Belasteter Dialog

Es ist immer spannender, über das zu reden, was verschwiegen werden oder nicht gesagt werden soll. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Meldung der BZ so stimmt, aber interessant klingt das schon: Dem Petionsausschuss des Bundestags habe eine Bittschrift (so übersetze ich das) vorgelegen: „Jede Migrationspolitik bedarf einer demokratischen Legitimation“. „Der Bundestag möge über den Migrationspakt abstimmen.“

Aber sogar dieser Text wurde abgelehnt. Zur Begründung schrieb der Bundestag, Petitionen dieser Art seien geeignet, „den interkulturellen Dialog zu belasten“. Die bloße Diskussion über Zuwanderung wird also als gefährliche Störung bezeichnet.

Den Begriff „interkulturell“ halte ich für zutiefst reaktionär. Vermutlich deshalb mag ihn das „grüne“ Milieu. Einwanderer werden auf eine vermeintliche „Kultur“, also bloße Folklore reduziert und nicht auf ihre politische Identität oder gar ein Klassenbewusstsein. Das ist so gewollt und genau so blödsinnig wie das Konzept, Menschen über ihr Geschlecht, welches auch immer es sein mag, zu definieren. Das ist kleinbürgerlicher Lifestyle-Scheiß, mit Verlaub, und abzulehnen.

Es gibt weder einen Dialog zwischen „Kulturen“ und auch keinen ernst zu nehmenden „interreligiösen“ Dialog. Was also soll hier „gestört“ werden?

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Kommentare

6 Kommentare zu “Belasteter Dialog”

  1. yt am November 8th, 2018 1:58 pm

    Immer wieder amüsant zu lesen, mit welchen Schenkelklopfern Petitionen abgelehnt werden.

    Im Wortlaut verschieden, aber sinngemäß immer das gleiche.

    „Er (Der Petitionsausschuss) empfiehlt daher, das Petitionsverfahren abzuschließen, weil dem Anliegen nicht entsprochen werden konnte.“

    Richtig wäre gewesen: Dem Anliegen kann nicht entsprochen werden, weil der Petitionsausschuss das empfiehlt. Weil der dazu da ist, alles abzuwimmeln.

  2. Crazy Eddie am November 8th, 2018 3:45 pm

    „Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.“
    Friedrich Wilhelm von Brandenburg

  3. blu_frisbee am November 9th, 2018 10:15 am

    Seit 2 Wochen vernehm ich nix mehr von Khaschoggi.
    Hat Mohammed bin Salman den Erdohan bestochen oder hat die amerikanische Politik Maulverbot erteilt? Mit welchem deal?

  4. Roman Bardet am November 9th, 2018 11:21 am

    yt am November 8th, 2018 1:58 pm

    Immer wieder amüsant zu lesen, mit welchen Schenkelklopfern Petitionen abgelehnt werden.

    Genauso interessant sind die Anhörungen zu diesen Petitionen, wenn also 2 oder 3 Petitionsvertreter sich gegenüber 10 Politikern „rechtfertigen“ müssen.

    Die Hälfte (gefühlt) dieser Anhörungen sind die Belehrungen der oder eines Politikers dieser Petitionsvertreter. Teilweise geht es nur um ein Wort, das einer dieser Petitionsvertreter gesagt hat und das einem der Politiker nicht gefällt. Teilweise wird der Petitionsvertreter recht harsch angegangen, so als wäre er ein Angeklagter.

    Wunderbar zu sehen in der Anhörung des Nazi und Juden Broder und der Nazi Vera Lengsfeld vor ein paar Monaten. Streckenweise sind das reine Kabbeleien.

  5. Martin Däniken am November 9th, 2018 12:45 pm

    @Burks: Die Bezeichnung „Jude und Nazi“ ist wohl provokant gemeint,kommt bei mir wenig durchdacht an.
    Naja…solche Bezeichnungen kennt man ja bei Leuten,
    die eine Krankheit nicht bekommen können:
    „Hirnhautentzündung!“

  6. Sabine am November 12th, 2018 8:33 am

    Der Kommentar mit dem „interkulturellen Dialog“ bezog sich KONKRET auf die Ablehnung des Petenten Matthias Moosdorf, der Mitarbeiter eines MdB der AfD ist, der -Überraschung!- ganz zufällig selbst im Petitionsausschuss sitzt.Null Ahnung wie man eine Petition formuliert ( Richtlinien stehen auf der Petitionsseite)? Das Ganze war ein Scoop, den die AfD durch bewusst provokante Formulierung selbst in die Welt gesetzt hat. Parteien sind im Bundestag, um ihre Anliegen in das Parlament einzubringen. Was soll das also? Am 19.04. hatte die AfD bereits eine Aktuelle Stunde zum Thema, bei der ihr die Lügen um die Ohren flogen. Und ungeachtet der Replik des Vorsitzenden des Ausschusses im „Tagesspiegel“, dass die Petitionen noch behandelt werden, hat die AfD auch heute morgen wieder den link auf die „BZ“ veröffentlicht. Statt sich hier über den Begriff „interkultureller Dialog“ zu mokieren empfehle ich, mal genauer hinzuschauen, was die AfD treibt.Moosdorf hat den Inhalt seiner Petition übrigens veröffentlicht.

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