Männersache: Lieber Pelz als nackt und der Hang zum Schwachsinn

Megan Fox

Sex sells und ist gut für die Klickraten. Und ein bisschen Schwachsinn unter den Bildchen schadet nicht, weil man eben die Bildchen anguckt und mitnichten die „Inhalte“ liest. Da wir – mal ganz anthropoligisch-noraltheologisch gesprochen – im 21. Jahrhundert die 68er ganz vergessen haben und wieder in der verlogenen Prüderie der 50er angekommen sind, kombiniert mit der gewohnten Feigheit der deutschen Journaille, nur ja im Mainstream nicht aufzufallen oder gar einen Jugendschutzwart aus einem intellektuellen Dämmerschlaf aufzuwecken, gibt es in Halb-Offline-Magazinen wie Spiegel Online keine nackten Brüste zu sehen. Wo kämen wir denn da hin. Was sollen die Werbekunden sagen.

Ganz besonders erbärmlich wird es dann, wenn statt der Titten, die den gewöhnlichen lechzenden Hetero-Leser anlocken sollen, Bildchen von schönen bekleideten Frauen gezeigt werden in der Hoffnung, das würde dennoch zum Klicken Klicken Klicken und nur nicht an das Eine denken verführen, wenn man nur irgendeinen Unfug drumherumstammelt. Gleich zwei Beispiele, die ich gestern dozierendeweise auszubildenden Journalisten als Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, vorgeführt habe.

Unter den scheinheiligen Überschrift „Megan Fox und ihr Hang zur Dominanz“ bietet Spiegel Online einen schlampig aufbereitenen Artikel über die schnuckelige Megan Fox an. (Ja, ich mache es wie Spiegel Online – ich verlinke nur auf mich selbst, ganz im Sinne des Luhmannschen selbstreferenziellen Systems, welchselbiges Spiegel-Redakteure immer noch mit Online-Journalismus verwechseln). „Megan Fox ist kein Fan von inhaltslosen Worten, sondern bevorzugt gern Klartext: In einem Interview mit „Cosmopolitan“ sagte die „Transformers„-Aktrice [Die Links stammen natürlichausnahmslos von mir! Und „Actice“ bedeutet: Schauspielerin.] daher auch ohne Umschweife, wer in ihren Beziehungen die Hosen anhabe, wie die Zeitung „The Sun“ berichtete“, heißt es da ganz investigativ.

Wenn Wolf Schneider das läse, wendete er sich mit Grausen ab. Wer hat hier vom wem abgeschrieben? Die „Sun“ von der „Cosmopolitan“ und „Spiegel Online“ wiederum von der „Sun“. weil man zu blöd war, die Website der „Cosmopolitan“ zu finden? Das kommt davon, wenn ein „Online“-Magazin keine Links zu den Quellen setzt. Hier also das Original mit der viel prägnanteren Überschrift: „Der Teufel in Megan Fox“. Fox sieht nicht nur verdammt gut aus, sie ist auch clever: „But as we begin to bust Megan on the ridiculousness of her statement, she interrupts us with a laugh.“ Alles nur PR und erstunken und erlogen und gute PR für sich selbst.

„Ihr ideales Date wäre ein Dreier mit Andy Samberg und Jonah Hill, gab Fox noch zu Protokoll.“ Oh mein Gott, Spiegel Online – wie faul und abgestumpft seid ihr eigentlich? Mit wem will Megan Fox angeblich gern einen flotten Dreier im Bett hinlegen? Das interessiert mich brennend und ich kenne die Herren nicht! Könnt Ihr nicht mal einen einzigen Link auf ein Bildchen setzen, verdammt noch mal?

By the way, deutsche Journaille, lest mal die Mutter aller Investigativ-Zeitungen, die Sun: Nicht nur die heißesten Fotos der Fox, sondern auch Sätze wie: „The brutally honest star is convinced she’s mentally ill, but is still awaiting the diagnosis of her condition.“ Das finde ich interessant. Ach so, man müsste dazu recherchieren? Entschuldigung, damit wollte ich niemanden behelligen. Aber schon, dass wir darüber geredet haben.

Naomi

Naomi bei Spiegel Offline können wir kurz machen, nur als Service für die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser. „15 Jahre nach ihrer Anti-Pelz-Kampagne für die Tierschutzorganisation Peta räkelt sich das 39-jährige Supermodel für die Kampagne eines New Yorker Designers und Luxus-Pelzhändlers im Tierfell, wie die „Daily Mail“ berichtet.“ Link zur Naomis Website? Fehlanzeige? Link zu Peta? Fehlanzeige. Welcher New Yorker Designer? Wollt ihr mich dumm sterben klassen? Und ihr habt das von der „Daily Mail“ ohne schöpferische Eigenhöhe abgeschrieben und seid zu feige, das Original zu verlinken – die Leser könnnten das womöglich merken? Wisst ihr was, Spiegel-Offline-Redakteur für die Rubrik Trash, die sich bei euch als „Wissen“ kostümiert: Lasst das mit dem Internet einfach. Beschränkt Euch auf das gute alte Papier. Ihr kapiert es einfach nicht. Geht sterben, Holzmedien!

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