Holzmedien suchen nach Liebe

sueddeutsche.de

So sieht die Website der Süddeutschen bei mir aus: Der Text am Rand von der Werbung verdeckt, somit unleserlich. Da sind eben hoch bezahlte Internet-Experten am Werk, die mir vermutlich zurufen werden: Laden Sie sich Ihren Internet-Explorer doch bei Kleinweiche mal schnell herunter, diese Datenautobahn wurde nur für proprietäre Software geteert!

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Frauenquote bei der Piraten

Die Piratenpartei will mehr Frauen in ihrer Führungsspitze. Bis 2015 sollten 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen mit Frauen besetzt werden, teilte die Partei mit. „Neben der Erweiterung ihres Talentpools verspricht sich die Piratenpartei durch mehr Vielfalt im Management langfristig einen besseren Erfolg“, hieß es zur Begründung der Maßnahme. Die Regelung, die die Partei nach eigenen Angaben als letzte politische Organisation Deutschlands einführt, gilt für alle Landesverbände.

Die Frauenquote sei keine Gleichmacherei, betonte Parteichef Jens Seipenbusch, sondern ein Gebot der gesellschaftlichen Fairness und eine Notwendigkeit für den Erfolg. Schon jetzt seien 60 Prozent der Absolventen von wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen Frauen. Es gehe bei der Frauenquote nicht um „politisch korrekte Alibiregelungen“, ergänzte Beisitzerin Nicole Hornung. Vielmehr sei das Ziel die „spürbare und nachhaltige Umsetzung von Chancengleichheit für die besten Talente, egal welchen Geschlechts“.

Zur Bekanntgabe der Frauenquote konnte sich die Piratenpartei auch Unterstützung aus der Politik versichern: „Parteien können es sich gar nicht mehr leisten, in den Führungsetagen auf die Kompetenz von Frauen zu verzichten“, erklärte die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder.

Sorry, ich habe mich vertan. Die Meldung ist ein Fake. In Wahrheit handelt sich um die Telekom, nicht um die Piratenpartei. Die Piraten sind noch nicht so weit wie die Telekom. Die Berliner Piratenpartei zieht es sogar vor, Frauen zu verwarnen.

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Google Home View

Gewidmet allen denjenigen, die nichts zu verbergen haben…

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Nguyen Ai Quoc aka Ho Ho Ho

Mein Neffe hat mir ein wunderbares Andenken von einer Vietnam-Reise mitgebracht, das einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek einnehmen wird und das ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern nicht vorenthalten will… Wäre eine nette Quizfrage: Welche asiatische Präsident war zeitweise Mitglied einer Freimaurer-Loge in Paris?

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Was ist das?

Gor

Was ist das hier und auf was spielt das an? Noch schwerer: Auf welches Buch bezieht sich das Dargestellte? Da kommt ihr nie drauf. Ich müsste einen Preis aussetzen, um die wohlwollenden Leserinnen und Leser zu motivieren. Wer die richtige Boolesche Algebra Googles kennt, ist klar im Vorteil. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, meine (erwachsenen) Schüler in dem gerade laufenden Seminar über Internet-Recherche mit diesem Rätsel als Klausuraufgabe zu quälen. Aber das lasse ich lieber sein – ich fürchte, sie würden mit Monitoren nach mir werfen.

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Meinungsmache

Via Hal ein interessantes Thema: „Totschweigen als Methode zur Verschleierung der Meinungsmache“. Das hört sich zwar nach einer Verschwörungstheorie an, bezieht sich aber auf ein medienkritisches Buch Albrecht Müllers: „Meinungsmache. Wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen wollen.“

„…weil ich in einem Kapitel, dem Kapitel 21 ‚Das Verschwinden der Medien als kritische Instanz‘ ausführlich auf 60 Seiten beschreibe, hatte ich erwartet, dass dieses Buch wie übrigens auch die NachDenkSeiten auf den Widerstand der Hauptmedien treffen wird. Ich hätte mit Verrissen der betroffenen Medien gerechnet, aber nicht mit dem totalen Totschweigen.“

Totschweigen? Das stimmt nicht, vgl. das Interview von Spiegel Offline oder die Rezension von SR2: „Wenn alle führenden Medien ungefähr das Gleiche verbreiten, dann kann es sich einfach um die Wahrheit handeln. Es kann aber auch das Ergebnis gezielter Propaganda und Meinungsmache sein. Abweichende Meinungen können Verschwörungstheorien sein oder berechtigte Hinweise auf ein Vertuschen von unangenehmen Tatsachen.“ Auch die Attitude „keiner liebt mich“ kann also Meinungsmache sein.

Der Autor war Redenschreiber des Bundeswirtschaftsministers Karl Schiller in den Jahren 1968 und 1969, Verantwortlicher für Willy Brandts Wahlkampf und Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt bei Brandt und Schmidt.

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Moralapostel

Das Wort zum Sonntag kommt von sueddeutsche.de: „In einer vom Fachmagazin Psychological Science (Online-Ausgabe) veröffentlichten Studie zeigen Nina Mazar und Chen-Bo Zhong von der Universität Toronto, dass Probanden, die zuvor Bio-Produkte gekauft hatten, Mitmenschen anschließend schlechter behandelten, als es die Kunden konventioneller Lebensmittel taten. Die kanadischen Forscher erklären in der Studie ein generelles Muster menschlichen Verhaltens. Wer moralisch handelt und sich zum Wohle anderer verhält, leitet daraus häufig das Recht ab, gegen Normen zu verstoßen.“

Warum Süddeutsche Offline zwar „Online Ausgabe“ schreibt, aber keinen Link setzt, kann man nur aus der internetausdruckenden Mentalität der Offliner in der Redaktion erklären. Liebe Kollegen, wenn man vor der verschlossenen Tür einer „Online-Ausgabe“ steht wie in diesem Fall, heisst das nicht, dass es die gesuchte Studie dann nicht gibt!

Zwar gibt es auch in Kanada Internet-Ausdrucker in die Medien wie Ottawa Citizen („Green shoppers more likely to cheat“) oder canada.com oder The Star ( mit einem Foto der beiden Wissenschaftler), in Blogs jedoch wie Fiat Lux: „The Ethics of Environmentalists“ (University Stanford) findet man alle nötigen Links. Man sollte also nur die Überschriften und die Teaser der Holzmedien zur Kenntnis nehmen, der Rest steht dann in Blogs.

Das Ergebnis der Studie ist nicht weiter überraschend für Zyniker. Es erklärt Charity-Veranstaltungen, Spendenaufrufe, die gewöhnliche Heuchelei der Verehrer höherer Wesen, ja, das Helfen, wenn es öffentlich ist, insgesamt..

Der Mensch an sich handelt ausschließlich für den eigenen Vorteil. Moralisch wird er, wenn er langfristig an den eigenen Vorteil denkt. Das Motiv bleibt gleich. Man hüte sich also vor Moralaposteln – die haben oft niedrige Motive.

Nachtrag: Die Studie erklärt auch die Motive einiger Pädagogen. Jetzt muss ich zur Erholung und um den Ekel loszuwerden erst einmal das hier hören. „We Dont Need No Education“ bekommt einen ganz neuen aktuellen Sinn. Schützt die Kinder vor den „Erziehern“!

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Problemlos laufende Triebfahrzeuge

Der Brüller des Tages kommt von Verkehrsminister Ramsauer (CSU natürlich, aber voll nüchtern!). Laut Berliner Zeitung verteidigte (!) er die Bahn mit dem „Argument“: „Seine Gespräche mit Vertretern der Branche hätten ihm gezeigt, dass die Unternehmen durchaus in der Lage seien, Triebfahrzeuge herzustellen, die auch nach Jahren noch problemlos laufen. Nur habe die DB genau solche Fahrzeuge nicht bestellt.“ (via Schockwellenreiter)

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Bratwurstbratgerät

Stupidedia: „Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät.“

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Die Angst der Deutschen vor dem Internet

internet

„72 Prozent halten das Netz für einen gefährlichen Ort, um seine Meinung frei zu äußern – mehr als in jedem anderen Land. So eine aktuelle Studie, die die BBCVerfassungsblog, und das erklärt, warum die deutschen Mainstream-Medien eine höllische Angst for dem Link an sich haben – allen voran Spiegel Offline, Focus Offline und wie sich die anderen Medien für Internet-Ausdrucker nennen.

Es ist ein kulturelles Phänomen – ich ahnte es. Natürlich läuft man in Deutschland als Blogger immer in Gefahr, einem Abzock-Anwalt in die Hände zu fallen, der sich sein mieses Gewerbe vom Landgericht Hamburg und seiner Kammer des Schreckens juristisch absegnen lässt.

Da auch die konservative Linke mehr nach Zensur schreit als sich für das Gegenteil stark macht, hat Meinungsfreiheit keine starke Lobby. Kein Wunder, dass das die Deutschen eh nicht interessiert. Und die Medien bestärken durch Verschwörungstheorien, der Staat könne alle(s) belauschen und nachvollziehen, was man so macht im Internet… Angst…Angst…Angst. Das deutsche Wort ist nicht zufällig in andere Sprachen übernommen worden.

Wie kommt es nur, dass doppelt so viele Australier als Deutsche meinen, man könne im Internet seine Meinung frei verbreiten, obwohl sich Australien anschickt, das chinesische Zensur-Modell zu imitieren? Dass sogar mehr Chinesen das Internet für eine Ort halten, der sich für das freie Wort eignet, als Deutsche? Ich bin gespannt, ob diese Studie der BBC den Weg in irgendein deutsches Medium findet und wie dann herumgeeiert wird, um das Ergebnis zu erklären.

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Halbblütler

Originalzitat Spiegel Offline: „Nein, sie weiß, wie man sich gegenüber dem Präsidenten verhält. Und sie ist mächtig stolz auf ihn, auch wenn er gemischtrassig ist.“

Gemischtrassig. Stellen die jetzt NPD-Mitglieder als Redakteure ein oder ist besonders dämlicher Rassismus ein Einstellungskritierum für deutsche Medien, die mit dem Internet auf Kriegsfuß stehen?

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Welttag gegen Internetzensur

Feinde_des_InternetsHeise: „China, Vietnam und der Iran sind nach dem Reporter-ohne-Grenzen-Bericht ‚Feinde des Internets‚ die schärfsten Verfolger der freien Meinung im Internet. (…) China besitzt nach wie vor das technologisch am weitesten entwickelte Internetkontrollsystem. (…) Wie in Australien werde in einigen westlichen Demokratien im Namen des Kampfes gegen Kinderpornografie oder Urheberrechtsverletzungen das Netz zunehmend reguliert, so etwa Frankreich, Italien und Großbritannien. In den skandinavischen Staaten sei der ungehinderte Zugang zum Internet dagegen ein Grundrecht.“

Das wusste ich noch gar nicht. Ein „ungehinderter Zugang zum Internet“ wäre doch eine entzückende politische Forderung der Piratenpartei. Ich muss mal gleich nachsehen, ob das irgendwo explizit auftaucht. Damit hätten sich auch sämtliche Filtersysteme in Bibliotheken erledigt, die oft burks.de sperren, weil die Website „pornografisch“ sei und damit diffamieren. Ungehindert – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – für die deutsche Leitkultur eine geradezu umstürzlerische und ungeheuerliche Parole. Das wird kein (in Worten: kein) Politiker sich trauen, laut zu fordern. Keine Kontrolle? Wo kämen wir denn da hin…das Ende ist nahe.

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Intergration auf neuköllnisch

Tagesspiegel: „Buschkowsky kündigt Azubi“. – „Zur Kündigung hatte geführt, dass Damla C. verreist war, ohne sich eine Genehmigung geholt zu haben. Für ihr überstürztes Verschwinden gibt es aus Sicht der Klägerin einen guten Grund: Ihr Vater war in der Türkei gestorben, und die Beerdigung muss nach islamischem Glauben binnen 48 Stunden stattfinden. Da der Tod am Wochenende eintrat, nahm Damla C. am Sonntag einen Flieger und eilte nach Adana. Am Montag ließ sie sich zunächst über eine Bekannte beim Bezirksamt entschuldigen und meldete sich im Lauf des Tages persönlich ab. Einen bezahlbaren Rückflug habe sie wegen der Hauptsaison – es war September – erst eine Woche später gefunden.

‚Die Auszubildende wurde aufgrund dieses Vorfalls als nicht geeignet angesehen‘, erklärt der Anwalt des Bezirksamts, Frank Lansnicker. (…) Jedesmal, wenn das Bezirksamt vor Gericht verliert, zieht es in die nächste Instanz.“

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Mohammed(s) Dog

MohammedJerusalem Post berichtet: „Swedish papers publish image of prophet with dog’s body after 7 nabbed in murder plot. (…) The controversial drawing by Swedish artist Lars Vilks was printed in Stockholm papers Dagens Nyheter and Expressen and the Malmo daily Sydsvenska Dagbladet.“ Die schwedische Zeitung Interview mit dem Zeichner Lars Vilks nachgelegt.

The Jawa Report (ich habe nicht recherchiert, wer dahintersteckt) zitiert CNN: „Irish media reports said the target was Swedish cartoonist Lars Vilks, who drew a cartoon of the Muslim prophet Mohammed with the body of a dog in 2007, prompting al Qaeda to offer $100,000 to anyone who killed him plus an extra $50,000 if the killer slits his throat. The Irish press reports cited unnamed police sources.“

Trauen sich deutsche Medien, die Karikaturen auch zu publizieren, etwa aus Solidarität oder gar im Namen der Meinungsfreiheit? Drei Mal dürfen Sie raten…

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Im Namen des nicht Erhabenen

Die Geschichte scheint uralt zu sein. Ich habe dennoch beim Lesen des Boykott-Aufrufs von muslim-markt.de gegen die Titanic Tränen gelacht.

„Hauptversorgungsgrundlage der afghanischen Bevölkerung ist der Islam. Er ist da drunten fast noch wichtiger als Opium für das Volk, welches aber seit einiger Zeit keine große Rolle mehr spielt (das Opium natürlich, nicht das Volk!). Der Islam ist eine sehr friedliche Religion und geht davon aus, daß alle Männer, die keine Rübenbärte tragen, totale Arschlöcher sind. Der Islam verachtet das Judentum, weswegen er von den Deutschen respektiert wird. Außerdem hat die islamische Kultur der Welt unermeßliche Schätze geschenkt: Tausendundeine Nacht, die Blaue Moschee von Istanbul, die Granada in Alhambra, die Fatwah gegen Heinrich Böll, den Damenbart, den Sarotti-Mohr, den Döner mit viel Scharrf, den Brautschleier, den autofreien Sonntag und Yussuf Islam alias Cat Stevens und Naddel Abd el Farrag alias Ralph Siegel. Wer Christ ist, wird von einem Moslem als ‚Ungläubiger‘ bezeichnet, im Bruder Moslem hingegen erkennt der Kamerad Christ zu Recht meist den ‚Ausländer‘ oder den ‚islamistischen Terrorist‘. Ausnahmen: Cem Özdemir und Kalif Storch.“

Jetzt aber die Analyse: „Bei den Ausfällen der Titanic gegen den Islam und die Muslime handelt es sich allerdings nicht um einzelne Ausnahmen.“

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Bananenrepublik II

Sueddeutsche.de: „Der EuGH hat festgestellt, dass Deutschlands Datenschutzbehörden nicht unabhängig agieren können. (…) Das höchste Gericht der EU verwarf am Dienstag in Luxemburg die in der Bundesrepublik übliche staatliche Aufsicht über den Datenschutz in der Privatwirtschaft als rechtswidrig. Der EuGH gab damit einer Klage der EU-Kommission statt, die zuvor vergeblich von Deutschland eine Aufsicht über den Datenschutz von Privatpersonen ‚in völliger Unabhängigkeit‘ gefordert hatte.“

Liebe Offliner und Internet-Ausdrucker bei sueddeutsche.de: Das Urteil ist sogar in deutscher Sprache online verfügbar. Seid ihr nur zu dumm, das zu finden oder nur zur faul, einen Link zu setzen? Oder beides? Oder wollt ihr gar freiwillig sterben, Holzmedien?

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Bananenrepublik I

Rheinische Post: „Es sei ein einmaliger Vorgang, dass der CDU-Politiker einen Parteifreund zum Polizeipräsidenten ernannt habe, obwohl dies vom hessischen Verwaltungsgerichtshof untersagt worden sei…“ Noch mal zum Mitschreiben: Der hessische Innenminister Bouffier („Für seine Tätigkeit als Innenminister erhielt Bouffier bereits zweimal einen Big Brother Award in der Kategorie Politik.“) stellt einen Spezi als Polizeipräsidenten ein, obwohl ihm das ein Gericht verboten hat. Legel, illegal, scheißegal, CDU. (via Fefe)

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Bayerisches Bespitzeln

Abendzeitung

Diese Pressemeldung der bayerischen Staatskanzlei interessierte mich (Ich habe durch Spiegel Offline und Focus Offline davon erfahren, aber die verlinken das weltwelte Internet nicht, also verlinke ich sie auch nicht…) „Der Leiter des Büros des Ministerpräsidenten wurde wegen eines Dienstvergehens von seinen Aufgaben entbunden. Ein Disziplinarverfahren wird eingeleitet.“

„Leiter Büro Ministerpräsident“ lautet die Überschrift. Wollen die einem die Boolesche Algebra mit Google schon vorgeben oder ist der Genitiv in Bayern jetzt verboten?

Der abgelöste Herr heisst Zorzi, der Münchener Merkur schrieb vor zwei Jahren über ihn: „Die Zukunft von Landesgeschäftsführer Markus Zorzi (43), der als ranghöchster Mitarbeiter sogar im Parteipräsidium sitzt, ist offen. Zorzi hatte bisher die Aufsicht über die Strategie-Abteilung. Guttenberg sagt, Zorzi solle bleiben: „Ich würde auf ihn sehr, sehr ungern verzichten.“ Zorzi gehört zum CSU-Ortsverband Grafrath. Da steht Zorzi auch im Telefonbuch und da wohnt er auch.

By the way: Ich hatte mr in meinem Artikel Projekt Xanadu reloaded Gedanken gemacht, was geschähe, nähme man Online-Journalismus in Deutschland ernst. Diese „Gefahr“ droht bekanntlich nicht, da die Internet-Ausdrucker in der Medien die Zügel in der Hand und soviel Angst vor Links haben wie ein Schneemann vor der Sonne. Wenn aber eine bayerische Zeitung verrät, dass ein Mann eine öffentliche Funktion innehat, dann kann ja jedermann zum Telefonbuch greifen und ihn anrufen. Dann kann ich auch diese Nummer direkt verlinken, wie oben geschehen.

Die Münchener Abendzeitung platziert das bayerische Bespitzeln treffend direkt neben die Big-Brother-Brüste: „Markus Zorzi soll versucht haben, in den Dienstcomputer seines Nachfolgers einzudringen“. Aha. Eine private Online-Durchsuchung also? Zorzi wollte den Remote-Access-Zugriff? Wenn diese Offliner in den Medien auch nur einen Hauch von Ahnung hätten, wüsste man, was gemeint ist.

Die Abendzeitung: „..er habe in den Dienst-Computer in der CSU-Zentrale eindringen wollen, um auf das E-Mail-Postfach von Bernhard Schwab zuzugreifen.“ Wie denn? Was denn? Sind die nicht geschützt? Liegen die dienstlichen E-Mails dort unverschlüsselt herum?

Das mögliche Motiv: „Zorzi, der als braver Beamter und ausgezeichneter Stratege galt, der seine eigenen Interessen nie in den Vordergrund stellte, war sich mit dem Duo Neumeyer/Schwab noch nie grün. Er misstraute ihnen. Offensichtlich wollte er nun aus der Staatskanzlei kontrollieren, was Schwab in der CSU-Leitung so treibt und versuchte deshalb in den Computer der Partei-Spitze zu kommen.“ (Das Handelsblatt schreibt über Zorzi: „dessen Arbeit in der Partei umstritten war“. Ach ja? Es kommt also immer darauf an, welcher Spezi einen gerade mit welchen Interessen brieft, liebe Kollegen? Ich kann mich vage daran erinnern, dass es nicht die Aufgabe von Journalisten ist, Gerüchte und Intrigen zu verbreiten. Und ein faktenfreies „der ist umstritten“ ist unstrittig diffamierend. Ich bin auch umstritten und tue alles, damit es so bleibt.)

„In den Computer zu kommen“ – geht es auch ein wenig genauer? So einfach ist das nicht. Er wird ja wohl kaum die Batterien des Rechner versucht haben auszubauen, um das BIOS-Passwort zu verflüchtigen. Oder hat er nur versuchsweise ein Paar Passworte in die Tasten gehämmert, um den Webmail-Account Schwabs zu knacken – Susi, Mausi, Franz-Josef-Strauss, was einem CSU-Mann so als Passwort einfällt?

Die Süddeutsche ist etwas genauer, aber nicht genau genug: „Es war ein Sicherheitscheck in der CSU-Parteizentrale, der alles auslöste. Dabei wurde in der vergangenen Woche klar, dass im Februar jemand von außen in den Computer des neuen CSU-Landesgeschäftsführers Bernhard Schwab eingedrungen war. Schnell war auch klar: Dieser Jemand saß in der Staatskanzlei.“

Interessant. Man kann also im nachhinein feststellen, wer was an den Rechnern der CSU gemacht hat? Und „von außen“ meint ja wohl nicht, dass Zorzi zu einer real gar nicht möglichen „Online-Durchsuchung“ fähig gewesen wäre.

Was also ist eigentlich passiert? Das sollten ernst zu nehmende Journalisten herausfinden. Ich tippe übrigens auf Keylogger („Sicherheitscheck“), die auf den CSU-Computern installiert sind. Anders kann ich mir die rätselhaften Formulierungen nicht erklären.

Die Süddeutsche ist jedoch dafür bekannt, dass sie zum Thema Computer auch gern lächerliche Verschwörungstheorien verbreitet wie Annette Ramelsberger vor vier Jahren: „Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.“

Vielleicht hat Zorzi das gelesen und geglaubt und wollte das versuchen. Selbst schuld.

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Die Angst vor dem Schwarzen Loch

Warum eine Klägerin nicht hineichend begründet hat, dass der Weltuntergang stattfindet, erläutert das Bundesverfassungsgericht. Ich wette, dass die Richter kräftig geschmunzelt haben…

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Ich glotz TV, ihr Diener des Mainstreams

Heute bin ich richtig müde, werde mich gleich ins Bett werfen und zwischen ZDF und Arte hin- und herzappen. (Ja, ich schaue beide Filme gleichzeitig!) Sharon Stone ist auch immer einen Blick wert.

By the way: Der Print-Spiegel macht (S. 143) auf eine noch unveröffentlichte Studie der Otto-Brenner-Stiftung aufmerkam. Thema: die Wirtschaftsberichterstattung zur Finanzkrise. Die tagesaktuellen Medien seien „ihrer Rolle als kritische Frühwarner nicht gerecht geworden“, sondern hätten versagt. Untersucht wurden überregionale Tageszeitungen, die dpa sowie „Tagesschau“ und „Tagesthemen“.

„Der aktuelle Wirtschaftsjournalismus, urteilt die Studie, sei insgesamt kein ‚kritischer Träger der Aufklärung‘, sondern eher ‚Diener des Mainstreams‘.“ Ja, das gilt nicht nur für den Wirtschaftsjournalismus.

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