Ein ins Völkische taumelnder Antikapitalismus

Ivo Bozic in der Jungle World über die Partei „Die Linke“: „… immer wieder der Flirt mit dem Nationalismus und ein ins Völkische taumelnder Antikapitalismus.“
Umfragen belegen, was in den ND-Leserbiefen zutage tritt. Dem Politbarometer der „Forschungsgruppe Wahlen“ zufolge wünscht sich eine deutliche Mehrheit der Wähler der „Linken“ eine Verschärfung der Asylgesetze. Und in einer Forsa-Umfrage für den Stern vom Dezember gaben 26 Prozent der Anhänger der „Linken an, sie würden an Protestmärschen gegen eine Islamisierung Deutschlands teilnehmen, wenn sie in der Nähe ihres Wohnorts stattfänden. Das ist unter den Parteipräferenzen die zweithöchste Zustimmung zu Pegida nach der AfD.

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Kommentare

9 Kommentare zu “Ein ins Völkische taumelnder Antikapitalismus”

  1. Vox Populist am Januar 21st, 2016 3:48 pm

    Zwei Anmerkungen dazu:

    – Schon Analysen zur Wählerwanderung bei der letzten Bundestagswahl belegten, dass Wähler von der Linkspartei zur AfD gewandert sind.

    – Populismus und Patriotismus sind kein Widerspruch zum antikapitalistischen Parteiprogramm vieler anderer linken Parteien, nicht in Europa (Syriza, Podemos) und erst recht nicht in Südamerika. Auch wenn diese Einstellung der linken deutschen Intelligenzija aus ihrer antideutschen Haltung heraus völlig unverständlich ist, stellt sie einen wesentlicher Grund dar, warum diese Parteien dort Mehrheiten gewinnen können, während sie bei uns bis zum Sankt Nimmerleinstag auf ihren bedeutungslosen 10 % herumdümpeln werden.

    Mir scheint die Herangehensweise der Linken in diesen Ländern pragmatischer und erfolgreicher. Auch wenn ich persönlich mit Patriotismus nichts anfangen kann, ist mir bewusst, dass das für viele potenzielle Linkswähler anders aussieht. Man kann als linker Politiker natürlich auch weiterhin von der Weltrevolution und dem Wiederaufsteig der Komintern träumen, statt im Hier und Jetzt zumindest etwas für die Bürger des eigenen Landes zu bewegen. Da man mit dieser Taktik niemals politische Verantwortung ausüben wird, hat das den bequemen Nebeneffekt, dass man sich weiterhin in den Strahlen moralischer Überlegenheit sonnen kann.

    Die Wähler, die von Hartz IV oder Hungerlöhnen leben müssen, können sich von dieser Maxima Moralia freilich nichts kaufen – und suchen dann eben nach anderen Vertretern für ihre Nöte und Sorgen.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Januar 21st, 2016 4:36 pm

    Das ist irgenwie beruhigend. Menschen sind doch resistent gegen das Verinnerlichen von Ideologien, Systemen und Parteiprogrammen. Sie handeln aus dem interdisziplinär knurrenden Bauch heraus. Der reflexive Einsatz des Verstandes ist sekundär und geschieht dann eher zu korrektiven und „systemwiederherstellenden“ Zwecken:
    https://www.youtube.com/watch?v=flgHfsRprCA

  3. Publicviewer am Januar 21st, 2016 9:59 pm

    Es wäre ja schön, wenn die Linken endlich begreifen würden, das die Zuwanderer, alles andere als linkes Gedankengut mit sich führen, aber mit Patritimus kann ich die Linken nun gar nicht mehr zusammenbringen.

  4. GrooveX am Januar 22nd, 2016 7:22 am

    nun, die linke hat noch viel aufklärungsarbeit zu leisten. vielleicht ist das in den letzten jahren ein wenig untergegangen, aber ich gehe davon aus, dass sie schon noch wissen, wo sie ihre basis rekrutiert haben. wasg & pds zusammenzuführen war nun mal kein ‚kleines‘ projekt. und, ja, scheitern kann es natürlich auch. wir leben schließlich in deutschland, und der drall nach rechts ist ein permanentes problem – immer gewesen.

  5. yt am Januar 22nd, 2016 3:01 pm

    Ich vermute jetzt mal, in den blauen Dunst, den CSU Wählern ist das noch viel zu lasch und den CDU Wählern zu politisch.

  6. Martin Daniken am Januar 22nd, 2016 9:09 pm

    Das Problem ist das sich deutsche Linke und Pragmatismus ausschließen, kurz gesagt. Die 2010 Spdler sind keine Linken.

  7. tm852 am Januar 23rd, 2016 9:09 am

    Was erwartet Ihr? Die Linke will mit der SPD koalieren… Zum Glueck will die SPD nicht. Im Endeffekt bedeutet das, das die Union noch vergroessert wuerde? Was will ein Linker nun damit? Die Parteien die am ehesten Links stehen sind nunmal neben den Linken die CDU/CSU. Verrueckte Zeiten. Also was fuer ne Wahl hat der Waehler? Rechts, rechts oder rechts.
    „I know its a crappy deal buddy… But that’s all you got.“

  8. Godwin am Januar 23rd, 2016 12:14 pm

    @ Vox Populist:sehr schön zusammengefasst

    @ burks: mmmh mmh einerseits den Hang der linken zur religiös-elitären spätprotestantischen Sektiererei kritisieren und dann aber eines der propagandistischen Standbeine dieser Entwicklung hin zur Realitätsferne als Quelle der Wahrheit zitieren
    das ist m.E. etwas widersprüchlich

  9. Temnitzbiber am Januar 23rd, 2016 7:27 pm

    Das war vor einigen Jahren eindrucksvoll in B-Pankow zu beobachten, als dort eine Moschee der Ahmadya-Gemeinschaft errichtet werden sollte. Da machten CDU, Reps, NPD, PDS und sogar Evangelen-Guru Huber gemeinsame Sache. Ein Evangelen-Funktionär sprach gar von den „Zeugen Jehovas des Islam.“ Der kleine Unterschied: Die Zeugen Jehovas sind besonders radikal…

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