Obszöne Dynamik und der Homo Germanicus

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Wie im Fall der aktuelle DIW-Studie werden Nachrichten zur obszönen Dynamik der Vermögensentwicklung zwar gesendet und gedruckt, treffen aber bei Medienleuten und in der sonstigen Öffentlichkeit auf weitgehendes Desinteresse. (…)

Das hat ganz direkt mit der mentalen formatierung des Homo Germanicus zu tun, Im Mittelalter, das hiezulande mindestens bis 1914 dauerte, hat er gelernt, daß Ungleichheit eine von Gott gewollte natürliche Bestimmung ist und daß der Kaier und andere Feudalherren die legitimen Vollstrecker dieses Modells sind. (…)

In dieser Tradition ist der Homo Germanicus auch als Demokrat und bis heute darauf dressiert, die kleinen und großen Brutalitäten der Privilegienbürger als Ausdruck der einzig richtigen Ordnung zu ertragen – sie erscheinen seinem feudal und antimkomunistisch geprägten Bewußtsein als ein Moment im natürlichen Proueß der Kapitalverwertung(Rolf Schröder: Balladen der Bemittelung – Weshalb sich für neue Erkenntnisse über die hiesige Vermögensverteilung niemand interessiert, konkret 4/2014)

Zeit online schreibt: In keinem anderen Euro-Land ist das Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Die Schere zwischen denen, die viel Geld besitzen und denen, die gar keines haben, wird dabei immer größer… Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt demnach ein persönliches Vermögen im Wert von mindestens 800.000 Euro. Dagegen verfügt gut ein Fünftel aller Erwachsenen über gar kein Vermögen. (…) Studienautor Markus Grabka geht davon aus, dass seine Ergebnisse dabei nur einen Teil der Realität abbildet. Die Wirklichkeit sehe noch verheerender aus, sagt er.

Gut, wir wissen alle, dass das ein Feature und kein Bug ist. Aber es reicht nicht aus, den mangelnden Widerstand und das fehlende Klassenbewusstsein „mentalitätsgeschichtlich“ erklären zu wollen. Das Problem geht viel tiefer: Die Idee, jemand habe viel mehr als andere, ohne etwas Vergleichbares dafür getan zu haben, und das sei ungerecht, setzt voraus, dass „Gleichheit“ als Vorteil für die jeweilige soziale Bezugsgruppe empfunden wird. So will es die Evolution. Deshalb haben sich kommunistische Ideen oft zuerst bei sozialen Außenseitern entwickelt, für die das Teilen Garant für den gemeinsamen Erfolg war.

Die Leute sind nur solidarisch mit anderen, wenn wie meinen, das nütze ihnen selbst langfristig auch.

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Kommentare

9 Kommentare zu “Obszöne Dynamik und der Homo Germanicus”

  1. elvis am April 18th, 2014 3:46 pm

    Ok, Burksilein, wie das aber ändern? Wir brauchen Lösungen und nicht immer wieder die gleichen Geschichten von den Armen und Reichen und der ungleichen Verteilung.

  2. lepus am April 18th, 2014 6:16 pm

    Obszöne Dynamik?
    Zitat DIW: „Gegenüber 2002 zeigen sich nur wenige signifikante Veränderungen in der Vermögensverteilung.“

    Homo germanicus?
    Nö.
    „So will es die Evolution.“ Yes

  3. multiplikato am April 18th, 2014 7:17 pm

    es gibt hier leser die in der ddr aufgewachsen sind. ihr weltbild ist zumindest geprägt aus dieser situation.
    mit westdeutschem auslegen der klassiker gibt es da automatisch probleme.
    ex ddr haben zumindest den versuch einer umsetzung erlebt. dementsprechend ist es sehr leicht, theorieblasen aufzubauen, wenn mann nie in der situation war, etwas zu gestalten, was ein bischen den menschen in den mittelpunkt rückte.

  4. Michael am April 18th, 2014 11:41 pm

    Man sollte auch nicht vergessen, daß wir eine starke Propaganda haben, welche ständig die Botschaft verbreitet: „Was gut für die Superreichen ist, ist gut für alle!“, natürlich mit anderer Wortwahl, z.B. „Leitungsträger[tm]“ statt „Superreiche“. Oder man machts wie bei Steuersenkungen: Da wird dann in allen Medien hervorgehoben, daß Lieschen Müller 2,50 EUR spart. Daß es bei Bodo Bankster 2,5 Mio sind, bleibt unerwähnt. Und später ist für Lieschen Müllers verbilligte Monatskarte leider leider kein Geld da…

  5. noch ein Schröder am April 19th, 2014 2:08 am

    @Elvis:

    schön schön. Erwartest Du vorgefertigte Lösungen hier? Burkhard macht das schon sehr gut. Das ist sein Blog und er gibt Hinweise. Für den Rest, was wir daraus ziehen sind wir zuständig. Wie wir handeln, übrigens auch. Frohe Ostern!

  6. elvis am April 19th, 2014 10:59 am

    Ah, schön, ein Dialog in den Kommentaren. Gibt es hier selten.

    noch ein Schröder am April 19th, 2014 2:08 am
    @Elvis:
    schön schön. Erwartest Du vorgefertigte Lösungen hier?

    Ja, Burks hat 50 Jahre Erfahrungen gesammelt. Jetzt muss langsam Schluss mit sammeln sein. Viel Zeit bleibt Burks eh nicht mehr.

    noch ein Schröder am April 19th, 2014 2:08 am
    @Elvis:
    schön schön. Burkhard macht das schon sehr gut.

    Was?

    noch ein Schröder am April 19th, 2014 2:08 am
    @Elvis:
    schön schön. Das ist sein Blog

    Das hoffe ich doch und hier bloggt nicht der BND oder der Bundesstaatsanwalt oder ein anderer Blöder.

    noch ein Schröder am April 19th, 2014 2:08 am
    @Elvis:
    schön schön. und er gibt Hinweise.

    Das mag sein, aber die werden nicht erhört oder nicht gelesen oder als Blödelei verstanden.

    Offenbar hat es BILD online gelesen. Denn die Schreiben heute prompt Zwei Drittel aller
    Deutschen haben
    keine Geldsorgen
    . Das passt doch!

  7. lepus am April 19th, 2014 2:54 pm
  8. elvis am April 19th, 2014 6:20 pm

    lepus am April 19th, 2014 2:54 pm

    @elvis
    “wir brauchen Lösungen”
    o.k., hier ist eine: http://www.welt.de/wirtschaft/article126858932/Kapitalismus-ist-die-groesste-NGO-der-Welt.html

    Nein keine Theorie sondern die praktische Lösung.

  9. .... der Trittbrettschreiber am April 20th, 2014 2:00 pm

    Mir schwant’s o Graus:
    Demokratie ist Willkür mit subtileren Mitteln?
    Und Kritik ist das Getriebe?
    Die Lösung: Austrocknen durch absolut devote Konformität.

    Wer das nicht durchhält – N-JOY hören.

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