Larvatus prodeo oder: Libidinöse Ökonomie

libidinöse ökonomin
Libidinöse Ökonomin (Symboldbild)

„Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit“ ist auch eine sehr bedenkliche Phrase statt: „Aufhebung aller Klassenunterschiede“. (Friedrich Engels an August Bebel, 1875)

Das Marktkorrekturmechanismusdurchführungbestimmungsgesetz Ich fange noch mal an:

Slavoj Žižek ergänzt sehr schön – mit nur wenig Bullshit dazwischen – mein Posting über Propaganda: „Wenn die Kapitalismuskritik von Kapitalisten kommt“ (leider hinter de „Welt“-Paywall). Natürlich tobt das dortige kleinbürgerliche Publikum, das sich sonst eher an Artikeln im Sinne des Couponschneidens ergötzt. Die Kernsätze:

Die kritische Distanz zur sozialen Ordnung ist das Medium, durch das sich diese Ordnung selbst reproduziert. (Nehmt dies, deutsche Medien!)

…verbreitet sich allmählich sogar in unseren Mainstream-Medien eine Version des direkten Antikapitalismus. Es begann vor etwa einem Jahrzehnt mit einem Film wie Avatar, der den Klassenkampf in einen Konflikt zwischen einer außerirdischen, organisch-patriarchalischen Kultur, die in Harmonie mit der Natur lebt, und einem brutalen Konzernkapitalismus, der versucht, sie zu kolonisieren und auszubeuten, umdeutet, und reicht bis hin zu Filmen, in denen die Reichen umgebracht werden (…). In ähnlicher Weise beschränken sich Wirtschaftsdebatten zunächst auf die Kritik an den Superreichen:

Der heutige Kapitalismus kann viel radikalere Eingriffe überleben, als es den Anschein hat. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato wies darauf hin, dasselbe System, das ständig das Mantra wiederhole, dass wir die Steuern nicht erhöhen können, um die globale Erwärmung zu bekämpfen, sei in der Lage gewesen, Billionen zur Bekämpfung der Omikron-Epidemie auszugeben…

Um die anhaltenden Krisen zu bewältigen, von der Bedrohung der Umwelt bis hin zu Kriegen, werden wir Elemente dessen brauchen, was ich provokativ als „Kriegskommunismus“ bezeichnen möchte: Mobilisierungen, die gegen die üblichen Marktregeln verstoßen müssen.

Zweitens müssen wir uns bewusst machen, dass das bestehende parlamentarische Mehrparteiensystem nicht effektiv genug ist, um die Krisen zu bewältigen, die uns bedrängen. (…) Engels warnte davor, dass die „reine Demokratie“ oft zu einer Parole der konterrevolutionären Reaktion wird: „Im Augenblick der Revolution wird die ganze reaktionäre Masse so tun, als ob sie aus Demokraten bestünde … Auf jeden Fall wird sie am entscheidenden Tag und am Tag danach so tun, als ob sie aus Demokraten bestünde.“ Passiert nicht genau das, wenn eine emanzipatorische Bewegung an der Macht zu radikal wird? Wurde nicht – neben vielem anderen – der Putsch gegen Evo Morales in Bolivien im Namen der Demokratie durchgeführt?

Auf der Suche nach einer anderen Form der Demokratie ist man versucht, sich dem heutigen China zuzuwenden. Der australische Philosoph Roland Boer argumentiert, dass China zwar nicht einfach ein globales Modell ist, dem wir alle folgen können, aber nützliche Lektionen liefert, da es zeigt, wie man Wirtschaftswachstum und eine starke Rolle des Marktes mit dem Sozialismus kombinieren kann. (…) eshalb sei die führende Rolle der Kommunistischen Partei notwendig, mein Boer: Sie garantiere, dass die Dynamik des Großkapitals auf das Gemeinwohl der Mehrheit, die Rechte von Frauen und Minderheiten sowie auf die Eindämmung der Bedrohungen für unsere Umwelt ausgerichtet ist.

Was China und Musk gemeinsam haben, ist die intransparente Kontrolle durch Algorithmen.

Der Übergang zum (wie auch immer gearteten) Postkapitalismus wird also nicht nur ein sehr komplexer Prozess auf der Ebene der Ökonomie sein, er wird uns auch mit neuen Problemen der libidinösen Ökonomie konfrontieren. (…) Charakterisiert Marx den Kapitalismus nicht als ein System, das von einem unaufhörlichen Drang (Trieb) zur erweiterten Selbstreproduktion geleitet wird?

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Liberal-bourgeoiser Kapitalismus-Kritiker (Symboldbild)

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Kommentare

6 Kommentare zu “Larvatus prodeo oder: Libidinöse Ökonomie”

  1. Die Anmerkung am Februar 14th, 2023 2:21 pm

    Es gibt sie noch, die einstmals so beliebten Losungen, die nur die Führung herauszugeben imstande ist.

    Die KPRF hat sie zum Jahrestag der Gründung der Roten Armee herausgegeben.

    https://kprf.ru/party-live/cknews/216500.html

    – Ленин! Сталин! Социализм! Победа!
    – Российской экономике – бюджет развития, а не деградации!
    – Наше дело правое, Победа будет за нами!

    Grandios. Nix da China.

  2. Wolf-Dieter Busch am Februar 14th, 2023 6:04 pm

    Trotz der wunderschön geformten Figur kann man bei dem Mädel die Rippen zählen. Kann man gut finden, muss man aber nicht.

    Mit meinem Großvater selig zu sprechen: und hat se auch’n Doppelkinn – dann greifste eben doppelt hin.

  3. Wolf-Dieter Busch am Februar 14th, 2023 6:49 pm

    Bei Žižek krieg ich immer Lust, ihn nieder zu machen, fürchte aber andererseits, mich zu blamieren, weil ich den Artikel nicht gelesen habe. (Das Geld geb ich nämlich nicht aus.)

  4. Godwin am Februar 14th, 2023 10:06 pm

    „Wenn die Kapitalismuskritik von Kapitalisten kommt“
    ja mein Gott – von dem denn sonst noch?
    die Armen, Bildungsfernen haben doch gar keine Ahnung mehr davon, WAS sie überhaupt kritisieren sollten.

    Wirklich neu ist das alles freilich nicht.

    Link-Text:

    „Da merkte man, dass etwas faul sein musste. Hatte Marx nicht 1867 über „das Kapital“ geschrieben, sein Werk sei das furchtbarste Geschoss, „das den Bürgern (Grundeigentümer eingeschlossen) noch an den Kopf geschleudert worden ist.“ Und jetzt himmeln ihn genau diese Bürger an? Ernsthaft
    […]Der Name Karl Marx ist inzwischen so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können, die mit dem Turbokapitalismus hadern. Auch die Bessergestellten, obwohl die sich in Wahrheit nur nach dem Rheinischen Kapitalismus der alten BRD zurücksehnen. Als die Wirtschaft noch gebändigt und anständig war und die dicken Firmenbosse Zigarre rauchten. So weit ist es gekommen.
    […]
    Wer heute Marx liest und von einem Kampf zwischen Arbeiter und Kapitalisten träumt, der träumt von einer Welt, die es so nicht mehr gibt. Und die so auch nicht mehr zurückkommen wird. Karl Marx ist nur noch ein Symbol für diffuse Kapitalismuskritik.“

    https://www.youtube.com/watch?v=HH7rpdgQWes

  5. Trebon am Februar 15th, 2023 1:29 am

    Billionen? evtl. anständig übersetzen?

    Manager mit Pommes traf auch nicht „die Reichen“ und der größte Kapitalist ist der Staat. In allen diesen kruden Hirnverrenkungen von denen keine einer wissenschaftlichen Analyse standhält weshalb Sie ihren Schwachsinn auch gerne als eine verkaufen kommt das nicht vor.

    Der Elefant im Raum, für Ideologen so unsicht bar wie die Verbrechen ihrer jeweiligen Huldigungen, seien es nun 1917 „wir sind viele“, Maas to Memel oder welche blauen Linien auch immer die Grenzen der Landräuber markieren. (Verklausulierung by intention, bitte weitergehen es gibt nichts zu sehen)

  6. Albert Rech am Februar 15th, 2023 10:50 pm

    Ein System wie in China wird es in Deutschland nicht geben weil es ausser der Linken keine Partei hier gibt die der Kommunistischen Partei Chinas entspricht.
    Und einen genialen Anfüher wie Xi Jinping hat die Linke leider auch nicht.
    Möglicherweise kommt aber die Linke ja wieder in Deutschland an die Macht wenn es den Russen gelingt die sogenannte Ukraine, das Baltikum und Polen zu entnazifizieren.

    Alternativ ist auch die Idee von Fridays for Future mit den zufällig ausgelosten Gesellschaftsräten die von Experten beraten werden nicht schlecht.
    Dieser Gesellschaftsrat würde dann die Regierung kontrollieren und könnte die parlamentarischen Schwatzbuden überstimmen.
    Es muss natürlich sicher gestellt werden das diese Experten auf unserer Seite stehen und Räte die falsche Entscheidungen treffen schnell und geräuschlos ersetzt werden können.

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