Verschlüsselung Ihrer E-Mail gefährdet unser Mitlesen

Ich bin sprachlos. Troll, troller, am Trollsten. Das hier ist die offizielle Position der Bundesregierung:

„‚Die Nachrichten werden zur Überprüfung von Viren und zur Prüfung, ob es sich um eine Spam-Mail handelt, kurzfristig entschlüsselt‘, heißt es in der Stellungnahme. Während dieses Vorgangs seien die Nachrichten einem ‚erhöhten Risiko des Angriffes durch unbefugte Dritte ausgesetzt‘. Die Bundesregierung stimmt diesem Bundesrats-Vorschlag in ihrer mit der Unterrichtung ebenfalls vorgelegten Gegenäußerung nicht zu. ‚Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gefährdet das gesamte Ziel von De-Mail, die einfache – und ohne spezielle Softwareinstallation mögliche – Nutzbarkeit durch die Bürgerinnen und Bürger‘, argumentiert sie in der Vorlage.“

Das ist nicht nur grober Unfug, sondern schlicht Volksverdummung. Guckst du auch hier: „Für die Verschlüsselung von E-Mails muss der jeweilige Absender den öffentlichen Schlüssel des Empfängers in seinen E-Mail-Client einbinden. Der öffentliche Schlüssel für die jeweilige E-Mail-Adresse der Abgeordneten und Verwaltungsmitarbeiter ist automatisch in jeder signierten E-Mail des Abgeordneten oder Mitarbeiters enthalten. Gegebenenfalls bitten Sie Ihren Kommunikationspartner im Deutschen Bundestag Ihnen eine signierte E-Mail zu senden, um ihm verschlüsselt antworten zu können.“ (Die Realität sieht natürlich anders aus)

Das erinnert mich an Google Mail: „Unser System, wie z. B. unsere Spamfilter, durchsucht den Inhalt Ihrer Nachrichten automatisch nach Keywords, damit wir Ihnen nur relevante Informationen liefern“.

Das sollte die Bundesregierung doch gleich sagen: „Unser System De-Mail entschlüsselt ihre E-Mails kurz und durchsucht den Inhalt Ihrer Nachrichten automatisch nach verdächtigen Keywords wie „Bombenbauanleitung“ oder „Kinderpornografie“. E-Mails dieser Art werden automatisch gelöscht, damit wir Ihnen nur relevante Informationen liefern.“

Sogar bei golem.org schreiben sie Quatsch zum Thema: „Wenn der Anwender eine De-Mail an einen anderen De-Mail-Teilnehmer verschickt, wird diese kurzzeitig auf den De-Mail-Servern entschlüsselt und wieder verschlüsselt. Dabei wird die Verbindung zum Nutzer per SSL verschlüsselt, diese Verschlüsselung aber auf Serverseite terminiert. Geschäftskunden, die über ein Gateway an De-Mail angeschlossen sind, können die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung über bestehende Systeme wie S/MIME oder PGP durchführen. Für Privatkunden ist aktuell nur die Möglichkeit gegeben, auf Fileebene verschlüsselte Daten an eine De-Mail als Attachment anzuhängen, etwa mit Truecrypt verschlüsselte Dokumente.“

Mannomann. Was für Trantüten. E-Mail-Attachments mit Truecrypt verschlüsseln? „Free open-source disk encryption software for Windows 7/Vista/XP, Mac OS X, and Linux.“ Disk encryption – nicht E-Mails oder Files verschlüsseln. Wer Lesen kann, ist klar im Vorteil.

(Via netzpolitik.org u.a.)

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Kommentare

3 Kommentare zu “Verschlüsselung Ihrer E-Mail gefährdet unser Mitlesen”

  1. Sven am Dezember 18th, 2010 11:20 pm

    Es muss doch entschlüsselt werden um nach zu schauen ob nicht eine Bombe enthalten ist. Was ist wenn so ein gefährlicher Terrorist eine Bombe in seiner Mail ans Kanzleramt versteckt? Das leuchtet doch ein oder nicht?

  2. albatros am Dezember 19th, 2010 5:48 pm

    Was doch im laufe der Jahre immer verwunderlicher stimmt, ist die Tatsache, dass egal was „die da Oben“ in Sachen IT für Ideen aushecken, dass sie sich damit der Lächerlichkeit preisgeben. Es strotzt vor Dilettantismus, Stümperei und Unkenntnis! Wie inkompetent muss man sein sein, um Politiker zu werden? Gibt es dafür so eine Art Maßeinheit?

  3. amona am Dezember 19th, 2010 8:45 pm

    es heißt golem.de ;)

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