Ritterinnen der politischen Korrektheit

Märkische Oderzeitung: „In Berlin-Friedrichshain gehen die Kinder zum „Verkleidefest“. Eltern, die mit dem Wort nichts anfangen können, werden belehrt: ‚Fasching‘ und ‚Karneval‘ bezeichnen aus dem Christentum stammende Bräuche. Aus Rücksicht auf andere Kulturen und Religionen sollen sie nun nicht mehr benutzt werden.“

Wenn ich das schon höre. „Kulturen“, womöglich lebende! Jetzt rächt sich der unpolitische bzw. entpolitisierende Begriff von „Kultur“, den das grüne Milieu zusammen mit „Multikulti“ in den Diskurs eingeführt hat. Falsch ist es sowieso. „Kultur“ und „Paternalismus“ sind auch zwei Seiten einer Medaille. Es ist hoffnunglos – jetzt ist auch schon die „Linke“ infiziert.

Vgl. Wikipedia:
Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert und dies ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.

In allen Kulturen des Mittelmeerraumes lassen sich ähnliche Feste, die meist mit dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen, nachweisen: In Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis und die Griechen veranstalteten es für ihren Gott Dionysos und nannten es Apokries.

Die MOZ fragt ganz richtig: „Besonders traurig ist, dass die Amadeu Antonio Stiftung ihren Namen für diese alberne Kampagne hergibt. (…) Weitergedacht stellt sich die Frage, ob das islamische „Zuckerfest“ nicht eigentlich viel zu ungesund klingt? Und warum sollten sich beim Karneval nur Scheichs und Indianer diskriminiert fühlen? Was ist mit den verniedlichten Prinzessinnen? Mit verhöhnten Hexen, veralberten Dickwänsten und der Amtsanmaßung in Polizei- oder Feuerwehruniform aufzutreten?“

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Kommentare

10 Kommentare zu “Ritterinnen der politischen Korrektheit”

  1. flatter am März 3rd, 2017 4:04 pm

    Das ist immer wieder lustig, wie ethnozentrisch diese vermeintlichen Multikultis sind. Dasselbe mit Ostern, Weihnachten, Allerheiligen/St.Martin – dass die Kirche schlicht ‚heidnische‘ Feste okkupiert hat, wissen diese Experten nicht. Ich mache meist obendrein die Erfahrung, dass sie es leugnen, wenn ich sie darüber aufkläre. Geht mir mit Christen genau so; die Schnittmenge ist ja auch nicht unerheblich, vor allem mit meinen Freunden, den Lutheranern.

  2. ... der Trittbrettschreiber am März 3rd, 2017 6:26 pm

    Ich bin froh, dass diese albernen Landmaschinenanhänger keine Trittbretter haben.

  3. Martin Däniken am März 3rd, 2017 6:29 pm

    Musste an abführende Jokurtkulturen denken
    -Sone Schiete
    Was wphl so ein oller Babylonier dazu sagen würde
    Achja wir werden alle störben!
    „Ihr Menschen seid schon seltsame Wesen.
    In einem Universum, das so voller Wunder ist,
    habt ihr es dennoch geschafft,
    die Langeweile zu erfinden!“

  4. Roland am März 3rd, 2017 6:29 pm

    Im Grunde genommen eine Wert kultureller Rassismus, eine postkoloniale Überlegenheitshaltung. „Wir“ sind so liberal und offen und nennen alles neutral um, die „anderen“ bleiben beim Ramadan, also sind wir die besseren…

    Und warum sollen wir nicht zu Traditionen stehen? (Fast) egal, woher sie stammen?
    Konsequent wäre es, die kirchlichen Feiertage nicht mehr als gesetzliche Feiertage gelten zu lassen, das kirchenstaatliche Spaßverbot an Karfreitag zu streichen – aber doch nicht die Namen ändern.

  5. blu_frisbee am März 3rd, 2017 8:35 pm

    Eine Kultur sind nicht nur Kleider, Essgerichte, Musik, Tänze, sondern das gesamte Ensemble an Verhaltensformen (inkl. psychische Disposition dazu).
    Diese Eltern finden Hooligan- und Proll- und Machokultur nicht gut.

  6. blu_frisbee am März 3rd, 2017 8:37 pm

    Sprachwissenschaft zum Gendern.

  7. Waldiwurst am März 3rd, 2017 10:35 pm

    Natürlich ist das Unfug.

    Aber: Nicht etwa „in Berlin-Friedrichshain gehen die Kinder…“. , sondern „eine Kita in Berlin-Friedrichshain feiert im Februar mit ihren 20 Kindern…“.

    Diese Information, ob hier nun ein ganzes Viertel vom Bezirk (grüne Bürgermeisterin!) zum „Verkleidefest“ gezwungen wird, oder ob irgendwo ein Grüppchen Weirdos seinen privaten Neigungen nachgeht, musste ich mir selber aus diesem Internet saugen. Und unwesentlich ist diese Information ja nun nicht. Die Zeitung behauptet einen (wenn auch regionalen) gesellschaftlichen Trend. Die tatsächliche Sachlage verweist aber eher auf obskure Neigungen einiger Einzelpersonen.

    Man darf sich auch fragen, ob die Festivitäten von 20 Kindern tatsächlich schon so etwas wie einen Nachrichtenwert darstellen. Was sollte es denn einen jucken, wenn irgendwo irgendwelche Leute unter sich irgendwas ausmachen? Dass die betreffende Kita zu irgendwas aufruft, protestiert oder sich sonstewie durchsetzen will, war bislang jedenfalls noch nicht zu vernehmen.

    Ändert alles nichts daran, dass es Unfug ist. Aber: Unfug machen Menschen dauernd. Will man sich tatsächlich dauernd über den Privat-Unfug irgendwelcher Leute aufregen, die diverse Häuser von einem entfernt halt rumunfugen? Was unterscheidet dann einen noch vom Blockwart und von der Fensterkissen-Oma?

  8. flurdab am März 4th, 2017 6:23 am

    Verkleidefest in Berlin?
    Findet das nicht hauptsächlich im Bundestag statt, an 365 Tagen quasi?

  9. ... der Trittbrettschreiber am März 4th, 2017 8:45 am

    @Waldiwurst

    das ist Instrumentenpflege, das Gasgeben im Stand ohne Kupplung, das Klimpern mit dem Schlüsselbund.
    Systemische Selbstgespräche. Dazu gehört auch die Empörung, wenn vor der High-Tec-Mikroskopenlinse ein Designervirus mit erhobenem Mittelfinger breakdanced.

  10. Martin Däniken am März 4th, 2017 8:55 pm

    Wenn mans als Untergangssignal des Abendzlandz deutet und verkauft,kann man Karriere machen…
    irgenswas bleibt ja hängen-immer-garantiert!

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