Zutritt nur nach Aufforderung

notaufnahme

Berliner Morgenpost: „Überfüllte Notaufnahmen: Patienten attackieren Personal“. RBB: „In Berliner Notaufnahmen steigt die Aggressivität“.

Ach. Was mich ärgert: Die Berichte sind wie gewohnt fast faktenfrei. „Eine dramatische Zunahme beobachte man im UKB jedoch nicht. Festhalten könne man nur, dass die größte Gruppe der aggressiven Patienten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehe.“ Das UKB hat auch einen anderen Einzugsbereich und eine völlig andere Klientel als etwa das Urban-Krankenhaus oder das Klinikum Neukölln. Aggressive Araber stehen zum Beispiel eher selten unter „Drogeneinfluss“, die sind ab Werk aka Sitten und Gebräuche so.

Die Befragten in den Artikeln haben wenig Ahnung und machen abstruse Vorschläge. „Warte- und Behandlungsbereich sind nur durch Glaswände getrennt, damit die Patienten sehen, dass in der Notaufnahme etwas passiert und dass gleichzeitig auch sie wahrgenommen werden“. Was für ein Quatsch und fernab jeder Realität! Wäre das zum Beispiel im Urban-Krankenhaus so, dann gäbe es täglich Mord- und Totschlag.

„Einzelne Rettungsstellen hätten einen eigenen Wachschutz, ansonsten werde bei Bedarf die Polizei gerufen.“ Ja, aber die braucht ein paar Minuten. Das kann schon zu spät sein. Und es gibt zahllose Fälle unterhalb der Schwelle des Eingreifens der Polizei, die geregelt werden müssen.

Zeit online: „Die Gründe sind laut dem Gutachten vielfältig“. Wer hätte das gedacht!

Am realistischsten formulierte Welt online schon vor einem Jahr: „Rettungsstellen in Deutschlands Kliniken sind hoffnungslos überlaufen. ‚Zu uns kommen alle, auch Gelangweilte und Irre‘, sagt ein Arzt. Darunter leiden echte Notfälle und das Personal. Das soll sich ändern.“ Soll. Schon klar, der Berliner Flughafen soll ja auch gebaut werden.

Ich habe da einen Vorschlag. Befragt doch einfach mal die Schwestern und Pfleger (nein, nicht die Ärzte und nicht jemand, der irgendwo etwas verwaltet), die in einer Notaufnahme in Berlin in einem so genannten „Problembezirk“ arbeiten. Die wissen, was getan werden könnte und was am besten wäre. Aber die fragt niemand.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Zutritt nur nach Aufforderung”

  1. ... der Trittbrettschreiber am September 16th, 2016 7:49 pm

    Die wichtigen Dinge werden in den meisten Unternehmen von PraktikantINNen erledigt. Warum nicht auch mal ein Gutachten (Bachelor-Arbeit) über die Gefährdungslage in KrankINNenstationen. Einfach mal mehr im IKEA-Chef-Innensessel wippen und popeln. Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Bundestag – Innenbereich.

  2. Michael am September 16th, 2016 10:52 pm

    Was getan werden müsste und welche Antworten da kämen? Als Nichtfachmann rate ich einfach mal: Mehr Personal, aber *nicht* in Verwaltung und Management sondern bei Schwestern und Pflegern? Aber dann ist möglicherweise kein Geld mehr für BER & Co. da. Apropos:

    „Schon klar, der Berliner Flughafen soll ja auch gebaut werden.“

    Wieso? Der wird doch auch gebaut. Heute und in alle Ewigkeit. Amen! Von „fertig werden“ war nicht die Rede. :)

  3. rainer am September 17th, 2016 9:35 am

    ……..“Befragt doch einfach mal die Schwestern und Pfleger (nein, nicht di“…….na so was….die soll man befragen?…..am besten ne Studie von MCKinsey oder Bertelmann…die sind doch auch ohne an Ort und Stelle zu sein kompetent und wissen Rat….

  4. andreas am September 19th, 2016 11:27 am

    Sag ich doch…
    Heute ist wieder der Teufel los. Zwei Familien stürmen die Notaufnahme. Eine jüdisch, eine arabisch. Bei beiden ist die Beschneidungsfeier offensichtlich aus dem Ruder gelaufen. Das Schreien der jeweiligen Bälger die Koloratur über dem fordernden Gezeter der Eltern. Aschfahl betritt der Chirurg die Bühne. Er macht sein AiP, ist seit 36 Stunden im Einsatz und drückt sich in Augenblicken, in denen er sich unbeobachtet fühlt irgendwelche Tabletten aus dem Blister direkt in den Mund. Vor der Tür rauchen Rettungssanitäter.

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