Starke Argumente gegen Virenscanner

Spiegel online hat heute einen hanebüchenen Artikel im Programm, in dem sich Zitate wie dieses finden:
72 Prozent haben der Studie zufolge ein Virenschutzprogramm auf ihrem Rechner installiert, um sich vor Kriminellen und Hackern zu schützen. 28 Prozent aber haben demzufolge aber eben keines. Selbst mit einer simplen virenverseuchten Website könnten Kriminelle diesen Nutzern sehr leicht Schadsoftware unterjubeln. Etwa Erpresserprogramme wie den sogenannten BKA-Trojaner.

Wie kann man so einen Quatsch nur veröffentlichen? Ich habe es aber aufgegeben argumentieren zu wollen. Die Befürworter von so genannten „Virenschutzprogrammen“ sind genau so belehrungsresistent und bescheuert wie die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM).

Hier einige Argumente gegen Virenschutzprogramme, die ich in meinen Seminaren anführe.

Erstes Argument: Ein Windows-Nutzer (Version Vista ff) wird penetrant dazu aufgefordert, den so genannten „Defender“ zu aktivieren – „eine Sicherheitssoftware der Firma Microsoft zur Erkennung von potenziell unerwünschter Software (vorwiegend Spyware)“.

Wenn diese „Sicherheitssoftware“ etwas nützte, warum sollte man noch zusätzliche „Antivirenprogramme“ installieren? Was ist denn eigentlich das Geschäftsmodell der Hersteller wie Kaspersky oder McAfee, da Windows Defender doch behauptet, es schütze die Rechner gegen schädliche Software? Und was ist das Motiv der Leute, die deren „Sicherheitssoftware“ benutzen? „Doppelt hält besser“, „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ oder „man kann nie wissen“?

Zweites Argument: Antivirenprogramme tun nicht das, was sie behaupten, und sie wirken nicht hinreichend. Um das zu belegen, muss man nur den einschlägigen Wikipedia-Eintrag lesen:

Virenscanner können prinzipiell nur bekannte Schadprogramme (Viren, Würmer, Trojaner etc.) bzw. Schadlogiken (engl. Evil Intelligence) erkennen und somit nicht vor allen Viren und Würmern schützen. Daher können Virenscanner generell nur als Ergänzung zu allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen betrachtet werden, die Vorsicht und aufmerksames Handeln bei der Internetnutzung nicht entbehrlich macht. So fand die Stiftung Warentest bei einem „internationalen Gemeinschaftstest“ von 18 Antivirusprogrammen Anfang 2012 mit 1.800 eingesetzten „aktuellen“ Schädlingen Werte von 36 bis 96 % aufgespürten Signaturen.

Das Ergebnis der Stiftung Warentest ist übrigens transparent und für die Lobby der Antivirensoftware-Hersteller vernichtend.

Drittes Argument: Die Hersteller der Antivirenprogramme spähen selbst die Rechner der Nutzer aus und erhalten sensible Informationen nicht nur über alle installieren Programme. Man sollte zum Beispiel die „Lizenzbedingungen“ Kasperkys studieren.

Viertes Argument: Die so genannte „Sicherheitssoftware“ oder die Antivirenprogramme sind oft selbst schädlich oder versagen kläglich, wenn es darauf ankommt. Beispiele: „Windows Defender ermöglicht Einbruch in Windows-Systeme“ (Heise, 05.04.2013). „Antiviren-Software AVG hielt Systemdatei für Trojaner“ (Heise, 14.03.2013). „Why Antivirus Companies Like Mine Failed to Catch Flame and Stuxnet“ (Wired, 06.01.2012). „Apple lehnt Antivirensoftware von Kaspersky für iOS ab“ (TNW, 05.02.2013).

Fünftes Argument: Die Lobby der Antivirenprogramm-Hersteller versucht, ihre Produkte heimlich und auf Umwegen auf den Rechnern unerfahrener Nutzer zu installieren, zum Beispiel über Updates anderer Programme. IT-Portale warnen ausdrücklich davor. (Heise, 27.02.2013) Das ist definitiv kein seriöses Geschäftsgebaren.

Sechstes Argument: Unerfahrene Nutzer, die sich durch die Propaganda der Lobby für Antivirenprogramme einschüchtern lassen oder auf die dämliche und unkritische Berichterstattung der Mainstream-Medien hereinfallen, werden mit den Ergebnissen der „Prüfung“ ohnehin wenig anfangen können.

Siebtes Argument: Wer sich vernünftig verhält, braucht keine zusätzliche Software, um irgendetwas abzusichern.

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Kommentare

13 Kommentare zu “Starke Argumente gegen Virenscanner”

  1. Herbert am November 21st, 2013 2:55 pm

    Ich habe mich vernünftig verhalten und auch ein Virenschutzprogramm, warum habe ich dann den Scheiß BKA Trojaner bekommen?

  2. admin am November 21st, 2013 3:02 pm

    Wenn du die Frage nicht beantworten kannst, dann hast du dich auch nicht vernünftig verhalten.

  3. elvis am November 21st, 2013 4:03 pm

    Was?

    Herbert am November 21st, 2013 2:55 pm

    Ich habe mich vernünftig verhalten und auch ein Virenschutzprogramm, warum habe ich dann den Scheiß BKA Trojaner bekommen?

    Du hast den BKA Trojaner „bekommen“?

    Kannst Du mal Daten veröffentlichen, wie kommt der, als *.exe oder Javascript oder wie?

    Gib es irgendwo den Quellcode zur Einsicht?

  4. elvis am November 21st, 2013 4:05 pm

    P.S.: Hatte ich vergessen zu erwähnen:

    Ich will den BKA-Trojaner (*LOL*) unbedingt haben. Wo gibt es den?

  5. Rumpelstilzchen am November 21st, 2013 4:36 pm

    ausnahmsweise, junge, haste mit diesem artikel mal recht. kommt selten vor, aber es passiert …!

  6. Reklame für Antivirus-Programme im redaktionellen Teil | Alarmknopf am November 21st, 2013 5:05 pm

    […] Spiegel Online — Internetsicherheit: 28 Prozent der Deutschen sind im Netz schutzlos Zitat durch Sekundärquelle Burks’ Blog belegt, da ich Spiegel Online für seine kompetenzfreie Tintenkleckserei nicht auch noch verlinken möchte. […]

  7. Elias am November 21st, 2013 5:09 pm

    @elvis: Meistens gibt es den BKA-Trojaner als Mailanhang mit der Dateinamenserweiterung .pdf.exe — zum Beispiel in alarmierend formulierten Mails von »Anwälten«, die auf diesem Weg eine »Mahnung« versenden, deren Inhalt aber erst im Anhang steht.

    Soll ich dir eine Regel einrichten, die die Pest zu dir weiterleitet? ;)

  8. Herbert am November 21st, 2013 7:24 pm

    Er ist wieder raus und mein Experte sagte mir das ich diesen über java bekommen habe.Über JAVA soll er nun häufig kommen

  9. elvis am November 22nd, 2013 11:41 am

    Elias am November 21st, 2013 5:09 pm

    @elvis: Meistens gibt es den BKA-Trojaner als Mailanhang mit der Dateinamenserweiterung .pdf.exe — zum Beispiel in alarmierend formulierten Mails von »Anwälten«, die auf diesem Weg eine »Mahnung« versenden, deren Inhalt aber erst im Anhang steht.

    Soll ich dir eine Regel einrichten, die die Pest zu dir weiterleitet? ;)

    Äh, wie meinen?

    Mit einer *.exe kann ich nichts anfangen. Meinen wir die gleiche Sache – den BKA-Trojaner???

    @Herbert

    Was hast Du geschluckt?

  10. Thomas am November 22nd, 2013 11:52 am

    Hm… also… okay, die hast eine Aversion gegen Virenhersteller. Das kann ich nachvollziehen. Aber… wirkliche Argumente gegen Virenschutzprogramme als solches sehe ich in Deiner Aufzählung nicht.
    Argument 1: Geschäftsgebaren der Hersteller. Kann man sehen wie man will. Es ist mindestens lästig, aber kein Argument gegen Virenschutz.
    Argument 2: 100%ige Sicherheit gibt es nie. Man kann allenfalls dafür sorgen, ein „angemessenes Schutzniveau“ zu haben… was immer das für jeden einzelnen bedeuten mag. Dies scheint mir sogar FÜR Virenschutprogramme (generell) zu sprechen, denn ein wenig Schutz ist besser als garkeiner.
    Argument 3: Geschäftsgebaren (siehe A1). Ja, man sollte die AGBs lesen.
    Argument 4: Auch hier: Es gibt keine 100%ige Sicherheit (siehe A2)
    Argument 5: Geschäftsgebaren. Finde ich auch nicht git, spricht aber nicht gegen die Software als solches.
    Argument 6: Gerade wenn man unerfahren ist, ist ewas Schutz besser als garkeiner (siehe A2).
    Argument 7: Manchmal will man sich aber garnicht vernünftig verhalten!

    Also, wie gesagt, Wirkliche Argumente gegen Virenschutzsoftware sind das nicht :)

  11. TmoWizard am November 22nd, 2013 7:05 pm

    Hallöchen zusammen!

    Ich entkräftige hiermit einmal alle 7 Argumente gegen Virenscanner an Hand von einem einzigen Punkt:

    Schon einmal in die AGB eurer Bank gesehen? Bei online-Banking fordern nämlich die meisten Banken einen aktuellen Virenscanner, und zwar unabhängig vom verwendeten Betriebssystem!

    Tja, dann wünsche ich mal viel Spaß bei entsprechenden Problemen!

    Mike

  12. admin am November 22nd, 2013 8:09 pm

    Dann solltest du mal die Bank wechseln. Meine verlangt das nicht.

  13. elvis am November 22nd, 2013 9:17 pm

    TmoWizard am November 22nd, 2013 7:05 pm

    Hallöchen zusammen!

    Ich entkräftige hiermit einmal alle 7 Argumente gegen Virenscanner an Hand von einem einzigen Punkt:

    Schon einmal in die AGB eurer Bank gesehen? Bei online-Banking fordern nämlich die meisten Banken einen aktuellen Virenscanner, und zwar unabhängig vom verwendeten Betriebssystem!

    Tja, dann wünsche ich mal viel Spaß bei entsprechenden Problemen!

    Mike

    Was fordern die und wie prüfen die das?
    Kommt da jemand von Deiner Sparkasse bei Dir zu Hause vorbei und prüft Deine Konfiguration oder was?

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