Mit teuflischem Geschick auf das Herz der offenen Gesellschaft

Ein schönes und pädagogisch wertvolles Stück suggestiver Propaganda liefert der Panzerspezialist Mathias Müller von Blumencron, jetzt Online-Chefredaktion der FAZ, für die mediale Heimatfront ab. Mit geradezu teuflischem Geschick zielt er auf das Herz der offenen Gesellschaft, was auch immer das im Kapitalismus heißen mag. (Vermutlich müsste man „die Märkte“ fragen.)

Auf der einen Seite haben wir die Guten, Fortschritt und Demokratie (und der freiheitlich-demokratische Kapitalismus, der alle reich und glücklich macht). Das sind wir (und die, an die wir Waffen liefern, Saudi-Arabien etwa). Auf der anderen Seite haben wir autoriäte Regime. Das sind die anderen. Putin ist pars pro toto und natürlich der aktuelle Teufel.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz seien die Grundlagen einer freiheitlichen Wertegemeinschaft gefühlt erschüttert worden.

Man könnte fragen, was denn diese Werte seien und welche (Zwangs?)Gemeinschaft auf diese rekurriere? Etwa die der „Moral Majority“? (vgl. Foto der „Jubelparade“, der mit dem Schild bin ich.)

Und westlich? Ist das ein alter antikommunistischer Reflex aus dem kalten Krieg, der aber jetzt – mangels Objekt – eher als Übersprungshandlung zu werten wäre? Der „Kommunismus“ ist weg, daher schlägt man eben Putin, obwohl der kein Kommunist ist. Nur „gen Ostland woll’n wir reiten“ stimmt immer noch.

Im Zentrum stand jeweils der russischen Informationskrieg, das gezielte Säen von Zweifeln. Es ist ein Psycho-Krieg, der mit teuflischem Geschick auf das Herz der offenen Gesellschaft zielt, das Suchen nach gemeinsamer Wahrheit und Gewissheit. (…) Eine ganze Armada von Bloggern, Webseiten und Fernsehsendern ist derzeit dabei, Moskaus Sicht der Dinge in die Welt zu tragen.

Die Generalmobilmachung an der Heimatfront seitens der westlichen Wertegemeinschaft hat „Die Anstalt“ bekanntlich detailliert beschrieben. Von Blumencron „argumentiert“ hier in der Tat infam. Dass die hiesigen Medien zum Krieg in der Ukraine nicht immer korrekt berichtet haben, steht außer Zweifel. Hier werden aber alle, die kritisch nachfragen, auch wenn sie Putin als Vertreter der herrschenden Klasse Russlands nicht als Sympathieträger empfinden, in die Ecke derjenigen geschoben, die sich für Propaganda missbrauchen lassen.

Wikipedia: „An der Finanzierung der Münchner Sicherheitskonferenz beteiligt sich auch die Bundesregierung. So waren für das Haushaltsjahr 2012 im Etat des Bundespresseamts (BPA) Mittel in Höhe von 350.000 Euro für die 48. MSC vorgesehen. Die Linde AG unterstützt die Sicherheitskonferenz als Partner. Zu den weiteren Sponsoren zählen die Unternehmen BMW, Krauss-Maffei Wegmann, Barclays und Deutsche Telekom.“

Kraus-Maffei Wegmann. Warum geben die wohl Geld dafür? Aus purem Altruismus, dem gleichen Grund, warum es auch Facebook gibt.

Blumencron: Wer gewählten Eliten misstraut, lehnt schnell auch Medien und selbst Gerichte ab. Wer dem System misstraut, sucht sich seine Autoritäten außerhalb des Systems. Wer der Demokratie misstraut, stellt schnell den Westen auf die gleiche Ebene wie das dirigistisch geführte Russland.

So etwas sagt jemand, der sich selbst zu einer Elite zählt und seine eigene Aufgabe, Lautsprecher des ökonomischen und gesellschaftlichen Status Quo und der herrschenden Klasse zu sein. Von Blumencron würde leugnen, dass es eine herrschende Klasse gebe. Die „Elite“ ist gewählt, und damit ist es gut. Wie in Russland eben.

Uwe Krüger hierzu: „Die Journalisten lagen ganz auf Linie mit den Eliten und benutzten sogar klassische Propagandatechniken.“

Wie Mathias Müller von Blumencron eben.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Mit teuflischem Geschick auf das Herz der offenen Gesellschaft”

  1. Nathan ganz leise am Februar 10th, 2015 5:11 am

    Das Niveau diese Journalisten ist einfach nur noch zum weinen.

    Wo es um Fakten und deren Verdrehung geht artikelt er über Autoritäten. Das zeigt zwar dass er den Schuss immer noch nicht gehört hat, das war’s aber auch schon. Er selber und sein Marhginalblättchen sind schon lange keine mehr.

    Systempresse erreicht nur Leser die diese Blätter nicht lesen (im Sinne eines kognitiven Prozesse) sondern wiederverdauen.

    Im aktuellen remake von des „Kaisers neue Kleider“ ist dieser nicht nackt, sondern ohne Hirn und auch noch kopflos. Anstelle dessen flattert dort nur noch eine leere Maske. Innen beschriftet mit „Made in Washington D.C“

  2. Karola am Februar 16th, 2015 10:25 am

    Ganz so versiert wie Sie bin ich nicht mit dem Journalismus, aber alles in allem gebe ich Ihnen Recht was das Niveau betrifft.
    Es scheint fast so, als wüsste er selbst nicht so ganz wie er was schreiben sollte. Auch die Verdrehung der Fakten ist wohl nicht so ganz rechtens, so wie ich das sehe. Ich schreibe auch gerne Artikel, aber ich traue mich gar nicht sie online zu stellen, da ich nicht weiß, wie sie auf andere wirken und keiner sie gegenliest.
    Ist es nicht so, dass da mehrere Augen über einen Text gehen bevor er veröffentlicht wird?
    Grüße, Karola

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