Cyberterroristen und Propaganda im Internet

GIMF

Man ist sehr erstaunt. Heise reiht sich unkritisch in die Reihe der Schäubleschen Propagandisten ein, die mit den sattsam bekannten alarmistischen Textbausteinen um sich werfen. Und das gleich doppelt: „Schlag gegen virtuelle Glaubenskrieger und Propaganda im Internet“ und „Bundesanwaltschaft: Schlag gegen islamistische Internetpropaganda„.

Die Leser sind zu recht empört und reagieren satirisch: „Bei einer Razzia hob die Bundesanwaltschaft am Dienstag eine Reihe mutmaßlicher Cyber-Terroristen aus, die mit Counterstrike-Spielen den Boden für Radikalisierungen in der Spieleszene bereiten. (…) Der 23-Jährige aus dem nordrhein-westfälischen Schlangen soll ebenfalls bereits einschlägig aufgefallen sein – mit einer Teilnahme an den Worldcybergames. Bewiesen werden konnte der Vorwurf bisher nicht, da die Überwachungsdaten der Telekom aus Versehen gelöscht wurden.“

Und hier: „Bitte Heise, diese Gossenformulierungen sind eurer echt nicht würdig. Da war ja mal wieder alles drin: „Cyber-Terroristen“, „Internetpropaganda“, „virtuelle Glaubenskrieger, die den Dschihad mit Maus und Tastatur führen“, „Enthauptungsvideos“, „al-Qaida“, „Hassbotschaften“, „Drohvideo“, „Konvertiten“, „Sessel-Dschihadisten“, „islamistische Websites“, „Horrorvideos“, „Bombenbauanleitungen“, „Computerspiele“, „virtuelles Trainingscamp“.

Schauen wir uns die Fakten an. Das erste medientheoretische Märchen: Die „Cyber-Terroristen“, „die mit Internetpropaganda den Boden für Radikalisierungen in der Islamistenszene bereiten.“ Ach wirklich? Dazu müsste man beweisen können, wie Propaganda „im Internet“ wirkt. So einfach ist das aber nicht. Die These im Artikel: Die Propagandisten „dürften“ „kaum weniger wichtig sein als ein Attentäter“ sein. Aha. Propaganda ist genau so schlimm wie eine Mordtat. Das ist in der Tat eine kühne These, die so aus einem Wahrheitsministerium stammen dürfte. Es gibt bisher nur „Verdächtige“, aber die Ermittler seien den Glaubenskriegern angeblich „entscheidend“ „auf den Leib gerückt.“

Was lesen wir über den ersten Verdächtigen? „Nach Informationen von dpa ist er dort aber keine zentrale Figur, kein Rädelsführer gewesen, wenn auch seit etwa drei Jahren unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden.“ Was schreibt das Lokalradio aus Paderborn wohltuend sachlich und weitaus journalistischer als der unsägliche Heise-Artikel: „Der Haftbefehl gegen einen mutmaßlichen Terror-Helfer aus Schlangen ist außer Vollzug gesetzt worden. Der 23jährige legte vor dem Ermittlungsrichter ein umfassendes Geständnis ab. Demnach hat er zusammen mit einem anderen Verdächtigen Texte für eine islamistische Internetseite verfasst. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft unterstützte der Schlänger damit die Terrorgruppen Al-Kaida und Ansar el Islam. Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass der 23jährige psychisch krank ist.“ Was für ein „entscheidender“ Schlag!

Heise käut kritiklos die Propaganda der Glaubenskrieger gegen den Terror wider: „Wie gefährlich solche ‚Sessel-Dschihadisten‘ sind, lässt sich ermessen, wenn man sich die Bedeutung des Internets für den islamistischen Terrorismus vor Augen hält.“ Über „die Bedeutung des Internet“ für alle möglichen Ismen (bitte selbst ausfüllen: [x] Kinderpornografie [x] Rechtsextremismus [x] Bombenbauanleitungen [x] Drogenhandel [x] gewaltverherrlichende Computerspiele] haben wir schon so viel gehört, dass man diese Textbausteine einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Mann muss sich fragen, wer in Wahrheit die eigentlichen „Sessel-Dschihadisten“ sind. Bisher dachte ich, bei Heise säßen die nicht. Offenbar habe ich mich getäuscht.

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Kommentare

One Kommentar zu “Cyberterroristen und Propaganda im Internet”

  1. heiner5362 am November 27th, 2008 5:15 pm

    auch heise.de benötigt „knete von hinten“.

    viel schlimmer die tatsache, dass solch schwachsinn in den medien(vorab bild und welt)
    breitgetreten wird.
    allah u akbar so nun bin ich unterstützer und symphatisant (th ph der graphologe wirds schon richten) und dem islam hörig.

    komm ich nun auf google bei allah auf die top 100 ???

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