Lost in Spandau oder: Ihr wisst, was ich heute getan habe

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Nein, ich habe nur einmal etwas gegessen, im wunderbaren Udagawa in der Kantstraße. Das Udagawa gibt es schon seit den achtziger Jahren, und schon damals habe ich, als ich noch Nachtschichten mit der Taxe fuhr, oft die köstliche Tori-Udon mit den fetten Nudeln gegessen.

Vorher und nachher habe ich etwa anders getan. Das können die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser selbst herausfinden.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Lost in Spandau oder: Ihr wisst, was ich heute getan habe”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Januar 16th, 2016 7:05 am

    … ich habe das neulich mal probiert, das mit dem Whisky. Ganz lässig mit Anzug, Kravatte und einem Tweed-Hut auf dem Kopf hatte ich mich an eine Theke gesetzt und den Waiter nach der besten und teuersten Whisky-Marke des Hauses gefragt und ihm erklärt, dass ich keine praktische Erfahrung mit dieser Flüssigkeit habe. Er empfahl mir einen 18 Jahre alten „Odea“ oder so ähnlich. Dieser Whisky zeichne sich durch eine angenehme Weichheit aus. Er schenkte ein und gab etwas Eis dazu („den kann man schonmal mit Eis trinken“, sagte er). Ich zahlte sofort, ca. 13,– EURO. Dann sah ich lange in dieses Glas, so in etwa wie wenn man ein neues Diamant-Collier gekauft hat und es nun in der Hand hält, sich fragt, ob es ihr wohl gefallen wird. Dann legt man es wieder zurück in die Samtschachtel und schaut weit aus dem nächsten Fenster um etwas Halt am Horizont zu finden. „Was, wenn nicht?“. Noch einmal, nur einmal noch, bevor ich es ihr mit hochrotem Kopf und erwartungsvoller Gebärde übergebe. Und dann war da dieser Geruch, dieser zupackende fast beißende Geruch, der einem Gedicht gleich sich direkt am Verstand vorbei mitten ins Gehirn pflanzt und sein persönlichkeitsveränderndes Werk beginnt. „Whisky!“, dachte ich, „das ist also deine Avise, deine Depesche, die lesen zu wollen niemand so leicht ablehnen wird.“ Und dann sah ich wie in Trance, neben mir stehend meine rechte Hand dieses Glas umfassen. Es war nicht ich, dessen Lippen sich spitzten um das erste Mal unbeholfen das goldene Nass zu schlürfen, wie einen Silberlöffel voll Bio-Gemüsebrühe. Dann war es da, mit einem Mal, plötzlich wie ein Update von Windows 10, nachdem nichts mehr ist wie es einmal war. Ich sah mich an einer Tankstelle, völlig verwirrt, nicht mehr in der Lage, mein Sosein zu koordinieren, und dann dieses Hämmern, nein, nicht im Kopf, es war wie von weit, ganz ganz weit. Ich wusste nur, dass ich den Zapfhahn nicht in den Einfüllsstutzen meines uralten Ford Monedeos gesetzt hatte sondern in meinen immer rauher, immer lodernder brennenden Schlund geführt hatte und nun aufgenommen war, als Adept, als Novize im Kreis der Masos, die das Hier einfach wegsspülen, um weiter leben zu können. Langsam sah ich auf, sah den Waiter, sah noch zwei weitere Thekenkräfte, die von all dem keine Notiz genommen hatten. Das Glas war leer und ich floh hinaus in die regnerische Nacht, steckte meine etwaas zittrigen Hände in die Manteltaschen und war ihm so nahe, ihm, den ich nie so richtig in mein Leben gelassen hatte – James. Das also war es, was dich so früh aus dem Leben gerissen hat. Dieser Regen, dieses Auto, dieser Geschmack von Benzin und Vanille und einem Schuss Eliot. Irgendwann im Morgengrauen saß ich auf dem Kopf eines Löwen und ein Schiff fuhr an mir vorbei. „Lindau!“, rief ich glücklich „Jetzt? Jetzt schon?“.

  2. tom am Januar 16th, 2016 5:42 pm

    Danke, TS!

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