Profitorientiertes Gesundheitssystem, revisited

notaufnahme symboldbild

Meine Mutter ist 94 Jahre alt und liegt nach einem Sturz mit einer Kopfverletzung im Auguste-Viktoria-Krankenhaus Berlin. Da die Gefahr eines Blutgerinnsels im Kopf besteht, sollte sie eigentlich operiert werden, aber im Neuköllner Krankenhaus (Neurochirurgie) ist kein Bett frei. Wir haben bekanntlich ein profitorientiertes Gesundheitssystem, und wenn man kein Privatpatient ist, hat man Pech gehabt.

Heute Nacht wurde meine Schwester von der Security im AVK im Auftrag des Personals aus der Rettungsstelle geworfen, weil sie sich darüber beschwerte, dass man eine 94-Jährige über Stunden dort liegen ließ, ohne dass ein Arzt nach ihr sah oder dass es valide Informationen gab – obwohl die Notaufnahme nicht voll gewesen sein soll.

Ich überlegte, ob ich meinerseits auch dort auftauchen und die Security rauswerfen sollte (nicht meine Firma dort – den Kollege trifft keine Schuld). Aber dann hätte ich wohl die Nacht in U-Haft verbracht. Und meine Schwester wollte es auch nicht, weil sie mich kennt.

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Kommentare

7 Kommentare zu “Profitorientiertes Gesundheitssystem, revisited”

  1. flurdab am Oktober 1st, 2020 2:40 pm

    Übel.
    Alles Gute der Mutter!
    Aber was hätte dein Aufgalopp bewirkt?
    Vielleicht ist das Verhalten der „libanesischen Großfamilien“ ja doch den Umständen geschuldet?
    Man möchte das nur nicht denken.

    Irgendwo muss man ja spahnen.
    https://www.youtube.com/watch?v=Mn-PfBkWg_o&feature=youtu.be
    Da kommt eine hochbetagte Dame gerade recht zur Triage, wer wollte eine „Todesursache“ Corona bezweifeln und ärztliches Versagen verfolgen?
    Ist doch gerade Seuche.

    Deutschland schafft sich ab, titelte Sarazin. Ich glaube er hatte recht. Noch nicht einmal mehr Seuche können die Deutschen.
    Bei 10.000 Toten im Monat würde ich die Bezeichnung Pandemie akzeptieren. Aber bei 10.000 Toten in 10 Monaten?
    Umfragen haben ergeben das 91% der „Deutschen“ an die Pandemie glauben, 98% glauben immer noch an den Endsieg.
    Für die Deutschen ist es einfach fatal wenn ein Kanzler länger als 8 Jahre regiert.
    Hätte man 1947 ahnen können.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 1st, 2020 3:36 pm

    Es ist immer ein urpersönliches Erlebnis und es fühlt sich mal so und mal so an. Letztlich ist es eine zusätzliche Erfahrung im Kontakt zu Menschen und deren Institutionen. Deine Mutter hat sicher sehr viele Begegungen mit unser Spezie gehabt in ihrem langen Leben. Nun gibts den Nachschlag, die ranzige Sahne obendrauf sozusagen, mit den Ingredienzen Ignoranz, Menschenverachtung, bodenlose Dummheit und institutionelle Selbstverarschung. Nicht viele Leute kommen in den Genuss, die Menschheit als das zu sehen, was sie letztendlich ist: ein Haufen sich selbst verstoffwechselndes Eiweis, der, während er sich selbst verdaut (und dazu auch noch Maschinen, Behörden und neuerdings auch künstliche „Intelligenz“ einsetzt) sich als Zoon Politicon wähnt und damit als gut und als Krone der Evolution. Ich empfehle wohl temperiertes Hopfengebräu als Wundversorgung und zusätzliche orale Gabe zur Hemmung von fibrinalen Aktivitäten des Blutes. Bitte keine homöopathischen Gaben, denn es muss ja auch nach lebensbejahenden Bitterstoffen schmecken. Ich wette, Deine Mutter kennt dieses alte Hausrezept und sie wird es nicht ablehnen.
    Zum Sicherheitsaspekt: Solange Sicherheitskräfte (auch die Polizei) in Strampelanzügen herumlaufen, die zum Verwechseln ähnlich mit abgehalfterten Sanitärklempneroveralls aussehen, wächst mein Vertrauen in …@flurdab!… libanesische Großfamilien, die alles irgendwie sehr effektiv und durchaus demokratiefreundlich zu regeln scheinen. Sollte sich also nichts ändern, bleibts einfach beim gesunden McDonalds-Lifestyle.
    Beste Genesungsgrüße an die Frau Mutter und einen Apell an Dich, sie wieder hochzupeppeln, denn das Alter hat neben der Weisheit eine Menge an Humor zu verstreuen…

  3. Wolf-Dieter Busch am Oktober 1st, 2020 6:40 pm

    Da kocht schon das Blut hoch.

    Wünsche ihr Genesung!

  4. leser am Oktober 2nd, 2020 6:11 am

    Baldige Genesung und alles Gute für Deine Mutter.

  5. bentux am Oktober 2nd, 2020 11:31 am

    Burks, das ist doch nicht dein Stil. Das solltest Du doch beim Kampfsport gelernt haben. Mach es wie Hulk Hogan. Hetze die Rechtsabteilung auf den Laden.
    Man muss Sie treffen, wo es weh tut.
    Unterlassene Hilfeleistung? Die haben doch auch Ihre Regeln oder? Oder?

  6. Kurt Waldemar Schröder *16.10.1927 †03.10.2020 : Burks' Blog – in dubio pro contra am Oktober 5th, 2020 1:13 am

    […] Meine Mutter liegt nach einem schweren Sturz auf den Kopf im Krankenhaus. Sie konnte weder sprechen noch schlucken und war halbseitig gelähmt, […]

  7. bentux am Oktober 5th, 2020 9:23 am

    Ah, Details. In dem Fall hätte Ich die Nacht wohl in U-Haft verbracht.
    Mein Beileid, für den Vater. Gut das es der Mutter besser geht.
    Irgendwie ist das ein Scheiß Jahr, auch für mich. Auf jeden Fall ein Jahr der Veränderung.

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