvollziehen können, vor allem was die heuchlerische Moral angeht (hier den berüchtigten Paragrafen 175 – in Kraft bis 1994!). Vermutlich werden Jugendliche kaum glauben und verstehen, dass die Richterschaft in der BRD (sic!) nach dem Krieg immer noch fast ausschließlich aus Nazis bestand – und nur wenige wurden verurteilt.

Wer in der Ära Adenauer schwul, Jude und links bzw. Antifaschist war, stand auf verlorenem Posten. Der Film ist deshalb auch so gut, weil er zeigt, was persönlicher Mut ist, da doch die Mehrheit immer und überall und in jedem System aus angepassten Feiglingen und Opportunisten besteht. Die wahren Helden posaunen das meistens nicht heraus. Man kann im Film nicht wirklich erschließen, woher dieser Mut bei Bauer biografisch kam – aber Geschichte wird sinnlich erfahrbar.

Alle Schauspieler agieren hervorragend, allen voran Burghart Klaußner. Auch Lilith Stangenberg als Transe spielt umwerfend gut.

Ich schaue übrigens gerade auf Netflix Operation Finale. Auch dort taucht Fritz Bauer kurz auf. Gut, dass es solche Filme gibt.

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Kommentare

12 Kommentare zu “Der Staat gegen Fritz Bauer”

  1. Wolf-Dieter Busch am März 12th, 2019 7:39 am

    Danke für den Tipp. Link zu Aussagen des 1. Auschwitz-Prozesses.

  2. Leseratte am März 12th, 2019 2:50 pm

    Setze statt „Deutschland“ das Wort „Westdeutschland“ oder „alte BRD“ ein, dann wird der Text korrekter!

  3. admin am März 12th, 2019 7:17 pm
  4. Klaus am März 13th, 2019 6:57 am

    @admin
    Der Verweis auf Wikipedia war als Witz gedacht?
    Oder bezieht der @admin von dort sein Wissen? ;-)

  5. Wiki am März 13th, 2019 7:52 am

    Der Admin liest fleißig bei Wiki und glaubt alles.

  6. Ella am März 13th, 2019 9:55 am

    Als Journalist sollte man wissen, daß es nach 1945 kein Deutschland mehr gab.

    Es gab 4 Besatzungszonen.

    Aber lassen wir das. Steht bestimmt alles vorzüglich im Wiki. Auch wie die Türken nach Deutschland kamen.

  7. admin am März 13th, 2019 10:54 am
  8. Wolf-Dieter Busch am März 13th, 2019 11:22 am

    @Leseratte am März 12th, 2019 2:50 pm – Grundsätzliches zu Wikipedia: wenn sie einen Link zur Aussage vorhält, liefert sie einen Startpunkt für weitere Recherche. Etwa Fußnote 3 in Burksʼ verlinkter Seite verweist auf:

    Olaf Kappelt: Braunbuch DDR. Nazis in der DDR. Reichmann Verlag, Berlin (West) 1981. ISBN 3-923137-00-1

    Nur dort, wo Wikipedia auf Quellenangabe verzichtet, wechselt sie von Wissens- zu Glaubensquelle.

  9. Roland B. am März 13th, 2019 2:20 pm

    Natürlich gab es auch nach 1945 noch Deutschland. Das war doch nicht überflutet.

  10. Roland A. am März 13th, 2019 7:38 pm

    @roland

    Interessante Auffassung. Lies doch mal bei Wiki nach. ;-)

  11. Roland B. am März 14th, 2019 4:57 pm

    Was juckt mich irgendeine Programmart um Datenbanken gemeinsam bearbeiten zu können? Oder meinst du die Wikipedia?
    Ehrlich gesagt juckt mich wenig, was da zu politischen Themen zusammengeschrieben wird. Dir geht’s doch um Politik, oder? Mir nicht. Ich spreche vpn Deutschland. Und das liegt da rum seit vielen Jahren. Harz, Spessart, Harburger Berge.
    Natürlich wäre es in vielen Zusammenhängen anachonistisch, von „Deutschland vor 20000 Jahren“ zu sprechen, aber nur wegen ein paar Jahren mit ungewöhnlicher politischer Organisation? Man spricht ja auch von Deutschland, wenn man vom Dreissigjährigen Krieg spricht oder von der napoleonischen Besatzungszeit. Da gab es auch kein organisiertes, kein staatliches Deutschland.

  12. Clara am März 15th, 2019 8:38 am

    Hat der Siegler auch den Facebookeintrag gemacht?
    Der kennt sich aus in der DDR. Man beachte seinen Lebenslauf.

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