Die Infanterie des Westens, reloaded

Alan Posener über einen Artikel in der FAZ, in dem die Kurden als „die Infanterie des Westens“ bezeichnet werden:

Zu glauben aber, die Kurden würden heute als unsere Infanteristen kämpfen, morgen dafür aber nichts einfordern, wäre extrem naiv. Blut gegen Unabhängigkeit: dies war der Deal, der schon – ausgesprochen oder unausgesprochen – dem Einsatz kolonialer oder halbkolonialer Truppen in den Kriegen der Europäer 1914 – 1918 und 1939 – 1945 zugrunde lag. Damals waren die Europäer und Amerikaner stark genug, ihre Versprechen nach den Kriegen wieder zu kassieren – man denke, apropos „arabische Welt“, an die den Arabern für ihren Einsatz als „Infanterie des Westens“ gegen die Türken im Ersten Weltkrieg versprochene Unabhängigkeit, oder an die Wiederaufrichtung der kolonialen Herrschaft der Holländer und Briten nach dem zweiten Weltkrieg in Südostasien.

Interessant auch, dass in den Mainstream-Medien die alten antikommunistischen Reflexe noch immer wirken, obwohl von „Kommunismus“, auch im embryonalen Stadium, weltweit rein gar nichts zu sehen ist. Frage also: Was ist „der Westen“? Wer gehört warum dazu? Und welche Interessen hat der?

By the way: Der Kollege Posener kommt aus demselben politischen Stall wie ich: „Dabei war er als Kader des Kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD-AO aktiv.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Die Infanterie des Westens, reloaded”

  1. ... der Trittbrettschreiber am August 31st, 2014 2:55 pm

    Der Westen sind die Aldi-Kunden, der Osten baut Hotels für Bentleyfahrer – ist einfach einfach.

    Na gut, Thüringen hat auch gute Zeltplätze, aber wir sprechen hier ja nicht vom „Nahen Osten“.

  2. Lemmy Caution am August 31st, 2014 7:48 pm

    Der Westen ist eine relativ heterogene Gruppe von Staaten, die
    – nach haarsträubenden Irrungen einen vergleichsweise stabilen Zustand als etablierte Rechtsstaaten und Demokratien erreicht haben
    – diesen Zustand angesichts der eigenen „Großartigkeit“ scheinheilig als gerecht empfinden
    – und ständig verdrängt, dass ihre Vorfahren den größten Teil ihrer Geschichte in den instabilen und von mehr Willkür geprägten Zuständen der anderen Staaten verbracht haben.

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