Mecki bei den Hassrednern

hassrede

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Humaniod*in

roboter

Tesla will einen humanoiden Roboter entwickeln, melden Heise, die Washington Post usw.. Da schreiben sich die Witze wie von selbst. Er (oder nicht viel besser: sie?) soll „wiederholende, langweilige und gefährliche Arbeiten ausführen können“.

Wer denkt da an Sex? Außerdem gibt es so etwas schon, in ganz groß oder ganz klein.

Ich hatte Tesla meine ganz persönlichen Wünsche mitgeteilt und habe prompt ein Foto bekommen – als Vorschau -, was für mich schon in Arbeit ist.

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Sie Arschloch! Du sollst nicht Lärmen!

Lieber ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.

Habe gerade zufällig ein älteres Interview mit Wiglaf Droste gelesen. Man könnte jeden Satz wohlwollend zitieren, daher empfehle ich es in Gänze zur Lektüre. Es lohnt sich!

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Poppy or not Poppy: That is the question oder: Zur Lage der arbeitenden Klasse am Hindukusch [Update]

refugees afghanistan
Credits: Arianews Kabul

„Mittelalter“ – das Wort liest man zur Zeit häufig in den Qualitätsmedien, wenn es um Afghanistan geht. Ich habe meine Zweifel, zumal es marxistisch besser „Feudalismus“ hieße. Schauen wir auf die Ökonomie – ist das Land nun feudal, kapitalistisch oder was dazwischen? Es wäre doch gelacht, wenn das trotz vieler fehlender Fakten nicht marxistisch analysiert werden könnte.

Geografie und Ökologie: Afghanistan ist ein typisches „Entwicklungsland“: Landwirtschaft ernährt den übergroßen Teil der Bevölkerung; in den Städten ballt sich die schmale Mittelschicht zusammen. Man kann das Land etwa mit Peru vergleichen: Auch dort dominieren die Gebirge alles und sind extrem unwirtlich. Die Städte krallen sich in die wenigen Ebenen. Die einzig nennenswerte Industrie, die ein Proletariat verlangt, besteht im Abbau von Bodenschätzen. Sowohl in Afghanistan wie auch in fast allen andinen Staaten Lateinamerikas geht es immer darum, dass ausländische Konzerne die Bodenschätze fördern und die Bevölkerung fast nichts davon hat – der Erlös wird zwischen der korrupten herrschenden Klasse und dem Kapital aufgeteilt.

Agriculture makes up over a third of Afghanistan’s economy and employs about three quarters of its population. Up to 85 percent of the country’s food comes from irrigated farming, stellt die Food and Agriculture Organization of the UN fest. „Water means food.“

peasants afghanistan
Credits: Vision of Humanity

Wir haben also mitnichten „Mittelalter“ aka Feudalismus. Dazu gehörte, dass die Bauern unfrei, also abhängig vom einen Vertreter der herrschenden Klasse sind und ihr Land nicht verlassen dürfen („Leibeigenschaft“ im „Ideal“fall). So war es in zum Beispiel auch in Japan.

Die interessante Frage ist, warum sich in Afghanistan keine stabile Zentralgewalt entwickelt hat wie im absolutistischen Europa. Oder: Warum spielt der „Stamm“ eine größere Rolle? Clans oder auch Familien (was dasselbe ist) waren im „naturwüchsigen“ Feudalismus wichtig, weil die Herrschaft dadurch legitimiert wurde. Marx schreibt irgendwo in den Grundrissen, dass im Feudalismus die „Natur“ – also „natürliche Verwandtschaft“ – Herrschaft legitimiere, so wie die Natur Mund und Nasen macht. Man ist König oder sonst etwas durch Geburt – das reicht, um die Position hinreichend zu begründen.

Ich vermute, dass Afghanistan sich ohne die imperialistische Einmischung Englands entwickelt hätte wie Syrien, der Irak und der Iran – kapitalistische Staaten mit einer kleinen Arbeiterklasse: Die wird entweder von nationalistischen Regimes symbolisch und/oder zeitweilig an der Macht beteiligt (Syrien, Irak) oder von den Herrschenden, die Marionette einer ausländischer Macht sind, bekämpft. Einen König – vermutlich eher ein Primus inter Pares – hatten sie schon.

Die Taliban sind eben nicht eine „normale“ herrschende Klasse, sondern das Resultat einer ganz speziellen historischen Gemengelage. Im Kapitalismus hieße „herrschende Klasse“ Sie verfügt über die relevanten Produktionsmittel; der agrarische Teil des Landes wir tendenziell kleiner und industrialisiert. Die Talban schöpfen aber nur ab – wie Feudalherren, die sich mit Gewalt den gesellschaftliche Mehrwert aneignen.

Im Vergleich zur ersten Herrschaft der Taliban sind diese jetzt aber finanziell unabhängig. (Gutachten des Sicherheitsrats der UN). Man sollte sie keinesfalls für doof halten – also wieder nicht für „mittelalterlich“.

Der Tagesspiegel, der sich auf Radio Free Europe bezieht (keine unabhängige Quelle!), listet auf:
Bergbau 464 Millionen USD
Drogenhandel 416 USD
Ausländische Zahlungen/Spenden von Personen 240 Millionen USD
Exporte 240 Millionen USD
Steuern 160 Millionen USD
Immobilien 80 Millionen USD
.

peasants afghanistan
Credits unknown

Meine Prognose: Es wird bald zu einem neuen Bürgerkrieg kommen. Natürlich wird auch „der Westen“ nichts dazugelernt haben und diesen nach Kräften mit Geld und Waffen alimentieren. Erst Ansätze gibt es schon im extrem unzugänglichen Panjshir-Tal; unsere Qualitätsmedien jubeln frenetisch. Afghanistan wird sich auf lange Sicht nicht über das „Niveau“ afrikanischer failed states erheben können. Auch in Zukunft werden alle „Bürgerkriege“ auch Stellvertreter-Kriege sein. Nur den Chinesen traue ich zu, dass sie nicht so dämlich sein werden, da militärisch mitmischen zu wollen.

Auch eine afghanische Armee unter der Leitung der Taliban wird es nicht geben. Alles nötige dazu hat die Jerusalem Post: „The Afghan gov’t overthrown by Taliban never existed“. Was afghanische Soldaten wollen: „They didn’t want to do anything, except steal from people“.

[Update] The Guardian: „Afghan civil war ‘unavoidable’ if Taliban refuse talks, says opposition leader“. I told you so.

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Fuß. Boden. Bretter.

fußbodenbretterfußbodenbretterfußbodenbretterfußbodenbretter

Frage an die hier mitlesenden Maler, Lackierer, Anstreicher, Künstler und die Schwarmintelligenz im Allgemeinen: Im Haus des Havelberger Freundes fand sich unter einer dicken Schicht Ochsenblut diese schöne Malerei auf den Fußbodendielen. Niemand weiß, was das ist. Ein hinzugezogener Experte meinte, es handele sich vermutlich um Anilinfarben. Die Dielen sind aus hochwertigem Holz, ohne Löcher und Risse; das Haus stammt aus der Gründerzeit.

Weiß jemand mehr?

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Nuke Berlin

Enno Lenze auf Twitter:
Ich habe mit einem an der Kabul-Luftbrücke beteiligten Amerikaner in Qatar gesprochen. Sein Kommentar zum Verhalten der deutschen (nach Tagen kommen und dann 7 Personen mitnehmen): „We should have nuked Berlin in 45“.
Da gibts wohl Redebedarf bei der Nato.
#afghanistan

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Thieves of State

Interessant und lehrreich: Ibrahim al Marashi schreibt auf Al Jazeera über „The collapse of Afghan military: We’ve seen this movie before“.

„In her book Thieves of State: Why Corruption Threatens Global Security, Sarah Chayes wrote about a disgruntled Afghan civilian who was so fed up with paying bribes to the post-2001 security forces that he wished for the Taliban to come and rid him of this nuisance.“

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Lustkauf

linux

Wie die Überschrift schon sagt…

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Gesponsorte Heidelberen

heidelbeere

Das schockiert mich jetzt doch. Gestern schrieb ich hier etwas über Mirabellen, und heute blendet mir irgendein Algorithmus Werbung für Heidelbeeren auf mein unschuldiges Smartphone?! Welche künstliche Intelligenz Wer liest da mein Blog heimlich mit?

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Der Bauer im Klassenkampf, Version Hindukusch

Mazrak Zadran
Mazrak Zadran, Anführer eines bewaffneten Bauernaufstandes 1944 in Afghanistan

Als Service für das Publikum habe ich einige Thesen und Infos aus wissenschaftlichen Publikationen über Afghanistan zusammengefasst. Die Geschichte ist bekanntlich die Geschichte von usw.. und it’s the economy, stupid. Nur um das Interesse zu wecken, sich selbst mehr zu informieren.

Der Streit um Land ist der wesentliche Motor für den Klassenkampf in Afghanistan außerhalb der Städte. Je unklarer und strittiger die Besitzfrage ist, um so mehr bedarf es formaler und informeller Mechanismen, das Problem zu lösen. In der Vergangenheit hat das meistens die Dorfgemeinde geregelt. Das funktionierte nach dem sowjetischen Einmarsch 1979 und der Intervention der „westlichen“ kapitalistischen Staaten immer weniger.

Die Regierung versuchte seit den 60-er Jahren, die Landfrage zu lösen und zu klären, was wem gehörte, beschränkte sich aber auf die urbanen Gebiete. Die gegenwärtigen Gesetze schaffen die paradoxe Situation, dass jemand gültige Besitzdokumente schon haben muss, um zu beweisen, dass das Land ihm gehört. Mehr als die Hälfte aller Afghanen sind aber Analphabeten. Die Regierungen waren nicht in der Lage, die Unterlagen zu archivieren, vieles ist verschwunden. Nur rund 20 Prozent des Landes ist „rechtmäßig“ registriert und hat einen „legalen“ Eigentümer. Das Problem der Besitzrechte ist die Quelle unzähliger Streite zwischen dem Staat und den Bauern und Gemeinden als auch zwischen den „Stämmen„.

Ab 2012 kamen 5,7 Millionen Afghanen, die geflüchtet waren, aus dem Ausland zurück. Das erhöhte die Bevölkerungszahl um ein Viertel. Land und Besitz der Kriegsflüchtlinge waren oft von anderen okkupiert worden, was zusätzlich unlösbare Probleme schaffte. In den ländlichen Regionen wurde der Mohn-Anbau intensiviert, was auch dort die Landpreise explodieren ließ. Landraub durch korrupte Regierungsbeamte und ihrer Klientel ist allgegenwärtig – die afghanischen Behörden schätzten, dass es um mindestens 340.000 Hektar ging – das ist rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Rheinland-Pfalz.

Die Sura der Dorfgemeinden ist seit der ersten Herrschaft der Taliban immer weniger in der Lage, Konflikte zu lösen: Die Hälfte der Bevölkerung war vertrieben worden, mehr als eine Million waren umgekommen.

Viele der „Stämme“ reklamieren, dass ihnen das Land gehörte, also eine Art kollektiver Besitz von Flüssen, Wäldern und Äckern. Das ist aber nach offiziellem afghanischen Recht gar nicht vorgesehen. Oft hat die Regierung Probleme so „gelöst“, dass das strittige Land zu Staatseigentum erklärt wurde, für das dann Pacht oder Steuern zu zahlen waren.

Die Frage, ob Afghanistan Frühkapitalismus sei und in welchem Stadium, reiche ich an die hier mitlesenden Marxisten weiter.

Weitere Literatur:
Adam Pain: Land, power and conflict in Afghanistan: seeking to understand complexity, (Volltext, 57 S.) 2013
Ilia Murtazashvili & Jennifer Murtazashvili: Does the sequence of land reform and political reform matter? Evidence from state-building in Afghanistan (free abstract), 2016
Erica Gaston & Lillian Dang: Adressing Land Conflict in Afghanistan (Volltext, 16 S.), 2015
Wikipedia: Afghan tribal revolts of 1944–1947

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Männer, Mirabellen und ein Ypsilon

Havelberg
Blick auf Havelberg (wer hätte das gedacht!)

Drei alte Männer mit Kopfbedeckungen der saloppen Art wanderten herum und sahen dieses und jenes, und nicht zum ersten Mal. Wer aber nicht immer auf das Smartphone starrt wie die Nachgeborenen, erblickt nachhaltig Dinge, die der moderne Mensch oft achtlos am Wegesrand verrotten lässt.

Heinz und Helgemirabellen

In diesem Fall waren es Mirabellen, die ich zu meiner Schande spontan ohne Pflanzen- und Obst-App nicht hätte identifizieren können; unser Koch jedoch wies den Fahrer an, zu halten, zu entschleunigen und zu pausieren und sammelte auf.

Mirabellen sind mit 230 Milligramm pro hundert Gramm relativ reich an Kalium. Kalium ist wichtig für die Funktion von Herz und Nerven. Die Früchte enthalten außerdem die Mineralstoffe Magnesium und Phosphor sowie das Spurenelement Zink. Das in den Früchten enthaltene Vitamin C ist unter anderem am Aufbau des Bindegewebes beteiligt. Für ihren süßen Geschmack ist der in Mirabellen enthaltene Fruchtzucker verantwortlich.

Jetzt habe ich eine Idee. Aber wo kriege ich frische Mirabellen her?

HavelbergHavelberg Yachthafen
Havelberg Yachthafen (lange kein Wort mehr mit Y verwendet). Ich habe alle Fotos so gemacht, dass der grottenhässliche Drogeriemarkt, der die Stadt und jedwede Aussicht verschandelt und aller Augen beleidigt, nicht zu sehen ist.

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Terminus vitae non amoris

jüdischer Friedhof havelberg

Finde den Fehler!

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg

Zugegeben, ich habe mich nur ca. 20 Minuten im Internet umgesehen, um im nachhinein mehr über den Jüdischen Friedhof in Havelberg Ortsteil Müggenbusch zu erfahren. Die Ausbeute war erbärmlich. Auf der Website der „Hansestadt Havelberg“ wirft die Suche gar nichts aus. Und andere Quellen schreiben mehr oder minder von Wikipedia ab. Interessant, dass früher wohl ein Davidstern auf der Hinweistafel war, jetzt sind dort drei Kreuze, was der Stadt peinlich sein sollte. Vielleicht möchten die Verantwortlichen auch gar nicht an den über Jahrhunderte grassierenden Antisemitismus in Havelberg erinnert werden.

Man findet auch nur sehr wenig über das Internierungslager Havelberg im 1. (!) Weltkrieg, an dessen jüdische Opfer der Gedenkstein erinnert.

Nachdem am 12. November 1914 das Kriegsgefangenenlager in ein Interniertenlager umgewandelt worden war, kamen internierte Zivilpersonen hierher: Männer im wehrpflichtigen Alter aus den Ländern der Kriegsgegner Deutschlands sowie aus deren Kolonien (Indien, Algerien, Marokko etc.). Mitunter waren ganze Familien, die zwischen die Fronten geraten waren, in Havelberg interniert.

Mir wurde die im Internet nicht vorhandenen Details von einem Freund, der von Kreuzberg nach Havelberg ausgewandert ist, mündlich erläutert. Wir waren ein handwerklich sehr begabter Künstler, ein gelernter Dachdecker (und passionierter Koch) und ich – daher bekam ich gratis noch einen Spontanvortag über das DDR-typische Material, was beim eisernen Tor und dem Davidsstern verwendet worden sei. Kritisch wurde auch angemerkt, dass die Flügel des Tors unprofessionell und schief angebracht wurden. Die Tafel am Eingang habe ich fotografiert, sie ist aber fast völlig unleserlich.

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg

Auf einem Grab (viertes Foto von unten) entdeckten wir ein stilisiertes Symbol der Freimaurer. Der Kupferstecher Louis Jacoby ist vermutlich der einzige Menschn der dort begraben wurde, über online etwas zu finden ist. „Der jüngste Grabstein des Friedhofs erinnert an William Jacoby, der 1943 im KZ Theresienstadt umkam.“ Leider weiß ich nicht, wie William mit Louis Jacoby verwandt war.

Es war auch nicht so einfach herauszufinden, was Terminus vitae non amoris. Ich kann das natürlich als alter Lateiner irgendwie übersetzen; den Satz findet man nicht selten auf Grabsteinen. (Ich denke bei „Terminus“ ohnehin zuerst an Pirx.) Aber in gutem Deutsch? „Das Leben endet (oder: ist endlich), aber nicht die Liebe“ wäre mein Vorschlag.

jüdischer Friedhof havelbergjüdischer Friedhof havelberg

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Talibanglottisschlaginnen, Graveyard of Empires and Proxy-War

taliban

Das Publikum wird stundenlang mit einschlägigen Reportagen zum aktuellen Thema Saigon Kabul überschüttet worden sein und sich, falls interessiert, informiert fühlen. Ich nicht. Die wichtigen Fragen werden weder gestellt noch beantwortet – und zwar genauso unisono, wie alle deutschen Medien die Präsenz ausländischer Militärs in Afghanistan begrüßt und begleitet haben. Also sollte ich meinen Mostrich dazugeben, nicht ohne vorher das recherchiert zu haben, was relevant ist.

Ich lese in fast jedem Artikel „der Westen“. Wer oder was ist das? Der eigentlich nur geographische Begriff erinnert mich an die „westlichen Werte“, für die in West(!)-Berlin vor vier Jahrzehnten demonstriert wurde und die zeitgleich satirisch mit der Jubelparade auf die Schippe genommen wurden. By the way – Wörter, die ich zwei Wochen nicht sehen will: „der Westen“ und „Kulturkreis“.

Man beruft sich gern auf die Aufklärung, die weltweit verteidigt werden müsste, vergisst aber, dass die Nation, aus der die Aufklärer stammten, wenig später auch zwei Weltkriege anzettelte und die Shoah auf dem Gewissen hat. Vom Kolonialismus aller größerer europäischen Staaten ganz zu schweigen. Wenn das nicht auch „westliche Werte“ sind, dann gibt es gar keine.

Wenn es einen ideellen Gesamttaliban gäbe, hätte dieser – natürlich auf einer steinzeitlichen Schiefertafel – die Araber, das Britische Empire, die Sowjetunion und jetzt die USA und den restlichen „Westen“ abgehakt. Was kommt danach? Wir haben da noch die Freunde Afghanistans, die die „Wahl“ des afghanischen Volks [das es gar nicht gibt] respektieren. Die wussten garantiert schon lange vorher Bescheid, was passieren würde, und trafen sich mit den Taliban. Wer hat da wohl wen eingeladen? (Das ist übrigens nicht zu vergleichen mit dem völkischen Gefasel, was einige Mitglieder der „Linken“ ablassen.)

Ich gehe davon aus, dass am Wakhjir-Pass bald gebaut wird. (Ein Traum, den zu überqueren! Abenteuer pur! Leider bin ich zu alt dafür – und keiner wird mich lassen.)

taliban

Aber wir haben noch Eisenerz aus Aynak und die Mine in Hajigak, die größte Asiens. Gehört schon den Chinesen, obwohl „der Westen“ 20 Jahre lang Afghanistan besetzt hatte. Haben die nur die Opiumfelder bewacht oder sich auch mal umgesehen? Und warum lese ich gar nichts aktuell da drüber in den Medien? Mich würde auch interessieren, ob die Kanadier und Inder schon raus sind.

Mathias Bröckers schrieb vor 20 Jahren: „1986 (…) verschärfte CIA-Chef Casey den Krieg gegen die Sowjetunion mit drei Maßnahmen: Er überzeugte den Kongress, die afghanischen Mujaheddin mit Stinger-Raketen auszurüsten und ihnen Ausbildung und Unterstützung für den Guerillakrieg zukommen zu lassen. In Zusammenarbeit mit der pakistanischen Inter-Services-Intelligence (ISI) und dem britischen MI 6 war darüber hinaus geplant, mit „islamischen“ Terror-Attacken die angrenzenden Sowjetrepubliken Usbekistan und Tadschikistan zu verunsichern. Drittens unterstützte die CIA fortan die Bemühungen der ISI, in anderen islamischen Ländern Kämpfer für den Heiligen Krieg zu akquirieren und sie in einem Netz von Lagern und „Religionsschulen“ ideologisch und militärisch auszubilden…“

Achmed Raschid schreibt in The Taliban: Exporting Extremism „The ongoing civil war has polarized the regin, with Pakistan und Saudi Arabia backing the Taliban regine while Iran, Russin, India and four former Soviet Central Asian republics support the opposition Northern Alliance.“

Dazu hat Goethe schon alles gesagt. Wir beobachten also Kompetenzdefizite des Lehrlings bei Goethe und eben das auch bei unserem politischen Personal. Das ist aber bekanntlich ein Feature und kein Bug und wird sich wiederholen.

Könnte also sein, dass China rechtzeitig gewittert hat, woher die Wind weht und damit gleichzeitig dem Erzfeind Indien eins auswischt. Vielleicht finanzieren sie ja als Bonus auch das Aussteigerprogramm für Taliban*innen weiter.

taliban

Kurz zum den wolkigen Gefilden des Überbaus, zu denen Religion bekanntlich gehört und mit der sich der Kampf der Klassen oft kostümiert: Vor zwei Jahrzehnten regten sich indische Medien darüber auf, dass die Militärs in Pakistan terroristische Organisationen unterstützten. Der pakistanische Geheimdienst startete zum Beispiel Operationen, um den Punjab von Indien abzuspalten und Pakistan zuzuschlagen. „Pakistan’s proxy war against India in J&K through cross-border terrorism started in 1989 after the withdrawal of the Soviet troops from Afghanistan.“ Conclusio: „The large-scale Pakistani, official and non-official, involvement in the building-up of not only the Taliban, but also of other terrorist infrastructure based in Afghanistan.“

Man könnte diese Argumente kontern: Die Taliban gehören zu einer deobandischen islamistischen Gruppe, die ihren Ursprung in der „Hochschule“ Dar ul-Ulum Deoband in Indien hatten. Diese Fraktionen des Islam sind vergleichbar mit den christlichen Sektengründungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Zeugen Jehovas, Mormonen, „apostolische“ Kirchen), die allesamt das Motto pflegten: Erneuern und back to the roots.

taliban

Wer führt und organisiert die Taliban? Mullah Mohammad Yaqoob ist zum Beispiel der Sohn des ehemaligen Staatsoberhaupts Mullah Omar. „Der Westen“ hat also den inneren Führungszirkel der Taliban, Rehbari Shura genannt, nie aufsprengen können.

Zum Schluss die gute Nachricht: Wie in diesem Kulturkreis so üblich, werden sich die Taliban und noch ein paar andere Warlords bald gegenseitig bekriegen, wie alle Jahrhunderte zuvor.

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Architekturdenkmal Ost

garagen ddr

Gesehen in Havelberg, Sachsen-Anhalt.

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Glöwen. Punkt.

glöwen

Kann jemand erklären, warum die einen Punkt hinter den Ortsnamen gesetzt haben?

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#neuland

kein internet

Deutschland in einem Screenshot. #schland #neuland

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Havelberg, revisited

glöwen havelberg

Die gute Nachricht: Zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt gibt es keine Grenzkontrollen. Die Anreise nach Havelberg geschieht per Bahn von Berlin aus und dann per Bus; wir wurden aber abgeholt.

Das hier ist die Pampa-Ost-Nordwest: Auf der Insel mit der Altstadt wohnen nur noch 480 Leute und ein paar Tausend drumherum. Die Kleinbourgeoisie ist am Gesäß. Nur der Tourismus lohnt sich, aber dazu muss man auch die nötige Mentalität entwickeln, also Cafés nicht schon um 17.30 Uhr schließen, wenn Kaiserwetter ist.

glöwen havelberggalerie stadtinsel havelberg

Unter Männern, die sich seit den 80-er Jahren kennen, kann man stundenlang quatschen, im verwilderten naturbelassenen Garten, über alte und neue Zeiten. So geschah es. Das Haus ist mittlerweile schon wohnlicher. Es geht voran. Alles in Eigenregie, nur ab und zu muss ein professioneller Handwerker ran: ungarische Ofensetzer, afghanische Dachdecker und verrentete Ossis.

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Alles wird hier entschleunigt. Aber in der Altstadt düsen Rentnerehepaare mit und ohne E-Bikes umher, die sich, falls sie sich setzen, untereinander über den Hauskauf in Stuttgart unterhalten. Eine Attitude scheint durch, die mich, falls ich mit ihnen geredet hätte, als ich Kuchen aß, dazu veranlasst hätte, sie an einen bekannten und unterhaltsam schreibenden couponschneidenden Blogger weiterzureichen.

rathaus havelberg

Ab und zu rasen auch Gruppen von Motorradfahrern über das Kopfsteinpflaster, eine Klientel, die selten an Kunstgalerien, von denen es hier nur so wimmelt, anhält.

galerie stadtinsel havelberghavelberg

Der Holzbalken ist aus dem 17. Jahrhundert. Die Keller sind hier älter als die Häuser, die aus der Gründerzeit stammen. Daher findet man noch Holz, das vermutlich den 30-jährigen Krieg gesehen hat.

Für die „Linke“ fand ich einen Satz von Fontane über den „gemeinen Mann“ und dessen Sprache man sprechen müsse. Deal with it.

hafen havelbergselfie burks havelberg

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Wo ist Heimat?

heimat

Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk von einem alten Freund. Wir kennen uns schon länger. Männerfreundschaft eben. Das Geschenk besteht aus Büchern vom Verlag Volk und Wissen. #insiderhumor

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Vorhersehbar, revisited

„Wir haben gewusst, dass es so kommen wird. Ich habe Dorfbewohner mal gefragt: Was ist besser, die Zeit unter den Taliban, oder die Zeit jetzt mit uns? Die Antwort lautete: die Taliban.

Weil die berechenbar seien und es keine Korruption gegeben habe. Weil eine Ruhe ohne Freiheiten und mit Scharia erträglicher sei als dauernder Krieg mit Angst um das Leben von Frau und Kindern. Das zeigte mir, wie verzweifelt die Leute sind. Die Afghanen mögen ein kriegerisches Volk sein, aber sie sind des Kriegs müde. (…)

Ja, wir haben versucht, die Soldaten gut auszubilden. Aber es bringt nichts, wenn die Kommandeure den Sold bekommen, sich den Großteil in die eigene Tasche stecken und bei den einfachen Soldaten unten nichts ankommt. Um ihre Familien durchzubringen, holen die sich dann ihr Geld, indem sie die Zivilbevölkerung ausbeuten. (…)

Wir haben letztlich eine Handvoll Leute reich gemacht, aber die Mehrheit hat nicht profitiert.“ (Ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr, der in Afghanistan war, hinter der Paywall der „Welt“)

Noch Fragen?

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Vorhersehbar

Bettina Gaus sagt im Spiegel Vernünftiges zum Thema Afghanistan: „Das Scheitern des Westens in Afghanistan war vorhersehbar: Krieg ist kein Ersatz für Politik und niemals eine humanitäre Maßnahme.“

Was macht eigentlich die „Linke“? Sie will den Taliban Hilfsangebote machen. Dazu fällt mir gar nichts mehr ein.

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