Sunset

kargash

Apropos Sonnenuntergänge: Die virtuellen, wie hier auf meiner Sim Kargash, sind natürlich weniger schön, haben aber der Vorteil, dass man sie beliebig oft wiederholen kann, dass keine Mücken stechen (die tun das aber mehrere Stunden vor Sonnenuntergang), und dass man Beleuchtung und Wetter und den Zeitpunkt, wann sie stattfinden, auch selbst wählen kann. Nachteil: Weder die Weintrauben noch der Wein sind echt.

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Literarisches Fernweh

san andres

Die Insel San Andrés, Kolumbien (kein deutscher Wikipedia-Eintrag?), liegt auf der Höhe der Küste Nicaraguas, noch nördlich von Bluefields, und war 1979, als ich das Foto gemacht habe, ein verschlafenes Eiland, auf dem nur einige reiche Kolumbianer Urlaub machten. Der 4. November 1979 war mein erster Abend in Südamerika. Ich war von Tegucigalpa, Honduras, nach San Andres geflogen.

Ich lese gerade ein paar Bücher gleichzeitig. Einige lege ich wieder weg, weil sie mir nicht gefallen, andere sind überraschend gut. Weggelegt habe ich nach rund 50 Seiten Christian Baron: „Schön ist die Nacht“. Barons andere Bücher gefielen mir wesentlich besser. Man muss Baron zugute halten, dass er eine Zeit und Personen beschreibt, die in der deutschen Literatur nicht wirklich vorkommen, weil das Proletariat in der herrschenden Meinung nicht existiert, schon gar nicht als Klasse. Ein Mann seiner Klasse, der Kaiserslautern zu einem literarischen Ort machte, war aber eher eine Reportage. Das neueste Werk versucht sich daran, aber die Aufgabe, die Sprache der so genannten „Unterschicht“ zu spiegeln, gelingt Baron nicht. Mira, zahn Jahre jung, war scheu wie ein Reh, aber schlau wie eine Füchsin. Und Juliane, die Kleinste (…) war mit ihren sieben Jahren frech wie ein Marder und im Kopf flink wie ein Wiesel. Ich kenne bessere Vergleiche. Daher schwankt der Stil zwischen der direkten Rede, die „prollig“ sein und auch noch irgendwie den Pfälzer Dialekt wiedergeben soll, und der Geschichte, die nur dort Atmosphäre erzeugt, wenn es um Dinge geht, die der Autor offenbar aus seiner Jugend gut kennt, wie etwa eine Eckkneipe. Das Buch ist viel besser als alle anderen Romane aus Deutschland, die zur Zeit auf dem Markt sind, aber ich kenne das Milieu aus eigener Erfahrung, nur eben in der Ruhrpott-Version. Ich reisst mich nicht vom Hocker; lieber widme ich mich den zahllosen ungelesenen Sachbüchern, die hier herumliegen.

Das erste, was mir in die Finger geriet, war Christian Y. Schmidts Allein unter 1,3 Milliarden: Eine chinesische Reise von Shanghai bis Kathmandu. Ein ganz großartiger „Reiseführer“, bei dem ich fast in jeder Zeile schmunzeln, oft schallend lachen muss. Ein Rezensent schrieb ganz richtig: Ein Buch, „das bestens neben den Werken von witzigen Reisebuchautoren wie Bill Bryson oder Douglas Adams bestehen kann“. Ich habe Lust bekommen, nach China zu reisen. Aber wann? Und wie lange? Und ich kann auch nur wenige Wort Mandarin.

Als ich darüber sinnierte, fiel mir auf, dass fast alle meine Reisen und Interessen von irgendwelchen Büchern beeinflusst wurden, die ich schon als Kind und Junge gelesen habe.

Konquistadoren
Illustration aus „Mit den Konquistadoren ins Goldland“

Ich schrieb 1997 bzw. 2020: Hans Hauser ist eine literarische Figur, die zum Glück und zu Recht vergessen worden ist. „Mit den Konquistadoren ins Goldland“ hieß das Buch, erschienen im Jahr 1958 in Stuttgart, von einem ebenso vergessenen Autor: Blonde deutsche Männer sorgen in fremden Landen für Ordnung, bekehren heidnische wilde Indianer und erleben prächtige Abenteuer. Der Held ist frei erfunden, nicht jedoch die Nebenfiguren: der leutselige Ambrosius Dalfinger, der tapfere Georg Hohermuth von Speyer, der stolze Philipp von Hutten und der finstere Nikolaus Federmann, Gründer von Bogota.

„Was so durch kindliche Eindrücke, was durch Zufälligkeiten der Lebensverhältnisse in uns erweckt wird, nimmt später eine ernstere Richtung an, wird oft ein Motiv wissenschaftlicher Arbeiten, weiterführender Unternehmungen.“ Das schreibt Alexander von Humboldt über das Motiv seiner Reise.

Bei mir kamen für meine Südamerika-Affinität Am Rio de la Plata und In den Cordilleren dazu, Bücher, die ich beide verschlungen habe, sogar mehrfach, später noch Das Vermächtnis des Inka.

reisen humboldts
Reiseweg Alexander von Humboldts nach Südamerika, Mexiko und Kuba, aus: Alexander von Humboldt: „Südamerikanische Reise“. Das Buch hat mich 1998 durch Venezuela begleitet.

Im nächsten Jahr will ich unbedingt nach Israel. Ich habe, als ich 13 oder 14 war, Leon Uris‘ Roman Exodus gelesen. Das Buch hat mich zutiefst beeindruckt und bis heute gefesselt. Mein Israel-Bild hat sich seitdem auch nicht viel geändert. Man sollte auch es allen Arabern zwangsweise zum Lesen verordnen. Heute gehören natürlich Hatufim und Fauda zum Bildungscanon.

Es könnte also so kommen: 2023 Israel, 2024 China, 2025… eigentlich ist es überall interessant. Der Urwald Kolumbiens ist immer empfehlenswert, aber ich müsste vorher dann noch Schießen und Krav Maga üben. Und letzteres hat mir mein Chirurg verboten.

anden peru
Leider bin ich mir nicht ganz sicher, wo ich diese Foto der Abenddämmerung in den peruansichen Anden gemacht habe. Ich tippe auf Winay Wayna, einen Tagesmarsch vor Machu Picchu. Ich war da zwei Mal, aber der Bergkamm sieht irgendwie anders aus.

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Indianer! Oder: Sanktionen der Bosheit und geleugnete Gefahren [Update]

winnetou

Die Lage:

Newsweek kommentiert: „Visa Bans on Russians Are Sanctions of Spite“. Klar sind sie das, es geht um Pseudo-Moral. die nackte ökonomische Interessen kaschieren soll.

– Selenskij gibt in einem Interview zu, dass er vom anstehenden Krieg wusste, er warnte aber die Ukrainer nicht, weil die sonst das Land verlassen und die Russen es schneller hätten besetzen können. Die Washington Post: „Zelensky faces outpouring of criticism over failure to warn of war“. Ach. Ach was.

– Jetzt etwas zur Religion des Friedens: Hamed Abdel-Samad in einem Interview: „Ich habe keine Lust mehr, wegen meiner Kritik an meiner Herkunftsreligion als Islamfeind beschimpft zu werden. Vor allem möchte ich nicht mehr auf offener Straße, trotz Polizeibegleitung bepöbelt werden. In Berlin und anderen europäischen Großstädten passiert mir das regelmäßig, in Beirut nicht. Meine Frustrationstoleranz ist aufgebraucht. (…)
Aber es ist ein Fehler, die Gefahr zu leugnen. Mich macht wütend, wenn es im Westen heißt, islamistische Attentäter seien nur einzelne Spinner, auch dürfe man religiöse Gefühle nicht verletzen. Das ist keine Toleranz, sondern Heuchelei – sie schafft Rückzugsräume für autoritäre Subkulturen.“

Naïla Chikhi antwortet auf einen üblen Artikel Julias Neumanns in der Taz: „Die Autorin macht sich zur Lehrmeisterin über das Patriarchat, unter dem die Frauen in dieser Region leiden. Ja, eine junge weiße Frau – um ihr Vokabular zu verwenden – will uns Frauen aus und in den sogenannten muslimischen Gesellschaften und Gemeinschaften erklären, dass wir unsere Lage nicht verstanden haben. Sie aber schon!“ Natürlich: Julia Neumann „berichtet aus dem Libanon, Syrien, Iran und Irak, vor allem über Kultur und Gesellschaft, Gender…“ Was will man da erwarten?

winnetou

– Qualitätsjournalismus, revisited: Beim RBB Ist alles ganz divers, feministisch und gendersprachenkonform: „Wenn die eine Chefin die anderen Chefinnen kirchlich traut“. Ja, dann kann nichts schief geh*innen.

[Update] René Martens fass beim MDR noch mal den ganzen Irrsinn zusammen: „Eine der tragischen Ironien der Mediengeschichte“.

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Virtuelle Cyberoasen

oasis of Opalsoasis of Opalsoasis of Opalsoasis of Opalsoasis of Opals

Ein virtuelles Feuer zerstörte gestern Nacht eine virtuelle Oase in einer virtuellen Wüste in einer virtuellen Welt. Es gab virtuelle Tote virtuell zu beklagen, und auch einige virtuell Verwundete, die auf virtuellen Tragen in eine nahe gelegene virtuelle Oase virtuell transportiert wurden, damit sie dort virtuell behandelt werden konnten.

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Zwischenergebnis, und alles zeigt in den fernen Osten

georg Pencz: Mars
Georg Pencz (1500-1550): Mars

Ich habe natürlich meine Aufstellung so gehalten, daß ich im umgekehrten Fall auch Recht habe. (Karl Marx).

Das Publikum verlangte nach einer Zwischenbilanz der Serie über den Feudalismus. Das ist verständlich, da man nicht verlangen kann, dass jemand, der davon zum ersten Mal hört, alle Artikel zum Thema rezipiert, zumal das Tage dauern würde (es müssen natürlich auch die Fantastilliarsen Links alle ausnahmlos aufgerufen werden!). Vor sieben Jahren startete ich mit der harmlosen Frage: Wie beschreibt man eine Gesellschaft hinreichend – und mit welchen Begriffen? Nichts ist „natürlich“, obwohl die Herrschenden aller Zeiten ausnahmslos das Gegenteil behaupteten. Darum ging es in einer Art

1. Prolog: „Reaktionäre Schichttorte“ (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse.

2. Was ist „Feudalismus“? Die Frage ist heikel, denn behauptete man eine Art Gesetzmäßigkeit der Evolution von einer Gesellschaftsform zur anderen oder gar eine bestimmte Reihenfolge, dürfen „bürgerliche“ Historiker nicht weiter forschen, ohne die Frage beantworten zu müssen: Gibt es gar eine Gesellschaftsform jenseits des Kapitalismus? Und wie sähe die aus?

In „Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus“ (Fotos: Quedlinburg) fasste ich diverse und sich widersprechende Analysen zusammen. Es gibt seit dem Zusammenbruch des so genannten „realen Sozialismus“ keine deutsche marxistische Mediävistik mehr. Es sieht aber so aus, als hätte der DDR-Historiker Bernd Töpfer recht gehabt, der damals behauptete, der Feudalismus sei die am weitesten entwickelte Stufe der vorkapitalistischen Gesellschaften; er könne sich sowohl aus einer „zersetzenden“ Urgesellschaft [also aus einer tribalistischen Gesellschaft, B.S.] wie auf dem Hintergrund der asiatischen Produktionsweise oder einer Sklavenhalterordnung entwickeln. Genau das sagt heute – mit anderen Begriffen – die „bürgerliche“ Geschichtswissenschaft, wie der hier oft zitierte Michael Mitterauer in seinem hervorragenden Buch Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs.

3. Wie sieht eine orale Gesellschaft wieder Feudalismus aus und welche Funktion haben die Objekte, die Herrschaft darstellen, insbesondere Reliquien? Das war die Ausgangsfrage in „Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften“ (Quedlinburger Domschatz I) und in „Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019)“ – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II).

4. Danach kommt ein Einschub: „Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019)“ – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III).

Wenn man den Feudalismus in Mittel- und Nordwesteuropa – der in der Weltgeschichte zuerst den Kapitalismus hervorgebracht hat – beschreibt und definiert, muss man erklären, warum die Entwicklung in anderen Regionen ganz anders verlief. Trotz der Jahrhunderte langen gemeinsamen Geschichte war der „polnische“ Feudalismus anders.

5. Ein weiterer Einschub: „Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019)“ – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg).

6. In „- Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges“ (15.06.2019) definiere ich „Feudalismus“ als analytische Kategorie und versuche zusammenzufassen, was zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert im Klassenverhältnis zwischen herrrschendem Feudaladel und den Bauern geschah (Stichwort: Leibeigenschaft).

Georg Pencz: Triumph des Todes
Georg Pencz (1500-1550): Triumph des Todes, Kupferstich

7. „Yasuke, Daimos und Samurai [I]“ (24.07.2019) sowie „Yasuke, Daimos und Samurai [II]“ (03.05.2020) thematisieren den Feudalismus in Japan, der – laut Marx – noch „typischer“ für die analytische Kategorie „Feudalismus“ ist als die mitteleuropäische Version, dem aber keine Sklavenhaltergesellschaft voraufging. Wir tragen hier also alle marxistischen Theorien zu Grabe (die stalinistischen sind keine Wissenschaft, müssen also nicht gesondert geschreddert werden), die behaupten, die Menschheitsgeschichte sei durch die „Formationen“ Urgesellschaft, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalimus und Sozialismus (und irgendwo dazwischen „Asiatische Produktionsweise“) zwangläufig bestimmt (falls jemand nach einen Zwischenergebnis fragte).

8. „Agrarisch und revolutionär (I)“ (21.02.2021) widmet sich der zentralen Frage, warum es eine agrarische Revolution im Feudalimus gab und nicht etwa im Römischen Weltreich und warum andere agrarische Revolutionen zur fast gleichen Zeit – in Arabien und China – zu einem anderen Ergebnis führten bzw. zu keinem, das dem Kapitalismus näher kam.

9. Die Einschübe „Trierer Apokalypse und der blassrose Satan“ (17.03.2021) und „Energie, Masse und Kraft“ (04.04.2021) widmen sich der Technikgeschichte der agrarischen Revolution in Nordwesteuropa.

10. „Agrarisch und revolutionär II „(15.05.2021) setzt die Diskussion von „Agrarisch und revolutionär (I)“ fort, vor allem im Vergleich mit China.

11. Die ersten vier Teile der Serie über den Essener Domschatz („Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri“ (Essener Domschatz I) (28.10.2021), „Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021), „Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise“ (Essener Domschatz III) (27.11.2021) und „Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer „(Essener Domschatz IV) (17.12.2021) erörtern noch einmal die These von Punkt 3: Objekte sind dingliche bzw. verdinglichte Zeichen der sozialen Hierarchien und der Rituale in oralen Gesellschaften wie dem Feudalismus aka Früh- und Hochmittelalter (also die Zeitspanne zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert).

Der 5. Teil „Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation“ (Essener Domschatz V) (23.12.21) beschäftigt sich wieder mit der Frage, warum sich der Kapitalismus bzw. dessen ökonomischen Voraussetzungen zuerst in Westeuropa entwickelt haben.

Ich schrieb: Jetzt erscheint die von mir schon fast verworfene Frage bzw. These marxistischer Theoretiker in einem anderen, sogar vorteilhafteren Licht, ob der Feudalismus sich nur dann zum Kapitalismus entwickele, wenn er auf der Sklavenhaltergesellschaft fuße – oder ob es theoretisch auch ohne ginge. Da kein Paralleluniversum existiert, in dem wir das testen könnten, ist die Antwort einfach: Die These der angeblich zwangsläufig aufeinanderfolgenden Gesellschaftsformationen sagt nur etwas über die Geschwindigkeit aus, mit der letztlich der Kapitalismus in England zuerst entstand. Da die kapitalistischen Staaten Mitteleuropas in kurzer Zeit fast die ganze Welt unterjochten und der ihre Ökonomie aufzwangen (wie auch die Römer den unterworfenen Völkern), bleibt die Frage rein hypothetisch, was etwa aus China geworden wäre, wenn es keine Weltkriege und eine japanische Okkupation, keinen Langen Marsch und keine Revolution gegeben hätte.

georg Pencz: Hasen fangen die Jäger
Georg Pencz (1500-1550): Hasen fangen die Jäger

These (wieder ein Zwischenergebnis): Die antike Sklavenhaltergesellschaft trieb als Basis die Ökonomie im Frühfeudalismus antrieb. „Man kann nicht behaupten, dass Latifundien und das Kolonat die conditio sine qua non waren, aber wenn sie als Grundlage existierten, beschleunigten sie offenbar die Agrarrevolution. Und das war nur im Frankenreich und in England so. In anderen Regionen des ehemalige römischen Reiches stimmte die Ökologie nicht.“

12. „Jenseits des Oxus (09.01.2022) erweitert die Fragen auf die Regionen zwischen Europa und China. Fazit (noch ein Zwischenergebnis): „In China hat sich eine zentralistische „Verwaltung“, auf der der ganze Staatsapparat und auch die Produktion fußt, wesentlich früher entwickelt als in Europa. In Indien war das nicht so. In Frankreich und in Preußen gab es das erst vergleichbar erst im späten 16. Jahrhundert, also zur Zeit der Manufakturen, den Vorläufern der Fabriken.“

13. in „- Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)“ wird die gesamte Diskussion zusammenfasst, inklusive der „Asiatischen Produktionweise“. Die Fragen:

a) Der europäische Feudalismus war offenbar ein Sonderweg. In anderen Regionen der Welt gab es feudale Verhältnisse auch, etwa in Japan, aber der Kapitalismus entwickelte sich dort viel langsamer, wenn überhaupt.

b) Braucht es eine Sklavenhaltergesellschaft vor dem Feudalismus – oder ist das Römische Weltreich ebenfalls ein zu vernachlässigender Sonderfall?

c) China ist heute die einzige Gesellschaft, in der sich Ansätze entwickeln, die zu nachkapitalistischen Produktionsverhältnissen führen könnten. Dort gab es aber keine Sklavenhaltergesellschaft. Könnte es sein, dass dieser Weg letztlich derjenige ist, der den Kapitalismus zuerst überwinden wird?

These: Es gibt nur ein „logischen“ Schema, wie die Menschheit sich von einer klassenlosen „Urgesellschaft“ bis zur Klassengesellschaft im Kapitalismus entwickelte, aber mitnichten eine historische Abfolge. Die Frage, ob es für den Kapitalismus vor dem Feudalismus einer Sklavenhaltergesellschaft bedürfe oder nicht, ist also falsch gestellt und unsinnig.

14. „Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)“ beschäftigt sich mit dem Übergang von der Sklavenhaltergesellschaft zum Feudalismus, also die fließende Grenze zwischen dem Kolonat der spätrömischen Antike und der frühfeudalen Villikation (ab dem 7. Jh.).

15. Dreiteiliger Einschub: „Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I)“ (18.07.2022). „Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung „(Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022) und der dritte Teil – der bald kommt – diskutiert die obigen Fragen aus weltgeschichtlicher Perspektive: Wie entwickelte sich die Ökonomie in Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien im Vergleich zu Europa (also von der Urgesellschaft bis zum Feudalismus)?

Ich bin noch lange nicht fertig. Aber alles zeigt in Richtung China….

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Taiping

taiping revolution

Was euch demnächst blüht in der Feudalismus-Reihe ist chinesische Geschichte: Die Taiping-Revolution in China (1851-1864).

Ansonsten sieht es mit deutsche Sekundärliteratur mau aus. Mein Freund Albrecht Ude, der Mandarin spricht und sich mit so was auskennt, schreibt dazu: Das hier gibt’s online als PDF: „Taiping Tianguo und Donghag: eine religionswissenschaftliche Studie über den Entstehungsprozess der beiden neuen religiösen Bewegungen“.

Und weiter zitiert er einen Experten für chinesische Geschichte des 19. Jahrhunderts: Zu den Taiping gibt es zwei hervorragende Bücher, beide allerdings nur auf Englisch: Jonathan Spence:“ God’s Chinese Son“ und Stephen R. Platt: „Autumn in the Heavenly Kingdom.“ Spence schreibt gewohnt anschaulich und ansprechend, Platt steht ihm in nichts nach. Interessanterweise haben beide sich auf unterschiedliche Punkte konzentriert, man kann getrost beide Bücher lesen und wird immer noch sehr viel Neues erfahren. Und für ergänzende Unterhaltung: Caleb Carr: „The Devil Soldier“ – eine populär geschriebene Biographie von Frederick Townsend Ward, dem ersten Kommandeur der Ever Victorious Army.

Auf Deutsch gibt es nix direkt über die Taiping… Aber vermutlich jede Menge „China-Kenner“, die permanent das Wort „Uiguren“ murmeln.

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„Volksdeutscher Selbstschutz“

massaker an polen

Hier noch ein Nachtrag zu dem schon erwähnten Buch von Christian Jansen und Arno Weisbecker: Der „Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/40. Die Karte habe ich bei Helmut Walser Smith Deutschland – Geschichte einer Nation gefunden; der hat das obige Standardwerk auch in der Literaturliste.

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Avatare schauen Dich an, revisited

avatar

Vermutlich gelte ich jetzt als ein Spammer Spanner. #secondlife #roleplay #fantasy #gor

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Gladiatorenkämpfe

Der „Spiegel“ wies auf ein Interview mit einem russischen Militärexperten hin, das (noch) auf einer russischen Website steht [Wayback-Version]. Ich habe mir das von Google übersetzen lassen und die Links eingefügt. Lesenswert und sehr aufschlussreich: Pjotr ​​​​Skorobogaty erklärt damit den Verlauf des gesamten Krieges.

tank armata
Russischer Panzer Armata. Foto von Vitali Kuzmin

Der Journalist, Experte des PRISP-Zentrums, Pjotr ​​​​Skorobogaty [er schreibt sich ​​​​Skorobogatiy], sprach mit dem Direktor des Zentrums für Analyse von Strategien und Technologien, Ruslan Pukhov, über die Schwierigkeiten, mit denen die russischen Streitkräfte derzeit an der ukrainischen Front konfrontiert sind, und welche Folgen die Lieferung westlicher Ausrüstung an die Streitkräfte hat Kräfte der Ukraine führen, und ob westliche Militärkorporationen in der Lage sein werden, die Produktion von Arsenalen zu erhöhen.

Westliche Waffen begannen, in den Besitz der Streitkräfte der Ukraine zu gelangen. Wie erfolgreich kann Ihrer Meinung nach die russische Armee, die hauptsächlich mit sowjetischer Ausrüstung bewaffnet ist, ihnen widerstehen? Welche technischen Probleme haben unsere Streitkräfte derzeit?

Wenn wir über Waffen einer neuen Familie sprechen, gibt es in den Streitkräften Russlands leider praktisch keine Kampfflugzeuge der fünften Generation. Die neueste Version unserer Su-34-Bomber gehört zur vierten Generation der „Plus“-Luftfahrt. Außerdem haben wir nicht genügend hochpräzise Waffen und moderne Zielgeräte. Dies verringert die Effektivität dieser Art von Bombern weiter, die entweder gezwungen sind, ungelenkte Bomben in einer Höhe einzusetzen, die für feindliche MANPADS zugänglich ist, oder gezwungen sind, Maßnahmen zur Unterstützung der Truppen vollständig einzustellen.

Am Boden setzt die russische Armee heute hauptsächlich modernisierte Panzer der dritten Generation ein. Kampffahrzeuge der nächsten Armata-Familie können immer noch nicht in Dienst gestellt werden. Sogar unser modernster verfügbarer T-90-Panzer ist eine Modifikation des veralteten T-72. Einfach ausgedrückt, der T-90 ist ein Tuning eines sowjetischen Panzers. Daher ist es nicht ganz fair, von ihnen einen erfolgreichen Widerstand gegen die neuesten Panzerabwehrsysteme Javelin, NLAW oder Matador zu fordern. Darüber hinaus hat sich eine paradoxe Situation entwickelt: Die Sowjetunion war das erste Land, das einen aktiven Schutzkomplex (KAZ) erfand. Aber auf keinem unserer Kampfpanzer befindet sich eine KAZ. Das ist natürlich schade, denn die Erfahrung von Militäreinsätzen in der Ukraine hat gezeigt, dass ein Panzer ohne KAZ jetzt überhaupt nicht mehr in der Lage ist, auf dem Schlachtfeld zu überleben.

Gleichzeitig rüsteten die Israelis ihre Panzer mit aktiven Schutzsystemen aus, die Amerikaner begannen, sie an ihren Panzern zu installieren, wir jedoch nicht. Deshalb habe ich eine große Frage an unser Militär und an Uralwagonsawod.

Meinst du aktive Schutzkomplexe?

Ja. Es ist wie bei Gladiatorenkämpfen. Der eine kämpft mit Kurzschwert und Schild, der zweite mit Dreizack und Netz. Das heißt, sie waren unterschiedlich bewaffnet. Also jetzt. In den Streitkräften der Ukraine agieren weitgehend die Infanterie- und Artilleriearmee und unsere Streitkräfte auf gepanzerten Fahrzeugen. Und außerdem sind sie nicht mit modernem wirklich wirksamem Schutz ausgestattet.

tank T-90A
Russischer Panzer T-90A. Foto von Vitali Kuzmin

Und was ist mit der Infanterie?

Wir haben sehr wenig Infanterie. Die Front ist groß, und die an der Spezialoperation beteiligten Personen reichen nicht aus. Relativ gesehen sind die Ukrainer in der Defensive, sie haben viel Artillerie und Kämpfer. Wir müssen mit einer unzureichenden Zahl von Soldaten und mit verwundbaren Panzern und Schützenpanzern in die Front einbrechen. Jetzt versucht die russische Seite im Donbass, dies durch den Einsatz einer großen Menge Artillerie zu lösen, aber wie Sie sehen können, gehen die Dinge sehr langsam voran.

Ein weiterer Punkt – der SVO [Spezialoperation]hat gezeigt, dass die Luftlandetruppen im Moment grob gesagt eine schlechte Ersatzinfanterie sind. Weil ihre Infanterie-Kampffahrzeuge aus Aluminium im Allgemeinen leicht zu treffen sind und sie weniger andere Waffen als motorisierte Gewehre haben.

Sie müssen sich auch daran erinnern, dass die Ukrainer ihre Armee seit acht Jahren aktiv trainieren. Sie trieben fast ihre gesamte Infanterie durch den Donbass und setzten ihre Artillerie aktiv ein. Das heißt, wir haben unsere Artillerie in äußerst begrenztem Umfang eingesetzt, hauptsächlich in Syrien oder bei Übungen, während sie sich in einer Kampfsituation befanden. Daher sind ihre Kanoniere erfahrener. Außerdem lernten sie, wie sie ihre alten sowjetischen Geschütze in Verbindung mit kommerziellen Quadrocoptern einsetzen. Infolgedessen haben sie ein besseres, wie sie jetzt sagen, „Situationsbewusstsein“ und eine bessere Zielbestimmung. Einfach gesagt, im Falle eines Artillerie-Duells schlagen sie uns oft. Generell hat der Einsatz kleiner Drohnen den Einsatz von Artillerie revolutioniert. Diese Revolution haben wir eigentlich verpasst und müssen das jetzt „unterwegs“ nachholen.

Der SVO bestätigte erneut die These, dass man Hunderte, Tausende von ungelenkten Projektilen abfeuern kann, die billig erscheinen, aber all diese Kraft wird von zwei Lenkflugkörpern nivelliert, die das Ziel genau treffen. Zwei Raketen werden trotz ihrer hohen Kosten mehr Probleme lösen als Tausende von ungelenkten. Alte konventionelle Projektile fügen dem Feind keinen nennenswerten Schaden zu, insbesondere wenn er tief im Boden vergraben ist oder sich in Betonbunkern versteckt. Dies ist eine weitere Bestätigung für den Siegeszug hochpräziser Waffen.

Der Angriff auf Avdiivka, Marinka – sind dies nur Beispiele dafür, dass es möglich ist, einen Monat lang Granaten auf gut befestigte Gebiete zu werfen und keinen Durchbruch zu erzielen?

Ja Ja. Eigentlich funktionieren die Methoden des Ersten Weltkriegs (seien wir ehrlich) nicht, besonders wenn Sie dem Feind in der Infanterie nicht überlegen sind. Eine Kombination aus moderner Aufklärungsausrüstung (auch unbemannter) in Kombination mit einer Vielzahl hochpräziser Waffen könnte das Problem der feindlichen Stellungsfront lösen – aber genau das fehlt uns. Nun, außerdem haben wir einfach nicht genug Truppen, um effektiv in eine weitere Richtung anzugreifen.

Westliche Staaten beliefern die Ukraine jetzt mit Waffen, insbesondere Artillerie und MLRS. Diese Lieferungen aktualisierten dementsprechend die Probleme der Reichweite dieser Waffen. Warum ist Abstand so wichtig?

Tatsache ist, dass die sowjetischen Waffen, die jetzt sowohl von Russland als auch von der Ukraine eingesetzt werden, seien es Haubitzen oder Mehrfachraketenwerfer, mit wenigen Ausnahmen, sie nicht weiter als 20-25 km treffen. Außerdem haben wir viele 122-mm-Haubitzen, die im Allgemeinen nur 13 km weit schießen. Moderne westliche Artillerie hat eine große Reichweite – zunächst handelt es sich um 155-mm-Haubitzen mit einer Lauflänge von 39-Kalibern und insbesondere 52-Kalibern – letztere haben eine Reichweite von bis zu 40-41 km. Das Problem des Rückstands gegenüber der UdSSR und Russland im Bereich des Artilleriefeuers ist leider seit den achtziger Jahren offensichtlich. Zwar steht den Streitkräften der Ukraine bisher westliche Ausrüstung in homöopathischen Dosen zur Verfügung, aber die Vorräte wachsen. Dementsprechend werden ukrainische Systeme während eines Artillerie-Duells in der Lage sein, unsere Batterien zu zerstören, und das Gegenfeuer wird das Ziel einfach nicht erreichen.

Schließlich wird dieses Problem im Zusammenhang mit den begonnenen Lieferungen von HIMARS- und MLRS-Raketensystemen an die Streitkräfte der Ukraine, die hochpräzise GPS-gesteuerte GMLRS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 85 km abfeuern, besonders akut.

Auf der allgemeinen politischen Ebene im Westen gibt es immer noch keine politische Entschlossenheit, die Ukraine mit wirklich massiven Mengen schwerer Waffen zu beliefern, da dies sowohl eine teilweise „Aufdeckung“ ihrer Streitkräfte als auch die Notwendigkeit erfordert, zumindest große Mengen davon zu entsenden Ausbilder in die Ukraine zum Training, sondern in Wirklichkeit – und ihre Militäroperatoren zum zumindest teilweisen Einsatz dieser Waffen. Der Westen ist noch nicht bereit, ein solches Maß an Beteiligung und Eskalation zu erreichen, abgesehen von einigen eingefleischten Russophoben wie den Polen.

Daher beschränken sich Lieferungen in die Ukraine heute weitgehend auf technische und organisatorische Fragen, die ohne ein solches Engagement möglich sind. Das heißt, es ist notwendig, das Gerät zu reaktivieren, um routinemäßige Wartungsarbeiten durchzuführen. Dann müssen Sie Leute von der ukrainischen Seite ausbilden. Selbst wenn die Militärs ausgebildet sind, werden sie nicht auf die gleiche Weise schießen wie erfahrene Kämpfer westlicher Armeen. Das heißt, sie brauchen Erfahrung.

Aber die Ukrainer lernen sehr schnell, sie erwiesen sich als ziemlich talentierte Krieger. Das Training dauert mehrere Wochen, so dass das Waffenangebot tatsächlich zunimmt, auch in Bezug auf die Qualität (die gleichen HIMARS). Bis zum Ende des Sommers denke ich, dass die Lage an den Fronten dramatisch werden kann. Außerdem haben wir keine Mobilisierung, sondern kämpfen mit einer Friedensarmee. Und sie haben bereits die vierte Mobilisierungswelle, es gibt also keinen Mangel an Menschen. Ja, die reguläre Armee wurde in den Streitkräften der Ukraine weitgehend eliminiert, aber es gibt die erste Reserve, die durch die ATO getrieben wurde. Es gibt eine zweite und eine dritte Ebene. Das heißt, irgendwann kann es zu einer Positionsblockade kommen, wie im Koreakrieg seit 1951, und unsere Armee wird einfach aufstehen und sich nicht weiter bewegen können, schlagen wir sie nicht mit Atomwaffen.

Es gibt zwar eine solche These, dass das Angebot an westlichen Waffen nicht so groß ist, dass Reserven gebildet werden könnten. Sie werden in die Schlacht geworfen und sofort ausgeknockt. Dementsprechend ist es für die Ukrainer schwierig, eine Angriffsgruppe für einen Gegenangriff zu bilden.

Ich widerspreche dem nicht. Diese These scheint in Fernsehtalkshows aus Selbstgefälligkeit geäußert zu werden. Ja, wir sehen ein Bild, auf dem der ukrainische „Volkssturm“ irgendwo in Lemberg mit Maxim- oder Degtyarev-Maschinengewehren bewaffnet ist. Aber die Einheiten, die an der Front kämpfen, sind gut versorgt. Sie haben ein Reservekorps und in diesem Fall können die Streitkräfte der Ukraine einen Gegenangriff durchführen. Ich denke, sie sind besser bewaffnet als der Volkssturm. Tatsächlich spielte uns die Unterschätzung des Feindes einen grausamen Streich.

Bisher haben die Streitkräfte der Ukraine nicht die Fähigkeit unter Beweis gestellt, effektive Offensiven über die taktische Ebene hinaus zu starten – um das eine oder andere Dorf zurückzuerobern. Im Wesentlichen haben sie in der Offensive die gleichen taktischen Probleme wie die russische Seite – die angreifenden Kräfte sind meist gering, geraten unter Artilleriebeschuss (der meist nicht zu unterdrücken ist) und rollen schnell zurück oder können neu besetzte Stellungen nicht halten. Gepanzerte Fahrzeuge sind massiv betroffen. Mal sehen, ob die Ukrainer in dieser Hinsicht etwas mehr können.

artillerie
Russischer Artillerie-Angriff durch MLRS „Hurricane“

Es gibt eine andere These – die Anzahl der [Gewehr]Läufe ist nicht so wichtig, sondern die Bestand an Munition. Wie regelmäßig ist nach Ihren Schätzungen die Munitionsversorgung jetzt, reicht sie für Kampfhandlungen aus? Gibt es einen Mangel?

Ich finde es schwierig, diese Frage zu beantworten. Die Tatsache, dass sie immer noch Donezk beschießen und keinen Treibstoffmangel haben, erweckt nicht den Eindruck, dass die Streitkräfte der Ukraine ernsthafte Probleme damit haben. Sie sind auch lebende Menschen, sie sterben auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Ukrainer einen ernsthaften Mangel an Granaten haben, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie begonnen haben, auf westliche Systeme mit westlichen Granatenlieferungen umzusteigen. Auch wenn ich mich irren kann.

Eines weiß ich: Anders als die Ukrainer haben wir die SVO in weißen Handschuhen gestartet. Das heißt, wir wollten, dass kein einziger Anwohner leidet. Wir eröffneten den Kampf als eine Art ritterliches Duell. Und das jetzt, verzeihen Sie den Ausdruck, ist ein schmutziger Kampf in der Gasse, wo es keine Regeln gibt.

Es gibt zwar eine solche These, dass das Angebot an westlichen Waffen nicht so groß ist, dass Reserven gebildet werden könnten. Sie werden in die Schlacht geworfen und sofort ausgeknockt. Dementsprechend ist es für die Ukrainer schwierig, eine Angriffsgruppe für einen Gegenangriff zu bilden.

Wie ist der Zustand des westlichen militärisch-industriellen Komplexes jetzt? Im Großen und Ganzen haben Amerikaner und Europäer die Möglichkeit, alte Waffen zu entsorgen, Lager zu räumen. Und es sieht so aus, als würde es neu starten. Gerüchten zufolge brauchen westliche Militärkonzerne viel Zeit, um ihre Produktion wieder hochzufahren. Und andere sagen, dass die Ukraine ein Übungsplatz für westliche Waffen ist, damit sie besser auf die nächsten Zusammenstöße vorbereitet sind.

Ja, westliche Armeen werden alte Ausrüstung los und bestellen jetzt neue. Das kommt den Staaten natürlich zugute: Es gibt eine Belastung, neue Jobs, neue Steuern und so weiter. Jeder Krieg ist ein Testfeld. Für uns war es Syrien, für den Westen die Ukraine. Hier ist nichts Schändliches, es wäre dumm, es nicht zu benutzen.

In Bezug auf die Tatsache, dass sie einige Probleme haben, denke ich, dass dies Jaroslawnas Standardklage für die meisten Militärindustriellen ist. Überall auf der Welt beschweren sie sich unheimlich gerne, dass ihnen etwas fehlt. Erinnern wir uns, wie lecker [?] sie während des Kalten Krieges waren. Alle diese Produktionen können schnell erhöht werden. Wenn den Deutschen zum Beispiel Chips fehlen, fragen sie die Amerikaner danach. Wenn die Amerikaner, werden sie Deutschland fragen. Wussten Sie zum Beispiel, dass der Abrams-Panzer eine deutsche Kanone hat? Sie haben eine Lizenz von ihnen gekauft und es geht ihnen sehr gut. Oft ist das, was wir für amerikanisch halten, tatsächlich panwestlich und wird auf kollaborative Weise durchgeführt. Früher kauften die Vereinigten Staaten Lizenzen für unbemannte Luftfahrzeuge von Israel.

Wenn wir von Zahlen sprechen, dann sollten wir die Klagen des westlichen Militärs nicht überbewerten. Die Gesamtzahl der Waffen und Ausrüstungen, die bei den Armeen des gesamten NATO-Blocks im Einsatz sind, ist sehr groß und um ein Vielfaches größer als bei uns und außerdem größtenteils frisch.

Im Großen und Ganzen gibt es eine Koordination zwischen verschiedenen Auftragnehmern?

Sehr oft geschieht dies nicht auf staatlicher Ebene, sondern auf Ebene privater Unternehmen. Als wir zum Beispiel amphibische Angriffsschiffe der Mistral-Klasse aus Frankreich kaufen wollten, mussten sie die Produktion französisieren. Denn an der Herstellung dieser Schiffe für den eigenen Bedarf sind eine Reihe amerikanischer Komponenten oder französischer Teile beteiligt, die unter amerikanischer Lizenz hergestellt wurden. Die Amerikaner weigerten sich, im Auftrag der Russen Komponenten zu liefern, dann mussten sie das Schiff umbauen.

Westliche Militärunternehmen mögen koreanische Komponenten, weil sie billig sind. Mehrere Produktionsketten zu haben, kann potenziell zu Problemen führen. Aber man sollte nicht denken, dass diese Probleme ein Hindernis darstellen, um ihren eigenen und den ukrainischen Bedarf an Technologie zu decken. Es kann zu Lieferunterbrechungen einzelner Komponenten kommen, dies sind jedoch nur Einzelfälle.

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Turnendes Vögelchen

vogel

Fotografiert in Vistahermosa, in der Nähe der Serranía de la Macarena im Osten Kolumbiens (1982). Die Frau ist meine damalige Freundin und Reisebegleiterin. Das Vögelchen war nur auf Schabernack aus.

Ich schrieb hier schon vor sechs Jahren: Wir waren 1982 im von der Guerilla FARC mehr oder weniger kontrollierten Gebiet südwestlich von Villavicencio. Ich war jung und naiv, heute wäre ich vorsichtiger. Es ist mir nichts passiert.

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Am Solimões aka Amazonas, revisited

leticia

Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens (1982). Ein paar Sekunden vorher hatte ich noch ein Foto gemacht.

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H2O-Sport

wassersport havelwassersport havelwassersport havelwassersport havel

Ich grüße alle Freunde des H2O-Sports! Ich kam allein ins Boot und nach zwei Stunden auch ohne Hilfe wieder raus. Es geht voran – im Sinne des Wortes. Die Krücken hatte ich gar nicht mitgenommen.

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Unter Hassrednern, reloaded

islamophob

Geringere Menschen? WTF?

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Gorean Panther

pantherpanther

Gorean Panther girls in their natural habitat habitat.

Ich kann die Nachrichten und das Gefasel in den „sozialen Medien“ kaum ertragen und muss mich von der Realität erholen. Sim: Rive de Bois (Kompliment an die Sim designer dort!)

#roleplaying #SecondLife #fantasy #Gor

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Wg. Salman Rushdie

Mohammed

Schönes Interview mit Günter Wallraff auf Spiegel online: „Norbert Blüm war sofort bereit, zu helfen, Kurt Biedenkopf auch. Helmut Kohl ließ mir ausrichten, dass er sich »aus politischen Gründen« nicht imstande sah, ihn zu empfangen. (…) Es gibt durchgehend nach wie vor keine öffentliche Distanzierung der iranischen Regierung von der Fatwa, im Gegenteil, sie besteht immer noch.“

Wenn es drauf ankommt, haben nur wenige Leute Eier. Das war schon immer so, und das wird auch so bleiben.

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Reis-Porree-Auflauf an Tomatensalat mit Balsamico und Honig

AuflaufAuflauf

Zutaten für den Tomatenreis: 1 nicht zu kleine Zwiebel, 3 Esslöffel Olivenöl, 200 g Vollkornreis (ich habe Basmati-Reis genommen), 400 gr geschälte Tomaten aus der Dose. 1/2 Liter Gemüsebrühe.

Zutaten für die Porree-Quark-Mischung: 300 Gramm Porree (ca. drei dicke Stangen, manche nennen Allium porrum auch Lauch), Salz, 150 Gramm Speck- oder Schinkenwürfel (kann auch mehr sein), 500 Gramm Speisequark, drei oder vier Eier, 150 Gramm geriebener Emmentaler (ich habe die ganze Tüte verbraucht, weil man den so schlecht aufbewahren kann), 2 oder 3 Esslöffel Speisestärke, Pfeffer und Öl.

Zutaten für den Tomatensalat (den habe ich nach Rezept gemacht): 4 Tomaten (ich habe ein Päckchen kleiner Tomaten genommen), 1 Esslöffel Balsamico, 5 Esslöffel Olivenöl, 1 Esslöffel Honig (Akazienhonig hatte ich nicht, normaler tut es auch), frischer Basilikum (ich hatte zu wenig und habe noch Basilikum-Gewürz dazugeschüttet), Salz und Pfeffer.

Tomatenreis: Zwiebel(n) in kleine Stücke schneiden. Olivenöl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebeln darin anbraten (aber nur glasig). Den Reis und die Tomaten einrühren. Hat man noch zu große Tomatenstücke, drückt man die mit einem Löffel platt (ich habe meinen Kartoffelstampfer genommen). Dann die heiße Gemüsebrühe dazu. Zugedeckt bei wenig Hitze ausquellen lassen – mein Reis brauchte dazu gut 35 Minuten. Wenn man weißen Reis nähme, reichten 20 Minuten. Man sollte nach 20-25 Minuten nachsehen, ob noch Flüssigkeit in dem Topf ist und notfalls etwas nachgießen, sonst brennt die Chose an.

Porree-Quark-Mischung: Porreestangen waschen, die Enden entfernen, längs aufschneiden und sie schräg in dünne Scheiben guillotinieren schneiden. Mit wenig Salzwasser (zwei Finger hoch) in einem Topf für etwa drei Minuten dünsten, dann abtropfen lassen.

In einer Schüssel den Speck, Quark, Eier, Käse und Speisestärke verrühren und mit etwa Salz und Pfeffer würzen. Dann den Porree dazugeben und noch einmal mischen.

Eine große flache Auflaufform (meine war nicht ganz so flach) einfetten (ich nehme Butter, nicht Öl). Dann den Tomatenreis einfüllen und glatt streichen. Dann die Porree-Quark-Mischung darauf verteilen. Den Backofen auf 175 Grad vorheizen und auf der zweiten Stufe von unten ca. 50 Minuten backen.

Tomatensalat: Die Tomaten waschen, den Stielansatz entfernen (was bei kleinen Tomaten oder Cherry-Tomaten entfällt) und die Tomaten klein schneiden. Balsamico und Olivenöl in eine Schüssel geben und gut verrühren. Honig, Salz und Pfeffer dazugeben. Die Basilikumblätter waschen, mit einem Wiegemesser zerschreddern und
unterrühren (und das Basilikum-Gewürz. Die geschnittenen Tomaten in die Vinaigrette das Dressing die Salatsauce geben und verrühren.

Guten Appetit! Schmeckte super.

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Neuer Stoff eingetroffen

bücher

Vom Bini Adamczak: „gestern morgen: Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft“ (2011) – so etwas verkauft die Großbourgeoisie doch gern! Und von Christian Baron: „Schön ist die Nacht“. Ich freue mich für Christian, er hat den sozialen „Aufstieg“ aus einem Milieu, in dem das nicht vorgesehen ist, geschafft, im Gegensatz zu mir.

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Hüte und Kokosnüsse

patzcuaropatzcuaro

Das obere Foto habe ich 1981 auf dem Markt von Pátzcuaro im mexikanischen Bundesstaat Michoacán aufgenommen. Beim unteren Foto bin ich mir nicht sicher, wo es war, aber auf keinen Fall in Pátzcuaro – vielleicht in Tepic.

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Klick mich oder: Was sonst noch geschah

wahlen

Wie ich schon mehrfach schrieb: Da helfen nur, Linke: „Klima“, „Gendern“, „Flüchtlinge“ und „Transqueer“-Themen!

Auf Salman Rushdie ist ein Messer-Attentat verübt worden. Das hat bestimmt nichts mit dem Islam zu tun.

fake film

In Kiew drehen sie jetzt Filme, wie die Russen Zivilisten angreifen. Die Quelle ist russische Propaganda, also automatisch voll gelogen. Heisst so etwas jetzt Ukrainewood?

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Working Poor

Die schlesischen Weber
Carl Wilhelm Hübner: Die schlesischen Weber (1844)

„In den 1850er und 1860er Jahren gab es keine kritischen Romane, die von der Knochenarbeit und den behelfsmäßigen Unterkünften einer großen Zahl von Eisenbahnern, der untersten Stufe der industriellen Arbeiterklasse, erzählten. Es gab keine ausführlichen Enthüllungen, die ein Gefühl für die langen Arbeitszeiten und die gefährlichen Arbeitsbedingungen der Bergleute im Ruhrgebiet vermittelten, welche noch immer hauptsächlich aus westfälischen Bauern der ersten Generation bestanden. Und es gab keine bedeutenden kritischen Werke, die von der Hitze, dem Schweiß und der Schwerarbeit der Former und Puddler in den riesigen Stahlwerken von Essen berichteten. Die Deutschen schrieben weiterhin viele Bücher, aber in den entscheidenden ersten beiden Jahrzehnten, in denen die Industrialisierung in den deutschen Ländern ihren Durchbruch erlebte, ignorierten diese Bücher die gigantischen, oft aus Tausenden von Menschen bestehenden Schwärme von Arbeitern, die Pickel, Axt und Schaufel schwangen, um Erde zu bewegen und Tunnel in sie hineinzugraben, damit Eisenbahnen gebaut werden konnten. Sie drangen auch nicht in die finsteren sächsischen Textilfabriken vor, die ihre Arbeiter zu einem gnadenlosen Tempo zwangen und trotz strenger Arbeitsgesetze immer noch Kinder an Spinnmaschinen ketteten.

Kurz gesagt: Die working poor hatten niemanden, der über sie schrieb.“ (Aus Helmut Walser Smith Deutschland – Geschichte einer Nation, S. 289f.)

Ich habe den Eindruck, dass es heute wieder so ist. Noch schlimmer: Es wird geleugnet, dass es die Arbeiterklasse überhaupt gibt.

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