Angst vor dem Absturz

Was lese ich im Nachwort zu Oskar Maria Grafs Roman „Anton Sittinger„? (Meine Ausgabe ist von 1979. Heute würde sich vermutlich kaum noch jemand trauen, das so in einem Roman-Nachwort zu formulieren – man würde gleich unter das „Linksextremismus“-Verdikt fallen:)

„Untersuchungen über den deutschen Faschismus der zwanziger und dreißiger Jahre haben ergeben, daß bürgerliche Mittelschichten, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, als Mitglieder, Anhänger und Wähler der NSDAP deutlich überrepräsentiert waren. Angehörige der freien Berufe, Angestellte, Handwerker, Kaufleute, Beamte waren prozentual in der NSDAP fast doppelt So stark vertreten wie in der Gesamtheit der Bevölkerung. Bei den Wählern der NSDAP fällt dieser Befund gar noch deutlicher auf.“

Die von mir sehr verehrte >Barbara Ehrenreich hat vor zehn Jahren ein Buch mit dem Titel „Fear of Falling: The Inner Life of the Middle Class“ (deutsch 1994). Dort wird – mit besseren Argumenten – die aktuelle Diskussion vorweggenommen, die aktuell durch die Medien rauscht (natürlich erwähnt niemand Ehrenreich – das ist auch eine Frage der Bildung, die Journalisten eben nicht automatisch haben).

So what? Karl Marx schrieb 1856 lapidar über die so genannten „Mittelschichten“, die damals wesentlich kleiner als heute waren und die er „Kleinbourgeoisie“ nannte: „Die Konzentration des Kapitals hat sich beschleunigt und, als natürliche Folge, auch der Ruin der Kleinbourgeoisie. Eine Art von Industriekönigen ist entstanden, deren Macht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Verantwortlichkeit steht, sind sie doch nur bis zur Höhe ihrer Aktien haftbar, während sie über das gesamte Kapital der Gesellschaft verfügen.“ Kommt den heutigen Zeitgenossen das irgendwie bekannt vor?

Wer etwas zu verlieren hat, hat Angst, dass ihm etwas genommen hat. Das ist eine Binsenweisheit, die allerdings noch nicht bei unseren „Rechtsextremismus-Experten“ angekommen ist, die immer noch die Unterschichten (aka Arbeitslose) für das Böse in der Gesellschaft haftbar machen wollen. Rassistische und antisemitische Vorurteile, also falsche Schuldzuweisungen für Probleme, sind bei männlichen Facharbeitern am weitesten verbreitet. Die unteren Mittelschichten wählen am ehesten Rechtspopulisten oder FDP, wobei die Unterschiede marginal sind. Die oberen Mittelschichten, denen gefühlt noch der Aufstieg möglich wäre, wählen in Deutschland (noch) grün. (Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es einen „demokatischen Teil der Kleinbourgeoisie“, vgl. Marx‘Brief an Wilhelm Bracke).

Was soll also das Gerede, jetzt plötzlich fürchteten sich die Mittelschichten vor diesem oder jenem? Der Sinn und Zweck des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist es bekanntlich, dass die Armen ärmer und die Reichen reicher werden. Wäre es anders, stimmte etwas nicht. spiegel offline: „‚Die Tendenzen, die wir beobachtet haben, zeigen eindeutig einen Trend zur Vergrößerung der Einkommensgegensätze'“, sagt Studien-Co-Autor Jan Goebel vom DIW. Dieser Trend habe sich seit dem Jahr 2000 verstärkt.“

Das hat mit allem möglichen zu tun, zum Beispiel mit dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, dem der Kapitalismus genau wo wenig entrinnen kann wie ein Dinosaurier dem Aussterben. „Es ist dies in jeder Beziehung das wichtigste Gesetz der modernen politischen Ökonomie und das wesentlichste, um die schwierigsten Verhältnisse zu verstehn. Es ist vom historischen Standpunkt aus das wichtigste Gesetz. Es ist ein Gesetz, das trotz seiner Einfachheit bisher nie begriffen und noch weniger bewußt ausgesprochen worden ist.“

Hallo? Wollen wir das Niveau ein bisschen anheben, bitte? „Profit“ heisst nicht einfach „viel Geld“, sondern ist eine ökonomische Kategorie (Wikipedia ganz richtig: „Es gibt keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen bürgerlicher und marxistischer Profitrate.“) Man kann dazu sogar kluge Bücher lesen! Für deutsche Journalisten ist das jedoch zu anspruchsvoll – die machen lieber wie Welt Offline gleich reine und faktenfreie Propaganda für’s System: „Schließlich gehört noch immer die große Mehrheit der Bevölkerung zur Mitte.“ Man könnte sich totlachen, wenn man nicht wüsste, das die das ernst meinen.

Die „Angst vor dem Absturz“ ist also eine sehr alte und schon ziemlich lahme Sau, die sich mühsam durch’s deutsche Mediendorf schleppt, angetrieben nur noch von den Medien, die – sich ängstlich umblickend – von allen anderen abschreiben, weil sie fürchten, man könne sie böse angucken, wenn sie nicht das tun, was alle anderen tun und schreiben. Wie Anton Sittinger eben.

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Kommentare

30 Kommentare zu “Angst vor dem Absturz”

  1. baerchenbrueck am Juni 17th, 2010 8:11 pm

    Hallo Burks,

    gut jedoch viiieeell zu lang, das wird wohl kaum einer lesen.

  2. Georg Kraus am Juni 17th, 2010 9:38 pm

    Joh, das mit dem Wegbrechen und dessen Folge erst der Mittelständischen Unternehmer (auch Selbstausbeuter genannt) und dann dem der Mittelschicht (nichtselbständige Facharbeiter, einfache Angestellte, kleine Beamte) ist wahrlich nichts neues. Daß Marx das nicht sehen konnte, liegt daran, daß diese Mittelschicht erst um die Jahrhundertwende entstand und erst nach dem Ersten Weltenbrand nennenswert wurde.

    Zwei Punkte halte ich für ergänzenswert: Zum einen die Generation Praktikum, unsere (meine) Kinder, die in den nächsten Jahren ihr Studium abschließen, dann aber keinesfalls, wie auch die Ex-Dauerkandidatin der SPD für das Bundespräsidenten-Amt, Gesine Dingsbums in einem Interview sagte, die Gewißheit haben, sich eine Existenz aufzubauen, wie es bisher allen Nachkriegsgenerationen geboten wurde. Nach dem Studium warten entweder Praktika auf diese Generation von Heute oder aber im Bestfall befristete Zweijahres-Verträge. Wie, bitte, soll man mit Ende 20 nach dem Abschluß eines Studiums unter solchen Voraussetzungen z.B. eine Familie gründen? Aber wann, wenn nicht mit Ende 20? Da tickt ja auch bereits die biologische Uhr der weiblichen Studenten.

    Was ich mit Verlaub kritisiere an Ihren Ausführungen: Ja, es stimmt, daß die Mittelschicht, einmal alarmiert, den größten Einfluß haben wird auf eine Veränderung der Politik. Aber irgendwie scheinen Sie der Auffassung zu sein, daß dieser Schuß in Richtung Rechtsextremismus losgehen könnte. Wozu sonst der Hinweis auf die, die Hitler zum Wahlsieg verholfen haben?

    Vielleicht hat die Mittelschicht ja auch etwas aus der Geschichte gelernt. Es ist doch nicht so, daß es zu „Links“ als Alternative nur „Nazi“ gibt. So argumentiert die Systempresse, indem sie Rechts = Nazi setzt. Sie wissen, daß es eine breite nationale Sichtweise gibt, die nichts mit dem NS zu tun hat. Da bin ich mir völlig sicher. Aber ich wünschte mir, Sie würden dieses Wissen auch mit einbringen. Und sei es, um eben diese zur Kritik zu stellen. Aber gut. Das ist natürlich allein Ihre Sache.

  3. admin am Juni 18th, 2010 1:44 am

    Nein, die Mittelschicht war schon immer politisch gespalten…sie muss nicht automatisch nach rechts gehen.

  4. Georg Kraus am Juni 18th, 2010 7:09 am

    Wenn das System zusammenbricht (wenn, nicht falls) dann wird die Linke versuchen, die Macht zu bekommen. Zum Generalstreik aufrufen, ihre Kader in den Betrieben aktivieren. Die Zellen werden wieder Räte bilden. Wie schon einmal. Und dann werden die Sozen sich in die Regierungsverantwortung drängen und die Reaktion wird sie lasen. Froh, eben diese los zu sein. So werden sie die SPD wieder abwatschen können. Die einen, weil sie ihnen zu lau ist. Die anderen, weil sie sie Vaterlandsverräter nennen können.

    Und dann kommt ein neuer Noske und wird für Unterstützung werben. Bei den auseinandergelaufenen Berufssoldaten und bei allen, die überhaupt noch ein Gefühl haben für das Vaterland. Jemand muß ja die Ordnung wieder herstellen, damit nicht alles in’n Dutt geht. Dann wird’s interessant. In jedem Fall werden die Karten neu vergeben.

  5. admin am Juni 18th, 2010 12:02 pm

    die Linke wird schon deshalb nicht zum Generalstreik aufrufen, weil der in Deutschland verboten ist.

    Wann gab es eigentlich den letzten Generalstreik in Deutschland? Gab es überhaupt schon mal einen?

  6. Jörg am Juni 18th, 2010 12:35 pm

    So dankenswert Burks Artikel auch ist – er verfehlt das Entscheidende:

    Zunächst – das war tatsächlich so: “Untersuchungen über den deutschen Faschismus der zwanziger und dreißiger Jahre haben ergeben, daß bürgerliche Mittelschichten, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, als Mitglieder, Anhänger und Wähler der NSDAP deutlich überrepräsentiert waren. Angehörige der freien Berufe, Angestellte, Handwerker, Kaufleute, Beamte waren prozentual in der NSDAP fast doppelt so stark vertreten wie in der Gesamtheit der Bevölkerung.“
    Nur: Die Nazis hatten 1932 auch nur 37 % der Stimmen erhalten. Und da sind dann die „Arbeiter“ unterproportional vertreten. Und das sagt dann ja auch nicht soviel aus. Denn nach der Ermordung Schleichers, war „den Arbeitern“ sowieso klar, daß sie nicht zum „Klientel“ der Nazis gehörten. Hätte sich Schleicher durchgesetzt, wäre das eine ‚Arbeitbewegung‘ geworden!
    Auch nach dem Krieg – z. B. in den 60ger Jahren – waren es gerade „Arbeiter“, die sich in Diskussionen grundsätzlich g e g e n die Bestrafung der nationalsozialistischen Massenmörder wandten („man muß auch vergessen können“) und die sich stets(!) g e g e n die Bestrafung der für die Verantwortlichen für die Vertreibungen in den osteuropäischen Staaten (Stichwort: „Lebensraum im Osten“ und „Himmlerland“) aussprachen. Es war ja auch gerade der von den „Arbeitern“ so geliebte Willy Brandt, der die „kalte Amnestie“ der Nazis durch die Novelle des § 50 Abs. 2 des StGB möglich machte. Und er das „Berufsverbot“ gegen Dissidenten einführte. Und der die Gestapo (Polizei, die mit geheimdienstlichen Methoden die Bürger überwacht) wieder einführte.

    Bei Mussolini (er war zuvor selber „Sozialist“) war es möglicherweise gerade die „Arbeiter“ von den er Unterstützung bekam (ich bin zu faul das jetzt nachzusehen).

    Dieses reaktionäre Gedöns mit „Arbeiterklasse“ muß nun endlich einmal aufhören, lieber Burks!
    Da ich über den Marxismus fast alles vergessen habe, was ich als progressiver 60ger-Jahre- Student noch wußte, habe ich jetzt noch mal nachgesehen. Also:
    1.) Lenin: „Das politische Klassenbewußtsein kann dem Arbeiter n u r v o n a u ß e n gebracht werden, d. h. aus einem Bereich außerhalb des ökonomischen Kampfes, außerhalb der Sphäre der Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmern.“

    2.) Karl Marx: „„Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“
    In der schönen BRD-Zeit um 1970 herum was das „Sein“ eines Sohnes oder einer Tochter eines bochumer kleinbürgerlich-faschistischen Zeitungs- und Tabak-Ladenbetreibers (heute werden diese Läden oftmals von sympathischen Anatoliern betreiben) doch genau dasselbe wie das des Sohnes oder der Tochter eines bochumer Opel-Arbeiters!

    Nix von „Bewußtsein de Arbeitklasse“! Das sind alles Kleinbürgerliche!
    Sehen Sie sich bitte diesen Aufruf „Proteste in Berlin und Stuttgart sind erst der Auftakt“ von Attac an: http://www.meinpolitikblog.de/2010/06/12/proteste-in-berlin-und-stuttgart-sind-erst-derauftakt/comment-page-1/ (und meinen nachfolgenden Kommentar dort): „Mit dem Sparpaket habe die Bundesregierung das Fass zum Überlaufen gebracht“

    Sososo: ‚Das Fass‘ läuft also e r s t jetzt über‘ – ja? Es lief also nicht über durch …..
    · die Amnestierung der Nazis durch die Sozis mit der Novellierung von § 50 Abs. 2 StGB vom Mai 1969 ,
    · die Wiedereinführung des Gestapo-Staates (Spitzel- und Überwachungsstaates) unter Brandt, Helmut Schmidt, Wehner und Walter Scheel (ehem. NSDAP-Mitglied)
    · die Einführung und jahrzehntelange Praktizierung des verfassungswidrigen „Berufsverbotes“ in den 70ger und 89gern. Nicht nur das persönliche Leid ist hier zu beachten, sondern insbesondere, daß unsere Demokratie – jedenfalls der verbliebene Rest davon – damals bis ins Mark vergiftet wurde!
    · durch die kriminelle Ausschüttung von mehr als 200 Mrd. DM Staatsgeld (das war damals riesig viel!) an die Atom-Industrie unter Schmidt und Kohl. Energie aus Atom war doch die günstigste Energiegewinnungsform, die es je gab – so hieß es. Die Banken hätten sich doch um die Kreditvergabe prügeln müssen! Wieso wurde da Staatsgeld verschenkt – genauso wie heute das Staatsgeld an die Benken verschenkt wird?
    · durch die Ausplünderung des ostdeutschen Vermögens bei Einnahme der DDR. Als sich in der Treuhand die Korruptionsfälle massiv häuften, schaffte Birgit Breuel (unter Kohl) einfach kurzerhand die hausinterne Kontrolle der Treuhand ab. Die Staatsanwaltschaften hatten nie Lust hier mal nachzugucken.
    · durch den mörderischen Angriffskrieg und brutalstmöglichen (geächtete Streubomben, Phosphor) Überfall auf die Bundesrepublik Jugoslawien im Jahr 1999
    · durch den mörderischen Angriffskrieg und brutalstmöglichen (geächtete Streubomben, Urankern-Bomben) Überfall auf den Irak. Schröder und Fischer ließen damals Bundeswehrsoldaten ‚ausflaggen‘ und eine ganze Bundeswehrkompanie in US-Uniformen ermordete fortan Iraker
    · durch den mörderischen Angriffskrieg und brutalstmöglichen (geächtete Streubomben, Urankern-Bomben, Phosphor) Überfall auf Afghanistan
    · durch die von Deutschland mitzuverantwortende Folterei (Abu Ghreib, Guantanamo, Folterschiffe). Wurde den USA mit Ausschluß aus der Nato gedroht? Drohte man an, selbst auszutreten?
    · durch die kriminelle Veruntreuung der Staatskasse in Höhe von vielen hundert Milliarden(!) Euro (700 Mrd. ?);an die sich verzockenden Banken
    · durch die Veruntreuung der Staatskasse zugunsten der Banken, die auf faulen Griechenland-Krediten sitzen (mit den Griechen hat das nichts zu tun)

    Dies HartzIV-Empfänger sind doch total kleinbürgerlich!

    Der ganze Marxismus ist Schrott! Und dann diese Scheiße mit „Materie war am Anfang“! Das ist doch genauso wie „Ein Schöpfergott war am Anfang“! Vielleicht begründet ihr Marxisten diesen absurden Scheiß endlich einmal r a t i o n a l und nicht mit bloßer – und zudem: abwegiger – Behauptung!

    Nun gut. Jetzt könnte man ja sagen: Der Marxismus ist zwar eine irrationale Religion (wie fast alle anderen), aber zumindest ist er „lieb“ und gegen „Ausbeutung“ anderer.

    Aber das ist er Marxismus eben nicht! Die am übelsten ausgebeutet „Klasse“ ist die „Klasse“ der Tiere. Hat sich je ein Marxist hier für diese gequälten Individuen eingesetzt“? – Ich habe davon noch nie gehört!
    Daß Karl Marx (für mich ein ’schwarzes preußisches Schaf‘ – aber immerhin noch ein ‚preußisches‘!) sich dieses Problems der Ausbeutung nie angenommen hat, kann ich ja noch verstehen. Denn damals waren die gehaltenen Tiere auf einem Bauernhof: Wo die Kühe waren, war auch der Bulle, wo die Hühner waren, war auch der Hahn, wo die Säue waren, war auch der Eber. Und sie waren feilaufend und hatten ein Sozialleben. Und sie wurden sogar in den Wald (oder auf den Berg) getrieben (Eicheln etc.). Und zum Problem, daß sie nachher abgemurkst wurden, hätte Karl Marx noch zu Recht antworten können, daß diese Tiere in der freien Wildbahn ja auch von Raubtieren gerissen worden wären oder oftmals sogar verhungert wären – während sie beim Bauern jedenfalls sicher waren und auch noch gefüttert wurden.
    Aber heute sehen die gehaltenen Tiere – Rinder, Schweine Geflügel – nie das Tageslicht. Erst an dem Tag an dem sie in den Laster verfrachtet werden, der sie zum Schlachthof bringt, sehen sie für ein paar Sekunden den Himmel/die Sonne. Und mit Psychopharmaka werden sie vollgepumpt wie die Menschen in der Psychiatrie. Und sie beißen sich die Schwänze ab und die Schwanzfedern!
    Und dieses grausamen Tierversuche (die sowieso fast nie erforderlich sind – z. B. Kosmetikindustrie): Hat je ein heutiger maßgeblicher Kommunist dagegen Stellung bezogen? – Ich habe davon noch nie gehört!

    Ja, ich weiß. Sie, lieber Burks, sagen mir jetzt : ‚Gegen die Ausbeutung zu sein, heißt gegen die e i g e n e Ausbeutung zu sein. Daß man selber andere ausbeutet, ist hingegen nicht zu rügen!‘
    Aber dann halten sich bitte vor Augen, daß Madame Pompadour, die Ausbeutung der Landarbeiter und Kleinbauern deswegen für in Ordnung hielt, weil diese „dumm wie Tiere“ seien!
    Wer gegen Ausbeutung ist, muß folglich auch gegen die selbst betriebene sein! Und wer das nicht einsieht – wird eben vom Teufel geholt. Zu Recht!!!

  7. Georg Kraus am Juni 18th, 2010 12:44 pm

    Oh, ja. Ich vergaß, daß die Linke von diesem Verbot stark beeindruckt ist bzw. sein wird.

    1920, im Kapp-Putsch, riefen SPD und KPD zum Generalsreik auf, der auch in weitem Umfang befolgt wurde. So kam z.B. das Freikorps des Hauptmann Berthold, das der Marinebrigade Ehrhardt in Berlin zu Hilfe kommen wollte, nicht über Harburg hinaus, weil die Eisenbahner sich weigerten, die Züge bereitzustellen. Der Hauptmann und seine Truppe wurde daraufhin in einer Schule von einem roten Mob eingeschlossen, der Hauptmann gelyncht. Ernst von Salomon, der 1951 mit „Der Frageboben“ den ersten „Bestseller“ bei Rowohlt veröffentlichte, war Mitglied dieses Freikorps.

    Aber der Generalstreik war nicht ursächlich am Scheitern des Putsches. Es waren vor allem die oberen Beamten der Weimarer Republik, der selbsternannten Regierung von Kapp die Gefolgschaft verweigerte. „Alle Räder stehen still, wenn der Beamtenapparat es will.“

    Interessante Seite zum Weiterhangeln: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/gewalt/kapp/index.html

    Einer meiner Großväter war Mitglied der Brigade Ehrhardt. Der war übrigens DER nationale Widerpart zu Hitler. Viele seiner Leute waren aktiv im Widerstand (Friedrich Wilhelm Heinz, Canaris, Hartmut Plaas, ein guter Freund von Salomons, der, ich glaube, Ende ’44 in Floßenbürg ermordet wurde.

    Die Roten haben immer wieder versucht, den Generalstreik als Kampfmittel einzusetzen – Aufstand der Roten Ruhrarmee oder gerade auch 1921 in Sachsen durch diesen Anarcho-Räuberhauptmann Max Hoelz, den die Linke bis heute als „Freiheitskämpfer“ ausgibt. Hat aber nie funktioniert. Dazu braucht es die Mittelschicht, die mitzieht. Das Thema hatten wir ja gerade.

  8. mec am Juni 18th, 2010 2:39 pm

    guckst du wikipedia:

    In Deutschland wurde im März des Jahres 1920 als Reaktion auf den Kapp-Putsch von der SPD und den Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufgerufen. Die Arbeitsniederlegungen begannen am 15. März 1920 und waren die größten in der deutschen Geschichte. Über 12 Millionen Menschen beteiligten sich daran.[1] Wegen des Generalstreikes scheiterte der Putsch dann auch. Auch im Rahmen des Mitteldeutschen Aufstands wurde von linken Kräften zum Generalstreik (KPD und USPD) aufgerufen, der zumindest in der Lausitz, in Teilen des Ruhrgebiets und Thüringen sowie in Hamburg befolgt wurde.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Generalstreik#Weimarer_Republik

  9. admin am Juni 18th, 2010 2:52 pm

    Na immerhin. Ist ja „nur“ 80 Jahre her. Dann kommt es wahrscheinlich zum 100-jährigen Jubiläum zum nächsten – zweiten – Generalstreik. Meinen ersten „passiv“ erlebten Generalstreik habe ich 1984 in Bolivien verfolgt…

  10. Georg Kraus am Juni 18th, 2010 4:24 pm

    Joh. 1984. Da hatte ich mal einen Coitus Interruptus. Nicht sehr schön…

  11. Georg Kraus am Juni 18th, 2010 4:41 pm

    @ Jörg
    Eine „Arbeit(er)bewegung mit von Schleicher an der Spitze als Reichskanzler? Interessanter Gedanke, wollte Rüttgers das nicht auch? Von Schleicher war Reichswehr, reaktionär durch und durch. Für dieses Junkerpack waren Arbeiter doch gar nicht existent.

    Daß der Mittelstand, heruntergewirtschaftet durch die Wirtschaftskrise, zu Hitler überlief, hat seinen Grund: „16. Wir fordern die Schaffung eines gesunden Mittelstandes und seine Erhaltung, sofortige Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende, schärfste Berücksichtigung aller kleinen Gewerbetreibenden bei Lieferung an den Staat, die Länder oder Gemeinden.“ Punkt 16 der 25 Punkte der NSDAP. Die Hitler nach seinem Pakt mit der Großindustrie beiseitefegte.

    http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nsdap25/index.html

    Tatsächlich standen in den NS-Organisationen Arbeiter neben Studenten, Mittelständler neben Akademikern. Ich halte es für falsch, im Nachhinein die Arbeiterschaft herauszudividieren.

    Die Klassengesellschaft sollten überwunden werden. „Klassenkampf“ ist doch nun wirklich nur noch längst vergangener Marxisten-Jargon. Es gibt in der Arbeiterschaft doch überhaupt kein Klassenbewußtsein mehr heute.

    Ich habe es in den 70er Jahren anders erlebt. Auf meinem humanistischen Gymnasium waren wir drei Arbeiterkinder in der Klasse mit 38(!) Schülern in der Untertertia. Und daß bekamen wir immer wieder zu spüren. Nicht von allen Mitschülern, aber von manchen. Und von sehr vielen Lehrern.

  12. finkeldey am Juni 19th, 2010 12:48 am

    @ admin:

    „Nein, die Mittelschicht war schon immer politisch gespalten…sie muss nicht automatisch nach rechts gehen.“

    Stimmt – aber sie geht überwiegend nach rechts/halbrechts. Ich habe die Wahl Schills hier in Hamburg hautnah mit erlebt. Schill wurde – so verquer amalgamiert ist das Weltbld DER (ätsch!) Mittelschicht – gewählt, „weil“ er (natürlich nur vorgeblich!) es „denen da oben“ besorgte… DIE Mittelschicht resp eben strukturell relevante teile von ihr haben wirklich geglaubt, mit der Wahl Ronald Schills so etwas wie Protest auszudrücken.

    Jetzt, mit den sog. Sparpaketen (auch im Land, nicht nur im Bund) gehts der Mittelschicht denn doch zumindest partiell an den Kragen. Müllgebühren, KITA-Gebühren (habe gerade ne Erhöhung um ca 50 € bekommen)… es geht los! Und wer glaubt – ich habe das schon 2008 gesagt -, dass durch die Krise jetzt etwa kritisch(er)es Bewustsein die bevölkerung ergreife, der sollte die Drogen absetzen. Vergesst es! Wer sind die derzeitigen Polit-Darlings der deutschen Mittelschicht? Die „Querdenker“, die sich mal „trauen“, Dinge anzusprechen? Guttenberg, Sarrazin, Clement, Merz. Ein dolles revolutionäres Bewusstsein, muss ich mal so sagen!

    „Die „Rote Fahne“ schrieb noch „Der Sozialismus siegt“, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz“ (Brecht, über 1933)

    Es wird schon (wobei: Wer weiß?) keinen neuen Hitler geben. Der neue Faschismus wird mit Friedens- und Demokratie-Rhetorik aufmarschieren.

  13. Jörg am Juni 19th, 2010 8:02 am

    a) Die Frage: Welche Staatswirtschaft?
    Als ich vor etwa zwei Jahren einen Stand der LINKE vor meinem Discounter vorfand, fragte ich die beiden jungen Herren über die von ihnen bevorzugte Form der Staatswirtschaft. Ich fragte, ob sie die „kommunistische Zentralwirtschaft“ einführen wollten. Nein, nein, das wolle man nicht. Darauf fragte ich, was denn dann. Daraufhin wurde nur herumgedruckst. Darauf fragte ich sehr freundlich und ebenso scheinheilig, ob man denn dann nicht einen “Kapitalismus mit Verhüterli” wolle. Darauf sagt doch der eine fest und laut “Ja!” – der andere kicherte sofort verlegen.
    DAS war ein Liberalist (Kapitalist)!

    Die Liberalen/Kapitalisten und die Sozialisten/Kommunisten ähneln sich doch wie ein Haar dem anderen. Der ersteren enteignen zunächst das Staatsvermögen und dann das Privatvermögen und die letzteren machen es nur in der Reihenfolge umgekehrt. Die erstern nenne ihre Herrscher „die oberen Zehntausend“ und die letzteren nenne sie „Nomenklatura“ usw.

    Ich bin Merkantilist – und steh damit leider ziemlich allein .Nicht weil der Merkantilismus schon so alt wäre. Das ist er zwar wirklich: Genaugenommen ist der Merkantilismus die erste Staatswirtschaftslehre die es überhaupt gab (die alten Griechen und Römer habe zwar vieles vorweggenommen, aber soweit ich weiß, hatten sie nie eine echte Staatswirtschaftslehre). Aber als Merkantilismus ist ohne weiteres noch z. B. Olaf Palmes Schweden zu bezeichnen (auch wenn das Wort „Merkantilismus“ nie verwandt wurde).

    Jetzt nehmen wir mal an, nicht alle LINKEn seien schon Liberalisten (geworden): Warum greifen die restlichen dann den Liberalismus nicht an und entlarven ihn als staats- und staatswirtschaftszerstörend (dazu gleich)?

    Meine Erfahrung mit Linken (nicht notwendig von DIE LINKE) ist die: Sie kommen dann mit ‘Karl Marx habe schon gesagt bzw. geschrieben …’ oder ‘Friedrich Engels habe schon völlig unmißverständlich ausgeführt, daß …’ usw.
    Nur: Gegen falsche Lehren und deren ‘Heiliges Buch’ kann man nicht erfolgreich vorgehen, indem man sein eigenes ‘Heiliges Buch’ zückt und die andere zu verderblichen “Ketzern” erklärt. Das haben uns doch die Religionen in den letzten 3000 Jahren vor Augen geführt. Und das hat zwar zu endlos sich widerholenden Massakern geführt (in Europa wie anderswo), aber nicht wirklich zu einem Fortschritt oder auch nur zur Beseitigung einer falschen Lehre.

    Wenn man etwas Falsches angreift, muß man schon einmal bereits sein, sein eigenes ‘Heiliges Buch’ beiseite zu legen und in das anzugreifende falsche System einzusteigen. Erst wenn man sich mit den dortigen WIDERSPRÜCHEN auseinandersetzt und die dortigen Vertreter mit ihrer eigenen Lehre zur Rechenschaft zieht, kann man einen Fortschritt erzielen, bzw. der falschen Lehre Einhalt gebieten. Den mordenden Päpsten hätte man nicht mit dem Koran oder der Bhagavatgita, sondern mit “die andere Wange hinhalten”, den akkumulierenden und prassenden Päpsten hätte man mit dem “Kamel und dem Nadelöhr” und den frech eigene Staaten (mit stehendem Heer und pipapo) gründenden Päpsten hätte man mit “Mein Reich ist nicht von dieser Welt” kommen müssen.

    b) Wie könnte man denn den herrschenden Liberalismus angreifen? Was ist den dessen immanenter WIDERSPRUCH?

    Die Staatswirtschaft und “Der Markt”
    Der größte Betrug des Liberalismus ist die Behauptung, der Markt reguliere sich selbst (Der Staat solle sich heraushalten und ‘die Wirtschaft’ machen lassen’). Denn mit dieser Behauptung wird logisch unterstellt, daß ein heutiger Wirtschaftsmarkt (z. B. ein nationaler Markt) ein stabiles System sei – etwa wie ein hängendes Pendel, welches sich in der Tat, einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, ganz von selbst wieder ins Gleichgewicht bringt.

    Die heutigen Märkte sind jedoch labile Systeme – etwa wie ein stehendes Pendel, welches, einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, sofort bzw. fortlaufend von rechts oder von links zurückgestoßen werden muß, will man eine rasch eskalierende Katastrophe verhindern.
    Eine “Markt-Wirtschaft” (= 1. fairer Ausgleich zwischen einem großen Anbieter und einem kleinen Anbieter und zudem 2. fairer Ausgleich zwischen Anbietern und Verbrauchern) ist nur durch s t ä n d i g e n autoritären E i n g r i f f des Staates vorstellbar.

    Labile Systeme (stehendes Pendel) sind dabei durchaus nicht ‘böse’: Z. B. haben die heutigen Jagdflugzeuge alle den Antriebspunkt h i n t e r ihrem Schwerpunkt (von vorne gesehen). Bei dieser labilen Antriebsform kommt es zu erheblichen Treibstoffeinsparungen (Vorteil: Gewicht, Reichweite). Allerdings ist diese Bauweise erst möglich, seit es Computer gibt. Denn fortlaufen und binnen Millisekunden macht das computergestützte Navigationssystem vom Piloten nicht bemerkbare Eingriffe. Andernfalls würde sich das Heck binnen kurzem aufstellen oder “ausreißen”
    Anders als die mittelalterliche Landwirtschaft ist die heutige ebenfalls labil. Vor nun schon etlichen Jahren laß ich mal von einer ruinösen Heuschreckenplage im Getreidegürtel der USA. Da hatte man e i n m a l vergessen rechtzeitig Gift auszustreuen (oder genügend, oder das richtige) und schon rast das stehende Pendel eskalierend nach unten.

    Warum nun ist die Marktwirtschaft ein labiles System?
    Nimmt man auf der Anbieterseite z. B. zwei konkurrierende Hersteller, von denen der eine groß, der andere klein sein soll, so wird der Große den Kleinen früher oder später ausschalten. Denn wenn der Große z. B. 1% seiner Einnahmen in seine Forschung steckt und der Kleine tut dasselbe, so ist der absolut einsetzbare Betrag beim Großen eben mehr (1% seiner Einnahmen sind eben deutlich mehr als die 1 % beim Kleinen). D. h. der Große wird mehr/bessere Erfindungen oder mehr gewinnbringende Erfindungen als der Kleine machen. Darüber hinaus kann er sein Erfindungen auch noch über eine größere Anzahl von Produkten nutzen, da seine Produktion ja deutlich größer als die des Kleinen ist.
    Um einen der Gemeinschaft nützlichen Qualitäts- und Preiswettbewerb aufrechtzuerhalten, muß hier der Staat in das labile System eingreifen und den Erhalt des Wettbewerbs sichern. Man könnte hier an eine höhere Steuerlast für den Größeren denken. Aber hier gibt es viele Möglichkeiten.
    Soweit dieses – per Eingriff gesicherte – Gleichgewicht noch nicht eine faires Verhältnis zwischen Anbieter und Abnehmern (Konsument aber auch industrieller Abnehmer) sichert, wäre erforderlichenfalls noch auf dieser Ebene – Anbieter zu Konsument – zu regeln.

    Was ist “Der Markt” oder die “Marktwirtschaft” sonst noch?
    Der “Markt” ist zugleich eine der Haupteinnahmequellen der Bürgerschaft. Mitnichten ist dies die Erbschaftsteuer wie die LINKE und auch die SPD uns glauben machen wollen (oder gar: Das Belangen der Steuerflüchtlinge). Und mit der fortschreitenden Automation wird in absehbarer Zeit auch die Lohnsteuer erheblich an Bedeutung verlieren – ganz besonders bei erheblicher Arbeitslosigkeit.
    Was bleibt, ist die für die Nutzung des Marktes vom Staat einzufordernde “Marktnutzungsabgabe” (nennen wir sie mal so).
    Für die Abnehmer gibt es diese “Marktnutzungsabgabe” ja schon, nämlich in Form der Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer) derzeit zumeist mit den recht hohen 19 %. Für die Anbieter muß sie noch eingerichtet werden – und etwaige zusätzliche Steuern (Gewerbesteuer usw.,) müßten dann natürlich eingepaßt werden, um eine ggf. kontraproduktive Überlastung auszuschließen.

    Die Einnahmen des Staates aus den “Marktnutzungsabgaben” wird um so höher sein, je attraktiver der nationale (ggf. übernationale) “Markt” ist. Und dieser ist um so attraktiver, je höher die Kaufkraft der Bürger der Staatswirtschaft ist. Und diese ist um so höher, je besser die Einnahmen einer Staatswirtschaft an die Bürger verteilt werden.

    Daß das Vorstehende keine Theorie ist, zeigt uns die m. E. vorbildliche Staatswirtschaft im Schweden der 1950ger, 1860ger und 1970ger Jahre. Trotz eines bedauerlich kleinen Marktes von nur etwas mehr als 7 Millionen Einwohnern erzielten die Schweden damals das höchste Bruttosozialprodukt in ganz Europa. Dies war auch ein ‘erlebtes’ Bruttosozialprodukt – anders als z. B. in den USA, wo – trotz damals ebenfalls ansehnlichem Bruttosozialprodukts – sehr viele Bürger aufgrund der assymetrischen Verteilung nicht in den Genuß des Wirtschaftsgewinns kamen.
    Im damaligen Schweden wurde übrigens die “Marktnutzungsabgabe” über sehr hohe Einkommenssteuersätze realisiert.

    c) Es wäre Sache der LINKE, darauf zu verweisen, daß LIBERALISMUS und MARKTWIRTSCHAFT völlig unvereinbar sind, da eine Marktwirtschaft nur mit fortlaufenden steuernden Eingriffen des Staates möglich ist.
    M. a. W. ‘die Wirtschaft’ muß sich aus der Staatswirtschaft heraushalten!
    Der Liberalismus hingegen ist grundsätzlich monopolistisch (wirtschaftlich) bzw. oligarchisch (politisch) und gerade nicht marktwirtschaftlich.

  14. Jörg am Juni 19th, 2010 8:15 am

    Berichtigung/Ergänzung zu „b“ ganz am Ende:
    Im damaligen Schweden wurde übrigens die “Marktnutzungsabgabe” und die staatliche ‚Ertragsverteilung‘ über sehr hohe Einkommenssteuersätze und insbesondere durch eine hohe steuerliche Belastung der Anbieter/Produzenten realisiert. Die hohe steuerliche Belastung der Anbieter/Produzenten fiel beim Export natürlich weg, weil das ja keine „Marktnutzung“ war (sondern die Nutzung völlig anderer Märkte).

  15. Jörg am Juni 19th, 2010 8:35 am

    @Georg Kraus am Juni 18th, 2010 4:41 pm

    „waren wir drei Arbeiterkinder in der Klasse mit 38(!) Schülern in der Untertertia. Und daß bekamen wir immer wieder zu spüren“

    Das mag ja sein (und das dürfte es heute auch noch geben – vielleicht sogar ausgeweitet auf Migrantenkinder). Aber etwas ‚zu spüren bekommen‘ ist kein (Arbeiter-)BEWUSSTSEIN.

    Auch der neureiche Baulöwe, der im traditionsreichen Golf-Club aufgenommen werden will, bekommt was „zu spüren“. Das ist aber kein BEWUSSTSEIN.

  16. Jörg am Juni 19th, 2010 9:43 am

    Wenn es denn ein „Arbeiterbewußtsein“ gäbe: Die Kinks hatten 10 mal mehr davon als die schlappe DIE LINKE:
    Guckst Du „Dead End Street“:
    http://www.youtube.com/watch?v=i0WPC-N3UYE

    … wo der tote Arbeiter wieder aus dem Sarg springt.
    Lirics: „We are strictly second class,
    We don’t understand … „

  17. Georg Kraus am Juni 19th, 2010 5:18 pm

    @ admin

    Das die Mittelschicht „rechts/halbrechts“ wählt, wäre logisch, ist aber gar nicht so. Jede Menge Mittelschicht wählt die SPD. Wobei… ist das „halbrechts“? ;-)

    Es ist doch so: Ein Lohn-/Gehaltsabhängiger kann sich in einen Mittelständler, also einen kleinen Selbständigen, überhaupt nicht reinversetzen. Ich bin selbst so ein Selbstausbeuter. Und sitze staunend im Kreis der Familie, wenn meine Schwester von der Stadtverwaltung spricht, in der sie seit Jahrzehnten arbeitet. Und wo sie doch seit langem ein „Privileg“ nach dem anderen gestrichen bekommt. Sagts und plant ihre sechs Wochen Jahresurlaub. 50 Euro mehr für die Kita? Ich zahle beide Anteile an meiner (zum Glück gesetzliche) Krankenversicherung. Dafür bin ich „sozialversicherungsbefreit“. Toll. D.h., ich habe natürlich keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, habe ja nicht einbezahlt. Darf im Bedarfsfall gleich Hartz IV beantragen. „Selbst schuld, dafür muß ein Selbständiger privat vorsorgen.“ Nur… von was, wenn er nicht genug Gewinn erwirtschaftet, weil ihm die Steuer alles wegfrißt?

    Ich will damit sagen: Der Mittelstand hat viel mehr zu verlieren als die Lohn-/Gehaltsabhängigen. Der Mittelständler hat kein soziales Netz, das ihn auffängt. Also will er mit seiner Wahl auch dafür sorgen, daß er das wenige, was er sich selbst erarbeitet hat, behält.

    Was nun diese Populär-Rechten angeht wie Schill, Sarrazin und Konsorten: Das ist doch alles nur System-Mischpoche. Schnell zu durchschauen. Das System hat keine Fehler, das System IST der Fehler.

    Ich habe eine ehrliche Frage.
    Warum soll es nicht möglich und richtig sein, wenn wir uns eine nationale Ordnung aufbauen? Eine nationale Gemeinschaft organisieren und vor allem auch leben. Ein System der Solidarität untereinander. Ohne Ausbeutung. Auf Augenhöhe mit gegenseitigem Respekt.

    Vor allem aber: Warum ist ein ruhiges, sachliches Gespräch hierüber nicht möglich, ohne daß (unterstellt: bei Euch) im pawlow’schen Reflex die Gleichsetzung von national = Nazi kommt? Ich verstehe es einfach nicht.

  18. blu_frisbee am Juni 20th, 2010 6:43 am

    Wie oft muß ich diesen Unsinn noch lesen:
    > Der Sinn und Zweck des kapitalistischen
    > Wirtschaftssystems ist es bekanntlich, dass
    > die Armen ärmer und die Reichen reicher werden.

    Die kapitalistische Produktionsweise ist ein subjektloser Prozeß, der zwar Resultate zeitigt, aber keinen Sinn hat.

    Wer den Kapitalismus als Verschwörung begreift landet in logischer Konsequenz bei der Kapitalismuskritik der dummen Kerle, nämlich daß es ausreichen würde, ein paar Finanzjuden zu vergasen.

  19. admin am Juni 20th, 2010 9:18 am

    „In seinem späteren Werk, insbesondere im Kapital, betont Marx vor allem den ausbeuterischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise. Diese Ausbeutung leitet er aus der Analyse der kapitalistischen „Warenform“ ab. Jede Ware habe einen Doppelcharakter und besitze sowohl Tauschwert als auch Gebrauchswert (siehe auch Warenfetischismus). Die Vermehrung des Kapitals erfolge über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit, wobei die Ausbeutung darin bestehe, dass der Kapitalist dem Arbeiter nicht den ganzen vom Arbeiter geschaffenen Wert bezahle, sondern lediglich die gesellschaftlich durchschnittlichen Kosten, die der Arbeiter zur „Reproduktion seiner Arbeitskraft“ benötige. Den restlichen vom Arbeiter geschaffenen „Neuwert“ streiche der Kapitalist als „Mehrwert“ ein, aus dem er seinen Profit schöpfe. Jedoch sinke die vom Kapitalisten erwirtschaftete Profitrate durch das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate immer weiter, unter anderem aufgrund der Konkurrenz der Kapitalisten untereinander sowie durch den zunehmenden Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen, die nach Marx selbst keinen Mehrwert zu schöpfen imstande sind. Dieser Widerspruch zwischen sinkender Profitrate und Verwertungsbedürfnis bestimme den grundsätzlich antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise und sei letztlich die Ursache für die regelmäßigen Krisen des Kapitalismus.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus

  20. Georg Kraus am Juni 20th, 2010 1:00 pm

    Joh… sozialistisch sind nun nun schon. Fein. Nun müssen wir nur noch lernen, daß der transnationale Klassenkampf der globalen Hochfinanz in die Arme spielt und daß eine nationale Lösung sinnvoller ist. Und das wußte schon Moeller van den Bruck, der nach wie vor top-aktuell auf unsere Zeit paßt:
    http://www.fahnentraeger.com/index.php?option=com_content&view=article&id=413:nationalistisch-eine-defintion-von-moeller-van-den-bruck&catid=19&Itemid=84

  21. Jörg am Juni 20th, 2010 5:43 pm

    @admin am Juni 20th, 2010 9:18 am

    Bei der Kritik des Kapitalismus mag Karl Marx ja Recht haben (ich geh nicht weiter darauf ein, obwohl es selbstredendend sehr interessant wäre, dies einmal auszudiskutieren).

    Nur: Es führt einfach nicht vorwärts, wenn man so tut, als wäre die sozialistische Staatswirtschaft die einzige Alternative zum Kapitalismus. Das ist sie nicht. Der Sozialismus ist als letztes erschienen und stand gerade mal 60 Jahre dem Kapitalismus gegenüber – und dies durchaus nicht sehr erfolgreich.

    Der alte bewährte Gegner des Kapitalismus war hingegen jahrhundertelang stets der Merkantilismus.
    Der Begriff Merkantilismus selbst wurde allerdings oft auf völlig verschiedene Systeme verwandt (der englische „merchantilism/mercantilism“ meinte sogar, daß die „Kaufleute“ die Staatswirtschaft bestimmen und der Staat sich raushalten solle: M. a. W. war der englische Merkantilismus nur ein astreiner „Kapitalismus).
    Ich meine in erster Linie den preußischen Merkantilismus (eingeführt von Friedrich-Wilhelm I., dem Vater Friedrichs des Großem), der sich vom französischen und niederländischen dadurch unterschied, daß alle Staatsbürger als Mitglieder einer Kaufmannsgesellschaft verstanden wurden. Der Staat selbst war also „Kaufmann“, die Bürger seine „Gesellschafter“. Und die Produzenten/Anbieter durften allein unter den nach dem Gesichtspunkt ihrer Nützlichkeit für die staatliche „Kaufmannsgesellschaft“ vorgegebenen Bedingungen anbieten/verkaufen. Bis hin zum glatten Verkaufsverbot: Da das damals (1713) sehr arme und wirtschaftlich rückständige Preußen z. B. Geld verlor dadurch, daß die Ausländer (zumeist aus anderen deutschen Staaten) die Wolle in Preußen aufkauften, dann in ihren eigenen Ländern versponnen und dann die fertigen Produkte wieder in Preußen verkauften, verbot Friedrich-Wilhelm I. einfach kurzerhand den Verkauf von Wolle an Ausländer und den Wollexport. Zugleich errichtete er staatliche Wollmanufakturen bzw. Tuchmanufakturen.

    Sogar nachdem Bismarck den Kapitalismus einführte und den erfolgreichen Merkantilismus abschaffte, blieben doch Restbestände der Merkantilismus erhalten: Sogar noch zu Willy II Zeiten (also um 1900) trugen die wirtschaftlichen Gewinne der Staatsbetriebe in ganz bemerkenswerter Weise zum Staatshaushalt bei.

    Um es kurz zu machen. M. E. (meines Erachtens) scheiterte die sozialistische Staatswirtschaft genauso wie die kapitalistische – wobei letztere m. E. gar nicht den Namen „Staatswirtschaft“ verdient (den Begriff „Volkswirtschaft“ lehne ich übrigens sowieso als veraltet ab).
    Es bleibt eigentlich nur der Merkantilismus als sich bewährt habende Staatswirtschaftsform übrig. Aus dem völlig veramten Preußen des frühen 18. Jahrh. machte es (trotz der Kriege) eine wirtschaftlich und wissenschaftlich sehr erfolgreich Nation. Dasselbe gilt für das ursprünglich sehr arme Schweden (die vielen schwedischen Auswanderer in die USA!). und dasselbe gilt auch für das Japan der ersten Nachkriegsjahrzehnte. Auch dort machte der Merkantilismus aus einem bitterarmen Land in den 1950ger bis 1970ger Jahren eine sehr wohlhabend und auch soziale Nation. Daß das Merkantilistische am damaligen Japan nur zum Teil auf europäischen Wirtschaftslehren beruhte, im übrigen aber stark von einer in Japan verbreitet Auffassung getragen wurde, die stark den mittelalterlichen europ. Lehensverhältnissen ähnelte, ist dabei nicht wirklich wichtig.

    Daß der heute „real existierende Sozialismus“ in Form der Partei DIE LINKE wirtschaftlich nicht wirklich förderliches oder auch nur erhellendes zu der heutigen wirtschaftlichen Situation beizutragen hat, kann man in meiner Kritik an Laffo nachlesen unter
    http://www.medienanalyse-international.de/laforousseau.html

  22. blu_frisbee am Juni 20th, 2010 11:07 pm

    Ach so, ich hatte angenommen, Sie hätten den ollen Rauschebart selbst gelesen und nicht nur Wikipedia.
    > Im großen und ganzen hängt dies aber auch nicht
    > vom guten oder bösen Willen des einzelnen
    > Kapitalisten ab. Die freie Konkurrenz macht die
    > immanenten Gesetze der kapitalistischen
    > Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber
    > als äußerliches Zwangsgesetz geltend.
    http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_245.htm#Z113

    Dabei schrieb der olle Rauschebart sogar ziemlich witzig, wenngleich mit einem etwas galligen Humor.

    Das Kapitalverhältnis ist kein persönliches, sondern ein gesellschaftliches. Reduziert mans auf persönliche Ausbeutung so kommt man allenfalls zur Staatsplanwirtschaft 1942-45.

  23. Georg Kraus am Juni 21st, 2010 7:11 am

    Ich bekomme die Assoziation „England“ nicht aus dem Kopf, wenn ich etwas zum Merkantilismus lese. Bzw. „Großes Imperium“. Wem hat denn dort der Merkantilismus genutzt, der lt. Spengler zum englischen Volks-Charakter gehörte? Doch auch nur einer Minderheit. Hinzu kommt, daß er dort nur erfolgreich war wegen der imperialistischen weltweiten Expansion Englands. Dort, in England, gab es noch bis weit in die Thatcher-Zeit tatsächlich eine Klassengesellschaft mit viel krasseren Abgrenzungen, als wir es in Deutschland je gekannt haben. Und das war schon immer so. Dickens beschreibt seinen Protagonisten Scrooge ja entsprechend.

    Wo ist beim Merkantilismus also die soziale Komponente für das Volk?

  24. Jörg am Juni 21st, 2010 8:26 am

    Nachtrag
    Statt des bei bei Medienanalyse-international nicht mehr klickbaren link zu den
    Hungerflüchtlingen (Afghanische Kinder in Rom) – nun diese links:
    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,617528,00.html
    und
    http://www.cafebabel.de/article/31051/der-lange-fussmarsch-der-afghanen.html
    und
    http://www.proasyl.de/de/themen/eu-politik/detail/news/das_gesetz_des_dschungels_fluechtlingskinder_in_europa/back/1308/

  25. Jörg am Juni 21st, 2010 8:31 am
  26. Jörg am Juni 21st, 2010 4:54 pm

    @Georg Kraus am Juni 21st, 2010 7:11 am

    „Ich bekomme die Assoziation “England” nicht aus dem Kopf, wenn ich etwas zum Merkantilismus lese …“

    User Georg Kraus – ich kann mich hier nicht um alle Kranken kümmern. Ihre Äußerungen zum Staatstreich („Machtergreifung“) der Nazis und Ihre Stellungnahme zur Vernichtung des „Sudentenlandes“ durch die Nazis oder zur deutsch-betriebenen Vertreibung in Osteuropa, sagt jedem verständigen Menschen doch schon mehr als genug!

    Und jetzt haben Sie auch noch die Perversität beim Stichwort „Merkantilismus“ an England zu denken! An England!!
    Sogar jeder Halbgebildete wird beim Wort „Merkantilismus“ stets zunächst an FRANKREICH denken!
    Und dies mit Recht!

    Erfinder des Merkantilismus war Jean-Baptiste Colbert! Das war ein FRANZOSE! Was hat der den mit „England „zu tun !?!! Gornix!!
    Gucken Sie wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_Colbert

    In England gab es zwar zaghafte Versuche der „Krone“ sich gegen die kapitalistische Staatsübernahme zu wehren – aber das kann/konnte man doch nicht „Merkantilismus“ nennen! England (nicht „Großbritannien“!) wurde demzufolge auch imperialistisch! Genauso wie die Niederlande.

    Was „Spengler“ geschrieben hat, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht – wieso soll der relevant sein?

    Friedrich-Wilhelm I, der Vater Friedrich des Großen, führte den preußischen Merkantilismus ein und distanzierte sich nach seiner Krönung s o f o r t vom Imperialismus.
    Denn der „Große Kurfürst“ hatte mit Sklaven gehandelt! Friedrich-Wilhelm I stellte nach Amtsantritt (1713) sofort den Sklavenhandel ein. Angeblich weil der sich ’nicht rechne‘.
    Der Wahre Grund des Pietisten Friedrich-Wilhelm I war jedoch der Widerspruch zwischen der christlichen Lehre und dem Sklavenhandel.

    Der Merkantilismus hatte doch mit England (!!!) nichts zu tun!

  27. Georg Kraus am Juni 21st, 2010 5:59 pm

    Wiegen die Leiden (afghanischer) Kinder höher als die von (afghanischen) erwachsenen Taliban, die von Drohnen getötet und dazu wegen ihrer asymmetrischen Kriegsführung von eben diesen Drohnen-Lenkern als „feige“ bezeichnet, also als ehrlos dargestellt werden?

    Ansonsten zeigen diese afghanischen Flüchtlinge bestens die Folgen der merkantilen Alternative zum Kapitalismus auf. Merke: Der englische Merkantilismus war gar nicht möglich ohne seine imperialistische Ausrichtung, auch in Afghanistan:

    http://womblog.de/2009/09/21/friedrich-engels-ber-afghanistan-das-schon-gegen-die-briten-widerstand-leistete/

    Es ist, wie so oft, das vermaleite England, das Unfrieden stiftete in der Welt, getrieben vom Merkantilismus.

  28. Jörg am Juni 24th, 2010 1:07 am

    @ Jörg am Juni 18th, 2010 12:35 pm – Namensverwechslung – Richtigstellung:
    „Schleicher“ war natürlich Quatsch! Ich meinte “ R ö h m „.
    Röhm versuchte sich in antikapitalistischer Rethorik und repräsentierte sozusagen den Begriff „Arbeiterpartei“ in der Bezeichnung NSDAP.

    “ Insofern war die SA der Kern des „sozialrevolutionären“ Flügels der NSDAP.“ Entnommen bei http://www.arbeitermacht.de/ni/ni91/roehm.htm.

    Wer (anders als ich) davon ausgeht, daß es ein „Arbeiterbewußtsein“ gäbe, kann natürlich den Zulauf von nicht wenigen „Arbeitern“ zur NSDAP damit erklären, daß zahlreiche ehemalige selbstständige „Bürgerliche“ – z. B. ehemalige Inhaber von Handwerksbetrieben – längst (seit Ende des Krieges, insbesondere aber ab der Krise 1929) Arbeiternehmer waren. Diese gingen jedoch nicht zur KPD oder SPD, weil sie sich nicht als echte „Arbeiter“ betrachteten, sondern auf diese hinabblickten.

    Als Hitler mit den Vertretern des deutschen Großkapitals (Hugenberg & Co) handelseinig wurde, verlangten diese das Ende der Agitation der SA, was Hitler zusagte.
    Da Röhm nicht nur Chef der SA, sondern dort auch außerordentlich beliebt war, wurde die Beseitigung der bisherigen Ausrichtung der SA durch die Ermordung Röhms (und die von noch ein paar anderen – „Röhm-Putsch“) in die Wege geleitet.

  29. Georg Kraus am Juni 25th, 2010 11:55 am

    @ Jörg
    Das ist falsch. Ernst Röhm verstand sich immer als Militär. Er kam ja auch aus der Reichswehr bzw. zuvor aus der Kaiserlichen Armee, wurde an der Westfront mehrfach schwer verwundet und ausgezeichnet. Nach dem Zusammenbruch schloß er sich dem Freikorps von Epp an, war, neben der Marinebrigade Ehrhardt, so auch an der Niederschlagung der des roten Mobs der Münchner Räterepublik beteiligt. Danach wurde er vom 100.000-Mann-Heer der Reichswehr übernommen, organisierte dort den nationalen Widerstand der „Schwarzen Reichswehr“ mit.

    Röhm war ein begnadeter Organisator und wollte die SA als Volksheer organisieren. Das widersprach dem Anspruch der Reichswehr, einziger Waffenträger der Nation zu sein. Nur deshalb mußte er weg, sonst hätte die Reichswehr Hitler nicht weiter unterstützt.
    Siehe auch:
    http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RoehmErnst/index.html
    und vor allem die Original-Quelle:
    Die Geschichte eines Hochverräters:
    http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=83250719&b=1

    Den sozialistischen „linken“ Flügel der NSDAP vertrat nicht Ernst Röhm, sondern Gregor Strasser und seine sozialrevolutionäre Gruppierung.
    http://www.zvab.com/basicSearch.do?anyWords=gregor+strasser&author=&title=&lastXDays=-1&itemsPerPage=10

    Daß Hitler beide 1934 ermorden ließ, hatte weder objektiv, noch subjektiv den Grund, daß sie irgendetwas gemeinsam hatten in Bezug auf ihre Ansichten. Strasser als bürgerlich geprägter Mensch verachtete Ernst Röhm aufgrund dessen triebgesteuertem Verhalten. Hitler hatte sich aus pragmatischen Gründen entschlossen, nun ganz offen mit den 25 Punkten der NSDAP zu brechen und somit die nationale Revolution zu verraten:
    http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/nsdap25/index.html

    Er verkaufte den nationalrevolutionären Ansatz der NSDAP zugunsten eines Hitlerismus — in Übereinstimmung und mit Unterstützung von Reichswehr und Großkapital.

  30. admin am Juni 25th, 2010 12:31 pm

    Was für ein roter Mob? Lies mal die Bücher von Oskar Maria Graf, dann weißt du, dass es nur einen Mob gab – den braunen.

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