Dunkel. Schnee. Stau.

kottbusser damm

Das Gefühl, morgens im Stau zu stehen, vermisse ich als Radfahrer natürlich total.

Interessant, was Autos heute so alles können, was ich aber gar nicht brauche. Der Wagen quatscht mich dumm und ungefragt von der Seite an, ich sollte vorsichtig fahren, es sei Glatteis. Als ich 1970 meinen ersten VW Käfer fuhr, redete der nicht mit mir. Das war auch gut so. Und wenn Glatteis war, merkte ich das schon (Heckmotor!).

Und wo ist das Lenkradschloss? Gibt es nicht mehr, sagte man mir. Für die Hand(!)bremse muss man einen Knopf drücken (den ich weder gesucht noch gefunden habe). Das Licht soll automatisch angehen, wenn es dunkel ist – trotzdem wurde ich in Wilmersdorf von allen möglichen Verkehrsteilnehmern angeblinkt, weil die Scheinwerfer offenbar doch auf mein persönliches Eingreifen warteten. Vielleicht hatten sie Angst, ich würde sie anbrüllen – ich weiß nicht, ob das Fahrzeug, wenn es spricht, nicht auch hört?

Ich habe meinen Führerschein übrigens auf einem Simca gemacht.

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Hybrider Heimewerkerfreizeitarbeitstag

der kleine elektriker

Am Wochenende habe ich jetzt immer frei, also genug Zeit um zu arbeiten… (Seufz)

Leider hatte ich auch keine Zeit zu schreiben, weil die Elektrik aus den (vermutlich) 70-er Jahren immer gut für eine Überraschung ist. Das Zimmer mit erdbebensicherem Hochbett, in das in zwei Wochen eine andere junge Dame einzieht, musste komplett renoviert werden. Die Idee, eine halb kaputte Steckdose auszuwechseln, weitete sich zu einem allgemeinen und größeren Heimwerker-Drama aus: Woran liegt es, wenn man den Stecker einer Lampe in eine Steckdose steckt, dann aber plötzlich das Deckenlicht angeht? Und dergleichen mehr. Ich habe also alles herausgerissen und neu gemacht. Jetzt muss ich auch noch die Steckdosen neu verlegen… Weil Teile fehlten, eilte ich in den Baumarkt meines Vertrauens – zum Glück habe ich einen Großhändler-Ausweis, sonst hätten die mich gar nicht reingelassen.

Damit bin ich gestern und heute fast fertig geworden. Es ging schneller, als ich endlich einen Plan hatte, was lange genug gedauert hat. Parallel dazu habe ich meine neue Fritzbox eingerichtet und alle Maschinen per LAN und WLAN ans Netz bekommen, dann das Dutzend „intelligenten“ Geräte und Steckdosen neu angeschlossen, einen Käsekuchen gebacken, Königsberger Klopse gekocht, eine Gemüsesuppe zubereitet, die ein paar Tage reichen soll, und bin mit einem Teil des Kuchens, der Klopse und der Suppe zu meiner Mutter gefahren, damit die nicht von Dosenfraß leben muss. Morgen werde ich noch die alte Fritzbox als Repeater installieren. [Done: 21.55 Uhr]

Das mit dem QR Code habe ich jetzt auch begriffen. Heute war ein erfolgreicher Tag.

autobahn

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QR Code PGP key, reloaded

qr code

Vielen Dank an das nerdige Publikum!

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O ihr Nerds!

qr code

Ich brauche mal Hilfe vom nerdigen Teil des hiesigen Publikum. Mir kam die Idee, meinen PGP-Schlüssel auch in Form eines QR-Codes anzubieten, vor allem für die, die nur mit dem Smartphone unterwegs sind. In der Linux-Cimmunity versucht man, das zu erklären. Auch wird Monkeysign empfohlen, vom dem ich noch nie etwas gehört hatte.

Leider kapiere ich es nicht. In welcher Form muss man einem QR Code Generator den Schlüssel anbieten – als Text-Datei? Oder als Link? (Ralf Thees hat das vorgemacht, aber wenn ich den Code einscanne, komme ich nicht weiter – er wird nicht auf meinem Smartphone gespeichert.)

b) Ist es egal, welchen QR Code Scanner man benutzt? (Ich vermute, „Aktie“ ist Spam oder Werbung.) Ist jemand hier gleichzeitig PGP- und QR-Code-affin?

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Strukturelle Religiotisierung

Ich fordere, dass der Anteil der Atheisten in der Berliner Verwaltung, in der Polizei und in anderen städtischen Institutionen mindestens 37 Prozent betragen muss! Alles andere diskriminiert mich, strukturell und individuell! Ich weiß nur nicht, wen ich bitten soll das umzusetzen, weil die „Linke“ sich um Atheisten nicht mehr kümmert.

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Apokalypse now

South China Morning Post: „Coronavirus: global death toll could hit 5 million by March, Chinese researchers say“.
A researcher at the Institut Pasteur of Shanghai who is investigating the coronavirus but was not involved in the study, said that if 5 million people died by March, it could lead to the collapse of the global health care system.
“People die en masse when they cannot get even the most basic care in hospitals,” said the person, who asked not to be named.“

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Mit den anderen palavern

Vielleicht ist es eine Lücke in meiner Bildung, aber von Michael Beleites hatte ich noch nie etwas gehört. Rein zufällig stieß ich auf einen Artikel von ihm: „Die Schmuckfedertheorie – Von der Überhöhung zur Erniedrigung der DDR-Bürgerrechtler.“ Ja, ich weiß, was auf der Website „Achse des Guten“ manchmal publiziert wird.

Als sich ab 2015 die „Flüchtlingskrise“ zu einer akuten Vertrauenskrise in die Glaubwürdigkeit von Politik und Medien ausgeweitet hatte, ging alles ganz schnell: Gerade jetzt, als man moralisch integre und politisch unabhängige Personen dringend gebraucht hätte, um aus einem die Demokratie gefährdenden Vertrauensschwund zwischen Regierten und Regierenden herauszufinden, wurden frühere Bürgerrechtler reihenweise diffamiert. Oft genau wegen jenem Tun, das ihnen 1989 und 1990 eine hohe Anerkennung gebracht hatte: Weil sie das Gespräch mit „den anderen“ gesucht hatten. Nach der einfältigen Kontaktschuld-Logik wurden sie nun reflexartig jenen zugeordnet, mit denen sie gesprochen hatten. Das war schockierend für all jene Bürgerrechtler, die 1989 das getan hatten, was eine friedliche Revolution ausmacht: Mit den Anderen reden.

Bevor ich mich über den Herrn informiert hatte, fand ich alles richtig, was er in diesem Artikel schrieb. Danach auch.

Was er politisch denkt, lehne ich vermutlich in Gänze ab, aber um das beurteilen zu können, müsste ich mehr über ihn wissen. Ich weiß nur, dass „mit den Rechten“ zu reden nicht ehrenrührig ist. Das habe ich über Jahre und oft getan, freiwillig und unfreiwillig, aber das bringt überhaupt nichts. Oder glaubt jemand, dass politische Meinungen sich auf Grund besserer Argumente (die ich sowieso immer parat habe, har har) sich änderten? Wie naiv ist das denn!?

Da ich selbst zu jenen gehöre, die, weil sie – aus einer nicht-rechten Perspektive heraus – mit und vor Rechten gesprochen hatten, fortan als „rechts-außen“ eingruppiert und ausgegrenzt wurden, bekam ich es deutlich zu spüren: Wenn man solches als früherer Bürgerrechtler tut, fallen Diffamierung und Dämonisierung bei weitem drastischer aus, als wenn man diese Vorgeschichte nicht hat. In einem Gespräch mit linken Freunden (ja, ich habe solche noch!), erfuhr ich jüngst von der in den Schulen der political correctness kommunizierten Schmuckfedertheorie: Wenn ich bei „Neuen Rechten“ spreche oder in deren Zeitschriften schreibe, spiele es in der Außenwahrnehmung keine Rolle, was ich dort sage oder schreibe – sondern nur wo ich dies tue.

Auch da hat er recht.

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" vor die Glocke

newsletter die linke

Schön, dass bei der Partei „Die Linke“ alles transparent ist, auch die Newsletter. Der Nachteil der Transparenz: Leute wie ich meckern dann herum, und ich finde immer etwas zum Herummeckern.

Die Cyberlinken erstellen ihren Frontalunterricht Cybernewsletter per Typo3 („X-Mailer: TYPO3“) Das ist immerhin um Klassen besser als mit Outlook. Man könnte ihnen jetzt etwas über den Zeichensatz in HTML sagen oder über Querköpfe Leute wie mich, die sich ihre E-Mails nicht in HTML anzeigen lassen – nach dem Motto: Erste Wörter rasch gelöschter E-Mails: „Sollte diese E-Mail nicht richtig angezeigt werden, klicken Sie…“. Aber das lassen wir mal. Lieber auf den Inhalten herumtrampeln.

Die wohlwollenden Oberstudienräte für Deutsch im Publikum und die geneigten sprachkundigen Leserinnen wissen vermutlich schon, was kommt: Ung, ung, ung. Sie können es einfach nicht lassen. Bei „Vergesellschaftung“, so gut, schön und geeignet diese auch sei, können wir nachsichtig sein, aber dennoch sollte man immer Rössin und Reiterin nennen und ganz leninistisch fragen: Wer wen? Die deutsche Sprache kennt, und das mag die „Linke“ überraschen, Verben, auch bekannt als Tuwörter. Die sollte man um der Dynamik und Eleganz des Ausgesagten willen so benutzen wie in der Glocke:

Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm!
Das ist Sturm!
Roth wie Blut
Ist der Himmel.
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
Kochend wie aus Ofens Rachen
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Thiere wimmern
Unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet…

Kommt da ein Wort vor, das mit -ung -oder -keit endet? Mitnichten. Warum nicht? Weil Schiller keins eingefallen ist? Auch nicht: Der wollte, dass sein Gedicht die Leser aus dem Sessel reißt, dass ihnen der Schweiß ausbricht und die Münder offenstehen, und vor allem, dass es sich so anhört wie das, was dort beschrieben wird.

„Die Corona-Pandemie ist global und ihre Eindämmung muss auch global erfolgen. Dafür müssen die Impfstoffe aber auch global schneller zur Verfügung stehen.“

Das ist garantiert nicht von Schiller, weil ich gähnen musste. Ginge es besser? Natürlich, aber muss man sich anstrengen und denken. Zwei mal Lautsprecherduktus mit „muss“ hintereinander. Nein, das hört sich an wie: Die Revolution muss kommen, und alle müssen mitmachen. Überzeugte mich nicht. Satzlänge: Mehr als neun Wörter sollten die Stirne runzeln lassen und das Herz vor schlechtem Gewissen wummern. Wie dumm und begriffsstutzig oder auch arrogant muss man sein, um trotzig alle Regeln zu missachten, wie Texte verständlich sind oder auch nicht? Kann die mal jemand ohrfeigen, dass sie wachwerden (das ist jetzt eine unzulässige verbale „Mikroaggression“)? Oder heißen Kaffee über die Holzköpfe schütten?

Die COVID-19-Pandemie ist global. Global müssen wir sie auch eindämmen.

„Muss erfolgen“ steht auf der schwarzen Liste derjenigen abgedroschenen und sinnfreien Textbausteine, die niemand verwenden darf, bei Strafe des Indenseegeworfenwerdensmitgewichten. Das gilt auch für „zur Verfügung stehen“.

Wir müssen weltweit über ausreichend Impfstoffe verfügen. Ja, tatsächlich! Zu „Verfügung“ gibt es ein Tuwort!

„Wir wollen uns eben nicht damit zufriedengeben“: „Eben“ ist überflüssiges Füllwort, wie ein Furz an falschen Stelle. Zudem muss ich jetzt rätseln: „Wir wollen nicht zufrieden sein mit“? Ist das gemeint? Ach so: Das Wichtige, was die Leser aufrütteln soll, wird im hinteren Teil des Satzes versteckt: „dass ein großer Teil der Menschen im globalen Süden erst irgendwann ab 2022 mit einer Impfung rechnen kann.“ Spätestens beim Süden sind alle weggezappt. Der Satz ist schon wieder zu lang: Zerschlagen wir ihn!

Viele Menschen im globalen Süden [weiß der Henker, was das ist] in der Dritten Welt können erst 2022 geimpft werden. Das akzeptieren wir nicht!

„Dafür halten wie [sic!] auch eine Vergesellschaftung der Produktion, [Kommafehler] der zu einem großen Teil mit öffentlichen Mitteln entwickelten Impfstoffe für notwendig.“

Alles falsch. „Für notwendig halten“ In den See mit euch, mit ganz vielen schweren blauen Bänden an den Füßen! Ein Satz mit zwanzig Wörtern, und das angedeutete Tuwort gaaaaanz hinten gut verborgen, dass auch niemand auf Anhieb kapiert, was wer will. (Man kann auch Newsletter Korrektur lesen und alles richtig schreiben! Oder fehlt euch die Manpower Womenpower dazu?)

Die Produktion von Impfstoffen wurde zu einem großen Teil mit Steuergeldern finanziert. Sie sollte vergesellschaftet werden.

Wie soll das denn umgesetzt werden? Meint die „Linke“ Staatskapitalismus? Die Firma BioNTech in eine Genossenschaft umwandeln? Oder alles beschlagnahmen? Oder fordern, aber bis zum Kommunismus warten?

Leute, das ist alles heiße Luft. Niemand nimmt euch ernst, wenn ihr so herumfaselt. Es muss schon konkret und sinnlich sein. Und bevor es konkret werden kann, müsst ihr so formulieren, dass es jeder versteht. Schaut dem Volk aufs Maul!

„Mit einem anschauen“ verstehe ich nicht, trotz langen Überlegens. Kann jemand helfen?

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Trinidad, North Coast, revisited

trinidad northern coasttrinidad northern coast

Die Fotos habe ich im März 1982 gemacht auf einem Schiff von Port of Spain (Republic of Trinidad and Tobago) nach Scarborough/Tobago, nördlich von Filette.

Aus meinem Reisetagebuch:
Die Fähre fährt unter dänischer Flagge und wohl auch mit dänischer Besatzung, ein Riesenschiff mit Postern aus Dänemark und ADAC-Werbung, aber es schaukelt ganz schön. Die meisten Leute pennen, und ein paar Möchtegern-Rastamen glotzen die ganze Zeit auf US-amerikanische Bikini-Frauen. Die Nordküste Trinidads ist gebirgig, ein paar irre Häuser kleben an den Felsen…

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Annalena Merz

Ich hoffe doch sehr, dass die CDU Friedrich Merz zum Vorsitzenden macht. Dann wird es eine Vizekanzlerin Annalena Baerbock unter Merz geben. Dem Dümmsten müsste dann endlich klar sein, dass die Grünen eine reaktionäre Partei sind, nur von einer anderen Sorte und Klassenbasis als die CDU, und ihre zentrale Themen Gedöns.

Claus Christian Malzahn schreibt in der Welt (Paywall): „Merkels Rückzug halten einer Infratest-Untersuchung zufolge 65 Prozent der Grünen-Anhänger und -Anhängerinnen für „weniger gut“ oder gar für „schlecht“. Das Bedauern über ihren Abschied von der politischen Bühne ist damit in der Anhängerschaft der Grünen sogar stärker ausgeprägt als in der Union – dort liegt der entsprechende Wert bei 63 Prozent (Linke: 59, SPD: 58, FDP: 33, AfD: zwölf).“

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Ab excessu divi Augusti

tacitus annales

Zu selbst gemachter Gemüsesuppe mit Würstchen passen am besten Wein von den Golanhöhen und Tacitus:
Igitur Germanicus quattuor legiones, quinque auxiliarium milia et tumultuarias catervas Germanorum cis Rhenum colentium Caecinae tradit; totidem legiones, duplicem sociorum numerum ipse ducit, positoque castello super vestigia paterni praesidii in monte Tauno expeditum exercitum in Chattos rapit, L. Apronio ad munitiones viarum et fluminum relicto. nam (rarum illi caelo) siccitate et amnibus modicis inoffensum iter properaverat, imbresque et fluminum auctus regredienti metuebantur. sed Chattis adeo inprovisus advenit, ut quod imbecillum aetate ac sexu statim captum aut trucidatum sit. iuventus flumen Adranam nando tramiserat, Romanosque pontem coeptantis arcebant. dein tormentis sagittisque pulsi, temptatis frustra condicionibus pacis, cum quidam ad Germanicum perfugissent, reliqui omissis pagis vicisque in silvas disperguntur. Caesar incenso Mattio (id genti caput) aperta populatus vertit ad Rhenum, non auso hoste terga abeuntium lacessere, quod illi moris, quotiens astu magis quam per formidinem cessit. fuerat animus Cheruscis iuvare Chattos, sed exterruit Caecina huc illuc ferens arma; et Marsos congredi ausos prospero proelio cohibuit.

Ich lese gerade zum ersten Mal – das muss ich verschämt zugeben, trotz des großen Latinums und eines abgeschlossenen Studiums der Geschichtswissenschaften – die Annalen des Tacitus (in deutscher Übersetzung, und vielen Dank an den Papst Leo X., der die gestohlene Abschrift für die Archive des Vatikans beschlagnahmte).

Das Werk, obzwar unstrittig Propaganda der damaligen herrschenden Klasse, ist interessanter, als ich zunächst dachte. (Jemand sollte die deutsche Übersetzung mal überarbeiten, die ist stilistisch schrecklich.) Einerseits kommt einem Tacitus sehr modern vor, sehr nah, man könnte sich vorstellen, mit ihm zu diskutieren. Andererseits liest man immer wieder Passagen mit Kopfschütteln: Glaubte so ein logisch argumentierender Mann an höhere Wesen? Teilte er den Aberglauben der einfachen Leute, den er genüsslich und verächtlich schildert? (Vermutlich nicht.) Viele Details des Geschilderten sind so fremd, irrational und unverständlich, dass man dann doch den Zeitunterschied von zwei Jahrtausenden ahnt und spürt.

Das macht alles aber spannender. Ich habe gerade die Passagen über die Revolte der Legionen am Rhein zur Zeit von Tiberius und Germanicus gelesen.

Er machte seine Worte durch Weinen und Zerschlagen der Brust und des Gesichtes zu zündenden Funken. Dann drängte er die, auf deren Schultern er gewesen war, auseinander, warf sich in höchster Leidenschaft dem, jenem zu Füßen und erregte eine solche Bestürzung und Erbitterung, dass ein Teil der Soldaten die Gladiatoren, die Sklaven des Blaesus waren, ein anderer Teil sein übriges Gesinde in Banden legte und wieder andere sich nach allen Seiten zerstreuten, um den Leichnam zu suchen. (…)

Der Legat tat keinen Einhalt. Er hatte über der Menge der Wahnsinnigen die Fassung ganz verloren. Auf einmal brechen sie in Tobsucht aus und gehen mit blanken Schwertern auf die Centurionen los. Sie waren der älteste Gegenstand des Soldatenhasses, sie die ersten Opfer der Wut. Sie reißen sie zu Boden, misshandeln sie mit Schlägen, je sechzig einen, um die Zahl der Centurionen abzudecken, werfen sie darauf – zerschlagen, zerfleischt, zum Teil schon entseelt – vor den Wall hinaus oder in den Rheinstrom. (…)

Diese forschten zuerst bei denen, die ihnen geeignet schienen, und bestimmten, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass der größere Teil in den zwei Legionen treu gesinnt war, nach dem Rat des Legaten den Augenblick, wo sie die schlimmsten Aufrührer mit dem Schwert anfallen wollten: und jetzt stürmten sie, nachdem sie sich untereinander ein Zeichen gegeben hatten, in die Zelte, machten ihre nichtsahnenden Opfer nieder, und niemand, außer wer eingeweiht war, wusste, woher das Morden und wozu.

Geschrei, Wunden, Blut vor aller Augen: die Ursache in Dunkel gehüllt. Das Weitere lenkt der Zufall. Auch Gutgesinnte ließen hie und da ihr Leben. Denn als die Schlimmen zu merken anfingen, wem das Wüten galt, griffen auch sie hastig zu den Waffen; und kein Legat, kein Tribun erschien, um Einhalt zu gebieten. Volle Freiheit und Rache bis zur Sättigung war der Masse gelassen. Als darauf Germanicus in das Lager einzog, rief er unter vielen Tränen aus, das sei keine heilende Maßnahme, sondern eine Niederlage, und befahl, die Leichen zu verbrennen. Sie, die auch jetzt noch voller Mordlust waren, kam die Begierde an, zur Sühnung ihrer Raserei gegen den Feind zu ziehen. Nur so, meinten sie, könnten die Seelen ihrer Kameraden Ruhe finden, dass sie selbst ehrenvolle Wunden auf der verruchten Brust trügen.

Massen- und Völkermord war der Normalzustand römischer Kriegsführung. Tacitus missbilligt das mitnichten, er unterstellt sogar, dass die Soldaten verlangten, in Germanien östlich des Rheins einzufallen, damit „die Seelen ihrer Kameraden Ruhe finden“ – damit sind die gemeint, die umgebracht wurden, weil sie rebelliert hatten.

Natürlich hat Tacitus die Details erfunden. Er hatte zwar Quellen, die uns heute nicht mehr zur Verfügung stehen, verfasste aber seine Schriften mehr als ein halbes Jahrhundert, nachdem die Ereignisse stattgefunden hätte, so, als schilderte ich den Zweiten Weltkrieg, als wäre ich Augenzeuge gewesen. Trotzdem: Die Interaktion, Gruppendynamik und das Verhalten der römischen Soldaten und ihrer Vorgesetzten ist aus heutiger Sicht kaum erklärbar. Die Leser des Tacitus müssen das aber verstanden haben, obwohl er ihnen seine Sicht der Dinge a posteriori unterjubeln wollte.

Der Caesar verteilt die vor Gier brennenden Legionen, damit die Verheerung desto weiter gehe, in vier Heerhaufen und lässt über einen Raum von 50 Meilen hin Feuer und Schwert wüten. Kein Geschlecht, kein Alter flößt Erbarmen ein. Geweihtes wie Ungeweihtes, auch das Heiligtum Tanfanas, viel besucht von den dortigen Völkerschaften, wird dem Erdboden gleichgemacht. Verwundete gab es bei den Römern keine: sie hatten nur halb Schlafende, Unbewehrte und einzeln Umherirrende niederzumachen.

Wieder viel gelernt…

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中国特色社会主义 oder: Systemvergleich

chinese propaganda

Interessanter Artikel in der FAZ, dem Organ der gefühlten Bourgeoisie: „China gewinnt im Systemvergleich“. (Dieser Artikel wurde Ihnen von einem Abonnenten geschenkt und kann daher kostenfrei von Ihnen gelesen werden.)

„In einem atemberaubenden Tempo hat das Reich der Mitte in fast allen Bereichen der gesellschaftlichen Entwicklung den Abstand zu den westlichen Gesellschaften verringert. Dies gilt für die Wohlstandsentwicklung und die Anzahl der Menschen, die jenseits der Armutsgrenze leben, ebenso wie für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur und neuer Technologien, für die Wissenschaftsentwicklung, die Entwicklung des Bildungssektors und den Aufbau von Stadtkernen mit globaler Strahlkraft wie in Schanghai.“

„Zur Disposition steht letztlich die Legitimität unterschiedlicher Gesellschaftssysteme.“

Schon klar. Man darf natürlich von bürgerlichen Medien keine tief schürfende Analyse erwarten, welches System nun denn die chinesische Gesellschaft sei: Staatskapitalismus? Sozialismus? Marktsozialismus? Oder gar noch etwas anderes?

Dazu schon einmal vorab eine allerwärmste Buchempfehlung (Standardwerk, wird noch besprochen): Wu Yiching: Die andere Kulturrevolution: 1966–1969: Der Anfang vom Ende des chinesischen Sozialismus.

Wu Yichings mit Fakten und Quellen gespicktes Werk hat mich „umgehauen“ – ich musste alles, was ich meinte über China zu wissen, neu überdenken. (Der Übersetzer entblödet sich leider nicht, Gendersprache einzuschmuggeln.) Es gibt noch keine vernünftige Rezension. Das muss ich vermutlich wieder machen…

Der Autor lehrt mittlerweile in Kanada, ist aber Marxist geblieben und argumentiert auch so. Das ist höchst interessant, weil seine Thesen in China verpönt und verboten sind. Das erinnert mich irgendwie an die „Linksabweichler“ der KPD der Weimarer Zeit, die in der Sowjetunion und natürlich auch in der DDR verschwiegen wurden. Die Frage, die er stellt, sollte die Linke (nicht die Partei) beantworten: Gibt es im Sozialismus Klassenkampf? Wer kämpft gegen wen und wie? Und wo soll das alles enden? Und ist China Sozialismus oder tut die herrschende Klasse dort nur so? (Da ich diesen Terminus benutze, die Staatsdoktrin in der VR China aber selbstredend behauptet, von einer „herrschenden Klasse“ könne nicht die Rede sein, errät das hiesige Publikum vermutlich, wo meine Sympathien liegen.)

Der Artikel der FAZ ist weniger originell, als die Überschrift suggeriert. Er käut die altbekannte Propaganda-Textbausteine wieder, aber zwischendurch entfahren den Autoren Jürgen Gerhards und Michael Zürn zähneknirschend Sätze wie „Wer innerhalb von drei Jahrzehnten mehrere hundert Millionen Menschen aus der absoluten Armut befreit, kann auf einen historisch einmaligen Erfolg verweisen.“ Und: „Der Einwand, dass nur autoritäre Regime in der Lage sind, durch Überwachung der Bürger und Zwangsmaßnahmen die Pandemie effektiv zu begrenzen, greift zu kurz, da auch Länder wie Japan, Taiwan, Neuseeland oder Südkorea die Ausbreitung des Virus sehr gut im Griff haben.“

Die FAZ ist immerhin ideologisch flexibler als die „Linke“: „…kommt man nicht darum herum, Informationen über das Bewegungsverhalten der Bürger und ihre Kontakte zu erheben. Dies stellt einen zumindest temporären Eingriff in die Privatsphäre dar. Wie bei allen politischen Zielkonflikten wäre hier eine öffentlich diskutierte Güterabwägung zwischen den drei zentralen Zielen „Vermeidung hoher Infektionen und einer hohen Sterblichkeit“, „Vermeidung eines Lockdowns mit hohen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgeschäden“ und „Schutz der informationellen Privatsphäre“ nötig gewesen.“

Man merkt, dass die hiesige Bourgeoisie in Gestalt ihrer medialen Lautsprecher nicht umhin kann, die Regierung Chinas zu bewundern. Fazit: „Es bedarf einer scharfen Kontrolle der Unternehmen bei gleichzeitiger Handlungsermöglichung des Staates, insoweit er Gemeinwohlzwecke wie Gesundheit oder Verbrechensbekämpfung verfolgt.“

Scharfe Kontrolle der Unternehmen? Full ack. Mehr Staat wagen? Auch gut. Aber wieso fordert das die FAZ? War der Zensor pinkeln? „Dabei ist natürlich auch der Staat dem Recht unterworfen und muss einer scharfen Kontrolle unterliegen. Für jeden Euro, der für den Aufbau staatlicher Digitalkompetenz ausgegeben wird, muss ein Euro in die Missbrauchskontrolle fließen.“

Kommt gleich auf die To-Do-Liste nach der Machtübernahme der Arbeiterinnen- und Soldatinnenräte.

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Peinlich

suggestive aussagen

Man macht sich so seine Gedanken, ob man manipuliert werde oder nicht, und wenn ja, wie. Ein schönes Beispiel ist heute Spiegel online mit einem wie gewohnt reißerischen Teaser, der aber vom Inhalt des betreffenden Artikels noch übertroffen wird. Mäkeln wir ein wenig herum, obwohl das natürlich völlig sinnlos ist:

„Jens Spahn verteidigt vor dem Bundestag seine Impfstrategie“ suggeriert, dass er eine habe. Das kann man anzweifeln. Mein Vorschlag: „Peinlich: Jens Spahn behauptet vor dem Bundestag, er habe eine Impfstrategie.“

„Das zweite Impeachment von Donald Trump nimmt Fahrt auf.“ Auch das suggeriert etwas Falsches: Das Impeachment ist bloße heiße Luft, weil es im US-Senat eine Zweidrittel-Mehrheit geben müsste, um Trumps Schuld festzustellen. Das wird vermutlich nicht erreicht werden. Auch wird niemand juristisch beweisen können, dass der Präsident ursächlich für die Aktionen des Mobs im Kapitol verantwortlich gewesen ist. Mein Vorschlag: „Die Gegner Donalds Trumps manövrieren sich mit großen Radau und mit Karacho in eine Sackgasse.“

„Die peinliche Schwäche der EU gegen China“ – was soll denn das heißen? Staaten zeigen Stärke? Rückkehr zur Kanonenbootpolitik? Kiautschou soll Deutsch bleiben? Und wem ist etwas peinlich? Dem deutschen Volk? Der Bevölkerung? Dem Kapital? Oder nur dem Autor, der sich hier blamiert und alle journalistischen Grundsätze vernachlässigt?

Wenn Journalisten zu viel meinen: Im Artikel wird für Sanktionen gegen die VR China gehetzt – wegen der Uiguren. Das ist gar kein Journalismus mehr, sondern reine und nackte Propaganda. Ich wäre ganz schön bescheuert, wenn ich für so etwas noch Geld bezahlen würde.

Audiatur et altera pars: „Study shows that in the process of eradicating extremism, the minds of Uygur women in Xinjiang were emancipated and gender equality and reproductive health were promoted, making them no longer baby-making machines. They are more confident and independent.“ Das twitterte die chinesische Botschaft. Der Tweet wurde von Twitter zensiert.

Wenn es der „Wahrheitsfindung“ dient, sind alle Mittel offenbar recht.

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Cancel Culture, 1.0

bildmanipulationen

Links: Ernst Thälmann und Willy Leow in Berin-Treptow 1926. Leow war Gründungsmitglied der KPD und 2. Vorsitzender des RFB. Nach der Machtergreifung der Nazis floh er in die Sowjetunion. Er wurde während des stalinistischen Terrors wegen angeblicher „Organisation einer trotzkistisch-terroristischen Gruppe“ verhaftet und 1937 erschossen. In der DDR wurde er wegretouchiert. (Bildquelle: Welt)

Ein mir nicht bekannter Musiker wird aus einer mir bisher nicht bekannten Show eines privaten Fernsehsenders hinausgeschnitten. So etwas würden deutsche und auch internationale Qualitätsmedien natürlich nie tun, oder?

Ach so? Das ist seit dem 19. Jahrhundert in allen Medien gang und gäbe? Der Kollege Sven Felix Kellerhoff, obzwar kenntnisreich, aber bekannt als Totalitarismus-Theoretiker und immer gut für antikommunistische Hetze, hat sich vor längerer Zeit in der Welt zum Thema ausgelassen.

Besser ist eine schweizer Link-Kollektion zum Thema „Bildmanipulation“, die zeigt, dass es bis heute üblich ist, wenn es denn der eigenen Propaganda Agenda dient, Fotos zu fälschen: Die Rezipienten sollen bekanntlich zum Guten, Wahren und Schönen erzogen werden. (Dazu dient auch Schleichwerbung in Mainstream-„Nachrichtenmagazinen“.)

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Le Chalet

le chalet

Nichts, was gerade geschieht, ist wirklich spannend oder unvorhersehbar. Ich empfehle daher die französische Mini-Serie Le Chalet auf Netflix, ein Psycho-Thriller nach dem bekannten Plot „eine Gruppe von Leuten unterschiedlichster Art wird von der Welt abgeschnitten und muss sich gegen etwas, was von außen droht, wehren, und die Paranoia kommt gewiss, so dass einige aufeinander losgehen.“ Bei „Le Chalet“ ist es noch ein bisschen komplizierter und – trotz einiger Irrungen und Wirrungen des Plots – psychologisch tiefgründig, sogar mit düsterem Zynismus.

Ich kann nicht erklären, warum Geschichten im Film nicht schon früher so erzählt wurden. Der Plot hüpft ständig zwischen den drei Zeitebenen hin und her, von der eigentlichen Handlung zurück in die Vergangenheit und dann wieder in die ganz aktuelle Gegenwart, die die Geschehnisse noch einmal aus einer ganz speziellen Sicht rekapituliert. Vermutlich kann man auch langweilige Whodunnit-Plots interessanter machen, wenn man so verfährt. Hätte man in „Le Chalet“ zuerst komplett erfahren, was vor zwei Jahrzehnten geschah, wäre jede Spannung weg gewesen. Ich will nicht zu viel verraten, vor allem nichts über den grandiosen und für mich überraschenden Schluss.

Ich kannte keinen der Schauspieler. Die Frauen sind eher der Girl-next-door-Typ und reagieren, wie manchmal in französischen und spanischen Filmen, ziemlich nervig, um nicht „hysterisch“ zu sagen – die klassische Frauenrolle eben. Ich fragte mich, ob es im realen Leben oder nur in den Köpfen der Drehbuchautoren wirklich so zugeht, dass Frauen sich von bescheuerten Kerlen so ein Verhalten bieten lassen? Ich will lieber gar nicht darüber nachdenken.

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Cyberdurchsuchung, die 894ste

finspy

Manchmal habe ich bei den offenbar hingeschlampten Meldungen von Heise, insbesondere von Stefan Krempl, den Eindruck, hier werde haarscharf an einer Verschwörungstheorie vorbeigeschrieben.

Es ist eindeutig eine urbane Legende, wenn man suggeriert, irgendein Cyberpolizist säße irgendwo vor dem Monitor und „hackte“ sich irgendwo in einen privaten Rechner. So etwas zu können behauptet noch nicht einmal FinSpy.

Auch Wikipedia faselt sinnfrei herum: „handelt es sich um einen Trojaner, da die Spionagefunktionen in einer harmlos aussehenden Hülle eingeschmuggelt werden.“ (Die Diskussionsseite ist gesperrt – vermutlich nicht zufällig.)

„Harmlos aussehende Hülle“? Geht es ein bisschen konkreter? Nein, weil das Blödsinn ist! Man kann trojanische Pferde (so heißt das und nicht „Trojaner“) nur auf einem „fremden“ Rechner implementieren, wenn man entweder den physischen Zugriff hat und der Rechner ungesichert ist oder wenn man per USB-Stick Software installieren kann, und das alles nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Alles andere ist Voodoo und ein Hoax der allerfeinsten Sorte.

Wenn man sich die Passagen bei Wikipedia zur Quellen-Telekommunikationsüberwachung (was für ein Wort!) genauer anschaut, wird auch sofort klar, dass es sich weitgehend um heiße Luft handelt.

„Die Malware bestand aus einer Windows-DLL ohne exportierte Routinen“, schreibt der CCC in seiner Analyse. „Wir haben keine Erkenntnisse über das Verfahren, wie die Schadsoftware auf dem Zielrechner installiert wurde.“ Quod erat demonstrandum. Nur wie ich oben schrieb.

In einem Internet-Cafe ginge das natürlich, falls ein Richter das anordnete. Übrigens habe ich Linux. Und man müsste schon an meinem Stangenschloss hinter der Wohnungstür vorbei und einbrechen, um an meine Rechner zu kommen. Per USB geht bei mir auch nichts, meine BIOSSE (heißt das so?) verbieten das. Keylogger funktionieren bei Ubuntu oder XFCE auch nicht oder ich würde es merken.

Aber noch mal für Krempl zum Mitschreiben: Gefährder sitzen ausschließlich und immer an demselben Platz in immer demselben Internetcafe und nutzen ausschließlich Windows.

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Huacachina, arruinada

huacachina

Mit Entsetzen habe ich gerade festgestellt, dass die Peruaner die Oase Huacachina bei Ica völlig ruiniert haben. Von der verträumten und von Palmen umsäumten grünen Insel inmitten der zum Teil 100 Meter hohen Sanddünen ist kaum etwas übrig. Ballermann auf peruanisch – überall Hotels und hässliche hohe Häuser.

huacachina

Ich war 1984 dort, damals sah es noch ganz anders aus, ganz unten bin ich zu sehen.

IcaIca

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Kettenduldung

Aus der Rubrik „nützliches Wissen“: Die Praxis, Duldungen immer wieder zu verlängern, nennt man Kettenduldung. Viele der geduldeten Personen können weder freiwillig ausreisen noch abgeschoben werden: Sie besitzen keinen Pass und/oder ihre Herkunft oder Staatsangehörigkeit ist nicht zweifelsfrei geklärt oder lässt und sich nur langwierig oder gar nicht klären.

Als Ursachen hierfür gelten die tatsächliche Unaufklärbarkeit der Identitätsdaten, ein geringes Interesse der Herkunftsstaaten an der Rückkehr und eine damit verbundene verschleppte Bearbeitung oder Prüfung von Anfragen deutscher Behörden und die fehlende Mitwirkung der betroffenen Ausländer selbst.

Zum 31. Dezember 2019 lebten 202.400 Ausländer mit einer Duldung in Deutschland – das ist so viel, wie Kassel Einwohner hat.

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Durchregieren für Couponschneider

couponschneider

Ist jemand hier Couponschneider? Das Kapital in den USA setzt jetzt bekanntlich auf Klimaschutz, Vielfalt und Diversity! USA – jetzt investieren!

„Durchregieren“, was auch immer das heißt, ist aktuell das Lieblingswort deutscher Medien. Knallhart durchgreifen oder so.

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Nachlese: Secret Drama und dein Versprechen an die Bienen

mäuse

Ich muss wieder alles, was nicht zusammengehört, in einen Beitrag pressen. Die Mäuse sind für mich eines der besten Fotos, die ich jemals gesehen habe, sogar mit philosophischem Tiefgang: Wenn man das Drama auf Erden auf Mäusegröße schrumpfte, wäre es dann noch ein Drama? Oder flame wars in „sozialen“ Medien?

Oder gar die Riots in Washington, auf einer Modelleisenbahn nachgestellt? (Ich erinnere mich daran, dass ich vor mehr als einem halben Jahrhundert auf meiner ein brennendes Finanzamt hatte, das vor allem im Dunkeln – von innen beleuchtet – sehr hübsch aussah.)

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten Chinas CGTN meint: „The Capitol riot is a collective American failure“. Höre ich da ein wenig Schadenfreude heraus?

„Did Trump light the fuse? You bet. Did the Republicans fan that flame for their own political advancement? Of course. Did the establishment fail to see the fissures in American society and give ultra-nationalism a chance to thrive? Definitely. Did the bureaucracy become so entrenched that roads are potholed, bridges are crumbling and water become poisonous? Undeniable. Did social media wrap people in their own cocoons of comfortable opinions and become irascible to challenges? Can’t be more truthful.“ Full ack, dude.

Der Tagesspiegel gibt mir ein Rätsel auf: „Familien schickten 500 Kinder nach Berlin – sogar Babys und Säuglinge“. Wait a minute. Säuglinge?

„Die vom Landesjugendamt in diesem Jahr erfassten jungen Menschen waren vorrangig Staatsangehörige aus Afghanistan (28 Prozent),.. (…) Sogar Säuglinge und Babys ohne Eltern wurden vom Landesjugendamt in Obhut genommen: Drei Prozent der Kinder waren unter drei Jahre alt, zwei Prozent zwischen vier und fünf Jahren,…“ Wie sind die denn hierhin gekommen?

„Manche wollen unbedingt wieder zu den Eltern zurück, einige haben die ihnen auferlegte Aufgabe des Familiennachzugs erfolgreich erledigt. Manche werden angesichts von seelischen Traumata kriminell und depressiv, andere machen Abitur oder eine Ausbildung im neuen, glücklichen Leben.“

Jawohl! Definiere „glücklich“! Das ist deutscher Haltungsjournalismus vom Feinsten. Manche werden depressiv, manche nicht. Was will uns der Künstler die Autorin damit sagen? Es ist löblich, wenn man etwas bewegen will, aber bei diesem Thema was und wohin?

Und nun zu uns, Anthroposophen und Demeter! Die haben da etwas in ihrer Hauszeitschrift über eine bessere Welt. Ludger Weiss von den Salonkolumnisten schreibt:

„Aber was ist der Boden, auf dem diese Träume wachsen? Ein befremdlicher. Er besteht in der Ablehnung jeglicher moderner Technologie. Kurznachrichten sind ein „scheußlicher Weg der Kommunikation“, „Teufelszeug“. Das Internet, zumal G5 und das damit mögliche „Internet der Dinge“ gilt als Alptraumvision und erledigt sich zum Glück durch „Peak Everything„. Auch die Bekämpfungsmaßnahmen in der Corona-Pandemie werden abgelehnt.“

Ich kann den esoterischen Quatsch nicht lesen, das tue ich mir nicht an. Ich kriege davon die Krätze. „Dein Versprechen an die Bienen“, oder: „Den Willen finden und spüren.“ Das erinnert mich immer an den Titel eines Buches, das ich schreiben wollte, um schnell reich zu werden: „Frauen atmen selber“.

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