Stadtfeind, Pömpel et al

stadtfeind

Die Stadt hat mich wieder, und ich bin ihrer verworrenen Wunder voll. Das obige Gedicht habe ich in einer Art Poesiealbum meines Großvaters Hugo Schröder gefunden. Bauernsohn aus dem so genannten Warthegau, dann Bergmann im Ruhrgebiet, dann Kommunist, dann (leider) religiös geworden und Laienprediger. Das Zitat stammt vom Arbeiterdichter Karl Bröger, aus Flamme. Brögers Lebenslauf ist sehr interessant: Er war Sozialdemokrat, sogar im KZ, wurde aber von den Nazis vereinnahmt, obwohl er nichts mit ihnen zu tun hatte.

Ich frage mich, woher mein Opa dieses Gedicht kannte. Der Inhalt ist mit der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis kompatibel. „Stadtfeind“ passt sowohl zum Mainstream „Landlust“ aka Stadtflucht (die auch zur Weimarer Zeit bei kleinbürgerlichen Aussteigern beliebt war), aber auch zur Stadtfeindlichkeit Pol Pots und der „Roten Khmer“ in Kambodscha.

Das Doofe am Älterwerden ist eben, dass man erkennt: Alles ist schon mal dagewesen, nur das historische Kostüm ändert sich. Das macht es aber auch leichter, Dinge einzuordnen.

Liebe Freunde, ich habe immer noch Urlaub, aber so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll.

[x] Neues Smartphone einrichten und synchronisieren
[ ] Geld von der Bank holen asap
[ ] Fahrrad zur Reparatur bringen asap
[ ] Beleuchtung im Bad reparieren asap
[ ] Kaputte Dusche im Bad reparieren, Flex leihen, alte Duschwanne rausreißen, neue Duschwanne besorgen, neues Rohr und neuen Abfluss kaufen, mauern und erden, Silikon kaufen, alles abdichten asap
[ ] einkaufen asap
[ ] Eribon „Rückkehr nach Reims [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] englische Wochenzeitung „The Voice of Gor“ in Secondlife schreiben
[ ] alle sechs Bücher über Spartacus [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] Buch über Caesars De Bello Gallico [x] lesen und [ ] besprechen
[ ] Leere Flaschen wegbringen asap
[ ] Harald Haarmann Auf den Spuren der Indoeuropäer: Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen weiterlesen (sehr interessant!)
[ ] neuen Pömpel kaufen asap

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Kommentare

5 Kommentare zu “Stadtfeind, Pömpel et al”

  1. Ruedi am Oktober 24th, 2016 2:04 pm

    Weshalb nur habe ich ‚de bello gallico‘ in der Mehrzahlform in Erinnerung?

  2. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 24th, 2016 2:38 pm

    Ich gäbe dem Pömpel Prio 1

  3. andreas am Oktober 24th, 2016 3:51 pm

    Leere Flaschen wegbringen und Pömpel kaufen hebt sich vielleicht auf, je nach Menge der leeren Flaschen.

  4. Wolf-Dieter Busch am Oktober 24th, 2016 4:07 pm

    Das Gedicht ist durchaus Scheiße aber den Nazis ebensowenig zuzuordnen wie Wagners Walkürenritt – nur weil jene dieses glorifizierten. Schönen Resturlaub!

  5. Wolf-Dieter Busch am Oktober 24th, 2016 4:17 pm

    PS – „löns mir ein schönes Lied“ – wer erinnert sich?

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