Sie Arschloch! Du sollst nicht Lärmen!

Lieber ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.

Habe gerade zufällig ein älteres Interview mit Wiglaf Droste gelesen. Man könnte jeden Satz wohlwollend zitieren, daher empfehle ich es in Gänze zur Lektüre. Es lohnt sich!

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Kommentare

7 Kommentare zu “Sie Arschloch! Du sollst nicht Lärmen!”

  1. RuediKehl am August 20th, 2021 5:17 pm

    Eindrücklicher Text, gefällt mir.
    Danke für den Link.

  2. Juri Nello am August 21st, 2021 12:40 am

    War Gegenstand meines ersten Schreibstatt-Workshops, als der noch OWL unsicher gemacht hat.
    Erstaunlich, dass mich das immer wieder einholt.

  3. Entitaet am August 21st, 2021 1:17 am

    Schöner Text von ihm, ohne Frage.

    Ich finde ja auch das, was er einst anlässlich 30 Jahre taz sagte, sehr gut:
    „Es ist das Geschäft des Marketings, jeden Niedergang als Fortschritt zu verkaufen. Die taz investiert in Werbung statt in Talent und Können. So produziert sie einerseits marktkompatiblen Medienbetriebsnachwuchs, der seine Arbeit als Sprungbrett sieht, Texte schreibt, um für sich Reklame zu machen und dabei noch mit einer Gesinnung prahlt, die es bei der taz gratis gibt, zum Ausgleich für die Selbstausbeutung. Andererseits schafft die taz durch diese Fluktuation einen Gnadenhof für all die Zurückbleibenden, die trotz aller Bewerbungsschreiben kein anderer haben will. So entsteht ein notorisch pestlauniges Arbeitsklima, in dem Heuchelei, Intriganz, Schlampigkeit und Desinteresse an der Sache gedeihen. Das strahlt die Zeitung auch aus: Lustlose Hausmeister sehen dich an.“

    Gefunden hier:
    https://www.sueddeutsche.de/kultur/wiglaf-droste-ueber-30-jahre-taz-frisoere-als-hirnforscher-1.411155

  4. Mitleser am August 21st, 2021 7:55 am

    Eine Literaturempfehlung:

    Wiglaf Droste
    Chaos, Glück und Höllenfahrten
    Eine autobiographische Schnitzeljagd
    Edition Tiamat, 2021

  5. Herbert Eisenbeiß am August 21st, 2021 8:39 am

    Das Zitat ist übrigens von Kurt Tucholsky, und er wetterte damit gegen die damaligen Kommunisten.

    Im Kontext: Kurt Tucholsky hat in den Zwanzigerjahren eine Lesung zugunsten von Kommunisten gegeben. Ein paar Tage später schrieb die »Rote Fahne«, es sei eine großartige Lesung gewesen – aber Tucholsky habe einen eleganten Dreiteiler getragen, und das gehe ja nun gar nicht. Tucholskys Antwort war: „Lieber ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.“ So muss man es halten.

  6. Wolf-Dieter Busch am August 21st, 2021 11:27 am

    Einerseits empfinde ich Trauer über Wiglaf Drostes Tod seinerzeit.

    Andererseits Erleichterung. So sind wir uns nie begegnet, und ich entglitt (unverdient) der Gefahr seiner Schimpfe.

  7. Godwin am August 21st, 2021 11:43 am

    „Aber das Problem sind nicht die bürgerlichen Sitten, sondern ihr Fehlen.“

    Damit kommen wir dann doch schon wieder in Widersprüche:
    Krampfhaft wird hier der bourgeoise Habitus, seine (bevormundenden) Regeln und (Unterwerfungs-)Rituale gebenedeit.
    Klar kann man damit anderen (klein-bürgerlichen) Gruppen den Spiegel vorhalten, die Pose als Posse entlarven.
    Aber mit der proletarischen Kultur, mit Klassenkampf etc. hat das alles nix zu tun.
    Es bleibt ein Parallel-Universum, von dem man sich angewidert und verachtend abgrenzt.

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