Lückenpresse in der Reformzeit

darkroom

Der deutsche Leser wird von seinen Zeitungen mißachtet. Das falsche Bewußtsein der Journalisten, jeder ein Kreuzzügler oder Entlarver, füllt die Spalten mit Gesinnungen statt mit Fakten. Ob links oder rechts, überall lassen sich horrende Informationsdefizite nachweisen. (…)
Daß sich der deutsche Journalismus nie mit erfolgreicher Auflehnung verbunden hat, nie Teil einer Widerstandskultur gewesen ist wie der Journalismus Frankreichs, Englands oder Amerikas, ist das Handikap, das er aus zwei Untertanen-Reichen in die Reformzeit fortschleppt.
(Der Spiegel 02.02.1970)

Ich kann mit der „Diskussion“, wie Fakten zu „checken“ seien aka „Fake News“ nichts anfangen. War es nicht von jeher die verdammte Pflicht von Journalisten, die Tatsachen zu überprüfen? Dennoch sind Medien immer schon der Echoraum der herrschenden Klassen gewesen. Wer das leugnet, leugnet auch die wissenschaftliche Literatur zum Thema.

Die Unfähigkeit zur Selbstkritik war und ist in deutschen Medien nie ein Bug, sondern immer ein Feature. Warum sollte sich das jetzt also ändern, wenn das Personal identisch bleibt? Schon mal vom Klassenhabitus gehört?

Endlich verständlich? Wenn ich mich jemals für die Branche fremdgeschämt habe, dann für diese lächerliche Kategorie. Jetzt schreiben wir, damit das Volk uns versteht. Vorher haben wir nur Unverständliches dahergefaselt. Wie peinlich ist das denn?

image_pdfimage_print

Kommentare

3 Kommentare zu “Lückenpresse in der Reformzeit”

  1. Pjotr56 am April 22nd, 2017 7:18 pm

    Passt m. E. in diese Rubrik:
    March for Science – Dead Men Walking
    Nach dem dem Pulse of Europe Spektakel eine weitere Choreographie politischer Verlogenheit: der March for Science!
    https://www.rubikon.news/artikel/march-for-science-dead-men-walking

  2. ... der Trittbrettschreiber am April 22nd, 2017 8:10 pm

    ACHTUNG! DIES IST FAKENEWS!

    „Endlich verständlich“ – erste Anzeichen von Selbstironie des teutschen Journalismus?

  3. Artur Lichtenfeld am April 25th, 2017 11:57 am

    Daß sich der deutsche Journalismus nie mit erfolgreicher Auflehnung verbunden hat, nie Teil einer Widerstandskultur gewesen ist wie der Journalismus Frankreichs, Englands oder Amerikas, ist das Handikap, das er aus zwei Untertanen-Reichen in die Reformzeit fortschleppt.

    Bravo Herr Schröder.

    Sie sollten aber nicht verschweigen, wem denn in Deutschland viele Zeitungen und damit die Journalisten gehören. Der SPD natürlich. Die jetzige SPD hat damals in diesem Zusammenhang – 1946 und im späteren Aufbau – nicht nur von der NSDAP gelernt, sondern auch von der KPDSU und von der KP Chinas.

    Der CDU etwas in diese Richtung nachzuweisen ist schwerer. Die machen es raffinierter.

Schreibe einen Kommentar