Unter PR-Huren, äh, Bloggern

re:publica 2010 - Sascha Pallenberg - Blogs monetarisieren

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Sascha Pallenberg verbreitet auf Horoskop-Niveau viel heiße Luft darüber, wie man angeblich mit Bloggen Geld verdienen kann. Btw Ich glaube kein Wort davon.

Was lese ich bei Sistrix als eine der Reaktionen auf einen Heise-Artikel über bezahlte Links auf Blogs?

„Die Aufregung zielt primär darauf ab, dass Werbekunden Blogger dafür bezahlen, ihre Produkte und Angebote in einem positiven Licht erscheinen zu lassen, folglich wird auch häufig von Schleichwerbung gesprochen. Und genau hier liegt das Missverständnis vor: den Werbekunden ist der Inhalt der Blogpostings egal, sie kaufen lediglich einen Link innerhalb des Textes. Damit ist keine positive Hervorhebung der Marke oder des Produktes verbunden – das steht so übrigens auch in dem mittlerweile veröffentlichen Vertrag. (…) es gibt eine Liste mit Begriffen und URLs, die mit diesem Begriff verlinkt werden sollen. Wenn ein Blogger, der an dem Netzwerk teilnimmt nun ein neues Posting schreibt, in dem einer dieser Begriffe vorkommt, verlinkt er die vorgegebene URL und erhält ab diesem Zeitpunkt für den Link jeden Monat Geld. Eine Einflussnahme auf die Inhalte findet hierbei nicht statt…“

Bruhahaha. Für wie doof halten die die Leute eigentlich? „Kooperation“ heisst also: Die Werbefuzzys kaufen Links, und der Blogger, der die Links setzt, bekommt dafür Geld. Was er drumherumschreibt, ist egal, aber über den Vertrag [Vorsicht – ein Word-Dokument!], den er unterschreiben muss, darf er nichts verraten. Besser kann man also Schleichwerbung nicht beschreiben, theoretisch ein absolutes Nonogehtüberhauptnicht für Medien, die auch nur den Hauch eines journalistischen Anspruchs haben (gilt für viele Holzmedien in Deutschland natürlich nicht).

Noch mal die Fakten. „Die Blogger sollten Links mit passenden Keywords auf ihren Sites platzieren und dafür 25 Euro pro [Korrektur: Monat und] Link erhalten. Diese Links durften nicht als Werbung gekennzeichnet werden. Außerdem verpflichtete Onlinekosten.de die Blogger zur Geheimhaltung über diese Verabredung, ansonsten drohe eine Vertragsstrafe von 5001 Euro.“

Alles klar soweit? Einige deutsche Blogger sind also bestechlich. So nenne ich das. Laut Meedia „steckt die Internetfirma Onlinekosten.de GmbH, Betreiberin des berühmten Blogs Basicthinking.de, hinter dem Schleichwerbesumpf.“ Btw im Werbeneusprech heisst „Schleichwerbung“ jetzt „Linkbuilding“.

Berühmtes Blog. Bruhahaha. „Berühmt“ heisst nach der Google-„Logik“: oft verlinkt. Das sagt aber gar nichts darüber aus, ob Inhalte relevant sind, obwohl viele Blogger und andere Aufmerksamkeitshuren sich diese „Logik“ zu eigen gemacht haben, warum auch immer (vgl. Video oben).

Sascha Pallenberg, („es kommt auf den coolen Content an“) der selbst behauptet (ohne dass das jemand nachgeprüft hat), vom Bloggen leben zu können, hat dazu noch einige Details publiziert. „Es geht hier nur darum, dass im grossen Stil Schleichwerbung geschaltet wurde, die verwendeten Keywords waren vor allen Dingen wichtig fuer das Google-Ranking der werbetreibenden Firmen. Dieses Link-Building ist in der SEO-Industrie seit Jahren ein fester Bestandteil des Business.“

(Ein fester Bestand des Bloggens ist, eine supercoole Kopfbedeckung auch in geschlossenen Räumen zu tragen und ein gepflegtes Pidgin-Denglisch zu sprechen.)

knebelvertrag

Sehr schön ein Kommentar bei Heise: „Würden alle mit etwas Charakter auf das Anbringen von diesen Scheininfomationen verzichten, wäre das Thema schnell ausgestanden. Aber vielen ist das bequeme Geld mehr Wert als Ihr guter Ruf – PR-Huren halt. Obgleich ich mir nicht sicher bin ob Huren in diesem Wortspiel nicht unrecht getan wird.“

Nur um es klarzustellen: Ich bin nicht bestechlich. Und ich mache auch keine bezahlte Werbung auf meinem Blog.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Unter PR-Huren, äh, Bloggern”

  1. Sascha Pallenberg am Januar 30th, 2011 11:03 am

    Schoener Artikel und ich kann auch damit leben, dass ich Kappenfetischist bin und als solcher geoutet werde. Du musst dir sicherlich auch oefters anhoeren, ob dein Frisoer seit den 70ern geschlossen hat, so what?

    Als kleine Anmerkung noch, nicht nur ich lebe von unseren beiden Blogs, sondern insgesamt 5 Leute.

    Wie gesagt, danke fuer den Artikel. Es gab leider zu wenige, die sich so damit auseinandergesetzt haben.

    P.S. Ich habe Artikel vorliegen, die wunderbar zeigen, wie um diese versteckten Links drumherum gebloggt wurde. Sie haben also ordentlich einfluss auf den Content genommen

  2. Unter PR-Huren, äh, Bloggern : gobbits am Januar 30th, 2011 3:17 pm

    […] Weiter bei Burks’ Blog […]

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