Regulierter Kapitalismus

Erstaunliche Sätze von Harald Schumann im Tagesspiegel:
Angela Merkels Krisenpolitik nutzt dem Kapital – und die Rettung des Euro bezahlen am Ende die Armen.

Ach?! Nun könnte man irrig vermuten, jetzt folgten Ideen, wie der Kapitalismus zu überwinden sei. Aber nein! Wo kämen wir denn da hin!

Karl Marx hat es geschrieben, John Maynard Keynes hat davor gewarnt und die einfachen Leute haben es ohnehin schon immer gewusst: Im unregulierten Kapitalismus wachsen die Vermögen jener, die das Kapital besitzen, weit schneller als bei jenen, deren Arbeit die Kapitalerträge erzeugt.

Glatt und unverschämt gelogen. Karl Marx hat nie von „reguliertem“ oder „unreguliertem“ Kapitalismus geschrieben, ganz im Gegenteil: Er hat behauptet, dass sich der Kapitalismus nicht „reformieren“ lasse, sondern dass er abzuschaffen sei, weil seine immanenten Gesetze nichts anderes ermöglichten.

Ein „regulierter Kapitalismus“ macht genau das, was auch ein unregulierter Kapitalismus“ macht: Das Geld den Reichen und der herrschenden Klasse zuschieben auf Kosten des Proletariats und der Armen. Wer etwas anderes behauptet, hat Marx nie gelesen oder gar verstanden.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Regulierter Kapitalismus”

  1. ...der Trittbrettschreiber am Mai 30th, 2014 1:12 pm

    …ab welcher Summe ist man reich (in €)?

  2. ...der Trittbrettschreiber am Mai 30th, 2014 3:43 pm

    „und die Rettung des Euro bezahlen am Ende die Armen.“

    Was ist paradox?

  3. Tom am Mai 30th, 2014 5:40 pm

    Trittbrettschreiber, Reichtum oder reich sein ist relativ; Minimalbedingung ist, dass die Kapitalerträge die Lebenshaltungskosten übersteigen.(Nominalstil)

  4. einer von jenen am Juni 1st, 2014 8:28 pm

    Nicht nur Marx, auch Keynes hat der Autor wohl weder gelesen noch verstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich zwar irgendwie der Irrglaube eingebürgert, Keynes sei ein „linker“ Ökonom. Aber die Ungleichheit der Einkommen (vulgär gesagt: Armut und Ausbeutung) war für ihn nie das zentrale Problem – ihm ging es hauptsächlich um die Frage, wie sich der Kapitalismus in Wirtschaftskrisen retten ließe.
    Es spricht übrigens Bände, wie er sich im Vorwort zur deutschen Erstausgabe seiner „Allgemeinen Theorie“, die 1936 erschien, an die Nazis anbiederte. Hier mal das Zitat:
    „Trotzdem kann die Theorie der Produktion als Ganzes, die den Zweck des folgenden Buches bildet, viel leichter den Verhältnissen eines totalen Staates angepaßt werden als die Theorie der Erzeugung und Verteilung eines gegebenen, unter Bedingungen des freien Wettbewerbs und eines großen Maßes von laissez-faire erstellten Produktion. […] Obschon ich sie also mit dem Blick auf die in den angelsächsischen Ländern geltenden Verhältnisse ausgearbeitet habe, wo immer noch ein großes Maß von laissez-faire vorherrscht, bleibt sie dennoch auf Zustände anwendbar, in denen die staatliche Führung ausgeprägter ist.“

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