Nationalökonomische Gründe

slatin

Aus Rudolf Carl Slatin: Feuer und Schwert im Sudan: Meine Kämpfe mit den Derwischen, Meine Gefangenschaft und Flucht, 1879-1895, Leipzig 1896. Slatin (Slatin Pascha) war ein österreichischer, ägyptischer und britischer Offizier, Forschungsreisender, ägyptischer Gouverneur der Großprovinz Darfur im Türkisch-Ägyptischen Sudan und Generalinspektor im Anglo-Ägyptischen Sudan.

image_pdfimage_print

Haircut

haircut

Meine kleine Schwester versucht, meinen fürchterlichen Haarschnitt irgendwie zu korrigieren (ca. 1960).

image_pdfimage_print

Yahoo in den Llanos, revisited

palmarito

Das Foto eines Reiterspiels habe ich 1998 in dem winzigen Ort Palmarito in den südlichen Llanos von Venezuela gemacht (vgl. 09.10.2012).

image_pdfimage_print

Gänzlich nackt und schnell entfernt usw.

balkonien

Ich genieße die herbstliche Milde auf dem Balkon, überlese die irrationalen Lobeshymnen des ehemaligen Nachrichtenmagazins auf den Mann, der vermutlich bald Präsident des größten kapitalistischen Staates sein wird, und grinse schadenfroh über die lange Schlange vor der Bäckerei.

Das kleine Rätsel zum Wochenende: Um was geht es? Einmal sprach mich einer an, der stellvertretende Leiter der Wache in der Wedekindstraße. „Wir haben Erkenntnisse“, sagte der, „dass am Wochenende 150 Hooligans Ihre Straße überfallen. Wir sind leider nur 17 Leute auf der Wache. Aber Sie können sich ja wehren. Sie sind ja aus dem Westen.

Ich schrieb und recherchierte damals gerade über einen politisch braun gebrannten Herrn auf der anderen Seite der „Barrikade“ und hatte das zweifelhafte Vergnügen, bei einem Überfall von Hools und Nazis auf die im Artikel genannte Straße als Beobachter teilzunehmen, zusammen mit einem Fotografen, der unbehelligt Fotos schießen konnte.

Wo wir gerade beim „Sich-schnell-entfernen“ sind: Als die Polizistinnen und Polizisten das Gebäude betraten, flüchteten mehrere zum Teil unzureichend bekleidete Personen, darunter auch eine gänzlich Nackte, aus den Fenstern des geschlossenen Hostel- und Gastronomiebetriebes im Erdgeschoss des Hauses und entkamen unerkannt.

Damit konnte ja niemand rechnen….

Wählt hier jemand die neuen Konservativen? Da habe ich etwas: „Corona-Impfstoff: Wenn es nach den Grünen gegangen wäre, wäre Biontech nie gegründet worden“. Money quote: „Bündnis 90/Die Grünen lehnen Gentechnik grundsätzlich und für alle Anwendungsbereiche ab. Wir wollen deshalb die Gentechnik zurückdrängen.“ Auch Forschung sollte nicht unterstützt werden. Das Ärzteblatt berichtete, in welchem Bereich nach Willen der Grünen mehr geforscht werden sollte: „Grünen-Sprecherin Gunda Röstel nannte „Homöopathie, zum Beispiel“ als einen der alternativen Bereiche, auf den Forschungsgelder umgelenkt werden sollten.

Noch mehr Forschung: Israel will Cannabis legalisieren.

Kennt jemand Sky Camping? Ich mache ja jeden gefährlichen und riskanten Quatsch mit, aber da bin ich mir nicht sicher, ob das etwas für mich ist, vor allem, wenn so viele dabei sind.

image_pdfimage_print

GPS Tracking

gpf tracking

Das fachkundige Publikum verrät mir bestimmt, um welche Software es sich hier handelt?!

image_pdfimage_print

Im Baugewerbe

baugewerbe

In den 70-er Jahren habe im Straßenbau gearbeitet, um mein Studium zu finanzieren. (Wenn sich seit 1976 nichts geändert hat: Die Verbundsteine am oberen Ende der Pankstraße habe ich damals dort hinge“pflastert“ – im Akkord!).

image_pdfimage_print

Profeminismus, reloaded

HerrmannHerrmannHerrmannHerrmann

Ich habe einen Artikel vom 10.03.2013 auf meinem Blog gefunden, bei dem keine Links mehr funktionierten. Da ich das Thema für das Relaunch meiner Website brauchte, hier eine aktualisierte Version. (Die alte Version werde ich löschen.)

Männer sind manchmal lustig, vor allem dann, wenn sie linksradikale Politik machen wollen. Aber jetzt haut uns doch eine Meldung vom Hocker, die alle News der montäglichen Pflichtlektüre „Spiegel“, Heise-Newsticker und „Telepolis“ toppt. „Der profeministische Männerrundbrief gibt auf“ – liest man bei Indymedia. Obwohl ich gar nicht wusste, das es so etwas gibt, stimmt mich das traurig. Als wenn der Kanarienvogel der Nachbarin gestorben wäre – man hatte kein persönliches Verhältnis zu ihm, aber es gehört sich einfach nicht, dass man „Hurra“ vom Balkon ruft. Nicht nur diese ominöse Publikation (das Internet weiß alles: „Zum Verschwinden der antisexistischen Männergruppenszene„) ist verschwunden, sondern mit ihm auch die „profeministischen Männergruppenszene“.

Da war doch noch was! Vor knapp zwanzig 35 Jahren! Aus dem Nebel der Vergangenheit taucht eine Gruppe Kreuzberger Männer auf, die gerne Lederjacken und Palästinensertücher trugen, stilsicher in WGs wohnten, keine Demo ausließen und den Zustand der Welt als persönliche Beleidigung ansahen. Und da die Frauen gerade etwas anderes vorhatten, sich zum Beispiel in Frauengruppen versammelten, machten wir das auch. Und irgendjemand rief, der Titel einer Zeitschrift, die so eine Art linksradikales Männer-Pendant zur EMMA sein wollte, könnte nur „HerrMann“ heissen! Wir wollen jetzt aber nicht alte Geschichten aufwärmen, was alte Männer gern tun…

Was wollten wir eigentlich? Und warum erinnert sich heute niemand mehr daran? Unsere Klientel war fast wie wir: Männer, die politisch arbeiten und sich nicht von den die damaligen Männergruppen dominierenden Therapie-Fuzzys einlullen lassen. Merkwürdige Gestalten liefen dort herum und wollten den Männern die MRT (Männer Radikale Therapie oder so ähnlich) aufschwatzen, als sei der Mensch wie ein Brottaig, den man per Psychoknete formen könnte. Die Psychos waren in den USA gewesen und hatten sich von der dortigen ziemlich reaktionären und antifeministischen „Männerbewegung“ was abgucken wollten. („Wild Men“ und Konsorten, alles privilegierte White Anglosaxon Protestants). Die Theorie, die dahinter stand, war die, das alles therapierbar sei – wie die Amis eben so drauf sind. Damit wäre die Gender-Frage entpolitisiert gewesen. Und deshalb wurde der „HerrMann“ nach einem Dutzend Ausgaben eingestellt: Die Männergruppen-Szene dominierten immer mehr die, die nur noch einen Arbeitsplatz als „Männertherapeut“ ergattern wollten. Wir hatten mit dieser Einschätzung Recht. Der Beweis: die Therapie-Fuzzys unterschlagen uns in ihrer Geschichtsschreibung der Männergruppen einfach, als hätte es den „HerrMann“ nie gegeben – obwohl wir die Avantgarde waren! Das musste mal gesagt werden. Und einige von den Psychos sind dann bei der Astrologie gelandet – aber wir wollen alte Geschichten und Kaderakten nicht aufwärmen…

Männergruppen waren die Stammtische der Neuen Mittelschichten. Wenn der damals sich linksradikal gerierende Mann seine Homophobie abgebaut hatte und unter sich war, dann feierte wie alle Männer: Er zog sich Frauenklamotten an, schlug sich auf die Schenkel und und lachte sich tot. Ruhe sanft, kann man nur sagen. Und da sich alles in der Geschichte wiederholt, aber als Farce, wie Karl Marx schon wusste, gibt es immer noch „Männer-Forscher“ wie Walter Hollstein, die von damals übriggeblieben sind und jetzt die Welt mit ganz entzückenden Statements quälen: „Die Frauen haben in den letzten 200 Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht. Sie haben schwer daran gearbeitet.“ So etwas hört man in Volkshochschulen und bei „Fachtagungen“ des evangelischen Frauenvereins in Hinterkleckersdorf zur Genderfrage gern.

Was lehrt uns das alles? Gar nichts. Man drückt sich wie Robert de Niro in „Es war einmal in Amerika“ eine Träne über vergangene Zeiten aus den Augen und freut sich, dass die alten Freunde noch da sind, wenn man sie braucht. Ach ja, und die Frauen – um die ging es ja. Das hatte ich vor lauter Sentimentalität glatt vergessen… Feminismus – was war das noch mal gleich?

image_pdfimage_print

Rückfallrückfallposition

Coronavirus: Video of dead man in hospital lavatory spotlights Italy coronavirus crisis

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

„A video posted to social media showing a corpse sprawled out in a hospital lavatory in Naples has cast a spotlight on the crisis facing Italy as it is hammered by a second wave of COVID-19.“

Der Gesundheitsminister empfiehlt: Wenn (…) wegen Isolation und Quarantänemaßnahmen so viele dann gar nicht mehr da sind, im Krankenhaus, in der Arztpraxis, in der Pflegeeinrichtung, dass die Versorgung zusammenbricht, muss man schauen, was ist neben der bestmöglichen Lösung die zweitbeste.“ Dann könne es nötig sein, dass die Kontaktpersonen mit täglichen Tests und FFP2-Masken weiter arbeiten. Die „Rückfallrückfallposition“ sei aber, „die positiv Getesteten mit ganz besonderen Schutzvorkehrungen auch arbeiten zu lassen“. Nach Medienberichten kam dies bereits vereinzelt in Deutschland vor.

image_pdfimage_print

Class Struggle

class struggle

Ein großartiger Satz im Freitag: Das tonangebende Milieu, das sich selbst für links hält, ist heute weiter von einem Klassenbewusstsein entfernt, als es die Industriearbeiter des 19. Jahrhunderts je waren.“ Und sie merken es noch nicht einmal. Der Artikel heißt: „Wem die Zwietracht nützt. Die Coronakrise wäre eine Chance für die Linken. Doch die verzetteln sich in Identitätsdebatten.“

Man kann das noch von der Bande aus ventilieren. (Nein, es geht nicht um Morddrohungen.) In der konservativen Welt lese ich über eine Studie „über die Volontäre von ARD, Deutscher Welle und Deutschlandradio“:
Und das Ergebnis, über das die Verbandszeitschrift „Journalist“ berichtete, hatte es in sich. „Wenn am Sonntag nur die Volontär*innen der ARD wählen würden“, schrieb das Blatt, „dann sähe das so aus“: Für die Grünen votieren 57,1 Prozent, für Die Linke 23,4 Prozent, für die SPD 11,7 Prozent. Dann folgen die Sonstigen mit 3,9 Prozent und – kaum noch messbar – die Union mit 2,6 Prozent und die FDP mit 1,3 Prozent. Wie sich nach der Veröffentlichung im „Journalist“ herausstellte, wussten die Befragten nicht, dass die Umfrage publiziert werden würde – was das Ergebnis noch glaubwürdiger macht. (Wobei die verschnarchte „Verbandszeitschrift“ das beweist: Das Blatt heiß jetzt journalistin und benutzt Gendersternchen, quod erat demonstrandum.)

Jetzt stellen wir einen logischen Satz auf: 1) junge Journalisten sind mehrheitlich aus dem Gendersternchen-Milieu. 2) Journalisten vertreten mehrheitlich die Sicht der herrschenden Klasse und/oder der Mittelklasse, aus der sie selbst stammen. Was folgt dann 3) für den Journalismus?

Bernd Stegemann schreibt: Der linke Ausweg aus diesem Patt besteht bisher darin, alle Interessen als gleichberechtigt anzuerkennen. Was abstrakt sinnvoll klingt, erweist sich als politische Sackgasse. Denn erstens sind nicht alle Interessen gleichzeitig durchzusetzen, und zweitens werden sie von der Öffentlichkeit unterschiedlich unterstützt.

Nur wie bringt man das denjenigen, die gemeint sind, bei? Mir fällt da nichts zu ein.

image_pdfimage_print

Chicos a caballo

vistahermosa

Straßenszene in Vistahermosa, in der Nähe der Serranía de la Macarena im Osten Kolumbiens (Januar 1982).

image_pdfimage_print

Flame Wars – a simpler time of cyberbullying

flame wars

Ich wurde gerade gefragt, warum mir Shitstorms nicht ausmachten. (Kennt jemand noch das Usenet?) Die Antwort steht ein bisschen in einem Artikel auf Timeline: „Remembering the 90s flame wars: a simpler time of cyberbullying“.

image_pdfimage_print

Lore ipsum

burks.de

Noch im Lore-ipsum-Stadium. Burks‘ Blog bleibt natürlich erhalten, so wie es ist, auch der direkte Link. (Foto: ©Bernd Lammel)

image_pdfimage_print

Last Man Standing [Update][2. Update]

floß der medusa
Théodore Géricault: Le Radeau de La Méduse, 1819, Louvre

In jedem Hollywood-Actionfilm wird derjenige als good guy verherrlicht, der auf verlorenem Posten bis zur letzten Sekunde kämpft und nie aufgibt. Warum gilt das nicht für Trump? Es geht doch nicht um Inhalte, sondern um die Attitude.

Trump will nicht die Ergebnisse der Wahl ändern. Ich tippe auf folgendes, nicht unrealistisches Szenario:

Die Republikaner wollen möglichst viel Zeit gewinnen. Wenn in einem Bundesstaat bis zur Wahl der Wahlmänner am 14. Dezember kein amtliches Wahlergebnis festgestellt wurde, können die Staaten, in denen die Republikaner die Mehrheit haben, die Ernennung der Wahlmänner mit Hinweise auf das fehlende amtliche Endergebnis verweigern. Das gilt zum Beispiel in Pennsylvania, Arizona und Georgia. Das wäre legal.

Dann hätte Biden am 15.12. nicht mehr die erforderliche Mehrheit der Stimmen (270), wenn die (reduzierten) Wahlmänner den Präsidenten wählen sollen.

Dann wählte der Kongress den Präsidenten. Bei dieser Abstimmung hat jeder Bundesstaat nur eine Stimme. Damit hätten die Republikaner die Mehrheit, auch wenn die Demokraten die Mehrzahl der Abgeordneten stellten.

[Update] Clemens Vergin schildert in der Welt das Szenario ähnlich. “ In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin sind die Gouverneure demokratisch und der Landeskongress republikanisch. Die Verfassung gibt der Legislative in den Bundesstaaten das Recht, eigene Wahlmänner aufzustellen, wenn „die Wahl keine Entscheidung getroffen hat“ – ein sehr dehnbarer Begriff. Eine Option, die seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr in Anspruch genommen wurde“ (…) Wenn Staaten konkurrierende Wahlmännerlisten aufstellen, muss der US-Kongress entscheiden. (…) Niemand weiß auch, was passiert, wenn die zwei Häuser des US-Kongresses, die von unterschiedlichen Parteien kontrolliert werden, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.“

[2. Update] „Das Ergebnis dieser Wahl ist alles andere als ein Patt. Tatsächlich gibt es einen klaren Gewinner: die großen Konzerne und die Akteure des Schattenstaates, von Google und Microsoft über das FBI und die Nationale Sicherheitsbehörde. Aus ihrer Perspektive handelt es sich bei einer schwachen Präsidentschaft Bidens in Kombination mit einem republikanisch geprägten Senat um das bestmögliche Ergebnis.“ (Slavoj Žižek auf Welt online (Paywall))

image_pdfimage_print

Hätte uns doch jemand gewarnt!

arab american

The Arab American interviewt Kamala Harris: „And we will take immediate steps to restore economic and humanitarian assistance to the Palestinian people:..“.

Die neue Regierung der USA will die korrupte „Führung“ der Palästinenser weiter alimentierten. Damit wird auch der palästinensische Terror gegen Israel weiter finanziert. Hätte uns doch jemand gewarnt!

image_pdfimage_print

Nichtschwimmer im extremistischen Auffangbecken

privacy border=

Die Bundesregierung hat das Internet als extremistisches Auffangbecken im Visier. #verlesen

Über diese Textbausteine könnte man stundenlang räsonnieren. Jedes Wort bleibt mir quer (mit nur einem „e“) im Hals stecken. Rechtsextremisten nutzen grundsätzlich die verschiedensten Arten von Plattformen“, schreibt die Regierung in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Dabei sei eine „Tendenz zu einer stärkeren Absicherung in der Szene festzustellen“. Insbesondere würden Messenger-Dienste genutzt, die – wie Telegram – eine „Ende zu Ende-Verschlüsselung“ anböten.

Jaja, da wissen wir alles seit 1993. Die bösen [bitte selbst ausfüllen] nutzen grundsätzlich [bitte selbst ausfüllen, im Zweifel „das Internet“].

image_pdfimage_print

9. November, revisited

Berlin 69
Berliner Mauer 1969

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser ein Attentat auf Hitler, das leider misslang.

Vor 11 Jahren schrieb ich: Über meinen privaten Helden Georg Elser muss ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser nichts erzählen. Elser war ein guter Terrorist. Er hat acht Menschen getötet, und ich verehre ihn.

Man muss nur Wikipedia lesen, um die offizielle staatliche Heuchelei um Elser einordnen zu können: „Der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze, Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT), sprach 1998 in seiner Antrittsvorlesung Elser das moralische Recht ab, als Schreiner und Einzelgänger ein Attentat auf Hitler zu verüben und dabei den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen.“ Ich spreche Elser das moralische Recht zu, basta.

Berlin 69
Berliner Mauer 1969

Nicht zu vergessen: Die Totalitarismus-Doktrin (Rot gleich Braun, Hitler gleich Stalinl, Bautzen gleich Auschwitz, KPD gleich NSDAP) ist immer noch die heimliche Staatslehre und wird bei jeder Gelegenheit („gegen Extremismus“) hervorgeholt.

Berlin wall
Berliner Mauer in Second Life 2008

Vorgestern war auch ein Jubiläum: Während des CDU-Parteitags in Berlin am 7. November 1968 bestieg Beate Klarsfeld das Podium der Berliner Kongresshalle, ohrfeigte Kiesinger und rief: „Nazi, Nazi, Nazi!“ Kiesinger war übrigens der erste Politiker, gegen den ich demonstriert habe, noch vor Adolf von Thadden.

9. November

image_pdfimage_print

Das Kapital, jetzt auch divers

US elections

Das kann noch lange dauern. Die Stimmen der Soldaten im Ausland werden auch immer zuletzt gezählt.

Immerhin: Joseph Robinette Biden, Jr. ist garantiert ein exzellenter Außenpolitiker. Er kennt zum Beispiel alle relevanten deutschen Politiker der 60-er und 70-er Jahre.

Interessant ist es zu erfahren, für welche Fraktion des US-amerikanischen Kapitals Kamala Harris steht. „Für die Wall Street hätte es deutlich schlimmer kommen können“, schreibt das Handelsblatt. Sie sei eng mit Tech-Firmen verbandelt. Dann ist ja alles gut.

Zwischenfrage: Ab welcher Hautpigmentierung gilt man als „schwarz“? Ist die Dame überhaupt „schwarz“ genug, um von unseren Diversity- und „Vielfalt“-Groupies angehimmelt werden zu können?

image_pdfimage_print

Neues aus der freien Welt

Google zensiert die Website der Trotzkisten (via Fefe). Die sind bekanntlich ultragefährlich. Marx im Original und so. Geht ja gar nicht. Denkt jemand auch an die Kinder?

image_pdfimage_print

Online-Seminar „Professionelle Recherche und Datenschutz“ [Update: Preis]

Risk management

Leider wird die neue Website zum Online-Seminar „Professionelle Recherche und Datenschutz“ vermutlich erst in der nächsten Woche fertig.

Seminarplan
Modul 1: Die Dienste im Internet – Google & Co und auch anderswo (Wiederholung?)
Modul 2: Sicher Browsen – Risiken und Nebenwirkungen
Modul 3: E-Mails für Dich und mich
Modul 4: E-Mails und Daten verschlüsseln
Modul 5: Unterwegs mit virtueller Tarnkappe – anonym surfen
Modul 6: Sichere Daten (Veracrypt, Smartphones usw.)
Weitere Themen auf Wunsch der Teilnehmer.

Ich habe Termine im November anzubieten. Das Seminar wird nur bei mindestens drei Teilnehmern stattfinden (per BigBlueButton – keine Software erforderlich).

20.11. Freitag 10-16 Uhr (mit Pausen)
21.11. Samstag 10-16 Uhr (mit Pausen)
26.11. Donnerstag 10-16 Uhr (mit Pausen)
27.11. Freitag 10-16 Uhr (mit Pausen)
30.11. Montag 10-16 Uhr (mit Pausen)

Das Seminar kostet 239,00 190 Euro und muss per Vorkasse bis zum Tag vor dem Seminar bezahlt werden. Findet das Seminar nicht statt (wegen höherer Gewalt, z.B. Krankheit oder Strom- und Internet-Ausfall), wird die Summe natürlich erstattet.

Bitte schreibt mir zeitnah an burks@burks.de, an welchem der Termine ihr teilnehmen könntet oder wollt. Wenn sich nicht genug Teilnehmer für einen der Termine finden, werde ich Termine im Dezember und Januar vorschlagen.

Alle Teilnehmer bekommen umfangreiches Material zum Nacharbeiten (ca. 70 Seiten pdf). Weitere Details bekommt ihr, wenn das Seminar stattfindet. Ich schreibe so bald wie möglich zurück.

[Update: Preis] Ich hatte einigen Interessenten vorab angekündigt, dass der Preis unter 200 Euro sein würde. Daran muss ich mich halten. Ich habe mich umgeschaut: Ein so preiswertes Seminar verdirbt nicht die Preise, weil es ohnehin für das Thema kaum Konkurrenz gibt. An Journalistenschulen und anderen Bildungseinrichtungen ist so etwas aber erheblich teuer – aber gut, dort gibt es Kaffee und Getränke zusätzlich umsonst, was bei Online-Seminaren nicht so gut funktioniert.

image_pdfimage_print

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil 1]

Plötzlich ist das Thema aktuell: Wenn nicht geregelt worden ist, wie die Macht an den jeweils nachfolgenden Vertreter der herrschenden Klasse übergeben wird, ist alles möglich. prinzipat

Ich hatte eine Rezension des ganz hervorragenden Buchs von Armin Eich Die römische Kaiserzeit: Die Legionen und das Imperium hier schon angekündigt. Vorab sei den Nachgeborenen aber erklärt, warum man sich mit so einem exotischen Thema beschäftigen sollte bzw. muss.

Erstens ist das Buch ein gut lesbares Standardwerk und insofern einzigartig, weil es die ökonomischen Grundlagen der Macht im antiken Rom dokumentiert, was sonst nirgendwo so analysiert wird. Wer sich so, wie ich, für die Sklavenaufstände der Antike interessiert, muss auch wissen, wie die Ökonomie der Herrschaft funktioniert.

Zweitens: Weil bei dem Thema auch gleich viele andere Fragen folgen, als da zum Beispiel wären: Warum wählten die herrschenden Klassen Roms eine Gesellschaftsform, die dazu führte, dass eben die, die daraus Vorteile zogen, sich ununterbrochen gegenseitig massakrierten – also nicht nur während der Bürgerkriege vor dem früher so genannten Prinzipat bzw. des Augustus, sondern auch danach? Ist das nicht unpraktisch oder gar „masochistisch“? Ging es nicht anders, und warum nicht? Warum ist das im Kapitalismus anders?

Exkurs:
Wer die „Klassiker“ des Marxismus als ewige Wahrheit nutzt und nur deren heilige Bücher zitiert, ist dumm und würde von Marx ausgelacht. Marx‘ Kenntnisse der „Sklavenhaltergesellschaft“ fußten weniger auf antiken Quellen, sondern auf oft falschen Analogien, die er aus der US-amerikanischen Sklaverei in den Südstaaten zog. [Dazu gibt es ein hervorragendes Buch von Wilhelm Backhaus: Marx, Engels und die Sklaverei. Zur ökonomischen Problematik der Unfreiheit.]
Auch Friedrich Engels lag meines Erachtens falsch, wenn er in Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates schrieb: „So war der antike Staat vor allem Staat der Sklavenbesitzer zur Niederhaltung der Sklaven…“ So einfach ist es nicht, zumal es „den antiken Staat“ rund 800 Jahre lang gab, aber keineswegs zwingend und immer eine Dominanz einer Wirtschaftsform, die auf der Arbeit von Sklaven beruhte. Man muss aber zugeben, dass sogar die ärmsten römischen Bürger sich einen oder zwei Sklaven leisten konnte. Sie hatten damit ein gemeinsames Interesse mit ihren Klassengegnern, dern großen Grundbesitzerń, die die kleinen Bauern ruinierten.
Zu Spartacus und den Sklavenaufständen hatten einige marxistische Historiker die These aufgestellt, dass der Wechsel von der Republik zur „Kaiserzeit“ von den Herrschenden unter anderem als Option gewählt wurde, weil sie Angst vor weiteren Aufständen gehabt hätten und eine Ökonomie, die massenhaft auf Sklavenarbeit beruht, nicht mehr effizient genug gewesen sei.
Ich schrieb: Man könnte die These aufstellen, dass der Wandel des „Überbaus“ von der Republik zur Diktatur des Kaiserreichs vor allem durch den Klassenkampf der Sklaven verursacht wurde. Die These halte ich bis jetzt für ziemlich wackelig und nicht verifiziert, zumal noch andere Klassen mitmischten – freie Bauern etwa und verschiedenen Fraktionen der Herrschenden, zum Beispiel die eques Romanus, die jeweils gegensätzliche Interessen hatten.

römische Legion
Römische Legion auf dem Marsch (aus „Ben Hur“)

Um 29 v.u.Z. endet die Phase der Bürgerkriege, die zwei Jahrzehnte gedauert hatte. Gaius Octavius, später: „Kaiser“ Augustus, war als Sieger aus dem Gemetzel hervorgegangen. Als Großneffe des legendären Julius Caesar hatte er Anspruch auf dessen riesiges Privatvermögen. Die Römische Republik endete nach rund 400 Jahren; jetzt begann das so genannte Prinzipat. Das ist aber nichts anderes als eine Militärdiktatur: Die Machtbasis des Imperators ruhte nicht mehr auf der Legitimation durch Senatus Populusque Romanus, sondern auf der Armee.

Frage: „Republik“ oder „Militärdiktatur“ – sind das nur zwei Formen derselben Herrschaft, wie auch die „Demokratie“ und der „Faschismus“ beide Formen der Klassenherrschaft im Kapitalismus sind?

Die Republik hatte weitgehend nach einer Art Gewohnheitsrecht funktioniert. Die herrschende Klasse der Senatoren- und Ritterfamilien definierte sich über den (Grund)Besitz und kungelte die Ämter unter sich aus, mit denen man reich werden konnte. Die Plebejer, vor allem Handwerker und Bauern, hatte in zum Teil blutigen und ebenso vier Jahrhunderte dauernden Klassenkämpfen gewisse Rechte erreicht; ihre Volkstribune waren zum Beispiel „Beamte“ des Staates. Es gab in der Republik keine Berufsarmee.

Schon während der Bürgerkriege waren aber die Soldaten auf die jeweiligen Befehlshaber eingeschworen worden. Der spätere Alleinherrscher Augustus stützte sich hierauf: Doch Gaius Octavius hatte niemals Skrupel, eben diese urwüchsige Treue der „caesarischen“ Soldaten zur Eroberung einer militärisch abgesicherten Machtposition zu nutzen. Diese Veteranen hatten zudem in ersten Linie von den Vertreibungen und Enteignungen im Italien der 50er und 30er Jahre profitiert, so dass ein Band des Komplizentums den jungen Kriegsherrn und seine bewaffneten Leute aneinanderknüpfte. Im Falle seines Sturzes hätten die Veteranen ihren Raub kaum behaupten können.

Die Senatoren hätten die faktische Alleinherrschaft des Augustus nur um den Preis des erneuten Bürgerkriegs in Frage stellen können. Sie mussten das Spiel mitspielen, dass die Institutionen der Republik, die einstige Basis ihrer Klassenherrschaft, pro forma erhalten blieben, aber so ausgehöhlt wurden, dass man noch nicht einmal von einer „Mitbestimmung“ reden konnte. Der neue Prinzeps legitimierte sich in Zukunft durch eine Art Notstandsrecht, das die Senatoren selbst vorschlagen mussten. Er durfte gegen alles, was der Senat vorschlug, sein Veto einlegen. Armin Eich schreibt süffisant: Da nur wenige Monate zuvor die allgemeine Befriedung (..) mit großem Aufwand gefeiert worden war, war die Begründung für den Staatsnotstand, der jetzt verkündet werden sollte, eine semantisch anspruchsvolle Aufgabe. (…) Die Notstandsfiktion gab hingegen Gelegenheit, Bürger und Untertanen an das „Doppeldenken“ der neuen Zeit zu gewöhnen: Augustus war zur selben Zeit Friedensherrscher und erfolgreicher Feldherr an zahlreichen Fronten…

Augustus erhielt durch diesen „Notstand“ zahlreiche Provinzen als besonderen Kommandobereich. Dort sollte er für Frieden sorgen – „zufällig“ waren in diesen Provinzen auch die kampfkräftigsten und meisten Legionen stationiert. Und „zufällig“ wählte der neue Herrscher auch persönlich die Gouverneure aus – also die, die die Steuern dort eintrieben. „De jure“ hätte ihm der Senat die Soldauszahlungen sperren können. De facto war das jetzt irrelevant, weil Augustus die Soldaten zunächst selbst finanzieren konnte, die er brauchte, um die ehemalige herrschende Klasse in Schach zu halten. Die zeigte zwar, wie Eich das ausdrückt, eine gewissen Renitenz, blieb aber passiv: Für manche Ämter gab es gar keine Bewerber mehr, die traditionelle Oberschicht ging kaum noch Ehen ein; viele hatte keine Kinder mehr. Der Diktator verbot daher die Ehelosigkeit, und wer keine Kinder zeugte, wurde systematisch benachteiligt. Alle Bürger wurden zudem per Gesetz verpflichtet, alle zu denunzieren, die sich illoyal gegenüber dem neuen Herrscher verhielten oder sich abfällig äußerten.

Interessant wird es, wenn man die materiellen Grundlagen untersucht, die dem Wechsel von der Republik zur Alleinherrschaft einer Person zugrunde liegen. In Wahrheit herrschte der Imperator nicht „allein“; das System funktionierte nur, wenn es im Interesse aller herrschenden Klassen war. Wer aber war das jetzt?

römische Kaiser
Credits: Daniel Voshart/medium.com: Photoreal Roman Emperor Project

Der römische Historiker Cassius Dio hat das hübsch auf den Punkt gebracht:
Ich rate [dir,] der Unverschämtheit der Massen Einhalt [zu] gebieten und die Leitung der Staatsgeschäfte in deine eigenen Hände und die der Besten [zu] legen, damit die nötigen Überlegungen von den verständigsten Männern angestellt werden und die tüchtigsten Männer die Führungspositionen wahrnehmen, während der Söldnerdienst in der Armee den kräftigsten, dabei wirtschaftlich schwächsten Bürgern überlassen bleibt. Denn auf solche Weise erledigen die einzelnen Klassen eifrig die ihnen jeweils zufallenden Aufgaben. (Römische Geschichte, Buch 52)

Hunderttausende römischer Bürger waren bereit, unter Führung eines Warlords für Beute und den sozialen Aufstieg zu kämpfen. Sie waren der Rohstoff für Umstürze, der später von den Soldatenkaisern genau so instrumentalisiert wurden. Die Armee machte die bisherigen Klassenschranken durchlässiger, verpflichtete aber den jeweiligen Prinzeps, den Sold zu zahlen und für Geld und Land zu sorgen, wenn die Soldaten zu Veteranen wurden. Gelang ihm das nicht, drohte Meuterei. Indem junge Männer aus ärmeren Familien zum Militärdienst an die entlegenen Grenzen des Imperiums beordert wurden, wurden potentielle Unruhestifter (dem Kalkül zufolge) aus Italien entfernt und zudem durch militärischen Drill diszipliniert. Das innenpolitische Gewaltpotential wurde exportiert.

Woher kam das Geld? Während der Republik hatte der Staat reichlich Einnahmen, aber kaum Ausgaben, weil die Armee de facto eine Bürgermiliz gewesen war. Augustus ließ zum ersten Mal die Reichtümer des Imperiums systematisch erfassen, dazu sogar Archive bauen. Augustus erwähnt in seinem posthum publizierten Rechenschaftsbericht, dass er die zentrale Staatskasse durch Zuschüsse aus seinem Privatvermögen mehrfach vor dem Bankrott retten musste. Wenn aber der reichste Staat der Welt dauerhaft aus einer einzigen Privatkasse finanziell über Wasser gehalten wurde, dann war die Finanzlage dieses Staates offenbar nicht befriedigend.

Man ahnt schon, was jetzt folgt: Die klassische imperialistische Eroberungsstrategie und anschließend die fiskalische Erschließung der neuen Territorien. Anders hätte das gar nicht funktioniert. Der Imperator war eine „Charaktermaske“ der neuen Herrschaftsform. Sämtliche Stämme rechts des Rheins wurden attackiert und teilweise ausgerottet, sogar wenn sie Rom freundlich gesinnt waren. Auf dem heutigen Balkan wurde der pannonische Aufstand niedergeschlagen, dazu waren zeitweilig 100.000 Soldaten im Einsatz, ein Drittel der Gesamtstärke der römischen Armee. In Afrika rückten die Legionen bis in den heutigen Sudan vor. Einer der späteren Imperatoren, Trajan eroberte den Staatschatz der Daker: „Die gewaltige römische Kriegsbeute soll sich auf 50.000 Kriegsgefangene, 500.000 Pfund (165.000 kg) Gold und 1.000.000 Pfund (331.000 kg) Silber belaufen.“ Damit kann man eine Weile „wirtschaften“. (Zum Vergleich: Als die Republik 168 v.u.Z. das makedonische Reich eroberte, wurden nach antiken Quellen 700.000 (!) Menschen versklavt.)

Warum Germanien? Bauern, Jäger und Hirten waren uninteressant, die brachten keine Einnahmen. Um Zölle und Tribute an das Imperium abführen zu können, musste die Bevölkerung zunächst an die überregionalen Geldkreisläufe angeschlossen werden und dann monetäre Überschüsse erzielen, also einen Teil ihrer Ernten oder handwerklichen Produkte auf lokalen oder sogar überregionalen Märkten verkaufen. Nicht zuletzt diesem Zweck, nämlich der Bereitstellung von Marktplätzen, diente der Ausbau von städtischen Zentren… Die Römer wollten also auch ihre Produktionsordnung per Gewalt exportieren. In Germanien ging das bekanntlich schief. In Britannien erwies sich das Vorhaben als zu kostspielig, die Besetzung der Britischen Inseln war langfristig ein Zuschussgeschäft, weil zu aufwändig.

Eine der zentralen Thesen Armin Eichs: …dass die Einnahmen aus dem Imperium in der Ausdehnung der 20er Jahre v. Chr. die Kosten der neuen Berufsarmee nicht deckten und dass Augusts aus diesen Gründen eine systematische Vergrößerung des imperialen Territoriums und zugleich dessen intensivere Ausbeutung anstrebte.

roman villa
Antike Darstellung einer römischen „Villa“

Was genau meint Produktionsordnung? Niemand, der alle Sinnen beisammen hat und die wesentlichen Quellen kennt, wird bezweifeln, dass das Römische Reich eine „Sklavenhaltergesellschaft“ war. Das ist aber eine analytische ökonomische Kategorie und meint mitnichten eine bestimmte Zeitspanne, die man exakt benennen könnte. In der Kaiserzeit war rund ein Viertel der Bevölkerung versklavt. Zum Vergleich: Die Anzahl der Sklaven verhielt sich zu der Anzahl der Freien fast exakt so wie die Anzahl der klassischen Arbeiter heute zur Anzahl der anderen Erwerbstätigen.

Armin Eich erklärt die Details im Kapitel „Die soziale und politische Verfassung“. Ein Teil des imperialen Bodens gehörte dem Imperator direkt. Der wurde landwirtschaftlich genutzt oder diente dem Gewinnen von Rohstoffen. Auch die Legionen hatten Grundbesitz. Daneben existierten „Gemeindestaaten“ [wie Athen], deren Land und Forste ihnen gehörte. Der kleinste Teil des Landes war städtischer Boden. Der übergroße und die Ökonomie maßgeblich bestimmende Teil des römischen Imperiums bestand aus landwirtschaftlich genutztem Privateigentum.

Vor allem im Westen des Imperiums war die vorherrschende Nutzungseinheit die villa, ein nach italischem Vorbild gestalteter kombinierter Wohn- und Produktionsbereich, dessen agrarisch genutzte, an den Wohnbereich angrenzende Flächen sich über wenige Hektar bis zu deutlich über hundert Hektar [das sind rund 140 Fußballfelder]. Besonders verbreitet waren, jedenfalls im Nordwesten des Reiches, Größen zwischen 20 und 120 Hektar. (…) In den obersten Gesellschaftsklassen war der Besitz mehrerer verstreuter Villen üblich.

Meistens wurden diverse landwirtschaftliche Produkte angebaut, Oliven, Wein, Getreide, Obst. Manche Latifundien betrieben aber auch reine Monokultur – wie beim Weizen Siziliens und Nordafrikas oder den Oliven Spaniens. Kleine Bauern arbeiteten wegen der Konkurrenz der Großbetriebe sehr oft am Rand des Bankrotts. Waren sie überschuldet oder sahen keine Hoffnung mehr, ihren Betrieb zu halten, wurden sie, vor allem am Ende des Prinzipats, zu von einem Grundbesitzer abhängigen Pächtern, eine Vorform der späteren feudalen Leibeigenschaft.

Die Eigentümer der villae waren die dominante soziale Klasse des Imperiums. (…) Die Gesamtzahl (…) ist auf etwa 200.000 bis 250.000 Personen geschätzt worden. Diese lokale Grundbesitzeraristokratie profitierte von der Schaffung des imperialen Friedensraumes, der einen weitgehend ungestörten Handelsverkehr zwischen weit auseinanderliegenden Regionen ermöglichte.

Wird fortgesetzt.

image_pdfimage_print

← Nächste Einträge Ältere Einträge →