Nie wieder in die USA

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Wired: „The agents confiscated his laptop computer, a thumb drive and a digital camera. ICE held onto the equipment for 49 days — longer than the 30 days allowed in regulations — finally returning it only when the ACLU of Massachusetts intervened on his behalf with a letter.

Under the ‚border search exception‚ of United States criminal law, international travelers can be searched without a warrant as they enter the U.S..“

Ich frage mich, wie das die deutschen Korrespondenten machen, die in die USA reisen? Wiseo hört man nichts davon? Und wieso haben die deutschen Medien über das Thema nicht berichtet? Werden die alle durchgelassen, weil deutsche Medien Interviews autorisieren lassen und deshalb pe default harmlos sind? Oder zeigen die alle bereitwillig Ihre Rechner vor mit den Worten „jawoll, geliebte Obrigkeit“ auf den Lippen?

Die American Civil Liberties Union (ACLU) von Massachusetts, von der Wired die Story wohl hat, berichtet über diese Fälle noch detaillierter:
The government searched House’s electronics for 183 keywords, turning up more than 26,000 potentially responsive „files/objects.“ But even the government’s own invasive analysis of House’s information concluded that „no data was found that constituted evidence of a crime (and would justify ICE’s seizure of the materials).“

Das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten (United States Department of Homeland Security) arbeitet also mit dem Justizministerium zusammen, beschlagnahmt Rechner politischer Aktivisten und sucht darauf. Nein, sie löschen sogar die Daten: „the government has agreed to destroy all data it obtained from his laptop and other electronics when he entered the U.S. after a vacation“.

Man kann also davon ausgehen, dass man bei der Einreise in die USA alle sichtbaren Truecrypt-Container auf seinen Rechnern löschen muss. Ich habe ja schon 1979 nur ein begrenztes Visum in die USA erhalten im Gegensatz zu allen anderen, die ich kannte, die schon mal dort waren. Die haben mich also schon seit den siebziger Jahre in der Kartei.

Das wird hier auch noch so kommen – die Klassenkämpfe sozialen Spannungen werden hier auch zunehmen. Ich werde das wohl noch erleben. Mein Rechner wurde illegal über zwei jahre lang konfisziert, und es hat auch kaum jemanden interessiert (außer Heise), obwohl das Gericht, das mich endlich freigesprochen hatte, sogar ausdrücklich „rechtsstaatswidrige Weise“ ins Urteil schrieb. Hier gibt es eben keine ACLU, auf die man in einem solchen Fall bauen könnte.

Was sagen unsere Verschwörungstheoretiker von der „Online“-Durchsuchung eigentlich dazu? Warum machen die das in den USA so umständlich?

Annette Ramelsberger (Süddeutsche 2006): „Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.“

Warum also Rechner beschlagnahmen, wenn das (angeblich) auch so geht?

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Kommentare

12 Kommentare zu “Nie wieder in die USA”

  1. Eike am September 12th, 2013 9:45 am

    Oder zeigen die alle bereitwillig Ihre Rechner vor mit den Worten “jawoll, geliebte Obrigkeit” auf den Lippen?

    Genau so! Sie werden sich ggf. sogar dafür bedanken.

    Zur SZ: Nun ja….Prinzipiell ist es richtig, dass wenn irgendwo was rausgeht auch was reingeht, aber um an die Details zukommen, benötigt es schon ein bisschen mehr Aufwand und personalintensiv ist das auch. Letztlich muss ja trotzdem irgendwer die Daten auswerten. Es ist schlicht zu teuer, um da dauernd etwas zu machen.

  2. .... der Trittbrettschreiber am September 12th, 2013 11:00 am

    „Warum also Rechner beschlagnahmen, wenn das (angeblich) auch so geht?“

    Macht braucht hin und wieder Zuschauer, öffentlich.
    Zuschauer brauchen hin und wieder eine Macht-Demonstration, öffentlich.

    Wir sind das …

  3. Huhu am September 12th, 2013 11:24 am

    „Offensichtliche Truecrypt-Container“ … es wäre eine interessant Frage, ob es zu diesem Zwecke genügt, den Container je nach Größe als Bild zu „tarnen“ (Miniatur+.jpg) oder als entsprechend passende Datei …

  4. Tom am September 12th, 2013 11:24 am

    „Under the terms of the settlement, the government agreed to destroy all remaining data copied from House’s devices.“

    Burks, weil Du das m.E. nicht genau gelesen hast, ist auch die Folgerung falsch:
    „Man kann also davon ausgehen, dass man bei der Einreise in die USA alle sichtbaren Truecrypt-Container auf seinen Rechnern löschen muss.“

    Die haben nicht die Original-Datenträger gesäubert, sondern – so wie sich das gehört – ihre eigenen Unterlagen geschreddert.
    Wenn auch sonst nix war, wie es sich gehört, so waren sie damit manch anderen meilenweit voraus, die ja genau die anderen Akten schreddern, nälich die mit relevantem Inhalt.

  5. admin am September 12th, 2013 12:20 pm

    Stimmt.

    Wäre interessant zu erfahren, ob die Daten löschen, wenn die den Zugriff auf den Rechner bekommen. Ginge ja.

  6. elvis am September 12th, 2013 3:46 pm

    So blöd sind die Korrespondenten auch nicht.

    ARD und ZDF kaufen zum Beispiel direkt vor Ort ein, also in diesem Fall in den USA. Geld ist schliesslich genug vorhanden. Daten und Software kommen übers Internet.

    Was habt ihr denn gedacht?

    Netter Witz von Dir – haben die Klassenkämpfer in Deiner Leserschaft scheinbar nicht kapiert:

    Das wird hier auch noch so kommen – die Klassenkämpfe sozialen Spannungen werden hier auch zunehmen.y

    Mann Burks, wir leben hier in Deutschland.

  7. elvis am September 12th, 2013 3:48 pm

    Ach so hatte ich vergessen:

    Die ACLU.

    So was wird es in Deutschland niemals geben.

  8. Torfsten am September 12th, 2013 5:32 pm

    Ich bin schon oft per flieger aus Europa u. auto aus Kanada in die USA eingereist. Fuer meine elektronischen geraete hat sich nie jemand interessiert. Ich habe aber vorsichtshalber keine daten dabei. Einen truecrypt container im systemverzeichnis mit entsprechendem dateinamen *.dll *.sys etc. wuerde aber wohl niemals von den homelandsecurity heinzen gefunden werden. Man sollte dann vielleicht truecrypt vor der einreise de-installieren. Ich habe wichtige daten in der cloud, per truecrypyt mit langer passphrase, das ist bombproof. vgl: http://xkcd.com/936/

  9. Eike am September 12th, 2013 5:57 pm

    @ Elvis Wieso? Burks hat doch recht. Nur das hier der Klassenkampf nur von Oben geführt wird.
    Und dann gibt es noch dieses Zitat: „Von Deutschem Boden wird nie eine Revolution ausgehen, da das Betreten des Rasens verboten ist.“

  10. sunflower22a am September 12th, 2013 6:22 pm

    wie wäre es OHNE Computer in die USA einzureisen? Urlaub ohne Computer ist sowieso besser ;-)

  11. Torfsten am September 12th, 2013 8:20 pm

    @ sunflower22a
    >wie wäre es OHNE Computer in die USA einzureisen? Urlaub ohne Computer ist sowieso besser ;-)

    Urlaub in USA? Nee, da gibt es nun wirklich viele, viele bessere Urlaubsorte! Ich reise nur fuer geld dorthin, und beruflich brauchen ich und andere schon einen PC. ;-)

  12. Hanno am September 12th, 2013 8:44 pm

    Irgendjemand von der EFF hat mal in nem Vortrag gesagt, wie man damit umgeht (also jemand aus den USA, die Problematik ist wohl in beide Richtungen ähnlich):
    Rechner mit irgendnem Dummy-System drauf über die Grenze nehmen, Linux-Install-CD dazu mitnehmen, dann auf der anderen Seite System neu installieren. Daten verschlüsselt online ablegen und mit frisch installiertem System entschlüsseln.

    Ist umständlich und nicht Normaluser-Kompatibel, aber dürfte einen gegen die meisten Problematiken wappnen.

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