Sudo kill fsciety

mr. robot

Der Mythos „Hacker“ hat seinen Platz als Sozialcharakter gefunden. Ein Mythos bleibt eine Projektion, deren Konsistenz sich beim näheren Hinsehen verflüchtigt. Der Hacker bündelt die Ängste, aber auch die Allmachtsphantasien derjenigen, die sich der revolutionären technischen Entwicklung im Zeitalter des Internet stellen wollen. Information bedeutet Macht; wer über sie verfügt, übt Macht über andere aus. Der Hacker scheint – stellvertretend für alle – über mehr Wissen zu verfügen als der gewöhnliche Sterbliche, und er wendet es, in dessen Phantasie, schöpferisch an. Der Hacker beweist, dass die verborgenen Geheimnisse im Innern der Technik nicht geheim bleiben müssen. Er lüftet sie und stelle sie – laut idealtypischer Form der „Hackerethik“ – der Allgemeinheit zur Verfügung. Der Hacker als Projektion ist David und Robin Hood zugleich. (Burkhard Schröder: Tron – Tod eines Hackers, 1999)

Bisher habe ich „Hackerfilme“ – zumal deutsche – immer vermieden anzusehen. Passwort-Raterei, die Eingabe von tracert auf der DOS-Shell eines Windows-95-Rechners, Remote-Zugriff auf einen fremden Rechner, ohne dessen IP-Adresse zu kennen, Verkehrsampeln mit dem Smartphone ausschalten – oder was man so sah. Da dreht sich einem das Gehirn um. Jetzt wurde ich durch Werbung bei Amazon Prime manipuliert. Die Serie Mr. Robot wurde mir empfohlen (anhand meines Nutzer- und Sehverhaltens natürlich).

mr. robot

„Die Serie handelt von einem jungen IT-Sicherheitsspezialisten mit einer dissoziativen Identitätsstörung. Er wird vom mysteriösen Mr. Robot für eine anarchistische Hackergruppe rekrutiert, um die Weltwirtschaft ins Schwanken zu bringen.“ Das hört sich bescheuert an, ist es aber nicht bzw. wird interessant umgesetzt. Linux-Kommandozeilen vom Feinsten, der Plot ist superspannend und die Charaktere zwar ein wenig übertrieben und politisch korrigiert (Frauen- und Afroamerikaner-Anteil muss stimmen), aber einigermaßen glaubwürdig und keineswegs auf Comic-Strip-Niveau. Man merkt, dass der Regisseur Sam Esmail keine Mainstream-Ware abliefern wollte. „Seine Familie stammt aus Ägypten. Esmail schreibt, dass er als Kind unter Zwangsstörungen litt und ihm später soziale Angststörungen diagnostiziert wurden. Er sei zudem als Nerd aufgewachsen und habe während seiner Collegezeit im Computerraum gearbeitet.“

Ich habe noch nicht alle Staffeln gesehen, aber mich interessierte auch, wie realistisch die Technik dargestellt wird. Auf error454 analysiert jemand die Kommandozeilen-Befehle: „I thought it would be interesting to freeze frame some of these scenes and take a closer look at what’s going on, will I come away more or less impressed? Let’s find out! But before I launch into this I want to say that I know how difficult it is making creative content and entertainment. Regardless of what I find, I’ll thumbs up the content creators as I think they did a good enough job pulling the wool over my eyes in the heat of the moment.“

mr. robot

Auch LeaseWeb labs ist angetan: „People told me that the hacking in ‚Mr Robot‘ was pretty accurate. Mr Robot is a TV series about a hacker named “Elliot”. (…) Last Sunday was a prefect lazy day and I took the time to finally watch it. I must admit it was pretty amazing to see the inside of a data-center and all the geeky Linux command line screens in a such a popular TV series.“

Die Serie bestätigt einen Artikel aus der aktuellen konkret: „Prime Time – Streamingdienste laufen Fernsehen und Kino den Rang ab.“ Ja, ich habe in den letzten Wochen mehr brilliante und unterhaltsame Serien auf Streaming-Portalen gesehen als in 20 Jahren im klassischen Fernsehen.

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