Überwachung zieht Straftäter an

Der Freitag: „Überwachungstechnik schreckt U-Bahn-Schläger nicht ab, sondern scheint sie geradezu anzuziehen.“

„‚Jede Gesellschaft hat die Verbrecher, die sie verdient‘, hat der französische Rechtsmediziner Lacassagne schon vor gut einem Jahrhundert gesagt. Blinde Gewalt vor laufenden Kameras und amokartige Taten bilden die kriminelle Signatur des ökonomisch globalen und sozialpsychologisch ’narzisstischen Zeitalters‘. Eine Gesellschaft, die den Narzissmus ihrer Mitglieder unentwegt stimuliert und zum Zweck der Konsumsteigerung in Dienst nimmt, darf sich nicht wundern, wenn auch dessen bösartige Varianten vermehrt in Erscheinung treten. Pointiert ausgedrückt: Wer bei Deutschland sucht den Superstar nicht landen kann, kann sich für die destruktive Spielart des medialen Narzissmus entscheiden und als U-Bahn-Schläger oder School Shooter Berühmtheit erlangen.“

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Kommentare

One Kommentar zu “Überwachung zieht Straftäter an”

  1. der Trittbrettschreiber am Mai 26th, 2011 10:27 am

    Ein sehr guter Aspekt. Ich möchte die These noch erweitern: Jede Gesellschaft hat die Mitglieder, die sie verdient. Aber dann wird sie irgendwie noch hohler, als sie ohnehin schon ist. Spontan fällt mir ein erster ebenso historisch wertvoller Lösungsvorschlag ein:
    Schnell alle Kameras abbauen und unsere Gesellschaft bekommt weniger narzistisch gestörte Verbrecher (vielleicht sind die verbleibenden dann nur noch hinter dem Geld ihrer Mitzeitgenossen her).
    Da aber auch ICH in einer narzistisch orientierten Gesellschaft aufgewachsen bin und die Zuwendung anderer Narzisten ähnlich zu schätzen weiß, wie eine Gans die Liebeserklärung eines hungrigen Fuchses, schlage ich vor, dieses Thema im Rahmen von U-Bahn Talk-Shows auf den Bahnsteigen vor eben diesen Kameras zu disutieren. Das Publikum ist ja arbeitsvertraglich verpflichtet, zuzuschauen. Schließlich brauchen auch Sicherheits-Fachkräfte hin und wieder ein kulturelles Update, besonders wenn es um gewaltlose Kommunikation geht. Die Diskusions-Kultur in den Medien ist heutzutage so sanft und ohne Aggression, dass es sich hier erübrigt, auch nur ansatzweise Zusammenhänge zu erwägen, zwischen kognitiver, verbaler und materieller Gewalt.
    Und ICH hätte mehr Zeit für Bunz.

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