Ganz kleine Verwüstungen

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Liebe Kollegen von Spiegel online, ich bedaure, dass ich schon wieder etwas anzumerken habe. Wolf Schneider schrieb in Deutsch für Profis schon 1984 sinngemäß: „In Wüste verwandeln“ sei ein Superlativ, den keine Fantasie übersteuern könne. „Schwere Verwüstungen“ seien so sinnvoll wie „starke“ Orkane oder „ziemliche“ Katastrophen.

Was würde Wolf Schneider gar zu Eurem Supersuperlativ „schwerste Verwüstungen“ sagen? Vermutlich verschlüge es ihm die Sprache. Darauf muss man ja erst einmal kommen.

„Für Verwüstungen sorgen“ oder dieselben „anrichten“ seien außerdem Streckverben. „Verwüsten“, in welcher Zeit auch immer, beschriebe das, was geschah, ausreichend. Ich füge hinzu: Man richtet einen Schaden oder ein Dinner an, der Hurrikan richtet gar nichts an. Er verwüstet halt.

„Verwüstung“ gestattet übrigens keinen Plural, genau so wenig wie Versandung, Vermehrung oder Verehrung. Oder sollte der Hurrikan jetzt in Florida mehrere Verwüstungen angerichtet haben?

„Das Spreizwort ’schwere Verwüstungen anrichten‘ ist ein in Großauflage gedrucktes Etikett für einen gehobenen Versicherungsfall, das in den Köpfen etlicher Journalisten zweieinhalb leichte Verwüstungen angerichtet hat.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Ganz kleine Verwüstungen”

  1. Wolf-Dieter Busch am September 9th, 2017 8:34 pm

    Burksʼ Sprachkritik trifft in maximalster Weise zu.

    (duck und wech)

  2. tom am September 9th, 2017 11:04 pm

    Fast hättest Du die SPONtis verwüstet.

  3. Susi am September 9th, 2017 11:09 pm

    Ach Burks,

    das solltest du doch mal hinnehmen, dass im ehemaligen Nachrichtenmagazin heute nur noch Volontäre und Praktikanten ihr Geseier ablassen dürfen.Rechtschreibung,emantik oder gar native Deutschkenntnisse darfst du da nicht mehr erwarten.
    Wie SPON selber schreibt, sind 1/8 der Deutschen funktionale Analphabeten, die ab 130 Zeichen pro Nachricht gar nichts mehr gebacken bekommen.
    Wie dein Zitat eines chinesischen Spriwortes so schön erklärt: Du kannst es nicht ändern, also begrüße es.

  4. Susi am September 9th, 2017 11:10 pm

    emantik sollte eigentlich Semantik heißen -sorry!

  5. ... der Trittbrettschreiber am September 9th, 2017 11:15 pm

    Ooooch, das sind Sprachignoranten gewöhnt wie Bauern auf dem Feld die wissenschaftlich erforschten Wetterberichte (Plural nur für Berichte). Wenn Deutschprofis in den nächsten Tagen durch Boca Raton oder Venice schlendern würden, fänden sie nicht eine, sondern sicher mehrere Verwüstungen vor. Der Dixi-Supermakt um die Ecke wäre intakt, der Target nebenan vollstänig zerstört. Drei Kilometer weiter über den unversehrten Highway 95 läge der Dixi in Schutt und Asche und der Target böte weiter Schlafanzüge für 27 Dollar an. Herr Schneider mag sicher eine eins in der Schule gehabt haben. Leider hat er seine(n) Horizont(e) nicht erweitert, sonst wüsste er dass Verwüstungen sich nicht mit singulären Korinthenkackereien zufrieden geben sondern mit ordentlich Wumms Fakten schaffen – zum Leidwesen des vormals und ehedem ehrfurchtsvoll zu Rate gezogenen Standardwerks für Sprachpriester – des Dudens(oder heute verständlicher: dem Duden).

    PS Klassenzugehörigkeit ist heute nicht mehr an Sprachkompetenz erkennbar. Nur der 1500 Euro Jeansträger wagt noch zu hoffen. Leider auch nur in Soaps oder im Dschungel-Kamp(früher hieß es ja auch nicht Schweinecamp):

    https://www.youtube.com/watch?v=6N_J_Eb6SKU

  6. NochBesserWessi am September 10th, 2017 4:38 pm

    Naja, diesem Beitrag liegt vermutlich die Idee zu Grunde dass Medien irgendwas mit Aufklärung, Wahrheit oder wenigstens korrekter Rechtschreibung zu tun hätten.

    Halte ich für einen Irrtum, es geht um Nachrichtenhandel. Ein simples Geschäft in dem billig produziert wird um anschließend schlecht zu verkaufen.
    Im Zeitalter des Internets in etwa so aussichtsreich wie der Handel mit Brackwasser am Bodensee.

  7. Hagnum am September 13th, 2017 11:12 am

    Lieber Burksi,

    Freund des gepflegten Journalistendeutsch:

    „Ein Flugzeugträger liegt vor den Florida Keys vor Anker,
    um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.“Quelle hr-Radio.

    Siehste, es gibt auch Flugzeugträger die zu was Nutze sind.
    Aufräumen will er, der Gute….

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