An den Wassern des Rimac

Cerro San Cristóbal (Perú)

Lima, Perú, fotografiert 1984: Der Blick geht auf den Cerro San Cristóbal . (aktuelles Foto, aber vermutlich zu einer anderen Jahreszeit) Oben auf dem Berg kann man APRA lesen. Der Fluss ist der Río Rímac. Ich stand vermutlich auf der Jirón Amazonas.

In Peru gab es ein Art Putsch: In a surprise address to the nation, President Pedro Castillo on Wednesday declared the temporary closure of Congress and decreed a nationwide curfew but ended up booted from office instead. The announcement was met with broad resignations from Castillo’s revolving-door Cabinet and across his shaky administration. Congress defiantly pledged to oppose the attempted overthrow of constitutional order. The Joint Chiefs of Peru’s armed forces and the national police refused to back the beleaguered head of state. Congress promptly voted to remove Castillo from power in a 101-to-6 vote, with 11 abstentions, for moral incapacity.

Schon klar, dass die herrschende Klasse in Peru einen Präsidenten, der sich Marxist nennt, nicht lange ertragen würde. Heutzutage putscht nicht das Militär, sondern man findet eine mehr „zivile“ Lösung, wie zuvor in Bolivien. Schon bei der Bürgermeisterwahl in Lima hatte sich angedeutet, dass Rechtspopulisten eine Chance hatten, die Macht zu ergreifen.

Rechtspopulisten, weil man gleichzeitig die Interessen der Bourgeoisie durchsetzen, andererseits aber das Volk ruhigstellen muss – wie in der Hauptstadt Lima: Besonders wohlhabende Schichten der Stadt scheinen durch die Fortschrittsrhetorik Aliagas angesprochen worden zu sein. Aliaga begann während des Privatisierungsprozesses unter dem Diktator Alberto Fujimoris (1990 – 2000) ein Eisenbahnimperium in Cusco aufzubauen. Nun versprach er die Hauptstadt in eine „weltweite Kraft“ zu transformieren, umfassende Infrastrukturprojekte anzustoßen, darunter den Bau einer Seilbahn sowie den Ausbau von comedores populares (Volksküchen) mit ganzen zehn Prozent des Haushalts.

Interessant ist vor allem – aber nicht neu in Lateinamerika -, dass das Proletariat zu den Evangelikalen tendiert, wie auch in Chile, deren Ideologie eine Art Calvinismus mit ein paar Jahrhunderten Verspätung predigt. Angeblich sichern Fleiß und Arbeitseifer den sozialen Aufstieg. Die Unterschichten wissen natürlich, dass das gelogen ist, aber die Arbeiterklasse in Lateinamerika hofft, sich den sozialen Status durch entsprechende Verhaltensnormen, die die Evangelikalen verkörpern, erhalten zu können (was auch eine Illusion ist).

In Nordafrika nimmt übrigens der Islamismus diese Rolle ein. Die protestantische Religion schafft soziale Netze, die das System aus Regierung und Katholizismus nicht hinbekommen, und predigt gleichzeitig eine sehr konservative Sicht des Alltagslebens. Das erfüllt einen Zweck für die angesprochenen sozialen Klassen, sonst hätte diese Ideologie keinen Erfolg. Wer hingeben auf Schwule und Lesben setzt oder irgendwelche Lifestyle-Fragen, hat schon verloren, wie die hiesige Linke.

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