Tikal, revisited

tikal

Der Große Platz von Tikal, Guatemala, mit der Nordakropolis. Fotografiert morgens um sieben Uhr am 29.10.1979. Mehr Fotos: „Sustainable water use in Mayan Tikal“ (17.07.2012) und „Tikal“ (03.07.2012). Die Farben des eingescannte Dia waren schon ziemlich ramponiert.

Tikal 2.0

Tikal

Ich habe gerade den Haupttempel der Maya-Stadt Tikal (Guatemala) in Second Life nachgebaut. (Wikipedia). Der Tempel besteht aus 115 Polygonen (Prims), falls das jemand wissen will, und ist innen begehbar. Die US-amerikanische Besitzern der Sim zahlt etwas dafür (nein, das ist nicht Gor). Als Dreingabe habe ich unter der Pyramide und innen noch ein Labyrinth eingebaut, in dem sich jeder Avatar garantiert verirrt. Mein virtuelles Ich steht oben und beglotzt nach getaner Arbeit die Pixel-Gegend (an der ich ich auch noch herumbasteln muss.)

Sustainable water use in Mayan Tikal

Tikal

Diverse Medien berichten heute von riesigen Wasserspeichern der Maya, die Archäologen entdeckt haben.

Es hat mich einige Sekunden gekostet herauszufinden, wo die deutschen Zeitungen (O Wunder – sogar eine Link bei SpOn!) das abgeschrieben haben. Beim Examiner wurde ich übrigens nach englischen Suchbegriffen fündig – „Sustainable water use in Mayan Tikal“. Der Original-Artikel steht im Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Standford University.
Recent mapping, sediment coring, and formal excavation at Tikal, Guatemala, have markedly expanded our understanding of ancient Maya water and land use. Among the landscape and engineering feats identified are the largest ancient dam identified in the Maya area of Central America; the posited manner by which reservoir waters were released; construction of a cofferdam for dredging the largest reservoir at Tikal; the presence of ancient springs linked to the initial colonization of Tikal; the use of sand filtration to cleanse water entering reservoirs; a switching station that facilitated seasonal filling and release; and the deepest rock-cut canal segment in the Maya Lowlands.

Ich finde mein Foto von Tikal (1979, vgl. auch diese) schöner als das bei SpOn.

Tikal

TikalTikal

Die Fotos habe ich 1979 in Tikal in Guatemala gemacht.

Wer das obige Foto wiederzuerkennen meint, obwohl er oder sie noch nie in Guatemala war, der irrt nicht unbedingt. Genau aus dieser Perspektive wurde eine Filmszene in „Krieg der Sterne“ gedreht.

Kautschukbaum

kautschukbaum

Der Stamm eines Kautschukbaums, fotografiert am 24.06.1984 im Pando-Dschungel, Bolivien, einen Tagesmarsch nördlich von Chivé am Rio Madre de Dios.
Nach etwa fünf bis sechs Jahren ist die Nutzpflanze alt genug für die Gewinnung des Milchsafts, beim Kautschukbaum auch als Naturkautschuk oder Latex bezeichnet. Die Milchröhren laufen entgegen dem Uhrzeigersinn in einem Winkel von 3,5° zur vertikalen Richtung. Daher erfolgt der Zapfschnitt spiralig mit einem speziellen Messer von links oben nach rechts unten in einem Winkel von 30° zur horizontalen Richtung. Beim Schnitt darf das unter den Milchröhren gelegene Kambium auf keinen Fall zerstört werden, da sonst keine Regeneration der Rinde und damit der Milchröhren möglich ist. Der Milchsaft tritt aus und wird in kleinen Eimern (siehe Foto) aufgefangen. Der Schnitt erfolgt nur über die Hälfte des Baumumfanges, damit ein Lebendstreifen die Wasser- und Nährstoffversorgung sichert.

Die Schnitte an den Kautschukbäumen reichen teilweise bis zum Kautschukbhoom im 19. Jahrhundert zurück. Der Kautschuksammler, der uns die Bäume zeigte, deren Saft er erntete und verarbeitete, hat uns welche gezeigt. Kautschuksammler sind hochspezialisierte Facharbeiter, die sehr viel wissen müssen, worüber es keine Bücher gibt, oft auf eigene Rechnung und selbständig mitten im Urwald unterwegs…

Das Foto ergänzt mein Posting „Der Kautschuksammler, revisited“ (04.04.2011). Vgl. auch „Amaru Mayu – Am Fluss der heiligen Schlange“ (09.08.2021), „Goma“ (19.11.2019, „Faustinos Ort oder: Aguirre lässt grüßen“ (09.07.2019), „Tag der Arbeit“ (01.05.2019), „Goma in Riberalta“ (04.04.2018), „Esst mehr Fleisch“ (31.01.2011).

Jasaw Chan K’awiil I

Jasaw Chan K’awiil
Fotografiert am 29.10.1979

Jasaw Chan K’awiil I, Ajaw der Maya in Tikal. Laut dem Mesoamerican Long Count calendar regierte er ab dem 03.05.682 bis zu seinem Tod 734. (In diesem Jahr gerät das Großfriesische Reich aka Magna Frisia unter fränkische Herrschaft.)

The depiction of Jasaw Chan K’awiil emphasizes his wealth, power, and performance. He is bedecked with rich clothing and jewelry, made of materials likely traded over long distances and worked by specialized artisans. He wears an enormous amount of jade, the most valuable material in the Classic Maya world. The blue-green color of jade recalled the green of growing maize and the blue of rushing water, and it emphasized fertility and growth. In the image on the stela, the king wears large jade earspools, which are large round ear ornaments. The king’s pectoral, or chest ornament, is made up of round jade beads.
From his hip belt dangle celts, oval-shaped jade ornaments that would have rung like bells when they came into contact with one another. The head at the center of his belt is also made of jade, and most likely represents an ancestor. Maya kings often wore representations of their ancestors on their belts to emphasize the legitimacy of their rule. Jade kneelets (like bracelets, but worn around the knee) complement the other jade jewelry, as do the king’s elaborate sandals.

Vgl. „Tikal“ (03.07.2012, „Sustainable water use in Mayan Tikal“ (17.07.2012), „Unter Globetrottern“ (17.09.2022), „Tikal, revisited“ (15.12.2022).

Jasaw Chan K’awiil
Credits: Dr. Caitlin Earley, Smarthistory

Unter Smartphoneverlinkern

cat
Nein, das ist nicht der QR-Code, der mir angezeigt wurde. Just saying.

Ich habe da mal eine peinliche Frage an Windows-Versteher. Im Büro meines Erst-, Zweit- oder Drittberufes (wie man’s nimmt) nutze ich als Arbeitspferd Windows und hier die Software Smartphone-Link 1.22102.229.0. Es wird gefordert: „Ihr Smartphone und Ihr PC müssen beide mit demselben WLAN verbunden sein.“

Man könnte jetzt natürlich eine grammatikalische Exegese beginnen und fragen, was der Unterschied zwischen „demselben“ und „dem gleichen“ WLAN sei. Wenn man per externem Modem, was dem Rechner vorgeschaltet ist, über Vodafone online geht, mein Handy jedoch per WLAN der Firma, ist es per definitionem klar, dass sich Rechner und Handy nicht verbinden.

Wenn aber, was jetzt per default so ist, das Handy über das Firmennetz surft, aber per VPN, also zuerst an meiner Fritzbox vorbei muss, um dann unzensiert ununterbrochen pöhse Russen-Websites aufzurufen, der Rechner ebenso per WireGuard herumtunnelt, aber über das Vodafone-Modem, sind doch – so meine laienhafte Logik – beide Geräte „in demselben WLAN“ – jedenfalls von „außen“ gesehen? Oder nicht? Damit sich Computer und Handy per Smartphone-Link verbinden, muss ich bei beiden VPN ausschalten, sonst machen sie „tilt“ wie ein Flipper-Automat, gegen den man getreten hat.

Bitte um Erleuchtung!

Aquastop safety valve

wasserstopper

Ich hatte mir via Großbourgeoisie ein Water Block Sicherheitsventil bestellt. (Warum schreiben die Denglisch? Entweder heißt es water block safety valve oder Wasserstopp Sicherheitsventil. Und welche Sprache soll aquastop sein? Lateinisch mit veraltetem Deutsch?)

Jetzt sehe ich aber, unter meine Spüle kriechend, dass am Wasseranschluss für die Waschmaschine (die in der Küche steht, weil das Bad dafür zu klein ist) schon so etwas mitgeliefert wurde, was nach einem Sicherheitsventil aussieht. Falls die hier mitlesenden Installateure das bestätigten, enthöbe mich das der lästigen Pflicht, mein frisch erworbenes Teil einzubauen. Was meint das Publikum?

Post scriptum für die Nachgeborenen: Identifiziert die grammatikalische Form „enthöbe“ und warum die gebraucht wurde und warum dort der Wes-Fall eines Kommentars harrt!

wasserstopper

Beauftragter für und gegen

Schland. Kann man sich nicht ausdenken. Der baden-württembergische Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume darf „antisemitisch“ genannt werden.

Vielleicht liegt das auch an der grammatikalisch uneindeutigen Form eines „Antisemitismus-Beauftragten“.

Abwehr hybrider Bedrohungen oder: Integration moderner Staatspropaganda

propaganda

Datenreichtum bei diversen Ministerien und Behörden oder: Es wurde etwas geleakt, was die Bevölkerung beunruhigen könnte. Die Nachdenkseiten haben die Dokumente publiziert und analysiert. „Laufende Aktivitäten der Ressorts und Behörden gegen Desinformation im Zusammenhang mit RUS Krieg gegen UKR“. Man muss nicht viel dazu sagen.

Das Dokument gibt einen erhellenden Einblick in das Ausmaß der horizontalen und vertikalen Strukturen der, man kann es nicht anders sagen, bundesdeutschen Staatspropaganda, insbesondere was die behördliche Einbindung von Medien (z.B. Spiegel und Stern), westlichen Social-Media-Konzernen, Bildungseinrichtungen und den sogenannten „Faktencheckern“ angeht.

Der Whistleblower schrieb den Nachdenkseiten:
In meinen Augen ist es ein Blick in den Abgrund der gebündelten Aktivitäten einer horizontalen (ressort-übergreifenden) und vertikalen Integration moderner Staatspropaganda. Von den Ministerien und ihren Partnerschaften mit transatlantischen Denkfabriken wie dem ISD bis hinab in die Presse, „Faktencheckenr“, Social Media, „Multiplikatoren“, „kritische Zivilgesellschaft“ und so weiter. Selbst vor der Einbindung von Schulen und Kindern im Grundschulalter machen Sie nicht halt.

Verteilung an Multiplikatoren in der Zivilgesellschaft läuft. Dann kann ja nichts mehr schief gehen.

Unter Globetrottern

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Tikal, Guatemal, 29.10.1979. Hinter dem obigen Foto steht eine ganze Geschichte. Das Schwimmbecken habe ich nicht sicher wiedergefunden, und es war auch damals nicht zum Schwimmen, sondern mit Seerosen zugewachsen. Links ist mein damaliger Reisebegleiter, rechts ein älterer Engländer, um den es hier geht. Ich war damals jung und hatte noch nicht viel von Welt gesehen, eigentlich kaum etwas. Das zu ändern war meine Absicht – deswegen lehnte ich den recht sicheren Job an der Uni als Altgermanist ab und entschied mich, Abenteuer zu suchen.

Dieser Mann war der erste Engländer, den ich bewusst traf – ein Ex-Militär, der sich noch so benahm wie man das zur Zeit des Britischen Empire tat. Gute Hotels gab es in Tikal nicht, es waren alles Bruchbuden, auch die Gastronomie. Der Engländer setzte sich irgendwo hin und bestelle ham and eggs. Wir fragen ihn erstaunt, ob er nicht ein paar Wörter Spanisch spräche? Er antwortet kühl, als fände er die Frage völlig abwegig: „Wenn die mit mir reden wollen, sollen sie Englisch lernen!“ In Guatemala! Man muss zugeben, dass er irgendwie immer seine ham and eggs bekam.

Aus meinem Reisetagebuch, ab dem 27.10.1979: Laufen zur Grenze [Belize – Guatemala], ca. drei Kilometer. Keinerlei Probleme, müssen auch nichts zahlen, wie man uns gesagt hatte. (…) Um 1.30 geht ein Bus in Richtung Flores. Für PKWs ist die Strecke zu schlecht. Um zwei sind wir in Cruce [El Cruce, Aldea (Dorf) Ixlu]. Treffen einen Engländer und fragen uns zum „Gringo Perdido“ [das gibt es immer noch! Ist aber gentrifiziert.] durch. Sechs Kilometer zu Fuß zum Lago Petén-Itzá.

Schöne Anlage mit Schlangen- und Alligatorkäfigen und Papageien. Rehe und putzige Schweine laufen frei herum. Essen gut, aber teuer. [Übernachtung] 12 $ für drei im Bungalow, weil die Mücken Hauptsaison haben. [Heute kostet eine Übernachtung im Mehrbettzimmer für eine Person rund 70 $!] (…)

Gringo nimmt uns bis zur Kreuzung mit. Militärkontrolle. Straße absolut wahnsinnig, der Bus muss von einem Caterpillar abgeschleppt werden. Sind um ein Uhr da [in Tikal].

Tikal: Treffen nette Leute im Bus: Englischer Globetrotter-Vollprofi mit weißem Haar [vgl. oben], zwei Holländer aus Belize sind auch im Bus und zwei Frauen aus Israel, kennen aber A.s Kibbuz nicht. [Meine damalige Freundin hatte 1977 ein halbes Jahr in einem Kibbuz in Israel gelebt.]

Zwei mal eine Akropolis, großer Platz mit Jaguartempel. Wüste Schlacht mit Flaggen und große Helikopter-Show [der guatemaltekischen Militärs]. Vom größten Bauwerk Altamerikas [hinten links] schöne Aussicht und anstrengender Aufstieg. Sehr viele Tempel sind noch gar nicht ausgegraben. Bekomme die Adresse von einem Girl in Guatemala City. Abends kommen wir trotz Bestechungsversuchs nicht noch einmal in die Ruinen.

Gespräch mit einem Schweizer, der schon sechs Jahre in Lateinamerika lebt und nicht wieder zurückwill. Story von einem Italiener, dem in Kolumbien die Hände abgehackt worden sind.

29.10. gehe allein um sieben Uhr morgens bei Nebel in die Ruinen. Nebel steigt langsam hoch. Besteige Tempel III (?), von dort Überblick über ganz Tikal.

Gespräch mit dem Engländer (der sich als Südafrikaner [Staatsbürger] entpuppt) über die Polizei. Verteidigt Apartheid mit den üblichen Argumenten. Die zwei israelischen Frauen schlafen heimlich bei uns, weil sie keinen Raum gefunden haben…

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Drei Mal

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Die Ruinen der Maya-Stadt Uxmal, die wir hier schon mehrfach durchgenommen hatten, fotografiert in Yucatan, Mexiko, am 17.10.1979. Vorn mein damaliger Reisebegleiter. Wenn ich die Fotos der Ruinen mit denen anderer vergleiche, muss ich von Uxmal offenbar ziemlich begeistert gewesen sein – es waren viel mehr als bei den anderen. Palenque in Mexiko und Tikal in Guatemala kannte ich noch nicht.

Draller Vorherarm und Nachherarm

monitor schwenkarmmonitor schwenkarm

Ja, ich weiß, es ist völlig belanglos. Ich musste aber eine Lösung finden, um meine Hardware irgendwie übereinanderzustapeln, da auf beiden Schreibtischen kein Platz mehr war. Die Lösung war Drall Universal Tischhalterung Halterung (Link geht zu Amazon). Das Ding ist recht stabil, allerdings habe ich mich über die völlig dämliche „Anleitung“ wieder geärgert. Man hat drei verschiedene Optionen, die Halterung mit der vertikalen Achse zu verbinden – das wird einem aber nicht mitgeteilt. Ich habe lange überlegt, wie ich den ganzen Schrauben- und Mutternkrempel zusammendrösele, bis der Groschen fiel.

NCM Moscow plus minus, revisited

ncm moskow

Im Wonnemonat Mai hatte ich die Vor- und Nachteile meines neuen E-Bikes NCM Moskow beschrieben. Jetzt bin ich rund 800 Kilometer damit gefahren und kann noch mehr dazu sagen.

Beleuchtung war nicht im Preis enthalten. Daher habe ich jetzt in die Tasche gegriffen und – manipuliert durch Werbung, die sich als Journalismus kostümierte – mir etwas Vernünftiges gegönnt, die Trelock LS 760 I-GO Vision Fahrradscheinwerfer für vorn und hinten. Heute morgen noch bei Dunkelheit auf dem Weg zur Arbeit ausprobiert – ganz exquisit: Der ist fast so hell wie ein Autoscheinwerfer.

Vorteil: Man kann das vordere Licht auch seitlich verstellen, was beim NCM Moskow angebracht ist. Der Lenker des Fahrrads hat den Nachteil, dass er sich zu den Griffen hin verjüngt (Foto unten). Wenn man also etwas befestigt, sitzt das fast immer irgendwie und zwangsweise schief, vertikal oder horizontal. Das kann man mit dem Trelock leicht korrigieren.

Ein fucking manual wird nicht mitgeliefert. Wie man das Teil montiert, ist selbsterklärend und bedarf keinerlei Hilfe. Aber: Wie stellt man die Uhr des Displays des Scheinwerfers ein? Das steht nur im Handbuch online.


ncm moskow

Ein weiterer neuralgischer Punkt des E-Bikes ist das Schloss für den Akku bzw. das Plastikteil, was zwischen dem Rahmen und dem Akku sitzt und das Schloss halten soll (worin auf dem Foto der Schlüssel steckt). Das flog mir schon nach einer Woche raus, weil ich noch nicht im Gefühl hatte, wie man den Akku sanft entfernt. Ich habe zu viel Kraft („Gewalt ist geil“) und vermutlich zu fest an dem Griff gezogen und hatte das ganze Gedöns dann in der Hand. Ich habe die Plastik“schale“ samt Schloss mit superXXLpremiumultra Sekundenkleber wieder fixiert – jetzt hält alles.

ncm moskow

Nicht besonders gelungen ist auch die Apparatur der Sattelstange. Vermutlich war die Ästhetik wichtiger als das Praktische. Es ist kein Platz, eine Halterung für mein Fahrradschloss Kryptonite 2130 Evolution anzubringen, wie ich schon schrieb. Ich behelfe mir, indem ich das Schloss, wahrend ich unterwegs bin, zwischen den Rahmen und das auch von mir nachträglich angebrachte Schutz“blech“ (wie nennt man das, wenn es aus Plastik ist?) klemme.

ncm moskow

Zu guter Letzt: Bei Nässe quietschen die nachträglich einmontierten Scheibenbremsen ganz schrecklich. Da muss ich noch einmal nachsehen lassen. Dafür kann aber die Herstellerfirma des Fahrrads nichts. Ich wiederhole meinen Rat: Wer sich so ein Fahrrad anschafft, sollte gleich die Moscow Plus Version kaufen, die rund 400 Euro mehr kostet und rund drei Kilo mehr wiegt.

„Ein korrupter Sandinismus, der nicht mehr revolutionär ist“

cardenalcardenal

Der Genosse Ernesto Cardenal ist tot.

Im März 1983 wurde Cardenal von Papst Johannes Paul II. in Managua in aller Öffentlichkeit bloßgestellt. Beim Papstbesuch in Nicaragua hatten zuvor Sandinisten den Papst bei seiner Predigt lautstark niedergeschrien. Anfang 1985 wurde er von Johannes Paul II. wegen seiner politischen Tätigkeit in der FSLN von seinem Amt als katholischer Priester suspendiert. Cardenal bemühte sich nie um eine Rückgängigmachung dieser kirchlichen Sanktionen.

Bis 1987 hatte Ernesto Cardenal das Amt des Kulturministers inne. Dann wurde das Ministerium – angeblich aus Kostengründen – aufgelöst. (…) 1994 verließ Ernesto Cardenal die FSLN, aus Protest gegen den seiner Ansicht nach autoritären Führungsstil von Daniel Ortega. Er stellte aber gleichzeitig klar, dass er sich weiterhin als „Sandinist, Marxist und Christ“ verstehe.

Ich empfehle zu Nicaragua Matthias Schindler: Vom Triumpf der Sandinisten zum demokratischen Aufstand: Nicaragua 1979-2019.

Ich halte es für ein Standardwerk (vgl. die Rezensionen.)
Nicaragua ist heute ein kapitalistisches Land, dessen Wirtschaftspolitik sich an den neoliberalen Vorgaben des IWF orientiert und das (parallel zur privaten Bereicherung der korrupten Oberschicht) auf das neo-extraktivistische Gesellschaftsmodell setzt, nach dem die natürlichen Reichtümer des Landes exportiert werden, um damit Infrastrukturmaßnahmen und soziale Projekte zu finanzieren.

Die deutsche Solidaritätsbewegung für Nicaragua ist Ortega-hörig und unkritisch. Man kann die zum Teil gar nicht mehr ernst nehmen. Dementsprechend eindimensional sind die Artikel über die aktuelle Opposition in Nicaragua.

Aufschlussreich ist auch ein Interview in der taz (16.10.2018) mit Mónica Baltodano, „Comandante guerrillera de la Revolución Sandinista“ (auf Spanisch hören sich solche Titel viel besser an).
Ein Aufstand, in dem ein Volk sagt, dass es von einem Präsidenten die Nase voll hat, ist vollkommen legitim. (…) Es nimmt mich ganz schön mit, was da passiert ist. (…) Wir müssen kritisch und selbstkritisch analysieren, wie das geschehen konnte. Ich glaube schon, dass die politische Geschichte Nicaraguas insgesamt eine wichtige Rolle spielt. Seit der Unabhängigkeit 1821 ist das eine Geschichte von Caudillos, von Kriegen, von nordamerikanischer Intervention und von Herrschern, die sich, wenn sie einmal an der Macht sind, wie von Gott berufen fühlen.(…) Das hat sein Fundament in der politischen Kultur Nicaraguas, und die Leute haben das tief verinnerlicht. Sie wollen Caudillos! Deshalb fragen sie derzeit auch andauernd, wer der Anführer der Opposition ist. Und wir sagen dann: Es darf nie wieder solche Führungstypen geben! (…) Doch, auch. Die politische Kultur der Linken ist sehr autoritär und vertikal und gibt wenig darauf, ob etwas moralisch in Ordnung ist oder nicht.

Besuch beim Herrn der Unterwelt

mine san jose Oruro

Aus meinem Reisetagebuch vom 31.1.1980 Oruro, Bolivien:

Ein Microbus fährt zur Mine San José. Wir werden von einem Büro zum anderen geschickt. Der subgerente verweist uns zum gerente [Manager], der wieder zurück. Wir haben den Eindruck, dass sie Ausländer nicht gern da unten sehen.

Erst nach stundenlangem Palaver, als ich erkläre, dass mein Vater und meine Großväter auch Bergleute waren, bricht das Eis. Sie treiben einen ingeniero auf. Der rüstet uns mit Stiefeln, Lampe und Helm aus und begleitet uns in die Mine. Es arbeiten dort rund 700 Leute. Die Mine sei 400 Jahre alt. Gefördert werden Kupfer, Silber, Blei und Zinn.

Die Mine sieht teilweise aus wie eine Mischung aus Korallenriff und Tropfsteinhöhle. Das oxidierte Kupfer fühlt sich ganz weich an. Es gibt erstaunlich wenig Stempel. obwohl Flöze bis 80 cm abgebaut werden.

In einer Grotte sitzt el Tío, der „Heilige“ der mineros oder auch der Herr der Unterwelt. Ihm muss man etwas opfern, sagen sie.

Wir fahren mit zwei Aufzügen abwärts. Die Konstruktion ist recht wackelig, nur für fünf Personen, bis auf über 300 Meter Tiefe.

Die Bergleute sind bei somos Alemanes („wir sind Deutsche“) recht freundlich und schnorren erst einmal Zigaretten.

Man benutzt verschiedene Abbaumethoden, verbunden mit Sprengungen. Sie bauen die Erze meistens horizontal ab, teilweise maschinell, manchmal auch vertikal. Luftzirkulation fühlen wir, obwohl unser Ingenieur zwei Mal Gasalarm gibt.

Die Arbeitsbedingungen der mineros, die mit dem Presslufthammer arbeiten, sind schlecht. Es herrscht ein wahnsinniger Krach. Sie benutzen keinen Staubschutz, weil sie so schwitzen und auch noch Koka kauen. Ich werde aber trotzdem zum Fotografieren eingeladen.

Wir sind beeindruckt. Im Gästebuch sind wir die ersten überhaupt seit einem halben Jahr.

Giant and Dwarf Things

Tikal

Das Foto habe ich 1979 in Tikal in Guatemala gemacht.

Kurze Wissenschaftsnachlese:
BBC: „Prehistoric art hints at lost Indian civilisation – The discovery of rock carvings believed to be tens of thousands of years old in India’s western state of Maharashtra has greatly excited archaeologists who believe they hold clues to a previously unknown civilisation…“

National Geographic: „Laser Scans Reveal Maya „Megalopolis“ Below Guatemalan Jungle. A vast, interconnected network of ancient cities was home to millions more people than previously thought.

IFLScience dazu: „In all, more than 61,000 ancient structures have been accounted for in the surveyed region, indicating that up to 7 to 11 million people were present at the height of the Late Classic period, 650-800 CE. For scale, New York City has about 8.5 million people. These populations were unevenly distributed with different levels of urbanization and were spread out over more than 1,200 square kilometers (810 square miles). This land was modified in some way for the intensive agricultural production needed to support the massive population for hundreds of years.“

Carnegie Science: „New extremely distant solar system object found during hunt for Planet X2.

Warum Trump gewinnen sollte oder Rearrange the pieces! [Update]

US elections

Credits: www.270towin.com/

Bevor jemand hier zum Shitstorm anhebt, zwei Punkte: Erstens mag ich Shitstorms. Sie stählen den Character. Gegen den gefühlten Mainstream schwimmen zu können ist eine charakterliche Voraussetzung, käme es darauf an, die Welt zum Positiven zu wenden. Für Shitstorms bin ich auch ausreichend psychologisch gekleidet gerüstet. Zweitens – vor allem an die schlichten triggerwarnenden Gemüter in den sozialen Medien gerichtet, deren Vermögen zu differenzieren so ausgebildet ist wie das Augenlicht des Grottenolms: Man untersuche und definiere die grammatikalische Form des gemeingermanischen sollte und stelle dann auf’s Vergnüglichste fest, dass das Deutsche, beherrschte man es denn, durchaus Fälle kennt, die mehrere Interpretationen zuließen, wollte man sich zweideutig ausdrücken, eingedenk der wohl bekannten Tatsache, dass selbst der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen – selten genug! – den inneren Drang verspürt, etwas Diplomatischen zu äußern, was den Sitten und Gebräuchen dieses Blogs krass widerspricht. Handelt es sich also um den Konjunktiv II Präteritum oder gar um den Konjunktiv II als solchen, und was will uns der Verfasser damit sagen? And period, wie der Anglosachse es auszurücken pflegt.

Thomas Rasser hat es auf us-wahl2016.blogspot.de besser erklärt als in fast allen deutschen Medien: Auf die allgemeinen Umfragen kommt es nicht an.

– Gewinnt Clinton nur noch Florida und Maine CD2, käme es zu einem Patt im Electoral College.
– Gewinnt Clinton Florida und einen weiteren Bundesstaat (Ausnahme Maine CD2) hat sie gewonnen.
– Gewinnt Clinton in Pennsylvania und Colorado, benötigt sie nur noch einen weiteren Bundesstaat (Ausnahme Maine CD2) zum Sieg.
– Gewinnt Trump Florida, Pennsylvania, Iowa und Nevada hat er 270 Stimmen.
– Gewinnt Trump Florida nicht, muss er alles andere gewinnen.
– Gewinnt Trump Florida, Pennsylvania und North Carolina wird er Präsident.

Meine Prognose, insbesondere die Zukunft betreffend: Gewinnt Trump in Florida, wird er Präsident. Der Rest ist Feuilleton. Da es dort vermutlich extrem eng werden wird, wird das Endergebnis auf sich warten lassen.

Nun zu uns, Clinton-Groupies! Welche Funktion hat eigentlich der Staat – also zum Beispiel auch das Staatsoberhaupt [bitte Titel selbst einsetzen]- im Kapitalismus? Ist der Präsident ein Grüßaugust der herrschenden Klasse(n)? Funktioniert eine Präsidentin nur als Charaktermaske? Oder ist alles wurscht?

Der Theoretiker des Scheiterns der Revolution im Westen war Antonio Gramsci. Dessen Hegemonietheorie untersuchte die Art und Weise, wie der Staat durch die Einbindung von Teilen der Beherrschten auch unter Bedingungen des allgemeinen Wahlrechts die Herrschaft der kapitalistischen Klasse – immerhin einer kleinen Minderheit – absichere.

Au weia. Too long to read. Also lauschen wir dem linken Philosophen Slavoj Zizek: Er würde für Trump stimmen.
That’s my desperate, very desperate hope, that if Trump wins… Listen, America is still not a dictatorial state, he will not introduce fascism. But it will be a kind of big awakening. New political processes will be set in motion, will be triggered. But I am well aware that things are very dangerous here, not only all this white supremacy groups… But listen, Trump openly said – and as an opportunist he will probably do it – you know how important in United States the Supreme Court is, he’s already said he will nominate right-wingers. So there are dangers. I’m just afraid that Hillary stands for this absolute inertia, the most dangerous one! Because she is a cold warrior, and so on, connected with banks, pretending to be socially progressive.

Full ack, dude.

Left voice interpretiert Zizeks Interview so: „It`s motivated by a catastrophist, accelerationist attitude. Trump is a loaded, unknown package for the ruling class which is precisely what has made Markets and most sections of the US ruling elite fear him. Tossing him into the White House and letting him explode will hopefully rearrange the pieces in a terrain more favorable for the left.“

[Update] The Guardian: „election 2016 live results“

Volcán de Agua

Tikal

Besteigung des Vulkans Agua (3760 m) in der Nähe der Kleinstadt Antigua in Guatemala (1979). Der Aufstieg war nicht besonders anstrengend, und im Krater war damals – Überraschung! – ein kleiner Fußballplatz mit Toren. Die Aussicht aber war atemberaubend.

Mach’s besser, Katja!

wortsalat

Neuer Tag dieses Blogs: Mach’s besser, Katja! (natürlich eine Teilmenge von „Deutsch des Grauens“.) Ich helfe gern, wenn Politikerinnen kein verständliches Deutsch sprechen oder schreiben können. Wer dem Volk nicht auf’s Maul schauen kann, hat den Kontakt mit ihm verloren. Das steht Linken nicht gut an. Ich werde das Geschwurbel der linken Parteivorsitzenden hier verbessern: Es ist zwar gut gemeint und oft auch richtig, aber was nützt das, wenn es niemand verstehen kann und lesen mag?

Beispiel 1:

Kipping: Ich war gestern bei einer Lesung der britischen Feministin Laurie Penny. Einer ihrer Punkte war: der neoliberale Kapitalismus lässt uns in vielem die Wahl, aber nicht die Freiheit, diese Wahl auch anzunehmen.

Die indirekte Rede verlangt den Konjunktiv. Vorsicht bei Adjektiven, zumal den doppelt gemoppelten. (Nicht nur der „neoliberale“ Kapitalismus, sondern auch der ganz normale Kapitalismus, vgl. K.M.) Dass das Zitat „einer ihrer Punkte war“, weiß ohnehin jeder – also überflüssig. Neun Wörter pro Satz: Das ist die Obergrenze der optimalen Verständlichkeit (laut dpa, Kippings hat 21).

Besser also: „Penny sagte: „Der Kapitalismus lasse uns in vielem die Wahl, aber nicht die Freiheit, diese Wahl anzunehmen.“

Beispiel 2:

Kipping: Griechenland soll mit den Waffen der Finanzmacht eine demokratische Regierung, die Nein zur Austeritätspolitik sagt, hinwegfegt werden, in dem das Land in ein ökonomisches und soziales Chaos getrieben wird.

Zuerst die Wörter: Was soll „mit den Waffen der Finanzmacht“ heißen? Welche Waffen gäbe es sonst noch – die des Kapitals? Aber das Finanzkapital ist doch nur eine Teilmenge desselben – und ohne das nicht lebensfähig! Wer zwingt wen womit? „Soll mit“ verschweigt das handelnde Subjekt, weil die Waffen – wessen auch immer – bekanntlich nicht allein handeln. (Das wäre schlimm!) Die europäischen Großbanken? Klingt schon besser, wir nehmen das als Arbeitshypothese.

„Austeritätspolitik“? Ich wusste noch nie, was das heißen soll. Versteht das Volk dieses Wort? Hätte es die Rote Fahne damals benutzt? Austerität (von altgr. αὐστηρότης „Herbheit“, „Ernst“, „Strenge“) bedeutet „Disziplin“, „Entbehrung“ oder „Sparsamkeit“.“

Wer den Begriff „Austerität“ benutzt, geht der Propaganda des Kapitals auf den Leim: Die EU will die griechische Regierung zwingen, die Armen noch ärmer zu machen, das Tafelsilber des Landes an ausländische Konzerne zu verkaufen, und das System als solches so zu lassen, wie es ist. Wer das euphemistisch als „Sparen“ verkaufen will, lässt sich als Lautsprecher des Kapitals missbrauchen.

„In dem“, schreibt man zusammen.

Und nun zu uns, Satzbau Katja Kippings! Wichtiges gehört in den Hauptsatz, nicht in einen Nebensatz. Nebensätze sind nur dazu da, Teile des Hauptsatzes zu erläutern. Meister der Sprache wie Kleist, Lichtenberg, Heine und Brecht dürfen diese Regeln durchbrechen, aber nicht Politikerinnen.

Wagen wir’s? Wie viel Logik darf es denn sein? 1. Die griechische Regierung will etwas nicht (ihre Wahlversprechen brechen). 2. Die europäischen Großbanken wollen sie dennoch dazu zwingen. 3. Falls sie Erfolg hätten, stürzte das Land in ein Chaos. 4. Dann würde die griechische Regierung hinweggefegt. 5. Das wäre von den Banken so gewollt.

Fünf Teile hat die Aussage, und so sehen die aus, wenn man sie logisch ordnet. Bei Kipping aber wirbelt alles durcheinander. Wer nur flüchtig liest, kapiert nichts. „Wer wen?“ – darauf kommt es doch an!

Wenn wir aber mit den Banken anfängen wollen, wird es schwer, weil die logische Abfolge dem aktuellen Geschehen widerspricht: Das, was die Banken wollen, kommt später als das, was die griechische Regierung wollte, und die Banken wollen auch etwas, das noch später eintreten soll als ihr eigenes Wollen. (Ja, Schreiben bedeutet: man muss sich Mühe geben und anstrengen, wenn es gut werden soll!)

Logisch und grammatikalisch korrekt wäre folgender Satz: Die europäischen Großbanken möchte die griechische Regierung zwingen, ihre Wahlversprechen zu brechen, die diese (nicht jene!) gemacht hatte (Plusquamperfekt), und nähme billigend in Kauf, dass die linke griechische Regierung dann hinweggefegt werden würde (Futur II, Konditional), weil das Land in ein Chaos stürzte.

Korrektes Deutsch – aber man versteht es dennoch nicht. Das Plusquamperfekt überfordert fast alle Leser. Man weiß am Schluss daher nicht, wann das Chaos nur eintrifft – bevor die die Regierung stürzt, danach? Und wann wollten die Banken etwas?

Zweiter Versuch:
Das europäische Finanzkapital will sich der linken griechischen Regierung entledigen. (Oder: Das europäische Finanzkapital will die linke griechischen Regierung loswerden.) Der Plan ist: Wenn die Forderungen der Banken erfüllt werden („würden“ wäre korrekt, die Möglichkeitsform ist aber schwer zu verstehen), stürzt (korrekt: „stürzte“) das Land in ein Chaos. Dann würde die linke Regierung hinweggefegt werden). Das nähmen die Großbanken billigend in Kauf.

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