Die Weltläufte, zwischen dem Tegeler Fließ versteckt
Sechseinhalb Stunden auf dem Wasser – so ungefähr lautete auch der Plan. Wie dem Publikum mittlerweile bekannt, muss ich triggerwarnen: Ich quetsche alles und jedes, was mir auf den Zehnägeln brennt in den Sinn kommt, zwischen die Fotos, von Trending Topics über Chiwetel Ejiofor, von der SPD bis zur Sechserbrücke, von nicht vorhandenen Nackedeis bis Kabul. Gendern fehlt heute ganz.
Ich bekam auf dem Rückweg, um das Kaiila von hinten aufzuzäumen, eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich hatte die Bootsschleppe den hier schon erwähnten Trolley unter Ächzen und Stöhnen (mein Boot wiegt 33 Kilogramm plus zugeladetem Krempel) benutzt, als mich eine Stimme aus einem Mikrofon, welchselbiges dort auf einem Ständer angebracht ist, ansprach wie ein höheres Wesen aus einem Dornbusch: „Guten Tag, können Sie mich verstehen?“ Ich könnte und erwartete, ich werde aufgefordert, für meine atheistisches Gesinnung Buße zu tun und mindestens auf den Knien bis Canossa zu rutschen.
Es war aber nur der Schleusenwärter, der meinte beobachtet zu haben, dass ich mich sehr habe anstrengen müssen und mich darauf hinwies, Hilfe sei möglich, das gehöre zum Service des Hauses. Ich wies das entrüstet von mir, die körperliche Quälerei sein ein Feature meines Aufenthalts auf dem Wasser und mitnichten ein Bug, den es zu korrigieren sei nach dem tugendhaften Motto, jüngere Leute müssten aufstehen, wenn ein alter Mann in den Bus steige. Ich fühle mich plötzlich um Jahre gealtert. Das nächste Mal werde ich das Kanu auf meinen Schultern tragen ich mehr auf den aufrechten Gang achten beim Tauziehen des Bootes.
In Nachhinein wollte ich auch wissen, wie weit es war – vermutlich doch mehr als zwanzig Kilometer hin und zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit entspricht also der eines halben Fußgängers kommt jedenfalls hin.
Während der Hafen Tegel und der s124stkr-haqu schon von weitem zu sehen sind, widmen wir uns dem Hindukusch und den dort ansässigen Völkern. Die Lage dort ist unstrittig am Gesäß. Die US-Botschaft dort verschwand aus dem Cyberraum, aus Sicherheitsgründen oder weil es jetzt auch Cybertaliban gibt, die einen Job dort suchen könnten – bis zum 31. August. Vielleicht warten die Taliban auch bis zum 15. September, um die Hauptstadt zu besetzen. Auf jeden Fall kann ich mir abschminken, einmal in den Band-e-Amir-Seen zu paddeln. Beim Noshak machte meine Hüfte ohnehin nicht mehr mit. Außer die Chinesen besetzten Afghanistan, um Gwadar profitabler zu machen. Warten wir also auf Bilder von Helikoptern über der Great Massoud Road. Oder Erdogan lässt einmarschieren.
Die Sechserbrücke und die duellierende Historie in der Nähe sind der Stammleserschaft schon bekannt.
Unter der Brücke zur Humboldtinsel – nach der vollzogenen Erderwärmung und steigendem Wasserpegel würde ich nicht mehr durchpassen, außer man engagiert die Niederländer, die Tegel eindeichten.
Auf der Humboldtinsel, wo vor jedem Haus mindestens ein Boot schaukelt, wohnt bekanntlich das Proletariat, dem man verbieten will, in Zukunft Fleisch zu essen. Darauf ein donnerndes populistisches #RettetDieCurrywurst!
Leider kann man den Nordgraben des Tegeler Fließes nicht bepaddeln, weil im Hafen Wehre den Zugang versperren. Backstage aber sieht es aus wie in Tiefwerder, leider nur sehr kurz. Halten Enten eigentlich auch den geforderten Mindestabstand ein, ist das eine Parabel, von der Natur arrangiert, sind die Viecher so territorial, dass sie nicht kuscheln? Oder glucken nur Paare zusammen, durchmischt von Enten-Singles?
Das Fließ sieht bei Google Maps schiffbar paddelbar aus. In der Realität ist es aber an manchen Stellen zu dieser Zeit fast zugewachsen. Man bleibt beinahe stecken und ist permanent damit beschäftigt, die Paddel vom grünen Modder zu befreien.
Tegeler Hafenbrücke mit Blick auf den Tegeler See
Während wir in Seerosen und Algen herumstaken, ein kurzer Blick ins Feuilleton. Ich tat mir Vor ihren Augen an, da ich das argentinische Original auch gar nicht kannte. Ich stimme mit der Kritik überein. Seriöser und nicht schlechter Krimi, überzeugende Hauptdarsteller, aber ein diffuser Plot ohne Tiefgang, der zwischen verschiedenen Geschichten oszilliert und sich nicht entscheiden kann, was das alles soll. Man merkt, dass Hollywood eben keine politischen Filme machen kann.
Mir gelang es, per Handy ein Panorama-Foto des Tegeler Sees zu machen, das man auf Fratzenbuch auch drehen kann. Hier geht das offenbar nicht, man muss bei hoher Auflösung traditionell hin- und herscrollen.
Entenhausen auf Valentinswerder
Ich fühlte mich auch noch nach mehr als fünf Stunden ziemlich fit und musste weder pausieren noch pinkeln. Entweder lag es an den ruhigen Wassern oder an meiner verbesserten Kondition.
Mir fiel übrigens noch einmal die dahinsiechende „Linke“ ein, auch, weil hiesigerseits oder auf sozialen Medien auf mich eingeprügelt wurde, ich würde auf die Linken einprügeln. Ja, weil mir die am nächsten stehen und weil ich die früher gewählt. Die rechtsversifften Parteien interessieren mich nicht. Sogar die SPD hat in Berlin eingesehen, dass man die Grünen nicht imitieren darf.
Also weg mit dem Gendersprechen dem Klima-Scheiß! Das kann eh keiner mehr hören. Lieber das K-Wort wieder hoffähig machen. Man muss es nur einmal aussprechen, um genug Radau in den Medien zu bewirken, dass alle über einen reden (die wirksame „Methode Trump“).
Tut die „Linke“ übrigens etwas für die Arbeiter der Rüstungsindustrie? Ich habe nie verstanden, warum Linke auf die merkwürdige Idee gekommen sind, man dürfe keine Waffen exportieren. Gäbe es dann weniger Krieg? Mitnichten – nur die blümchensexpraktizierenden Protestanten fühlten sich dann besser. Meine Idee: Rüstungsidee verstaatlichen vergesellschaften, Waffen nur noch an die Richtigen verkaufen oder an Israel. Damit kriegte man Stimmen, zumal die Linke ohnehin für Volksbewaffnung sein sollte, wie in der Schweiz. Die deutsche Familie R. bekäme natürlich keine (aber Martin Hikel meine Erststimme).
Warum sollte man islamistische Straftäter nicht nach Afghanistan abschieben? Da sind sie doch unter Freunden und Gleichgesinnten?! Frage für einen Freund.
Kleiner Jürgengraben, Tiefwerder
Auf meiner To-Do-Liste steht übrigens immer noch der Hauptgraben.
Kommentare
9 Kommentare zu “Die Weltläufte, zwischen dem Tegeler Fließ versteckt”
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Schicke Tour, schöne Bilder, und du demonstrierst tätig Freude an der Natur und am Leben. Mag ich.
Was ich nicht mag ist das Wort Weltläufte. Wo kommt es her? Warum nicht Weltenlauf? Ich hasse es wenn ich was nicht verstehe.
zunächst
@SPD / Giffey:
Helmut Kohl wäre stolz auf sie. Aussitzen bis etwas Gras geraucht ist und weiter geht’s…
Schrecklich!
Dafür ist Burks vermutlich wegen was anderem über die Spezialdemokraten erfreut.
@Currywurst:
gleich die nächste Gelegenheit, die Verbal-Linke zu geißeln
@Volksbewaffnung gilt leider seit einigen Jahrzehnten als „belastet“, wenngleich weder Pariser Kommune noch Oktoberrevulotion am Verhandlungstisch herbeiverhandelt wurden.
Allerdings zeitigt das halt immer so ein paar Nebenwirkungen – vor allem mit einer Klientel, die der Burks gern jenseits der Klassen-Frage abhandelt.
Allerdings sieht man ja an Frankreich und auch anderswo, wie wenig es am Ende bringt.
@ Waffen an Israel
hahaha – Wo nicht mal mehr Eiscreme dahin geliefert wird?
Keine gute Idee. So gar keine gute Idee…
@wdb: https://www.dwds.de/wb/Weltgetriebe literarisch, elitäres Deutsch, kenne ich von früher aus dem Feuilleton der „Zeit“.
War/ist Burks vom Kanuzerren platter als gedacht?
Die Stimme kam jedenfalls weder aus dem off noch aus dem Mikrofon. Stand der Technik: Lautsprecher werden benutzt, um Geräusche den Ohren hörbar zu machen.
Da gibt’s nen Fachbegriff für. Ich weiß leider nicht, wie man so schön Links hinterlegt wie der informationsfreudige Godwin, aber hier https://de.wikipedia.org/wiki/Individualdistanz
… du gleitest seit Tagen in irgendwas Unappetitliches ab, welches unterhalb deines Intellekt ist … das schmiert so haarscharf an stumpfen AFD- Postings vorbei. Das ist m. E. unter deinem intellektuellen Niveau — finde ich — der viele Ansichten und Analysen von dir teilt.
Gruss
Jens
Link zu „wie weit es war“ repariert.
Ihnen ist aber klar, daß Neubürger oder Arbeiter in Deutschland Ihr Geschreibsel oder Geschwurbel gar nicht oder kaum verstehen können, sofern die überhaupt lesen können oder nur die Überschrift lesen, weil deren Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr zuläßt?
Da haben Sie was mit Marx gemein.
Wenn Sie die Massen erreichen wollen, dann müssen Sie einfaches Deutsch schreiben oder werden Sie Machthaber. Wenn nicht, lernen Sie von Margot Käßmann.
Arbeiter sind nicht so doof wie die Mittelschicht glaubt.