Kapitalistisches Staatsfernsehen oder: Kreuziget ihn, milieuspezifisch

uwe steimle

Interessant, welche Reaktionen der Fall Uwe Steimle hervorruft. Die Sache ist insofern langweilig, weil man schon vorher weiß, wer was sagt. Beide Seiten haben die Hasskappe auf, differenzierte Sichtweisen kommen kaum vor.

Ich kenne Steimle nur aus der ZDF-Anstalt, als ich noch die so genannten öffentlich-rechtlichen Anstalten schaute. Sogar mit Schramm trat er zusammen auf. Entweder waren damals alle blind und taub oder Steimle sagt jetzt etwas anders als vor einem knappen Jahrzehnt. Das wurderte mich. Steimles Attitude trifft ohnehin nicht meinen Humor, und Sendungen aka „Talkshows“, in denen er auftrat, sehe ich nicht an.

„Öffentlich-rechtliche Kollegen gelten ihm als Besatzungsmoderatoren, die englische Sprache als Besatzersprache und der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk als kapitalistisches Staatsfernsehen. (Übermedien, 30.06.2018)

Natürlich haben wir juristisch gesehen kein staatliches Fernsehen. Faktisch aber doch: Wir haben Staatsverträge, die Mainstream-Medien vertreten die Sicht der herrschenden Klasse, allein schon deshalb, weil nur Mittel- und Oberschichtkinder den Beruf des Journalisten ergreifen (können).

Das Volk hat ja schon lange nichts mehr zu sagen. (Riverboat) Richtig oder falsch? Die Parteien haben für mich durch die Bank versagt. Die bescheißen das Volk. (Beifall) Richtig oder falsch?

Was Steimle zur deutschen Sprache faselt, ist meines Erachtens grober Unfug, aber ich könnte damit leben. Sinngemäß: Jeder, der in dieses Land kommen will, sollte die deutsche Sprache lernen. Das gehe direkt ins Herz (langer Beifall).

Er versteht sich nach eigener Aussage als „Seismograph“. In seiner Sendungen kamen Leute zu Wort, die sonst nirgendwo auftauchten. Das ist die klassische Aufgabe von Journalisten, nicht aber von Satirikern. Steimle versteht sich vermutlich als beides, er ist aber in beiden Metiers nicht überzeugend, vor allem dann, wenn er sich immer ernst nimmt. Und diese Sachsentümelei ist grausam.

uwe steimle

Ich wünsche mir, dass die nächste Revolution friedlich abläuft. (Beifall) (Steimles Wutrede“, Riverboat, 13.11.2016)

Auch politisch stammelt er nur herum – aber das kann ausgerechnet der MDR nicht mehr ertragen? Das fällt ihnen erst jetzt auf? Wer den Salonfaschisten von der Jungen Freiheit Interviews gibt, ist naiv, aber auch ein ehemaliger brandenburgischer Innenminister hat das getan. So what?

Ich finde es zum Beispiel überhaupt nicht in Ordnung, dass man fremden Kulturen die Heimat wegbombt…ja? Das Geld ist von deutschen Steuerzahlern, ich sage mal „deutsch“, alle, die das hier erarbeiten. und dann wundert man sich, wenn die Leute kommen, und sagt scheinheilig: „Ihr seid alle herzlich willkommen“, aber eigentlich wollte man sie töten. Diese „Barmherzigkeit“ ist für mich Heuchelei. Wo sitzen die Leute der Rüstungsindustrie?J Ja? Über die haben wir zu sprechen, bei „Hart aber Fair“ oder „Anne Will“ oder wie sie heißen… Das verstehen die Leute nicht. Niemand ist gegen Fremde oder so. Das stimmt nicht. Da wird was gesät… so sind die Sachsen nicht. Entschuldige Sie, dass ich das so sage. Es wird uns auch was untergejubelt. Da hat man einen Schuldigen gefunden. Ich finde das unmöglich. Man kann dann immer gerne mit dem Finger…Das sind die Sachsen, nee, das sind die Eenzigen, die das Maul aufmachen. (Beifall, Riverboat)

Das erinnert mich an eine Passage aus „Der Name der Rose“. Worauf Salvatore antwortete, wenn die wahren Feinde zu mächtig seien, müssen man sich eben schwächere Feinde suchen. Ja, dachte ich mir, das war es wohl, warum man die einfachen Leute einfach nannte.

Gegen wen machen denn „die Sachsen“ das Maul auf? Stellen sie die Machtfrage? Greifen sie den Kapitalismus an und schlagen Alternativen vor? Attackieren die das Großkapital? Mitnichten.

Pegida ist nicht die Minderheit, es ist die Spitze des Eisbergs. (Beifall) Da stimme ich zu.

Ich habe mit Pegida nichts zu tun. (Riverboat) Ach.

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Kommentare

6 Kommentare zu “Kapitalistisches Staatsfernsehen oder: Kreuziget ihn, milieuspezifisch”

  1. Juri Nello am Dezember 7th, 2019 7:00 am

    Sachsentümelei und Berlintümelei nehmen sich wenig. Beide Gruppen kommen aus ihren Nestern nicht raus, weil sie es nicht wollen, was dann zur Folge hat, dass die eigene Behausung hochgejazzt wird.

  2. Meckertante am Dezember 7th, 2019 8:19 am

    Eine typisch überhebliche und oberflächliche Sichtweise aus der westdeutschen Provinz.

    Tja Burks – so kannst du Bauern in der Eifel oder in NRW beeindrucken.

    Andere nicht.

  3. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 7th, 2019 11:40 am

    „Ich wünsche mir, dass die nächste Evolutuion niedlich verlaufen wird.“**

    … :-) dann wäre es nicht so laut hier, nicht so eng und viel mehr homo burksensis bloggistoriodes hätten viel mehr Platz zum Saufen von klitzekleinen JEVER-Pullen.

    **unbekannter Trittbrettschreiber

  4. Wolf-Dieter Busch am Dezember 7th, 2019 12:06 pm

    Als typisches DDR-Gewächs kommt Steimle in Neufünfland bestens an. Irgendwie mag ich ihn. Er ist kein Schlechter.

    Mit seinem Ausscheiden entfällt ein weiteres Feigenblatt für einen hochherzigen Rundfunkstaatsvertrag, dessen reale Einhaltung niemand kontrolliert.

  5. flurdab am Dezember 7th, 2019 5:04 pm

    Was mir an der Causa aufstösst ist das Fehlen der Trennung von „Figur“ und Privatmensch.
    Warum werden Steimles persönlichen Ansichten, Meinungen zur Abstrafung seiner Kunstfigur benutzt?
    Wer führt die Dossiers über die Darsteller des ÖRR, und können wir auch mal in die Akten Einblick nehmen?
    Alles was über die Wunderlampe flimmert wird von Darstellern dargeboten, wer die Privatperson dahinter ist erfahren wir nicht.
    Wie gut das es die Nazis gab, die sind heute wirklich hilfreich.

  6. Roman Bardet am Dezember 8th, 2019 11:49 am

    Steimle bei Burks? Bruahahaha!

    OK, Steimle hat in der Vergangenheit zwei oder drei Witze über Mao und Marx gemacht. Da wundert es mich nicht das nachgetreten wird.

    Genau wie Frau Hermann beim NDR ist der Steimle ürigens kein Angestellter des ÖRR. Es wurden demnach lediglich Verträge nicht verlängert.

    Interessieren würde mich die Stellungnahme von vom ehemalige SED Mitglied und heutigen Intendantin des MDR Karola Wille dazu? Deren Wikipedia Artikel sieht so unschuldig aus. Fast so unschuldig wie der von Frau Kahane.

    Prof. Dr. jur. Karola Wille 2019:

    Eine gute Demokratie braucht aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger

    Demokratie ist vor allem auch auf gelingende Kommunikation, auf lebendige Öffentlichkeit angewiesen

    Karola Wille 1985:

    Die Vorzüge des Sozialismus sind auch im internationalen Rahmen umfassend zur Geltung zu bringen.

    Es gibt noch brachialere Zitate dieser Frau. Dagegen geht der MDR seit mehreren Jahren gerichtlich vor und hat einen Blogger verklagt, deswegen zitiere ich nicht weiter.

    Weitere Infos dazu hier und besonders hier. Der MDR wird durch Frau Wille vertreten. Der Steuerzahler bezahlt das. Eigentlich ist das doch Wille’s Privatangelegenheit. Aber so ist das nun mal beim ÖRR.

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