Adventures in Marxism

Beim Lesen der neuesten Statistiken, die Entwicklung des Kapitalismus betreffend („Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet“), versuchte ich mich daran zu erinnern, was Altmeister Karl Marx exakt zu dem Thema sagte. Seine ökonomische Theorie, wie die Wirtschaft funktioniere, sieht man vom chiliastischen Unfug wie der „Diktatur des Proletariats“ ab, ist bis heute nicht widerlegt worden und wird immer wieder auf’s Neue durch Fakten bestätigt. Die New York Times hat dazu jüngst ein kluges Buch empfohlen: „Adventures in Marxism“. Das Thema kann in Deutschland leider nicht rational diskutiert werden, weil der Mainstream der Medien sowohl zu feige dazu ist als auch die Totalitarismus-Doktrin („Rot gleich Braun“) als inoffizielle Staatslehre und -religion dem entgegensteht.

Aber ich schweife ab. Die Fakten: „13 Prozent der Deutschen sind arm. Die Einkünfte der Reichen seien gewachsen, während die Einkommen im unteren Bereich leicht sinken würden und im mittleren Bereich stagnierten. Als reich gelte, wer als Alleinlebender im Monat netto mehr als 3418 Euro zur Verfügung habe oder als Familie mit zwei Kindern mehr als 7178 Euro netto im Monat. ‚Arm ist, so definiert es die EU, wer als Alleinlebender weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient, also 781 Euro netto‘, sagte Scholz.“ Dann bin ich übrigens zwar nicht immer, aber doch manchmal arm.

Karl Marx schreibt in „Das Elend der Philosophie“ (geschrieben 1846/47): „Von Tag zu Tag wird es somit klarer, daß die Produktionsverhältnisse, in denen sich die Bourgeoisie bewegt, nicht einen einheitlichen, einfachen Charakter haben, sondern einen zwieschlächtigen; daß in denselben Verhältnissen, in denen der Reichtum produziert wird, auch das Elend produziert wird; daß in denselben Verhältnissen, in denen die Entwicklung der Produktivkräfte vor sich geht, sich eine Repressionskraft entwickelt; daß diese Verhältnisse den bürgerlichen Reichtum, d.h. den Reichtum der Bourgeoisklasse, nur erzeugen unter fortgesetzter Vernichtung des Reichtums einzelner Glieder dieser Klasse und unter Schaffung eines stets wachsenden Proletariats.“ Das ist vermutlich unstrittig. Nur die reaktionären Apologeten, die vom „Reichtum für alle“ im Kapitalismus träumen, werden widersprechen. Nur haben die keine Ahnung von Ökonomie.

Sehr hübsch auch Marxens Sätze über die „Humanitäre Schule“ (das ist ungefähr das, was die linke SPD und die „Linke“ wollen): „…welche sich die schlechte Seite der heutigen Produktionsverhältnisse zu Herzen nimmt. Diese sucht, um ihr Gewissen zu beruhigen, die wirklichen Kontraste, so gut es eben geht, zu bemänteln; sie beklagt aufrichtig die Not des Proletariats, die zügellose Konkurrenz der Bourgeois unter sich; sie rät den Arbeitern, mäßig zu sein, fleißig zu arbeiten und wenig Kinder zu zeugen; sie empfiehlt den Bourgeois Überlegung in ihrem Produktionseifer.“ Genau. „Gegen Sozialabbau“, gegen das gierige Finanzkapital und dergleichen Blödsinn mehr. Marx hätte sich totgelacht.

Aber leider hat die heutige Jugend verlernt, lange, komplizierte und anspruchsvolle Texte zu lesen. Wäre das anders, empfähle ich ein gutes Buch eingehend zu studieren.

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Kommentare

One Kommentar zu “Adventures in Marxism”

  1. mucksy am Mai 19th, 2008 11:10 am

    Es gibt Buchempfehlungen, die sollte man
    wider alle Routine tatsächlich mal ernst
    nehmen.

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