Friedliche Konfliktlösungen fördern oder: Stand firm, GDL!

bahnstreik
Originalfoto: Nicolas17/Wikipedia

Lesen und beten wir gemeinsam. „Bahn-Vorstände verdoppeln ihre Erfolgsprämien“, schreibt das Handelsblatt, einer der kleineren Lautsprecher des Kapitals. Die Tagesschau hat die übliche Hetze und die gewohnten Sprechblasen der üblichen Verdächtigen zusammengefasst: „volkswirtschaftlichen Folgeschäden“ und ähnlicher Quatsch.

Vernünftige Menschen lesen Rico Grimm auf Krautreporter: „Durchhalten, Bahn, Bürger, GDL! Dieser Streik ist der wichtigste der Berliner Republik“. Sowie Tom Strohschneider im Neuen Deutschland: „Danke, GDL“ – „warum die Lokführer in Wahrheit für uns alle kämpfen“.

Ich finde das, was uns die Medien zur Zeit über den GdL-Streik anbieten, pädagogisch wertvoll. Jeder entlarvt sich selbst. Man sieht gleich, wer ideologisch von Kapital korrumpiert worden ist oder meint, wenn man den Herrschenden nach dem Mund redete, spränge doch irgendwann ein Job als Pressesprecher eines „Volkswirtschaftlers“ heraus. Rico Grimm schreibt ganz richtig:
Denn am 10. Juli soll ein Gesetz den Bundesrat passieren, durch das nur noch die größte Gewerkschaft Abschlüsse aushandeln darf, wobei Einigungen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber vorher treffen, bestehen bleiben. Die Bundesregerung will damit „friedliche Konfliktlösungen“ fördern. Für Weselsky ist dieses Gesetz „ein Angriff auf die Gewerkschaftsbewegung“. Damit sollen jene Gewerkschaften beerdigt werden, die „noch Kraft entfalten können und das auch wollen“.

Noch mal zum Mitschreiben: Der größte Angriff auf die Rechte der Arbeiterklasse, sich zu organisieren, führt nicht zu einem Generalstreik? Nein? Die Gewerkschaftsbonzen tun nichts? Ganz Deutschland ist für „friedliche Konfliktlösungen“ und Tarif“partnerschaft“ zwischen Arbeit und Kapital? Nein! Eine kleine Gewerkschaft unbeugsamer Lokführer usw.

Wer es in verschwurbeltem Deutsch mag, lese den Artikel in der ak vom November 2914 2014, der immer noch erstaunlich aktuell ist: „Der Arbeitskonflikt zwischen GDL und Deutscher Bahn soll entpolitisiert und ein Gewerkschaftsrepräsentant demontiert werden“.

Übrigens: Während eines Streiks kann man auch alternative Transportmittel benutzen.

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Kommentare

10 Kommentare zu “Friedliche Konfliktlösungen fördern oder: Stand firm, GDL!”

  1. andreas am Mai 4th, 2015 3:10 pm

    Korrekt. Tagesschau macht Schüttelfrost. Wie sich das mit den großen Gewerkschaften, i.e. friedliche Konfliktlösungen verhält läßt sich sicher bald bei den Pädagogen- und Erziehungsberufen bewundern. Wette(r)n!

  2. ninjaturkey am Mai 4th, 2015 4:32 pm

    Den ak-Artikelvon 2914 (!) finde ich sehr bedrückend. Man sollte doch annehmen, dass die Gesellschaft in 900 Jahren weiter sei.
    scnr ;-)

  3. W. Buck am Mai 4th, 2015 4:32 pm

    „..vom November 2914, der noch immer erstaunlich aktuell ist…“

    WOW! Das Wochenende war hart, zugegeben.
    Aber hab ich wirklich soooo lange gepennt? :)

    Danke für Deinen Artikel.

  4. FDominicus am Mai 4th, 2015 5:46 pm

    Ich würde es sehr begrüssen wenn die Deutschen die Bahn einfach nicht mehr benutzten. Glücklicherweise machen es auch immer weniger dank ja nun bekommt Burks rote Ohren, Konkurrenz und Wettbewerb.

    Kaum zu glauben, daß in einem Land festgelegt werden darf, wohin und wie weit Busse fahren dürfen…..

  5. Temnitzbiber am Mai 4th, 2015 10:10 pm

    Leider gibt es Leute vor allem auf dem flachen Lande, die auf Bus und manchmal Bahn angewiesen sind, um zu Arbeit, Schule, Studium… zu kommen. Busse werden in Teilen Brandenburgs auch gerade bestreikt. Hat nicht jeder ein Auto! Aber: Streik ist trotzdem richtig. Wem gehört der Konzern DB? Dem Bund! Mutti tu was! Rück Geld raus! Und der Rest der Werktätigen komme endlich zu Potte!

  6. Duckhome am Mai 4th, 2015 10:34 pm

    Aufgelesen und kommentiert 2015-05-04

    Jobcenter Dillingen verschickt Terminserien – um sanktionieren zu können Braunkohle: Gewerkschafter gegen Umweltschützer Vollzeit, von dem man leben kann, wird für immer mehr Menschen zur Ausnahme Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrän

  7. Michael am Mai 5th, 2015 12:18 am

    Das Handelsblatt würde ich nicht einen Lautsprecher des Kapitals nennen, sondern eher die interne Haussprechanlage. Das HB wendet sich (meistens) vom Kapital ans Kapital – und deshalb ist es auch für Linke durchaus lesenswert („know Your enemy“), denn da sind die gewissermassen unter sich und daher oft ein wenig ehrlicher. Das sieht man gerade an der von Dir zitierten Schlagzeile:

    „Bahn-Vorstände verdoppeln ihre Erfolgsprämien“

    Bei den richtigen LdK, also denjenigen, die dem Arbeiter Kapitalinteressen als Arbeiterinteressen verkaufen wollen, würde man sowas eher vermeiden. Da ignoriert man das am besten ganz oder packt es in irgendeinen Satz hinten in einen Artikel mit nichtssagender Überschrift. Es könnte ja sonst der eine oder andere die (im Kapitalsinne) falschen Schlüsse ziehen. Wie so ein richtig aromatischer LdK-Beitrag zum Thema Bahnstreik aussieht? Hier ein weiteres von vielen Beispielen: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kritik-an-gdl-merkel-draengt-auf-schlichtung-im-bahnstreik-1.2463527

  8. Streikgraf, bleibe hart! | Kritik und Kunst am Mai 5th, 2015 9:09 am

    […] Lokführerstreik schreiben Rico Grimm und burks alles […]

  9. Guest am Mai 5th, 2015 12:20 pm

    @FDominicus
    Gibt es einen Unterschied zwischen Wettbewerb und Konkurrenz? Das ist doch das Selbe, also ist es albern da ‚und‘ zwischen zu setzen.

    Wenn das Prinzip nun etabliert ist und viele Anbieter auf unterschiedliche Weise den Personenverkehr bedienen und sich dabei gegenseitig das Wasser abgraben, ist für die schlecht bezahlten Arbeiter genau was gewonnen?
    Durch Wettbewerb sinken vielleicht die Preise, aber gleichzeitg sinkt die gezahlte Lohnsumme durch geringere Löhne, oder durch abnehmende Anzahl an gezahlten Löhnen.
    Wenn du das Prinzip auf die Spitze treiben willst, bin ich da voll bei dir. Wir streichen Löhne und Proift auf Null zusammen, die Preise natürlich auch und machen schönen Kommunismus.

    Aber ich nehme an, dass schlecht bezahlte Arbeiter schon sein müssen, dass es gut und gerecht ist, weil der Markt es fordert.

  10. Maxim am Mai 6th, 2015 9:19 am

    In England dürfte es als Pop-Musik klassifiziert sein, in unseren Landen kennen die meisten nur ein anderen Song, und auch wirklich nur den Einen.

    https://www.youtube.com/watch?v=ldkahVzV1bo

    Ich war überrascht von dem Song, da KC meist eher unpolitisch daherkommt.

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