Rechtsextremisten: Propaganda per Computer

Thule-Mailbox

Baden-Baden, 11. April (ap). Rechtsextremisten benutzen offenbar das Computernetz „Internet“ mit Millionen Benutzern weltweit für ihre Propagandazwecke, berichtet das SWF-Fernsehmagazin „Report“. Seit einigen Wochen werde in großen Mengen Material US-amerikanischer Revisionisten eingespeist, die den systematischen Völkermord der Nazis leugnen, so etwa der „Leuchter-Report.“
Michael Rotert, Geschäftsführer der „Internet“-Servicefirma Xlink in Karlsruhe, erläuterte auf Anfrage, er halte es für wahrscheinlich, daß tatsächlich größere Mengen rechtsextremer Propaganda in das Computernetz eingespeist werde. Der Zugang zum Netz sei nicht zu kontrollieren, die Verbreitung des Materials nicht zu verhindern. „Wenn es eine Möglichkeit gäbe, würde ich sie unterbinden.“
(Frankfurter Rundschau, 12.04.1994)

image_pdfimage_print

Geheime US-Wunschliste zum Kosovo

Helmut Lorscheid (vgl. Ekkehard Sieker/hintergrund.de) : „Das im Januar in Slowenien an die Öffentlichkeit gelangte geheime Protokoll von politischen Gesprächen zwischen dem politischen Direktor des slowenischen Außenministeriums, Mitja Drobnic, und US-Diplomaten des State Department und des National Security Council in Washington zeigt, wie die USA ihre politischen Vorstellungen während der Zeit der EU-Ratspräsidentschaft Sloweniens durchsetzen wollen. Sloweniens EU-Ratspräsidentschaft hat Anfang Januar 2008 begonnnen und dauert bis Ende Juni 2008. Die folgenden Auszüge aus dem gesamten internen Protokoll zeigen praktisch einen us-amerikanischen Regie-Plan, wie die Ablösung des Kosovo von Serbien unter Mißachtung völkerrechtlicher Interessen anderer Staaten erfolgen soll. Das gesamte neunseitige slowenische Protokoll gelangte Mitte Januar durch die slowenische Tageszeitung Delo an die Öffentlichkeit. Die folgenden Auszüge liegen hier erstmals vollständig in deutscher Sprache vor.“ [mehr…]

image_pdfimage_print

Tölchen ist wieder gesund, revisited

Ajax

image_pdfimage_print

Schmutz im Internet

Schmutz

Das Internet ist – wieder einmal – ins Visier des deutschen Gesetzgebers geraten. Allerlei Schmutz werde da verbreitet, bemerkte dieser Tage Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) anlässlich eines Gesprächs mit dem chinesischer Minister für öffentliche Sicherheit, Zhou Yongkang (Zhōngguó Gòngchǎndǎng): Kinderpornografie, Seiten von Terroristen, Aufrufe zum Extremismus, Verleumdungen. Dieser Informationsfluss müsse gesetzlich geregelt werden, forderten Schäuble und Zhou Yongkang. Nur wie? Die Novellierung der jeweiligen Mediengesetze, an denen der deutsche und der chinesische Gesetzgeber derzeit arbeiten, sieht vor, dass alle Internetseiten einer Registrierungspflicht unterliegen sollen, die von 1000 und mehr Besuchern frequentiert werden. Dies entspräche Artikel 12 des chinesischen und des geplanten deutschen Mediengesetzes, nachdem eine Registrierungspflicht für Printmedien besteht, deren Auflage tausend Exemplare übersteigt. Wer jedoch feststellen soll, welche Internetseiten täglich wie viele Besucher haben, ist unklar. Zudem beträfe dies Nachrichtenportale ebenso wie Dating-Börsen oder Blogs. Und wer sollte den betreffenden Seiten eine Lizenz erteilen? Etwa die Jugendschutzwarte?

Oder habe ich jetzt etwas velwechsert?

image_pdfimage_print

BVerfG 2008

Schöne Übersicht über die Verfahren, in denen das Bundesverfassungsgericht anstrebt, im Jahre 2008 unter anderem zu entscheiden (Auszug):
– 1 BvR 1299/05 – Verfassungsbeschwerde gegen Vorschriften des Telekommunikationsgesetzes betreffend die Bereithaltung und den Abruf von Telekommunikations-Bestandsdaten zu Zwecken der öffentlichen Sicherheit.
– 1 BvR 370/01 | 1 BvR 595/07 – Verfassungsbeschwerden gegen Vorschriften des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzgesetzes, unter anderem betreffend so genannte Online-Durchsuchungen.
– 1 BvR 2074/05 | 1 BvR 1254/07 – Verfassungsbeschwerden gegen polizeirechtliche Vorschriften über die automatisierte Erfassung von Kfz-Kennzeichen zum Zweck des Abgleichs mit dem Fahndungsbestand.
– 1 BvR 1602/07 | 1 BvR 1606/07 | 1 BvR 1626/07 – Verfassungsbeschwerden gegen Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofs zum Verhältnis von Pressefreiheit und Bildnisschutz Prominenter (Caroline von Hannover).
– 1 BvR 462/06 – Verfassungsbeschwerde eines Professors einer theologischen Fakultät, der bisher das Fach „Neues Testament“ in Forschung, Lehre und Weiterbildung vertrat, betreffend eine Verfügung der Universität, mit der er unter Abänderung der bisherigen Einweisungsverfügung künftig das Fach „Geschichte und Literatur des frühen Christentums“ vertreten soll.
– 1 BvR 1886/06 – Verfassungsbeschwerde zur Frage, ob ein Rechtsanwalt Beratungsleistungen in einem Internetauktionshaus versteigern darf.
– 1 BvR 1620/04 – Verfassungsbeschwerde zur Frage, ob es (insbesondere) mit Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG vereinbar ist, einen Vater zum Umgang mit seinem Kind mittels der Androhung eines Zwangsgeldes zu zwingen.

image_pdfimage_print

Was macht eigentlich die DKP?

Sozialrevisionisten

Die DKP – welch ein politisches Grauen! Eine politische Sekte ist schon schlimm genug. Aber wenn die SektiererInnen auch noch aussehen, muss das wirklich verboten werden. Man sollte sich Christel Wegner als Block- oder Jugendschutzwartin vorstellen. Dann weiß man sofort, was man hat. Natürlich ist sie auch Mitglied bei ver.di und in anderen Lichterketten-Organisationen. Dort fällt so jemand offenbar nicht unangenehm auf. Wen wundert’s.

Die DKP und ihre Groupies meinen das alles todernst, auch wenn vernünftige Menschen für diese Sorte Politchaoten griffige Formeln wie „Dummheit in Tüten“ prägen. Das ist leider stark untertrieben. Die Partei „Die Linke“ sollte sich nicht wundern, wenn dann die Stasi wieder eingeführt werden soll und Transusen wie Wegner von Revolutionen träumen.

Ja, noch schlimmer als Wegner als Blockwart wäre die Vorstellung, Wegner mit einer Maschinenpistole vor dem Winterpalais zu sehen. Ich würde dann sofort zu den Matrosen von Kronstadt überlaufen.

image_pdfimage_print

Todesstrafe für Spammer-Avatare?

Second Life

Ich habe mich doch sehr gewundert, als ich gestern im offiziellen Second-Life-Blog den Artikel las: „Mainland and the Ad Farm Problem“. Uneingeweihte verstehen schon bei der Überschrift nur Bahnhof oder Suaheli. „Mainland“ sind die „Kontinente“ in Second Life, „öffentliches Land“ im Gegensatz zum „private estate“, den zahllosen Inseln, die jeweils einem Privateigentümer gehören.

Der kleine, aber feine Unterschied: Der Eigentümer einer Insel kann zwar sein Land in kleine Parzellen teilen und einzeln verkaufen, diese Parzellen aber auch wieder enteignen und zusammenlegen. Auf dem Mainland kann das nur Linden Lab. Das nutzen die Spammer („Ad Farm“) aus: Auf dem „Mainland“ haben viele Land in die kleinstmögliche Einheit zerlegt, 16 „Quadratmeter“, auf die maximal drei Bauteile passen. Ein Grundstück, von dem eine solche Ecke fehlt, auf der sich eine riesige Werbetafel dreht, ist somit so gut wie unverkäuflich – wenn der Eigentümer der 16 Quadratmeter sich weigert zu verkaufen. Parzellen mit zahllosen Werbetafeln, die die virtuelle Gegend verschandeln, gibt es nur auf Mainland.

Das wird sich jetzt ändern:

So to recap:
* Advertising on small parcels is fine, we are not outlawing the use of small parcels for this purpose.
However..
* Using content, particularly advertising, to deliberately and negatively affect another resident’s view so as to sell a parcel for an unreasonable price, will be deemed unacceptable and dealt with as a violation of our community standards.

„Unreasonable price“ ist so etwas wie „fairer Handel“ oder „gerechter Lohn“, also eine sinnfreier affirmativer Begriff für etwas, das im Kapitalismus nicht existiert. Löhne und Preise und Warenwerte sind keine moralischen Kategorien und somit weder fair noch unfair noch ungerecht. Ein „fairer Handel“ oder „gerechte Preise“ existieren nur in den Hirnen linker Dumpfbacken, die die zu ihnen passende Bibel nicht studiert haben, weil sie dazu zu faul oder zu dämlich waren (meistens beides). [Ich war in den 70ern fünf Semester Tutor in Kapital-Kursen – der einzige Maoist bei Wolfgang Fritz Haug.]

Wenn Linden Lab, der Eigentümer der 3D-Welt Second Life, jetzt die Preise künstlich festsetzen will, ist das Sozialismus. Und das von einer kalifornischen Firma! Hugo Chavez lässt grüßen.

Aber da Second Life ohnehin nur bestimmte Aspekte der Realität simuliert und mitnichten nach den Gesetzen der Marktwirtschaft funktioniert, ist das wurscht. Ich finde es ganz hervorragend, wenn die Besitzer der Ad Farms und andere Spammer ohne Entschädigung gnadenlos enteignet werden. Ich wäre sogar dafür, bei Spammern die Guillotine für Avatare einzuführen.

image_pdfimage_print

Tölchen ist wieder gesund

AjaxAcht Tage war das Tölchen krank, nun frisst es wieder, Gottseidank. Aber die Ärztin sagte uns heute, noch am Sonntag sei sie sich nicht sicher gewesen, ob Ajax die Infektion überleben würde. Auch ein anderer Hund wurde einen Tag vorher mit vergleichbaren Symptomen eingeliefert. Die Seuche ist wohl ultragefährlich. Was genau es ist, weiß niemand. Jetzt trägt er nur noch einen Verband, ist auf Diät, muss zwei Mal am Tag eine Pille fressen (was er ohne zu murren macht) und wird ab Sonntag wieder auf normales Futter in normalen Mengen gesetzt. Uff, das war knapp….

image_pdfimage_print

Exegit monumentum aere perennius

maps.google.com

Wenn ich über die Brache am Gleisdreieck streife, zusammen mit Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch, muss ich immer an den Sagenheld Sisyphus denken, die antropomorphe Metapher für vergebliches Tun.

Auf dem ausgedehnten Gelände soll ein Park entstehen. Ohne den wäre es schöner, meine ich. Dort laufen jetzt Leute herum, die versuchen, überall Zäune aufzustellen, um die Kreuzberger daran zu hindern, hierhin undmaps.google.com dorthin zu laufen.

In Kreuzberg ist das anders: Dort gab es schon immer Schrippen am Sonntag, und Zäune überleben nicht lange. Ich weiß, wovon ich rede – ich wohne seit 1982 ununterbochen in diesem schönsten aller Berliner Stadtteile. Heute haben sie einen Zaun an der Ruine des Stellwerks gebaut (vgl. rote Markierung maps.google.com). Am liebsten hätte ich den armen Bauarbeitern des Satz eines römisches Legionärs aus „Asterix“ zugerufen, der eine Palisade baut: „Exegit monumentum aere perennius“! Was danach kommt, ahnt man schon.

Die grünen Pfeile zeigen Löcher in den Zäunen oder Zugänge auf das Gelände, die rosa Pfeile zeigen Stellen, die zeitweilig geschlossen waren (Stand 15.02.2008, 09.00 Uhr).

image_pdfimage_print

Eilentscheid über Vorratsdatenspeicherung noch im März

Reuters (14.02.2008): „Das Bundesverfassungsgericht will seine mit Spannung erwartete Eilentscheidung über die umstrittene Vorratsdatenspeicherung rasch verkünden. ‚Wir beabsichtigen, noch im März zu entscheiden‘, sagte Gerichtspräsident Hans-Jürgen Papier am späten Mittwochabend in Karlsruhe.“ [mehr…]

image_pdfimage_print

Was macht eigentlich Hagalil?

Ich frage mich, ob bei den Definitionsfragen in Finkeldeys Blog Hagalil gemeint ist?

Betrug ist es nicht, für eine gute Arbeit 200.000.- € wohlverdiente Fördergelder bekommen zu haben. Betrug ist es aber – moralisch, vermutlich sogar juristisch -, seinen wichtigsten Mitarbeiter/inne/n Honorare in Aussicht zu stellen, sobald man an Fördergelder gekommen sei („Ihr seid dann die ersten, die etwas kriegen“), ihnen jedoch dann die Höhe der Fördergelder zu verschweigen und Honorare zu verweigern.
Strunzdumm ist es, das Offenkundige nicht sehen zu wollen. Z.B. nicht sehen zu wollen, dass einem keiner erzählen kann, bei knapp 200.000.- € sei kein Raum gewesen, auch nur einen Anstandsobolus zu zahlen…
Perfide ist es, Jüdinnen/Juden zumindest in moralischer Hinsicht um Geld zu beschubsen und die sehr berechtigte Kritik daran als „Antisemitismus“ zu labeln.

Erinnert mich daran, mich dem Thema irgendwann recherchemäßig widmen zu wollen. Traut sich ja sonst eh keiner.

image_pdfimage_print

Soft Tempest

Informationsdienst Wissenschaft (13.02.2008): „Über Reflexionen in Teekannen, Kaffeetassen, Brillengläsern oder sogar in den Augen eines PC-Benutzers kann man die Daten eines beliebigen Bildschirms ausspionieren. Das haben Informatiker unter Leitung von Prof. Dr. Michael Backes (Lehrstuhl für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes) untersucht. Mit einer speziell angepassten Teleskop-Ausstattung im Wert von rund tausend Euro konnten die Saarbrücker Wissenschaftler noch in einer Entfernung von über zehn Metern Informationen rekonstruieren, die in verschiedenen Gegenständen gespiegelt wurden. Das Forscherteam geht davon aus, dass man mit professionelleren Geräten mühelos aus größerer Entfernung, etwa vom Fenster eines Nachbargebäudes aus, geheime Daten auf diese Weise ablesen könnte.“ [mehr…]

By the way: So neu ist das Thema nicht. Steht noch viel komplizierter in Markus Kuhns Arbeit (zusammen mit Ross Anderson): „Soft Tempest: Hidden Data Transmission Using Electromagnetic Emanations“. (Vorsicht – nur für Geeks!). Einfacher hatte Kuhn ein ähnliches Procedere vor zehn Jahren in der c’t beschrieben: „In die Röhre geguckt – Unerwünschte Abstrahlung erlaubt Lauschangriff“.

Aber so etwas liest man bei Schäubles natürlich nicht….

Nachtrag: Vgl. Van-Eck-Phreaking (Wikipedia).

image_pdfimage_print

Online-Durchsuchung, die 234ste

Video: „Heimliche Online-Durchsuchung – wie geht’s, wie schütze ich mich?“ Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein: Offene Informationsgesellschaft und Terrorbekämpfung – ein Widerspruch? Sommerakademie 2007 am 27. August 2007. Sehenswert!

image_pdfimage_print

Anti-Terror-Kampf im Internet

WAz

Ich habe mir jetzt den Original-Artikel aus der WAZ besorgt, der den Medien-Hoax um die „Online-Durchsuchung“ maßgeblich beeinflusst hat. In meinem Telepolis-Artikel vom 06.02.2007 hieß es:

Wolf hat überhaupt nichts von „Online-Durchsuchungen“ gesagt. Im August 2006 heißt es im Heise-Newsticker korrekt nur, es solle jetzt das Internet überwacht werden. Die dort erwähnte Formulierung „Zugriff auf Internet-Festplatten“ stammt aus der Welt. Die wiederum bezieht sich auf ein Interview der WAZ vom 28.08.2006 mit Ingo Wolf: ‚Der Verfassungsschutz muss die Möglichkeit erhalten, auf Internet-Festplatten zuzugreifen, um inländische Terrorzellen aufzuspüren und zu beobachten.‘ Das ist allgemein formuliert und bedeutet gar nichts Konkretes. Was mit „Internet-Festplatten“ gemeint ist, kann man nur vermuten: Festplatten in den Rechnern der Provider, im Gegensatz zu privaten Festplatten, die manchmal offline sind?

Aus den „Internet-Festplatten“ haben dann die Medien private Computer gemacht – und die urbane Legende des Behörden-Hackers war geboren. Demnächst mehr in einem größeren Werk…

image_pdfimage_print

Vertrauen in unsere Eliten

Der dümmste Spruch der Woche wurde zweifelsfrei von Rainer Wend geprägt, laut Spiegel Online „wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion“. Thema: Die Vorwürfe der Steuerhinterziehung gegen Post-Chef Klaus Zumwinkel. Die Polizei war heute früh mit großen Trara bei Zumwinkels privat angerückt. Offenbar war die gesamte Presse vorher informiert worden, damit sich einige äußerst wichtige Personen fotografieren lassen konnten. Wend sagte: „Da geht wieder ein Stück Vertrauen in unsere Eliten verloren.“

„Ein Stück Vertrauen“ klingt nach „ein Stück weit den Bürgersteig entlang gehen“. Aber das ist nicht die Pointe. Die SPD hat also, wenn man Wend glauben will, Vertrauen in die herrschende Klasse, die man affirmativ „die Elite“ zu nennen pflegt, ohne die Kapitalisten vorher gefragt zu haben. Warum denn nur? Vertrauen ist gut, aber damit funktioniert die Ökonomie nicht.

Zumwinkel, „Manager of the Year 2003“, ist in Wahrheit nur ein typisches Beispiel für Manager eines quasi-staatlichen Unternehmens. Raffen, raffen, raffen und an sonst nichts denken. Das Kapital kennt keine Moral, und man darf die Mentalität der in seinem Sinn agierenden Personen nicht theologisch interpretieren. Es ist in sich konsequent. Das Sein bestimmt bekanntlich das Bewusstsein.

Übrigens, Marx hat dazu was Nettes gesagt: „Die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.“ Modern formuliert: Die Sozis sind genauso doof wie die Zumwinkels.

image_pdfimage_print

Kapitalismus 2.0

Dieser Artikel erschien leicht verändert am 08.02.2008 unter dem Titel „Virtuelles Geld, reale Banken – und umgekehrt“ in der Netzeitung.

Es ist nicht immer eine Bank, wenn Bank draufsteht. Das mussten viele Nutzer der digitalen Welt Second Life schmerzlich erfahren: Gingko Financial, die bekannteste „Bank“, löste sich im September spurlos auf. 200 Millionen der Second-Life-„Währung“ Lindendollar waren weg – umgerechnet eine halbe Million Euro Einlagen. Der Gingko-„Banker“ Andre Sanchez alias Nicholas Portocarrero alias Michael Pratte konnte nicht belangt werden. Ein virtueller Schwarzer Freitag also? Nein: Reale Banken funktionieren in virtuellen Welten genausowenig wie die realen Marktgesetze. Das hindert Linden Lab, die Betreiberfirma von Second Life, dennoch nicht daran, mit seinen „Economic Statistics“ das Gegenteil zu suggerieren.
Second Life

In Second Life kann man reales Geld ausgeben, etwa für den Kauf eines virtuellen Grundstücks, die dafür fällige monatliche „Steuer“ an Linden Lab, für die Textilien des Avatars, für Genitalien oder für Dienstleisungen wie Cybersex. Reale Dollar müssen dafür in Lindendollar umgetauscht werden. Das geht – mit wenigen Ausnahmen – nur über eine Kreditkarte oder ein Konto bei Paypal. Jeder Avatar trägt seine virtuelle Geldbörse immer bei sich, ohne dass sie in Gefahr wäre gestohlen zu werden oder an Wert verlöre.

Der Lindendollar ist jedoch trotz seines „Wechselkurses“ keine Währung, sondern nur ein Micropayment-System mit einem willkürlich von Linden Lab festgesetzten Wert, vergleichbar mit Microsoft Points, einer Verrechnungseinheit, mit der man zum Beispiel für den MP3-Player Zune Songs kaufen kann. Niemand braucht daher Banken in Second Life. Auch die „Börse“ in Second Life verschwand schon nach kurzer Zeit wieder im Nirwana.

Avatare können keine Verträge miteinander abschließen, die einklagbar wären, ohne den realen Menschen hinter der virtuellen Maske identifiziert zu haben. Die Nutzer in Second Life dürfen fast alles tun, solange keine ernsthaften Beschwerden laut werden. Sie können andere betrügen, sich Vertrauen erschleichen und Lindendollar zu Wucherzinsen verleihen wie im Mittelalter.
Second Life

Second Life ist aber keine Simulation der Welt, sondern imitiert nur bestimmte Aspekte der Realität. Niemand kann bei Streitfällen ein Gericht anrufen. Es gibt keinen Krieg: Politik kann nicht mit anderen Mittel fortgesetzt werden. Die Ökonomie stagniert nur auf dem Niveau eines Pfandleihhauses. Noch nicht einmal die Wirtschaft Venedigs in der Renaissance könnte realistisch nachgespielt werden, obwohl der reale Umsatz in und mit Second Life das Bruttosozialprodukt von Guinea-Bissau übersteigt. In der vituellen Welt gibt es weder Gewalt noch Diebstahl. Die wenigen Hacker-Angriffe auf das Hab und Gut der Avatare nutzten Lücken in der Zugangssoftware aus, die Linden Lab bekannt waren, aber nicht rechtzeitig oder aus Prinzip nicht geschlossen wurden – wie die Möglichkeit, Avataren, die fahrlässig Land weit unter dem üblichen Preis anbieten, ihr Territorium durch eine speziell programmierte Software („Bots“) wegzunehmen.

Es gab daher auch keine virtuelle Bankenkrise. Das Vermögen der so genannten virtuellen Geldinstitute war immer „Fiat money“ – ein Begriff aus der Volkswirtschaftslehre für Geld, das nicht oder nur teilweise durch reale Werte gedeckt ist. Die „Banken“ konnten sich nur etablieren, weil die Betreiber Zinsen bis zu 40 Prozent versprachen, also Gutgläubige fanden, die an eine Art wundersame und magische Vermehrung des Lindendollar glaubten. Auch in der realen Welt findet so etwas immer wieder statt, bis hin zu Pyramidenspielen und schlichter Abzockerei.
Second Life

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Linden Lab wären nach deutschem Recht ohnehin nichtig: Die kalifornische Firma behält sich vor, ihre Kunden jederzeit ohne Angabe von Gründen enteignen zu können – ohne sie dafür zu entschädigen. Linden Lab finanzierte seine 3D-Welt vor allem durch Risikokapital des Investors Benchmark Capital, will aber selbst kein Risiko eingehen und hat sich juristisch ungefähr den Status eines mittelalterlichen Raubritters gesichert. Keine deutsche Bank betreibt ihr ureigenstes Geschäft unter solchen Bedingungen.

Ab dem 22.1.2008 dürfen nur noch virtuelle Banken in Second Life ihre Dienste anbieten, die auch eine Lizenz im realen Leben vorweisen können. Dubiose „Firmen“ wie die Royal Bank of Whitfield – im Besitz eines deutschen Nutzers – oder die „Thomas Bank Deutsche Branche“ sind verschwunden. Nur die „Q110 Deutsche Bank“ ist virtuell präsent – mit einer Filiale, die der realen in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte nachgebaut ist. Das auf sechs Monate befristete Projekt soll als Test dienen, sich mit virtuellen Welten zu befassen, wie die Besucher die „Q110 Deutsche Bank“ wahrnehmen und was sie davon erwarten. „Das Ziel war es nicht, reale Konten anzubieten“, sagt der Avatar Hedge Koenkamp alias Oliver Ehrhardt im realen Leben. Die Filiale ist ein Pilotprojekt für die gefühlte „Bank der Zukunft“. Der Geldautomat der virtuellen Deutschen Bank macht etwas, wovon man in der Realität nur träumen kann: Er spuckt nach dem Zufallsprinzip fünf Lindendollar (0,01 Cent) an Avatare aus – ein Bonsai-Glücksspielautomat in pseudo-seriösem Outfit, den man in der realen Filiale der Deutschen Bank vergeblich sucht.

Auf den „Gelben Seiten“ von Second Life finden sich dennoch zahlreiche Banken, als verlangten die Nutzer, dass ihnen das, was virtuell nicht funktioniert, immerhin vorgegaukelt wird. Das New Yorker Unternehmen Coldwell Banker zum Beispiel besitzt eine – mittlerweile stark eingedampfte – virtuelle Niederlassung. Das Unternehmen ist aber keine Bank, sondern handelt vornehmlich mit Immobilien, die man auch virtuell begutachten konnte. Man kann dort Lindendollar auf ein Konto einzahlen, eine Art Pfand für den Kauf einer virtuellen Immobilie, das man ohne Zinsen nach einer Frist zurückbekommt. Auch das ist kein normales Bankgeschäft.
Second Life

Einige Geldinstitute in Second Life sind seriös, aber trotzdem keine Bank. Sie nutzen die Tatsache aus, dass es schwierig ist, ohne Kreditkarte an das virtuelle „Spielgeld“ heranzukommen. Wer Lindendollar etwa bei ebay ersteigert, geht das Risiko ein, sein Vermögen sofort wieder zu verlieren, wenn sich herausstellte, dass es der Verkäufer mit einer gestohlenen Kreditkarte oder auf eine andere Art missbräuchlich erworben hat. Das deutsche Unternehmen Wirecard bietet eine Art virtuelle Prepaid-Mastercard an, die man bis zu einer gewissen Summe auch bar bei einer Bank auffüllen kann. Ohne PostIdent-Verfahren hat der User kein normales Girokonto, sondern ein eGeld-Account. Auch der Telelinden Cash Service aus Germering bei München offeriert, ohne Konto und Kreditkarte Lindendollar erwerben zu können.

Der „Bankencrash“ von Second Life beweist vor allem eines: Vertrauen in ein Geldinstitut ist gut, aber nur für das Institut, nicht für den Kunden. Kontrolle der Bank wäre besser, aber nicht von einem Raubritter, sondern von einer Bankaufsicht. Man darf gespannt sein, wie Linden Lab reagierte, wenn eine Bank mit staatlicher Lizenz aus Nigeria oder aus Angola eine virtuelle Niederlassung eröffnete.
Second Life

„Andre Sanchez“, den ich noch im Artikel in der Netzeitung erwähnte, existiert vermutlich nicht, vgl. die ausführliche Diskussion über die wahren Hintermänner der „Ginko Financial“ auf virtuallyblind.com (Benjamin Duranske, 13.08.2007):

„The reason I haven’t run this info on VB up to now is that I had — so far — been fairly convinced that the registrant, Michael Pratte, though affiliated with Ginko and someone who took money from it, was not the person who controls the ‘Nicholas Portocarrero’ avatar. I’ve known I could be wrong on this point, but I was never sufficiently convinced otherwise to run the data identifying Pratte. That all said, I’m intrigued by the above poster’s (confirmed) point that ginkosoft.com was registered in 2000 (well before Second Life was created).

That has to mean either:
1) Andre Sanchez (who controls the avatar ‘Nicholas Portocarrero’) met a guy in Second Life in early 2005 who already had a domain. Under this theory, I’m guessing the guy is ‘Hinoserm Rebus,’ Ginko’s technical guy, and an avatar probably controlled by Michael Pratte. That guy — Pratte/’Rebus’ (or some other avatar we don’t know about) owned a website called “ginkosoft.com” already, and he and Sanchez decided to name the bank “Ginko” because the site wasn’t being used for anything. They then bought ginkofinancial.com (in 2005), and Pratte/’Rebus’ (or whoever) registered that one too.
or…
2) There is no “Andre Sanchez” and the guy who owns both domains — Michael Pratte — ran Ginko and controls both the ‘Portocarrero’ and ‘Rebus’ avatars. If the second of the above options is true, and this whole story (Nicholas being inspired by a famous banker, etc.) is completely phony from the beginning, then it’d be pretty hard argue this wasn’t actually set up as a scam from day one. Also, for what it’s worth, it would be a lot easier to sue a guy who is in the U.S. (if Pratte… is Hinoserm… is Nicholas — he is now in Texas according to the Official Ginko Blog) than a guy in Brazil.“

image_pdfimage_print

SPIEGEL Wissen

…habe ich gerade getestet: Die Suche funktioniert nicht ohne Javascript. Man fasst es nicht. So züchtet man DAUs heran.

image_pdfimage_print

Vorratsspeicherung von Kommunikationsspuren verboten

Urteil: Vorratsspeicherung von Kommunikationsspuren verboten.

Ein Berliner Gericht hat dem Bundesjustizministerium in einem Grundsatzurteil untersagt, das Verhalten der Besucher des Internetportals des Ministeriums aufzuzeichnen. Ein Urteil mit Folgen für Internetbranche und Politik.

Vgl. die Musterklage.

image_pdfimage_print

Tarnkappe und Lichtschwert

Interessante Diskussion zur „Online-Durchsuchung“ auf beck-blog

image_pdfimage_print

Tölchen ist krank, update

Ajax

Tölchen aka Ajax vom Teufelslauch hat zum ersten Mal seit einer Woche geformt gekackt, was ein gutes Zeichen ist, und sogar begonnen, sein Diät-Futter zu fressen, weil das grausame Frauchen und das sadistische Herrchen sich weigern, das Hundchen ausschließlich mit warmen Reis und superteurer vorgekochter Hühnchenbrust zu verköstigen. Der Katheter soll heute am Nachmittag entfernt werden.

image_pdfimage_print
image_pdfimage_print

← Next entriesOlder entries