Conquer or die und die freie Presse

Newsweek zitiert Putin: „‚Everyone knows that there is a big difference between election rhetoric and real policy, practically in every country,‘ he said, according to state news agency RIA Novosti. ‚When it comes to the statements of Mr Trump that he would like to bring companies to the U.S. and ensure jobs in his own country, what is wrong with that?'“

Echt jetzt? Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was ein Politiker im Wahlkampf sagt und dem, was er danach wirklich tut?

'Hail Trump!': Richard Spencer Speech Excerpts

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Und nun zu uns, Nazis, die ihr gekleidet seid wie Professoren der Volkswirtschaftslehre, FDP-Funktionäre, AfD-Pappkameraden und eben Nazis! Wenn ihr schon so ausseht wie Burschenschaftler oder typische Studenten in der Weimarer Republik, die ja bekanntlich auch mehrheitlich für die Faschisten stimmten (was hierzulande auch bald wieder so sein wird), dann tragt doch bitte auch zum Hitlergruss die passende Frisur und mitnichten einen Pferdeschwanz! Der ist nur für Erzlinksradikale wie mich erlaubt! Und ganz unter uns: Es ist erlaubt, deutsche Journalisten zu verhauen, wenn diese wieder mal „Skinheads“ sagen, aber „Nazis“ meinen.

Vielleicht muss man, um die Deutschen zu verstehen, wirklich immer wieder Tuvia Tenenbom lesen:
Ich bin zurzeit in Deutschland, wo – einigen Umfragen nach – nur vier Prozent der Menschen für Trump sind. Vier Prozent! (…) …fragte ich mich, ob diese Menschen, die sich selbst als Hüter der freien Presse in Deutschland bezeichnen, das Konzept der freien Presse überhaupt begriffen haben. Sie wollen, dass ich zuhöre und aufschreibe, was sie sagen, aber sie wollen nicht durch Nachfragen herausgefordert werden. Ist da überhaupt ein Unterschied zwischen ihnen und Erdoğan? (…) Sowohl in Deutschland als auch in den USA bin ich von Menschen umgeben, die ich nicht mehr verstehe. Sie schwören mir, lupenreine Demokraten zu sein, aber agieren wie die letzten Diktatoren. Sie erklären sich zu den Vorkämpfern der freien Presse, haben aber größte Schwierigkeiten, ihren eigenen Ansprüchen zu genügen.

Wie recht er hat. Er kann ja von Glück reden, dass ihn niemand aufgefordert hat, die Statements während der Party von der Obrigkeit absegnen autorisieren zu lassen.

Tatsache ist, dass die Wähler weder Clinton noch Trump persönlich kennen, und wenn sie ihre Stimme für jemanden abgeben, dann tun sie das auf Basis des Abbildes, das die beiden von sich erzeugt haben, und sie wählen das Bild, das sie selbst am besten widerspiegelt. In den meisten US-Staaten haben sie sich für das Trump-Bild entschieden.

Wieso lese ich so etwas Wahres und Kluges nicht in deutschen Medien? Weil die sich viel zu ernst und wichtig nehmen und gar nicht merken, dass sie nicht die Realität abbilden, sondern nur einen Bruchteil davon, gefiltert durch den eigenen Klassenstandpunkt (den es, fragte man eben diese Medien, gar nicht gebe).

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Kommentare

One Kommentar zu “Conquer or die und die freie Presse”

  1. andreas am November 22nd, 2016 4:08 pm

    Hahaha, der Skinheadverweis weckt Erinnerungen. Damals in der Hafenstrasse mit Skins vor dem Onkel Otto auf der Treppe zum Hafen gesessen, das Blohm und Voss Dock 1 bestaunt, Vodka-Kirsch getrunken und anderes Bewusstsein erweiterndes Zeug (mein erschrockener Hinweis auf ein nahendes Polizeiauto wurde mit „Die sind nur zu zweit, die steigen hier nicht aus.“ richtig eingeschätzt) um den Kackjob als Bankettmanager im Queens-Hotel City Nord zu vergessen. Da kam dann der Vorschlag ob ich nicht eine Reportage zu Skinheads fotografieren möchte, um den Unterschied zwischen Skins und Nazi-Skins darzustellen. Hätt ich gerne, doch war der Job plötzlich zum Teufel.

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