Kapitalismus von den Anfängen bis heute

Woher stammt dieses (leicht veränderte) Zitat und was schildert es?

Der Bericht der Zentralkommission erzählt, daß die Kapitalisten Unternehmer Fabrikanten Kinder selten mit fünf, häufig mit sechs, sehr oft mit sieben, meist mit acht bis neun Jahren zu beschäftigen anfingen, daß die Arbeitszeit oft 14 bis 16 Stunden (außer Freistunden zu Mahlzeiten) täglich daure, daß die Kapitalisten Unternehmer Fabrikanten es zuließen, daß die Aufseher die Kinder schlugen und mißhandelten, ja oft selbst tätige Hand anlegten; (…) wo die Arbeiter sich mehr widersetzten, fiel dergleichen allerdings weniger vor. Aber selbst diese lange Arbeitszeit genügte der Habsucht der Kapitalisten nicht. Es galt, das in Gebäuden und Maschinen steckende Kapital mit allen möglichen Mitteln rentbar zu machen, es so stark wie möglich arbeiten zu lassen. Die Kapitalisten Unternehmer Fabrikanten führten daher das schändliche System des Nachtarbeitens ein; bei einigen waren zwei stehende Klassen von Arbeitern, jede so stark, um die ganze Fabrik besetzen zu können, und die eine Klasse arbeitete die zwölf Tages-, die andre die zwölf Nachtstunden.

[ ] Aus einem Bericht eine Apple-Inspektors aus der so genannten „Volksrepublik“ China?

[ ] Aus einem Bericht des russische Ministeriums für Arbeit und Soziales (Русские Министерства труда и социальной) über eine illegale Kohlenmine in Nowoschachtinsk?

[ ] Aus einem Bericht der bolivianischen Corporación Minera de Bolivia (COMIBOL) über Kinderarbeit in des Silverminen von Oruro?

[ ] Aus Friedrich Engels‘ „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“?

[ ] Aus einem Bericht der Avnel (AVX-TSXV) über die Goldmine Kalana in Mali?

[ ] Aus einem Bericht Greg Walkers (Geschäftsführer der Porgera) an das Arbeitsministerium in Port Moresby, Papua-Neuguinea?

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Kommentare

19 Kommentare zu “Kapitalismus von den Anfängen bis heute”

  1. ganzalleinampc am Januar 25th, 2013 12:09 pm

    [X] Aus Friedrich Engels’ “Die Lage der arbeitenden Klasse in England”?

    Das war jetzt aber nicht so schwer. ;-)

    Es hätte allerdings auch aus vielen aktuell besonders „wettbewerbsfähigen“(TM) Ländern kommen können. Da hast Du schon recht. Da müssen wir noch hin. Die christlichen im Verbund mit den sozialen und den Bio-Chai-Latte-Fans werden uns da aber schon noch rechtzeitig auf den „alternativlosen“(TM) Weg setzen. Keine Angst.

  2. Stony am Januar 25th, 2013 12:10 pm

    Engels latürnich…

    selbst ohne textsuche recht einfach imo, wegen „rentbar machen“ und der geschichte mit der einführung der nachtarbeit.

    aber „schön“ zu sehen wie weit die menschheit sich in solchen fragen „entwickelt“ hat…^^

  3. admin am Januar 25th, 2013 12:31 pm

    Ich finde es besonders interessant zu lesen, dass vor der Gesetzgebung zum Arbeitsschutz in England niemand etwas moarlisch Verwerfliches daran fand, Kinder 16 Stunden arbeiten zu lassen. Und Engels zitiert ja nur aus den damalgen offiziellen Berichten. Arbeitsschutz hat also mitnichten etwas mit Moral zu tun. Ich kann mir also auch vorstellen, dass sich das zurückentwickelt, dass also die Arbeitszeit wieder verlängert wird, falls die Profitrate weiter sinkt. Es ist schon erstaunlich, dass es keinen öffentlichen Aufschrei der Empörung gibt, unter welchen Bedingungen Apple seine Produkte herstellt – sogar mit Kinderarbeit. Die Medien sind so abgestumpft, dass man das als „normal“ ansieht – ist ja nur im Ausland und nicht hier.

  4. ... der Trittbrettschreiber am Januar 25th, 2013 1:30 pm

    …es hat mit Moral zu tun – Konnotationen ändern sich mit der Zeit. Es kann durchaus moralisch sein, immer mehr auszubeuten. Begriffsanalyse ist eine der spannendsten Aufgaben der Zukunft. Der „faire“ und „gerechte“ Gebrauch von Worten braucht einen „kategorischen Imperativ“ – damit aus Sprachanwendung nicht irgendein affektgeladenes Gewäsch wird.
    PS die Anführungszeichen stehen für den Konnotationsfaktor 10. Sinkt der, gibt es wieder Hoffnung auf ;o)…“Verständigung“.

  5. andreas am Januar 25th, 2013 1:36 pm
  6. Carsten Thumulla am Januar 25th, 2013 3:11 pm

    War Engels, völlig klar, nur das Werk wußte ich nicht.

    Das Geschimpfe über diese Bedingungen ist völlig verständlich, aber man muß von allen Seiten beleuchten, man muß alles sehen.

    Da wird über Kinderarbeit in Indien geschimpft. Wäre es den Klägern denn lieber, die Kinder hätten keine Arbeit? Ja sicher sitzen die Eltern zu Hause, aber die wären teurer.
    „Ja, da muß der Staat doch…“ — dann geht es in anderen Staaten weiter.
    „Ja, da muß doch überall…“ — und dann? Weltherrschaft? Natürlich nur zum Wohle der Menschheit. Die Menschen müssen eben zu ihrem Wohl gezwungen werden. Und dafür brauchen wir Geld und Macht, nur zum Wohle — und das war es dann, tschüß Selbstbestimmung, tschüssikowski Freiheit — Bad und Kind, wie üblich.

    Dem Effizienzdruck der Evolution kann man nicht entfliehen. Es geht eben nicht. Man tauscht nur Teufel gegen Belzebub. Probieren müßte man das nicht, das kann man voraussehen.

    Selbst wenn man die Welt beherrscht und alles regeln kann, es funktioniert nicht, weil dann die Entwicklung zum Stillstand kommt. Der Prozeß der Informationsaufnahme des Systems wird gestört. Das haben die sozialistischen Staaten mit ihrem Preisdiktat vorgeführt. Die Information, wo das Optimum ist, wird von irrationalen Wünschen überlagert, die Entwicklung wird gestört.

    Natürlich passiert genau das bei jedem Zusammenwachsen zu einer Gesellschaft natürlicherweise. Das Kriterium für die Optimierung wird verschoben. Höhere Interessen werden stärker gewichtet. Es bilden sich überlagernde Ebenen. Das ist ein Prozeß, der sowieso stattfindet. Man darf nur nicht zu stark in eine Gesellschaft eingreifen, sonst zerstört man sie. Und man darf keinem Schreihals die Macht über sich selbst gewähren, man bekommt sie nur in blutigem Kampf zurück — das steht uns wieder bevor — und alles wegen der Kinder.

    Die Eingriffe der Besserwisser haben die Kinderarbeit aus Europa verdrängt. Dafür ist sie in anderen Ländern schlimm.

    Damit hier hohe Löhne gezahlt werden können sinken diese in anderen Ländern ab. Und auch die Sozialleistungen müssen irgendwo herkommen. Woher das kommt sehen wir hier.

    Das hier ist eine Analyse, keine Zustimmung zu den Verhältnissen, nur als Klarstellung.

    Gruß
    Carsten Thumulla

    „Es gibt für das de facto verfassungsfeindliche, real existierende öffentlich-rechtliche Rundfunksystem keine praktische Heilung außer der Abschaffung und damit erledigt sich natürlich auch jedwede Rundfunksteuer, sei es, dass sie als Gebühr oder Abgabe oder sonst daher kommt. Die einzig sinnvolle Heilung des Komplexes der öffentlich-rechtlichen Medien erscheint die sofortige Privatisierung.“
    Bettina Röhl

  7. elvis am Januar 25th, 2013 3:18 pm

    admin am Januar 25th, 2013 12:31 pm

    Ich finde es besonders interessant zu lesen, dass vor der Gesetzgebung zum Arbeitsschutz in England niemand etwas moarlisch Verwerfliches daran fand,

    Komische Erkenntnis. Bis vor 1945 fand es auch niemand verwerflich die Juden und Homos in die KZs zu evakuieren. Heute dürfen Homos heiraten.

    Früher hat es auch niemanden interessiert wenn Sexualverbrecher aus dem Zuchthaus entlassen worden sind. Heute gibt es einen regelmässigen bürgerlichen Aufstand.

    Früher gab es für Mord lebenlang oder die Todesstrafe. Heute 15 Jahre.

    Heute wird ein Meinungsdelikt in China mit 8 1/2 Jahren Straflager bestraft. Das finden alle verwerflich.

    Heute wird in der Bundesrepublik Deutschland ein Holocaustleugner mit 11 3/4 Jahren Zuchthaus bestraft. Das finden alle OK.

    Nur mal so als Beispiele niedergetippt.

  8. admin am Januar 25th, 2013 4:51 pm

    Das letztere Thema wurde hier schon mehrfach diskutiert. Meine Meinung dazu sollte bekannt sein: https://www.burks.de/burksblog/2009/11/01/3813

    @ alle: was spricht eigentlich dagegen, den Arbeitstag auf 12 Stunden auszudehnen?

  9. Serdar am Januar 25th, 2013 5:13 pm

    @Burks

    Ich finde es besonders interessant zu lesen, dass vor der Gesetzgebung zum Arbeitsschutz in England niemand etwas moarlisch Verwerfliches daran fand, Kinder 16 Stunden arbeiten zu lassen.

    Schau doch mal ins jetzige England, oder GB. Oder noch genauer David Cameron, der verlangt den Ausstieg aus der EU-Arbeitszeitrichtlinie, die die Wochenarbeitszeit begrenzen soll. Da kann es sehr schnell wieder zu den 16 Studen (und mehr) kommen.

  10. Patrix am Januar 25th, 2013 5:16 pm

    Zufällig kam im RSS-Reader gleich anschliessend dieser Link: http://arstechnica.com/apple/2013/01/apple-fires-chinese-supplier-for-using-underage-workers/

  11. admin am Januar 25th, 2013 5:32 pm

    patrix. Apple scheint erst 2011 gemerkt zu haben, dass bei ihren Zulieferern Kinder arbeiten. Vorher hat es niemanden interessiert.

  12. Patrix am Januar 25th, 2013 6:50 pm

    Die Abschaffung der Kinderarbeit in Europa geschah auch nicht über Nacht, lass‘ den Chinesen doch auch ein bisschen Zeit.

  13. admin am Januar 25th, 2013 6:52 pm

    Darum geht es doch nicht, sondern um die Frage, warum das Kapital vor 200 Jahren nichts gegen Kinderarbeit hatte. Es geht nicht um Moral. Warum sollten Kinder nicht arbeiten?

  14. Kaluptikus am Januar 25th, 2013 7:10 pm

    „Warum sollten Kinder nicht arbeiten?“

    nun, fragen wir einfach die Kinder… was die davon halten. Ist Schule nicht auch „Arbeit“? In unserer Gesellschaft heisst es nicht mehr „sollen“ sondern „dürfen“. Zuständig ist das Jugendarbeitsschutzgesetz. Gearbeitet werden „darf“ ab 15 Jahren.
    Aber die Frage geht hier an die falsche Adresse, das „Kapital“ tut alles was nicht verboten ist um den Mehrwert herauszuquetschen… auch ganz ohne Moral.

  15. Carsten Thumulla am Januar 25th, 2013 7:58 pm

    Das Kapital hat nichts gegen Kinderarbeit, hatte es nie. Die Nationen haben auch nichts gegen Kindersoldaten, also Menschen, die noch nicht wählen dürfen, aber schon morden sollen.
    Es ist einfach die Existenzbedingung, wer mehr ausbeutet, der bleibt, länger als der, der weniger ausbeutet. Das ist ein Grundgesetz des Lebens, da macht keiner was dran.

    Statt daß man sich freut, wenn sich die Arbeit auf breitere Bevölkerungsschichten verteilt, unternimmt man alles, Teile der Bevölkerung rauszudrücken und zu alimentieren. Ein Idiotenstall ist das! Wo ist denn der ganze Produktivitätszuwachs seit dem Krieg geblieben? Warum wird noch so lange gearbeitet, obwohl genug Menschen Arbeit suchen? Das hat seine Gründe in unqualifizierten Eingriffen.

    Carsten

    „Die Strafe des Lügners ist nicht, daß ihm niemand mehr glaubt, sondern daß er selbst niemandem mehr glauben kann.“
    George Bernard Shaw

  16. blu_frisbee am Januar 25th, 2013 9:33 pm

    Warum sollten Kinder nicht arbeiten?

    Die Frage ist schon mal falsch. Natürlich sollen Kinder arbeiten, steht sogar bei Marx irgendwo (mit dem Zusatz „in angemessenem Umfang“). Falsch, weil die Frage eine bonäre Ja/Nein-Antwort insinuiert. Frag doch einfach mal Angehörige nichtschriftlicher indigener Kulturen. Evtl haben die keinen Arbeitsbegriff, sondern Gärtnern, Jagen, Hüttenbauen macht denen Spaß? Arbeitsbegriff i.S Arendt (Vita Activa): mühsam,ständig wiederkehrend, keine dauerhaften Ergebnisse.

  17. blu_frisbee am Januar 25th, 2013 9:36 pm

    PS: Lt Arend auch Glück: Gut einschlafen können (weil gearbeitet). Lies mal Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch. Am Tagesende ist er glücklich!

  18. phese am Januar 25th, 2013 11:40 pm

    Immer einfach, wenn man die Welt komplett in gut und böse einteilt. Engels war einer von denen, die damit angefangen haben. Danke sehr!

  19. hdschulz am Januar 26th, 2013 2:02 pm

    @phese
    „Immer einfach, wenn man die Welt komplett in gut und böse einteilt. Engels war einer von denen, die damit angefangen haben. Danke sehr!“
    Noch einfacher wird’s, wenn man weiß, wer oder was am Ende immer für alles Böse auf der Welt verantwortlich ist – der Kapitalismus!
    Wenn man nur lange genug sucht, erwischt man diesen Teufel überall, egal ob in Mali, Indien oder hinter den Europroblemen in Brüssel.
    Ja – so einfach ist die Welt (in Taka-tuka-Land)

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