Nicht ich bin’s gewesen, die Hacker sind es gewesen

Spiegel online im Interview mit Kasperksy („ein russisches Softwareunternehmen (…) hat sich auf die Entwicklung von Sicherheitssoftware spezialisiert“):

„So hält auch der Russe es für die wahrscheinlichste Erklärung, dass der Computerwurm Stuxnet, der im vergangenen Jahr viel Aufmerksamkeit auf sich zog, eine amerikanisch-israelische Erfindung sein könnte“. Könnte? Hätte? Würde? Fakten? Fehlanzeige.

„Mutmaßlich über verseuchte USB-Sticks gelangte er in iranische Atomanlagen.“ Mutmaßlich? Seit wann verbeiten Journalisten Mutmaßungen und verschweigen sogar die Quelle der Gerüchte? Stand es in der Bild-Zeitung?

„Aber selbst für den großen Stromausfall, der Teile Nordamerikas im August 2003 lahmlegte, macht Kasperski mittlerweile PC-Schädlinge verantwortlich“. Wer hätte das gedacht. Die Firma verkauft Software gegen „PC-Schädlinge“.

„Ich bin mir heute ziemlich sicher, dass diese Katastrophe von einem Virus ausgelöst wurde.“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kaspersky das Interview benutzen will, um seine eigenen Produkte loszuwerden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Kasperky wusste, dass deutsche Journalisten keinen kritischen Fragen stellen, wenn es um Computer und Internet geht, und auch an Fakten nicht besonders interessiert sind, nur an vagen Bedrohungsszenarien.

„Er will überdies nicht ausschließen, dass hinter vielen der aktuellen Hackerattacken heute Regierungen stecken.“ Ich will nicht ausschließen, dass ich mich bewerbe, Vorsitzender der Piratenpartei zu werden. Ich will auch nicht ausschließen, dass der Kaiser nackt ist und er gar keine neuen Kleider trägt.

„In Zukunft allerdings müssen wir mit Cyber-Attacken auf Fabriken, Flugzeuge und Kraftwerke rechnen.“ Nicht nur das: Auch mit Attacken auf harmlose kleine Privatrechner, die mit gaaaaanz vielen „Bundestrojanern“ nur so gespickt werden. Wie die Kollegin Annette Ramelsberger schon vor vielen Jahren schrieb: „Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.“

„Kasperski zum SPIEGEL: ‚Alles, was wir erreichen können ist, zu verhindern, dass da draußen alles außer Kontrolle gerät.'“ Ja, genau! Kauft mehr „Anti-Viren-Programme“ von Kapersky! Das Ende ist nahe!

image_pdfimage_print

Kommentare

One Kommentar zu “Nicht ich bin’s gewesen, die Hacker sind es gewesen”

  1. der Trittbrettschreiber am Juni 23rd, 2011 9:00 pm

    Ich vermute, verstanden zu haben, dass nur ich selbst Viren, Würmer, Bazillen, Wanzen, Trojaner und sicher bald auch Römer, Ostfriesen, Berliner, Arbeitslose, Familienväter, Piraten, Landwirte, Astronauten und Hundetrainer in meinen PC lassen kann, auf welche Weise auch immer. Um meine Kompetenz fluoreszieren lassen zu können, möchte ich noch viel mehr wissen.
    Deshalb, Burks: Welche userfreundliche Bibliothek würdest Du einem DBU wie mir ernsthaft empfehlen –
    außer der frühen Lektüre von Burk’s Blog im Morgen-Grauen, versteht sich?

Schreibe einen Kommentar