Lohamim Baruach oder: Die Legende von Ruth

Etzel Museum
Ansprache des ETZEL-Kommandeurs Menachem Begin vor dem Feldzug zur Befreiung von Jaffa:
„Wir ziehen aus, um Jaffa zu erobern. Dies wird eine der entscheidendsten Schlachten im Krieg um Israels Unabhängigkeit sein.
Wisset, wer vor euch steht. Gedenkt derer, die ihr hinter euch gelassen habt. Hinter euch stehen eure Eltern, eure Brüder und unsere Kinder.
Schlagt den Feind! Zielt gut! Spart mit eurer Munition. Zeigt keine Gnade im Kampf, so wie der Feind kein Erbarmen mit unserem Volk kennt.
Seid mitfühlend gegenüber Frauen und Kindern. Wenn jemand seine Hände zur Kapitulation hebt – verschont ihn. Er ist euer Gefangener, tut ihm kein Leid an.
Gundar Gideon, der im Kampf erfahren ist, wird euch in den Angriff führen.
Erinnert euch an das ETZEL-Banner! Es gibt nur eine Richtung vor euch: Vorwärts!“
Credits: The Etzel-House, Tel Aviv

So etwas wie das Etzel-Museum würde es in Deutschland nicht geben. Bewaffneter Aufstand? Ein Museum für eine Terrororganisation? Geht ja gar nicht. Da könnte die Bevölkerung verunsichert werden oder gar auf dumme Gedanken kommen.

Die Irgun Zwai Leumi (hebräisch אִרְגּוּן צְבָאִי לְאֻמִּי Irgūn Zvaʾī Ləʾummī, deutsch ‚Nationale Militärorganisation‘, Abkürzung IZL oder Etzel), auch lediglich Irgun, war eine jüdische, von 1931 bis 1948 bestehende zionistische paramilitärische Terrororganisation im britischen Mandatsgebiet Palästina vor der israelischen Staatsgründung. Sie stand der Weltunion der Zionistischen Revisionisten von Wladimir Jabotinsky nahe, welcher von 1937 bis 1940 auch Oberkommandierender war. In Folge des Arabischen Aufstandes verübte die Gruppe terroristische Anschläge gegen die arabische Bevölkerung.

Etzel Museum
Tagesbulletin
Soldaten;
Brüder und Schwestern;
Die Vereinten Nationen haben die Entscheidung über die Teilung getroffen.
Das Volk jubelt vor Freude.
Wir dürfen es ihnen nicht verübeln.
Ihre Seelen sehnen sich danach, das Joch der Sklaverei abzuwerfen.
Ihre Seelen dürsten nach Unabhängigkeit.
Die Begriffe „Staat“, „Regierung“, „Armee“, die wir so viele Jahre lang im Angesicht der Verleugnung und des Spottes der Vasallen der gegenwärtigen Verwaltung gefördert haben, sind zu den teuersten Träumen des Volkes geworden.
Und als verkündet wurde, dass diese Wirklichkeit werden würden, jubelte das Volk vor Freude.
Wir dürfen es ihnen nicht verübeln.
ETZEL-Hauptquartier, Bekanntmachung am Tag nach der Resolution der Vereinten Nationen vom 29. November [1947].

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Militärisch kann man die Ziele der Irgun mit denen der ETA oder der IRA vergleichen. Ich überlasse es dem Publikum, sich einschlägig zu informieren. In Deutschland kennen vielleicht noch ein paar Leute Menachem Begin, der 1977 bis 1983 Ministerpräsident Israels war und die Vorherrschaft der „linken“ Arbeiterpartei gebrochen hat.

Etzel MuseumEtzel Museum

Das Museum ist nicht sehr groß. Natürlich war ich der einzige Tourist, und ich hatte auch den Eindruck, dass die guten Leute an der Rezeption, die kaum Englisch sprachen, mich nicht richtig einordnen konnten.

Man bekommt einige „Heldengeschichten“ zu sehen. Die Irgun wurde durch einige spektakuläre Aktionen bekannt (die auch im Roman „Exodus“ von Leon Uris erwähnt werden): Unter Begins Führung verübte die Irgun im Juli 1946 den Anschlag auf das King-David-Hotel in Jerusalem, das damals einige Abteilungen der britischen Mandatsregierung und Büros des Generalstabs der britischen Armee für Palästina beherbergte. Am 4. Mai 1947 befreite die Irgun gewaltsam 200 Gefangene aus der Zitadelle von Akkon, die von den Briten als Gefängnis genutzt wurde. Auch das Massaker von Deir Yasin geht auf das Konto der Irgun.

King David Hotel
Das King-David-Hotel in Jerusalem heute

Die Irgun spielte auch bei der Eroberung Jaffas im Unabhängigkeitskrieg eine Rolle. Das Thema ist noch heute präsent.

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„Fallen in the battle for Jaffa

Nach der Altalena-Affäre wurde die Irgun zwangsweise aufgelöst.

Als Altalena-Affäre bezeichnet man die Fahrt, den Streit um die Waffenverteilung und die Versenkung des Schiffs durch die Hagana (danach IDF) und die Untergrundorganisation Palmach. Bei dem Vorfall starben neunzehn Juden, und Israel wurde an den Rand eines Bürgerkrieges (Bruderkrieg in Anlehnung an Kain und Abel) gebracht. Dabei schossen Juden auch auf Holocaustüberlebende, und es kam zu zahlreichen Befehlsverweigerungen.

Das Museum berichtet nicht sehr ausführlich über das Ereignis, das fast einen innerjüdischen Bürgerkrieg ausgelöst hätte.

Die Regierung der Arbeiterpartei und die israelischen Streitkräfte vermieden über Jahrzehnte die Erinnerung an den Vorfall. In Schulbüchern und in den Museen der Palmach und der Haganah wurde der Vorgang ignoriert und marginalisiert. Dagegen begingen die Irgun-Anhänger jährliche Trauerfeiern für ihre Kameraden, die durch die „Hände Kains“ getötet worden seien. In der Knesset warf Begin der Regierung 1959 Mord vor und Generationen von Likudmitgliedern sahen die Altalena-Affäre als „Mord“ an.

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„Nach den Unruhen im Jahr 1929 richtete die britische Regierung mit Zustimmung des Völkerbundes eine Kommission ein, die die umstrittenen Rechte und Ansprüche der Muslime und Juden an der Westmauer klären sollte. Diese Kommission wurde „Internationale Klagemauer-Kommission“ genannt.

Die jüdische Siedlung im Land Israel betrachtete das Urteil der Kommission als eine schwere Ungerechtigkeit. Die britische Mandatsregierung verbot das Blasen des Schofars an der Westmauer, ein uraltes jüdisches Ritual, das am Ende des Jom-Kippur-Gebets durchgeführt wird. Die Zuwiderhandlung wurde mit Gefängnis bestraft.

Seit 1930 begannen junge entschlossene Männer, Jahr für Jahr, den Befehl zu missachten und den Schofar bei der Westmauer zu blasen – trotz der Anwesenheit von Soldaten und Polizisten des Britischen Empires.“

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Dann haben wir noch eine richtige Heldengeschichte: Die Schlacht um Yehud (Yahudiya).

Im Morgengrauen des 4. Mai 1948 griff eine ETZEL-Einheit das große arabische Dorf Yahudiya an, das von etwa 300 arabischen Kämpfern mit vielen verschiedenen Waffen verteidigt wurde.

Die Truppe griff von drei Seiten an, und nach heftigem Widerstand fiel das Dorf in ihre Hände. Während der Schlacht flohen alle Dorfbewohner, und als die Angreifer den Ort betraten, fanden sie ihn menschenleer vor. Ein ETZEL-Soldat fiel in dieser Schlacht. Einige Tage später wurde die Truppe von der 11. Kompanie des ETZEL aus der Region Tel Aviv abgelöst, die sich im Dorf niederließ, um es zu verteidigen.

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Am 19. Mai 1948 griff die Kompanie Wilhelma an, um arabische Streitkräfte in diese Richtung zu ziehen und so die ETZEL-Truppen zu entlasten, die Ramla angriffen. Ziel war es, eine Ablenkung zu schaffen und – falls sich die Gelegenheit ergab – Wilhelma einzunehmen. Die Kompanie gelangte bis zu den Zäunen von Wilhelma, stieß jedoch auf heftigen Widerstand und musste sich nach Yahudiya zurückziehen. Ihre Verluste in dieser Schlacht betrugen drei Tote und mehrere Verwundete.

Gegen Ende des Mai wurde die Kompanie nach Ramla verlegt und durch eine andere Truppe ersetzt, die zur Verteidigung von Yahudiya zurückblieb. Diese neue Truppe bestand aus einer verkleinerten Kompanie von etwa 90 Mann, darunter ehemalige Soldaten sowie etwa 20 Frauen, die Wachdienst und Beobachtungsposten versahen. Die Verteidiger verfügten nur über sehr wenig Munition. Der Kompaniekommandant bat um Hilfe – insbesondere um Munition – bei den IDF-Behörden in der Region, doch es kam keine Unterstützung.

Am 11. Juni 1948 griff eine große Einheit der Arabischen Legion Yahudiya an, bestehend aus irregulären Truppen unter Panzerschutz. Die Munition der Verteidiger ging sehr schnell zur Neige, und der Kontakt zwischen dem Hauptquartier und den Außenposten ging verloren. Trotzdem gelang es den meisten Soldaten in den Stellungen, sich in das Dorfzentrum zurückzuziehen. Sie wichen in Richtung Petach Tikva und Tel Hashomer zurück und sammelten sich neu. Doch infolge des schnellen Durchbruchs der feindlichen Truppen wurde die südwestliche Position abgeschnitten. Alle Versuche des Kommandeurs, die dort stationierten Soldaten zu retten, scheiterten – alle fünf fielen im Kampf. Gleichzeitig eroberte der Feind die Dorfmoschee. Auf deren Dach befanden sich zwei Frauen auf Beobachtungsposten – beide wurden getötet.

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Während des Rückzugs und der Rettungsversuche fielen weitere ETZEL-Kämpfer. Insgesamt starben an diesem Tag zwölf Soldaten, darunter auch die beiden Frauen.

In den Schlachten um Yahudiya und Wilhelma wurden insgesamt 16 Etzel-Soldaten getötet. Am 10. Juli 1948 wurde Yahudiya schließlich von IDF-Truppen während der „Danny“-Operation befreit.

Heute ist der Ort eine blühende jüdische Siedlung mit dem Namen Yehud.

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Übersetze ins Deutsche, was auf dem Rücken der Kinder auf den T-Shirts zu lesen ist.
Auf den Rücken der Kinder-T-Shirts steht auf Hebräisch: „לוחמים ברוח“
Das bedeutet auf Deutsch: „Kämpfer im Geiste“ oder „Kämpfer des Geistes“.

Kannst du das Motto irgendeiner Organisation zuordnen? Es waren offenbar Kinder strenggläubiger religiöser Juden.
Der hebräische Ausdruck „לוחמים ברוח“ („Lohamim Baruach“ – Kämpfer im Geiste) wird tatsächlich in Israel von mehreren religiös-zionistischen Organisationen verwendet, meist mit Bezug auf Jugenderziehung, Zionismus und Erinnerungskultur. Er ist kein exklusives Motto einer einzigen Gruppe, sondern ein verbreiteter Slogan im religiös-zionistischen Umfeld, besonders in Programmen, die Kinder oder Jugendliche an Themen wie den Unabhängigkeitskrieg Israels, die Erziehung zu religiösem Zionismus oder die Erinnerung an die Etzel/Lechi-Untergrundkämpfer (Irgun, Lehi) heranführen.

In diesem Fall (aufgrund der Kleidung der Kinder und des Rahmens mit Porträts zionistischer Persönlichkeiten) ist es sehr wahrscheinlich, dass die Gruppe mit einer Bildungs- oder Gedenkstätte des Etzel (Irgun) oder einer religiös-zionistischen Jugendorganisation verbunden ist – etwa der Bewegung Bnei Akiva oder einem Gedenkzentrum für den Unabhängigkeitskampf.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Lohamim Baruach oder: Die Legende von Ruth”

  1. zero_content am Oktober 31st, 2025 7:48 a.m.

    lieber burks
    was ist mit dem https://www.friedhof-der-maerzgefallenen.de/ ?
    waren aufstände und bekommt auch einen museumsbau.
    grtz

  2. blu_frisbee am November 1st, 2025 1:42 a.m.

    Nach der Revolution (siegreich muß sie freilich sein) wird man der RAF ein Museum errichten und Strassen benennen.

    Der Großarchitekt kam nur bis zum Abriss weshalb der Adolf-Hitler-Platz umbenannt wurde.

    Vergangene Verbrechen verherrlichen …

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