Frau vor Mangroven und Palmen

caye caulker

Das Foto habe ich 1980 auf Caye Caulker gemacht. Das ist jetzt das letzte Foto meiner Reisen 1979 und 1981 nach Belize, es sei denn, ich fände noch eines in einem abgelegenen Ordner eines abgelegenen Backups. Es sind IMHO 45, ich muss das noch einmal kontrollieren. Vielleicht gebe ich irgendwann ein E-Book über die Reisen heraus. Aber wer will schon etwas über Zentral- und Südamerika vor 40 Jahren wissen?

Fangt mehr Fisch!

caye caulker

Das Foto habe ich 1980 auf Caye Caulker gemacht. „Die Insel ist ca. 8 Kilometer lang und 2 Kilometer breit und liegt etwa 35 Kilometer nordöstlich von Belize City im Karibischen Meer.“ Caye Caulker war damals noch ein fast touristenfreies spottbilliges Fischernest mit einem riesigen Korallenriff ein paar Kilometer vor dem Strand, an dem man wunderbar schnorcheln konnte.

Gechillt

caye caulker

Caye Caulker, Belize, fotografiert im November 1981. Ich wünsche schöne Feiertage!

Vermischtes

Punta Gorda

Revisited: Fotografiert in Punta Gorda, der südlichsten „Stadt“ in Belize. Das sind dieselbe Frau und dieselbe Hängematte im Hintergrund.

Eilmeldung: Ein Mitglied des Ausschusses, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet, ist zurückgetreten.

Was sonst noch geschah:
– Überall sind Nazis auf dem Vormarsch, nur nicht in Mariupol.

– „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld entschieden!“ – Diese Aussage des EU-Außenbeauftragten Sepp Borrell (vorbestraft) klingt ein bisschen wie die Kriegsrhetorik aus seinem Geburtsjahr (um 1840). Würde vorschlagen, ihn von EU-Chefdiplomat in EU-Chefmilitärhonk umzubenennen. (Martin Sonneborn)

– Neues aus Gaga-Land. Schwarzwälder Bote: „Platzwärterin schaut nach Nutzenden“.

– Russisch ist jetzt offizielle Sprache der FIFA. (Als wenn das jemanden interessieren würde!)

Punta Gorda, revisited

Punta Gorda

Fotografiert in Punta Gorda, der südlichsten „Stadt“ in Belize. Der Ort wird vor allem von Garifuna bewohnt -(„with a mixture of Mopan and Kekchi Maya, Garifuna, Creoles, Lebanese, East Indian and Chinese peoples“) damals rund 3000 Einwohner, heute knapp 6000. Dorthin würde ich sofort wieder reisen. Dass meine damalige Freundin anscheinend missgestimmt guckt, ist vermutlich den Licht- und Mückenverhältnissen geschuldet.

Aus meinem Reisetagebuch, 15.11.1981:
…wir fragen uns durch nach Man Mans Five Stars Cooking Shop in der West Street, bezahlen sechs [Belize] Dollar für eine Hütte [vgl. Foto] mit Hängematte, Frühstück und dinner. Die Leute nennen sich Caribs, im Radio Garifuna, die Tocher spricht mit ihrer Freundin Creolisch. (…)

Wir verbringen den Abend in einem Schuppen, wo gerade die carib queen gekürt wird. Die drei Kandidatinnen tanzen langsam nach vorn auf die Bühne. Der Entertainer ruft aber seltsame Stimmzahlen aus, „6000 votes“ für eine [kann nicht stimmen, weil rund 300 Leute in dem „Lokal“ waren, darunter mit uns nur ein halbes Dutzend Weiße]. Die Band besteht aus 2 Trommeln und einem Mundharmonikaspieler, dessen Melodien (darunter Spanish Eyes) etwas verloren über dem Dum-dum schweben.

Ein paar englische Soldaten sind anwesend. Einer verwickelt uns in ein Gespräch. Wer erfahren, dass er vorher in Berlin-Spandau stationiert war und dorthin zurückkehren wird. Ein besoffener Ami erzählt uns von seinen weißen und schwarzen Kindern. Der Carib-Mann ist sehr besorgt um uns und warnte uns vor „schlechter Gesellschaft“.

Das Dorf [Punta Gorda] ist anders als Dangriga, sehr auseinandergezogen. Das Zentrum liegt an einem kleinen Markt, wo Eier und Obst und Fleisch verkauft werden, das meiste wahrscheinlich aus den umliegenden Dörfern. Wir sehen auch ein paar Maya-Frauen mit „Schador“. (…) Am Strand liegt eine zappelnde Schildkröte, die schon seit gestern da liegen soll…

Vermischtes oder: In case you missed it

mariupol
Mariupol, noch Ukraine

– Venezuela darf nicht mehr bei der UN mitstimmen, weil die Regierung die „Beiträge“ nicht bezahlt hat.

– Finfisher ist pleite.

– Die Deutsche Welle darf nicht mehr aus Russland und aus Afghanistan senden.

– Die Online-Präsenz der Bild-Zeitung ist in Russland gesperrt.

– Der Terror gegen Israel hat wieder Opfer gefordert.

– Nurses protest against COVID policy at a hospital in Shanghai. Die Schulen bleiben geschlossen. Vielleicht werden die Chinesen ihre Strategie ändern.

– Die Ukrainer wollen das Rote Kreuz boykottieren.

– Die Lakaien der herrschenden Klasse in Peru wollen den linken Präsidenten loswerden.

– Rund 30 Prozent der US-Amerikaner misstrauen der Wissenschaft.

Südafrika steht zu Russland.

– Es gibt da noch diese Stellvertreterkriege im Jemen und in Berg Karabach.

– Ich rate von Reisen nach Mali ab.

– Die Regierung in Belize geht gegen die Selbstverwaltung der Maya vor.

– Eine Splittergruppe der FARC ist wieder in Kolumbien aktiv.

– Die mexikanischen Zapatistas brauchen deutsche Übersetzer.

– Ich habe die Blogroll upgedated.

Caye Caulker, revisited again

caye caulker

Am Strand von Caye Caulker, Belize, fotografiert im November 1981. Ich habe keine Ahnung, was das für eine Pflanze ist, vor der meine damalige Lebensabschnittsgefährtin steht.

Fortsetzung des Reisetagebuchs, 7.11.1981: Man fragt Alfonso ganz harmlos, was er sonst noch so arbeite? Antwort: „I gave up this fucking‘ shit.“ Überhaupt ist fucking jedes zweite Wort bei den Unterhaltungen. (…)

Die großen Vögel mit den zackigen Flügeln sind Fregattvögel. Der in einem viel zu kleinen Käfig eingesperrte Papagei schreit ganz fürchterlich, als es zu regnen anfängt. Wenn kein Wind weht, sind die Sandfliegen ganz unerträglich, und selbst das Abbrennen von Moskito-Spiralen hilft nicht, nur der Ventilator. Alfonso rät, die Stiche mit reinem Alkohol einzureiben, dass wenigstens der Juckreiz weggeht…

Rio Hondo, revisited

rio Hondo

Den Ort hatte ich vor drei Jahren schon beschrieben: Grenze zwischen Mexiko und Belize am Rio Hondo, nordöstlich der Höfe der mennonitischen Bauern in Tres Leguas, bei denen ich 1979 ein paar Tage gewohnt habe. Auf der anderen Seite ist Mexiko. Und einer der kleinen Kerle tauchte vor neun Jahren hier schon einmal auf.

Die Geschichte hinter dem Foto ist kompliziert. Am 28.09.1979 standen wir in Cuauhtémoc im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua auf dem Bahnhof, der eigentlich keiner war, sondern nur aus ein paar Geleisen bestand. So etwas kannte ich noch nicht. Wir wollten mit der Ferrocarril Chihuahua al Pacífico an die Pazifikküste. Ein älterer Mennonite sprach uns an; er hatte offenbar gehört, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. Er lud uns ein. Von ihm bekamen wir die Adresse seine Sohnes in Belize. Der Mann hieß Aaron Redekop. Seine Vorfahren stammten aus Russland, vermutlich war David Redekop sein Vater. (1982 war ich noch einmal bei ihm und seiner Frau.)

Am 21.10.1979 überquerten wir die Grenze zwischen Mexiko und Belize. Aus meinem Reisetagebuch:
„Mit ordinario zur Grenze. Kein Trouble, auch nicht mit den Grenzern in Belize. Chetumal [Mexiko] ist ein verschlafenes Nest, fast nur Schwarze. Trampen nach Corozal [Belize]. Tauschen Geld. An der Wand einer Kneipe das Schild: „Beautify America – eat a Redneck„. Trampen von Corozal nach Orange Walk. Leute sehr freundlich, sprechen fast alle nur Spanisch.

Von Orange Walk nach Yo Creek, nur ein paar Hütten. Ein Mennonite nimmt uns mit dem Pickup mit nach Blue Creek und setzt und vor dem Haus von Redekops ab.“

Jetzt muss ich vorgreifen. Blue Creek gibt es nicht mehr, auf der Karte sieht man noch, dass die Gegend besiedelt war. Damals waren dort einzelne Gehöfte, keine geschlossene Siedlung, alle in Sichtweite eines anderen. 1982 erfuhr ich, dass der Hof des jungen Redekop von Mexikanern angesteckt und seine Familie vertrieben worden war – die Redekops kehrten wieder nach Mexiko zurück. Der Grund: Die Mennoniten zerstörten die Felder der Mexikaner (aus Belize), die an der Grenze Marihuana anbauten. Es gab wohl einen Kleinkrieg, den die Mennoniten verloren. Fast alle weigern sich ohnehin, Militärdienst zu leisten. Sie sind eigentlich friedliche und fromme Leute.

War standen vor dem Hof, der nur aus einem Haus und einigen Nebengebäuden bestand und hatte nur den Zettel mit dem Namen. Ein ziemlich attraktive blonde Frau (die oben auf dem Foto) kam mit einem Gewehr heraus und zielte auf uns und fragte, was wir wollten. Als wir auf Deutsch antworteten, ließ sie das Gewehr sinken und bat uns herein. Ihr Mann (oben) kam später von der Feldarbeit und staunte über den Besuch, war aber sehr neugierig, was wir zu erzählen hatten.

Viel interessanter war das, was wir über das Leben dort erfuhren.

Mann und Frau hatten klar zugewiesene Rollen. Wenn er am Tisch saß, rief er seine Frau aus dem Garten, um ihm Kaffee einzuschütten. Alles im Haus kommandierte sie. Alles draußen regelte er. Die Mennoniten war nicht viele und eine verschworene Gemeinschaft mit harten und klaren Regeln. Ich kann mich heute noch an die Geschichten erinnern, die wir abends, wenn wir draußen unter dem Sternenhimmel zusammensaßen, zu hören bekamen. Die Mennoniten sprachen Plautdietsch, was nicht immer einfach zu verstehen war, gemischt mit „modernen“ deutschen Wörtern.

„Wenn der Jakob seine Frau prügelt, dann wissen das ein paar Tage später alle. Und wenn der Jakob dann unterwegs ist, dann lauern ihm der Aaron und der Josef und der Matthias mit dem Ochsenziemer und zeigen ihm, wie sich ein Mann zu benehmen hat. Der Jakob schlägt seine Frau nie mehr.“

Einer hatte es gewagt, eine Mexikanerin zu heiraten – eine Katholikin! Er durfte sich bei den Mennoniten nicht mehr blicken lassen. Die Alten sind alle Pazifisten. Manche fahren noch mit Pferd und Wagen und halten Traktoren für Teufelszeug. Der junge Redekop ist aus der Art geschlagen, war sogar bei der US-Armee, und hat deswegen vermutlich Stress mit seinem Vater.

Was müssen diese Leute wissen, um in der Wildnis zu überleben? In der Schule lernt man das nicht. Redekop war von einer Schlange gebissen worden – auf dem Foto sieht man noch den Verband. Sein Rezept: Man muss die Schlange zuerst töten. Dann nimmt man ein Messer und schneidet den Biss kreuzförmig auf (das hatte er selbst gemacht). Dann bestreicht man die Wunde mit roter Wagenschmiere. Dann spricht man ein Gebet und denkt nicht mehr an die Wunde. Es schien zu funktionieren.

Dieser Menschenschlag würde hier nicht immer auf Sympathie stoßen. Mennoniten sind eine Art erzkonservativer Calvinisten. Sie arbeiten eigentlich immer, wenn sie nicht schlafen. Der Mexikaner an sich ist genau das Gegenteil. Und das sagen die Mennoniten auch unverblümt. Redekop hatte ein paar Knechte, die aus Mexiko stammten. Wenn die Sonne unterging, spendete ein Generator noch Strom. Am ersten Abend war er kaputt, und die Mexikaner fummelten lange erfolglos daran herum. Sie kriegten auch die Kurbel nicht richtig in Schwung. Der junge Redekop sah sich das nicht lange an, scheuchte sie zur Seite und bekam das Gerät mit nur seinem gesunden Arm zum Laufen. Es war sonnenklar, wer die dicksten Cojones hatte der Boss war.

Am Sonntag zieht man keine Jogging-Hose an, sondern das beste Zeug, was man hat. Am Sonntag wird auch nicht gearbeitet. Einmal im Monat treffen sich alle Mennoniten zu einem Fest – da wird ausgeguckt, welcher Hans welche Grete kriegen soll. Wir machten eine Fahrt mit dem Pickup zum Rio Hondo – dort ist das Foto am 21.10.1979 entstanden.

Aus meinem Reisetagebuch:
Essen echt deutsch, viel Fleisch. Toronjas. Zitronen fürchterlich sauer, Pampelmusen sehr süß. Wagenschmiere und Alkohol helfen auch gegen Mücken, warme Milch gegen Vergiftungen. Spazierfahrt zum Blue Creek [gemeint ist der Rio Hondo].

Mittags zeigt uns Redekop sein neues Haus, etwas windschief. Er hat jede Menge Maya-Scherben gefunden. Fast direkt unter dem Hause ist eine ziemlich größe Höhlung, die er irgendwann ausgraben will. Abends Schnack über Gott und die Welt. Redekop begreift nicht, dass in Deutschland nicht alle Farmer werden wollen. Seine Kinder würden gegen Russland [gemeint war die Sowjetunion] in den Krieg ziehen. Er sei früher Scharfschütze mit einer 44er Magnum gewesen. Er sagt, was die Frau tun soll.“

Caribbean Breeze

caye caulker

Fotografiert 1982 auf Caye Caulker, Belize.

Der Fetisch des erinnerten Geldes

cents guyanamünzen Nicaraguasoles perumünzen Belizemünzen Honduras

Caye Caulker, revisited

caye Caulkercaye caulker

Beide Bilder zeigen dieselbe Szenerie. Das obere Foto habe ich im Oktober 1979 gemacht, das untere mit meiner damaligen Freundin im November 1981. Im Hintergrund Caye Caulker vor Belize. In dem blauen Haus habe ich beide Male gewohnt. Warum meine Ex so eine schlechte Laune hatte oder ob sie nur in die Sonne blinzelte, weiß ich nicht mehr. Ich war auch unsicher, ob das Foto nicht seitenverkehrt war, aber dann wäre es das obere auch – das blaue Plumpsklo ist beide Male zu erkennen. Den Ausschlag für meine Entscheidung, dass es so richtig ist, gab die Gürtelschnalle.

Caye Caulker ist heute nicht wiederzuerkennen: Damals gab es nur Holzhäuser, keinen Flughafen, keine Autos, keine „richtigen“ Restaurants, nur Privatküchen, und alles war total easy und chillig, eben typisch karibisch, inklusive Schnorcheln am Belize Barrier Reef. Heute ist die Insel vollgeknallt mit Touristen-Herbergen jeder Preisklasse. Ich habe eine Weile gesucht, aber die Perspektive nicht wiedergefunden, nur auf alten Fotos.

2017 schrieb ich: Eine Fährverbindung nach Belize City gab es auch nicht; man musste sich in den wenigen Hafenkneipen von Belize City durchfragen, wer ein Boot mit Außenborder zu vermieten hatte.

Aus meinem Reisetagebuch 21.10.1079: [Belize City] …Mom’s Restaurant [eigentlich: Mom’s Triangle] rechts hinter der Ziehbrücke. Alle Häuser auf Pfählen, schmutzig, aber mit Atmosphäre. Schwarze in allen Schattierungen, Indios und Chinesen. Fragen uns durch nach einem Boot nach „Kekoko“. [Der mennonitische Bauer aus Tres Leguas im Norden von Belize, bei dem wir gewohnt hatte, empfahl uns „Kekoko“. Da wir keinen Reiseführer (und natürlich auch kein Internet) für Belize hatten, konnten wir das nur lautmalerisch notieren – gemeint ist Caye Caulker.] Der erste Bootsbesitzer will 30 Dollar. Das ist uns zu teuer. Wir fahren mit einem Fischerboot, das Baumaterialien für San Pedro [Ambergis Caye] geladen hat. Kommen in der Dunkelheit an. Essen noch sehr gut Fisch.

caye caulker
Die „Hauptstraße von Cay Caulker 1979. Unfassbar, wie das heute aussieht!

22.10. Lustwandeln am Strand, aber es gibt keine Möglichkeit, Hängematten aufzuspannen. [Heute weiß ich, dass das auch eine blöde Idee gewesen wäre – unter Palmen mit Kokosnüssen!] Ein Karl sagt uns, das sei auch verboten. Die erste Pension (von zweien auf der ganzen Insel!) will 12 Dollar für zwei Personen. Wir kaufen Rum und sitzen auf der Veranda im ersten Stock. 23.10. Gutes Frühstück mit Marmelade, Eiern, Speck und Brot. Wir stehen schon um sechs Uhr auf, weil es um 17.30 Uhr wieder dunkel wird. Wir wechseln das Hotel: sechs Dollar für beide! Treffen den Australier vom Busterminal in Oaxaca.

Sandfliegen sind überall, auch im Bett. Waschen unsere Klamotten mit einem Waschbrett. Baden in der Karibik – herrlich warm, Fischschwärme überall, aber bis ziemlich weit draußen nur 1,5 Meter tief. Caye Caulker ist 200 Meter breit und 800 Meter lang. Sonnenuntergang wie üblich ein Postkartenmotiv. Der „Hafen“ besteht aus einem Holzsteg. In der Nacht sitze ich noch dort und bewundere den Sternenhimmel.

24.10. Fünf Uhr Wecken, aber ohne Mücken. Das Klo ist kaputt. Freiluftklo auf dem Kai [das blaue Häuschen] ist angesagt, mit Sandfliegen. Wandere um die Insel, das ist aber kaum möglich [wegen der Mangroven, vgl. Foto unten]. Das Piraten-Englisch der Fischer ist kaum zu verstehen.

caye caulker

Aus meinem Reisetagebuch, 05.11.1981: Caye Caulker! [dort angekommen] Der Bus von Chetumal an der [mexikanischen Grenze] ist jetzt auch moderner geworden, kostet fünf Pesos, und da ich zehn Pesos im Busbahnhof auf dem Boden finde, kommen wir gerade so hin. Der mexikanische Zoll kontrolliert nicht, ob wir ein Visum für Belize haben. Im neuen Zollgebäude von Belize ist ein Heidenspektakel, nur ein Mann und der gesamte kleine Grenz- bzw. Berufsverkehr. Ein Mexikaner handelt sich einen Rüffel ein, da er sich über die Theke neigt und „señor!“ brüllt. Die Abwicklung der Formalitäten geht zwar langsam, aber korrekt in Oxford-Englisch vor sich. Der Zollhäuptling wie im Kolonialzeitalter mit Schirmmütze, Zigarette, piccobello Uniform und muskulösem Oberkörper trifft erst später ein. Wir bekommen ohne Schwierigkeiten eine Aufenthaltserlaubnis für die Zeit, die wir angeben.

Wir trampen bis Corozal, tauschen Geld bei Barclays, und essen ein Toast-mit-cheese-and-ham-Frühstück im Hotel auf der rechten Seite kurz vor der Brücke beim Ortsausgang. [Keine Ahnung, ich finde das nicht mehr.] Wir nehmen den Lokalbus nach Belize City.

Der erste Eindruck: Alles ist ohne Firlefanz eingerichtet, kein Jesus, Maria etc. an den Wänden, saubere Toiletten, der Tisch wird geputzt, der Bus ist genau so alt wie in Mexiko, aber viel gepflegter, nichts ist kaputt. Nach längerem Fragen erwischen wir ein Charter-Boot, nicht ohne mehrere Verkaufsangebote für Gras usw. über uns ergehen lassen zu müssen. Bei Dunkelheit kommen wir in Caye Caulker an.

Am nächsten Tag Wäsche waschen, Umschau in der Tierwelt [vgl. Fotos unten], die bekannte Mischung aus Sandfliegen, schönem Wetter und gutem Essen. Im besten „Restaurant“, kurz vor „Edith“ rechts in der zweiten Häuserreihe gibt es Lobster mit Kartoffelsalat für fünf Belize Dollar. Sehr viele Leute sprechen Spanisch oder bekennen in wehmütigem Ton, dass Spanisch ihre Muttersprache sei. Aber dann hängt auch sofort wieder ein Jesus an der Wand, auch wenn sie ausnahmsweise der Assemblies of God angehören.

Heute regnet es, und wir kommen gerade rechtzeitig vom Riff zurück. Leider etwas zu starker Wellengang und zu wenig Sonne. Die Unterwasserwelt ist ein bisschen unheimlich, was noch verstärkt wird dadurch, dass man die Entfernungen falsch einschätzt. Die größte Tiefe beträgt höchstens zwei Meter. Die Fische scheinen keine natürlichen Feinde zu haben, jedenfalls schwimmen sie nicht weg. Ein kleiner schwarzer Fisch frisst mir fast eine abgebrochene Koralle (oder was auch immer das war) aus der Hand. Einige große Fische haben eine Metallic-Randstreifen. Sehr viele blaue mit gelbem Schwanz und ganz dicke Rotbunte und einige blau und gelb Gestreifte.

Sonntag Abend ist bei Martinez große Disco-Time, und die Leute kommen sogar per Boot von den anderen Inseln. Die andere Bar gefällt uns nicht – dort verkehrt wohl die lokale Unterwelt.

Frühstück bei „Rivas“ ganz lecker mit Apfelsine und Haferschleim, aber mit einer Kompanie Ameisen auf dem Tisch. Kommentar: „Die wollen auch nur Honig frühstücken.“ Der Käpt’n heißt Alfonso. Man fragt ihn ganz harmlos, was er sonst noch so „arbeite“. Antwort: „I gave up this fuckin‘ shit.“ Überhaupt ist „fuckin'“ jedes zweite Wort bei den Unterhaltungen. Ein anderer Einheimischer erzählt, dass sein Schiff von Placencia nach Honduras fahre, aber vielleicht ist es dasselbe, was auch nach Belize City und zurück geht.

Bis jetzt ist mir der Unterschied zwischen Creolen und Cariben vom Aussehen her nicht klar. Wenn kein Wind geht, sind die Sandfliegen unerträglich, und selbst das Abbrennen von Moskito-Spiralen hilft nicht, Alfonso rät, die Stiche mit reinem Alkohol einzureiben, dass der Juckreiz weggehe…

caye caulkercaye caulker

Sarstoon Temash National Park

Sarstoon Temash National Parkborder belize guatemala

Die Geschichte zu den beiden Fotos habe ich hier vor zwei Jahren schon erwähnt:
Wir waren in der Nacht von einem Schmuggler illegal über die Grenze zwischen Belize und Guatemala gebracht worden, Guatemala erlaubte hier keine Grenzübertritte. Wir wollten aber hinüber, weil die Option gewesen wäre, durch halb Belize wieder nach Norden reisen zu müssen, was eh schon mühselig gewesen war. Der Kerl hatte uns mit seinem Kanu bei Sonnenaufgang einfach am Strand abgesetzt – nach dem Motto: Jetzt seht mal zu, wie ihr weiterkommt. Sein Geld hatte er ja im voraus bekommen. Meine Begleiterin blieb am Strand und passte auf die Rucksäcke auf. Ich musste jemanden finden, der mir sagen konnte, wo wir einen legalen Einreisestempel für unsere Pässe bekommen würden.

Das war einer meiner zwei illegalen Grenzübertritte in meinem Leben. Die Fotos habe ich kurz nach Sonnenaufgang irgendwo in der Nähe des Temash River (haha, nur ein Plattdüütscher Wikipedia-Eintrag, auch keiner in Englisch – vermutlich von den in Belize ansässigen Mennoniten angelegt) nicht weit von Guatemala gemacht. Vermutlich sieht man oben den heutigen Sarstoon Temash National Park, ein undurchdringliches Mangroven-Gewirr, in das sich nur wenige Siedler trauen, fast ausschließlich Garifuna.

Aus meinem Reisetagebuch, 16.11.1981:
Der große Deal begann gestern: Mau Mau [so wurde der Schmuggler, unteres Bild mit Hut, genannt] will 20 Dollar mehr, 10 für ihn, 10 für den Immigration Officer. Nach langem Verhandeln geht er auf 10 Dollar runter. Die meisten Leute haben irgendwelche „Handelsbeziehungen“ mit Guatemala. In einem Shop im Dorf [Punta Gorda] bekommen wir 20 Quetzal. Mau Mau erzählt, dass Italiener beklaut worden seien, aber in Puerto Barrios nur 15 US Dollar für 20 Quetzal bekommen hätten.

Wir brechen nach Mitternacht um drei Uhr im Einbaum auf und werden ziemlich nass. Um fünf Uhr morgens sind wir in Livingston, was vom Wasser aus wie ein armseliges Nest aussieht…

Blue Hole

blue hole belize

Aus dem South America Handbook (1984):
Excursion: 13 miles from Belmopan along a bad road is the Blue Hole. This is a natural pool which lies about 100 ft. below the road. It can be reached by steps and swimmmg as possible. 2 miles SW of the Blue Hole are St. Hernan‘s Caves, which are magnificent (they are 1/2 mile off the road from the Blue Hote to Betmopan along a dirt track). A torch is essential; you can walk for more than half a mile underground.

Leider ist das Foto ein wenig unscharf. Fotografiert am 11.11.1982. Ich habe noch einmal überlegt. Es gab einen Widerspruch, den ich hiermit korrigiere: Von Belize City bis nach Dangriga sind wir getrampt, und der freundliche Fahrer, der uns mitnahm, zeigte uns das Blue Hole. Von Dangriga nach Punta Gorda versuchten wir zu trampen, gaben aber am frühen Nachmittag auf, weil gar kein Auto kam, und sind nach Dangriga zurück, weil am nächsten Tag ein Bus fuhr, den wir nahmen.

Caribbean feeling

belize city

Aus meinem Reisetagebuch, November 1981:
Belize City ist eine traumhafte Stadt, was koloniale Atmosphäre angeht. „Alle Welt“ trifft sich bei Mom’s Triangle*, dort ist die Informationsbörse. was Richtung Cays oder nach Honduras geht, obwohl da auch die Mode-Rastas rumhängen und alle mit dummen Sprüchen anmachen. Offenbar ist es ein besonderes Ritual, wenn sie einen nach dem Namen fragen: Man habe nicht genug „Energie“, wenn man ihn verrät. Zu Mom’s: Das Haus davor an der Ecke der Swing Bridge ist wohl abgebrannt [1979 war es noch da].

Wir bleiben bei Marin’s Travel Lodge (6 Craig Street, damals knapp 13 Dollar), sicher, absolut sauber, große Zimmer. Nebenan der Chinese Jane’s, sehr gut und extrem zuvorkommen, als wir um Chop Sticks bitten und damit essen.

dangrigadangrigaDangriga

Dangriga, früher: Stann Creek

Der Fahrer, der uns in Belize City mitgenommen hat, setzt uns an einem privaten Haus ab, das ein Gästezimmer hat. Die Ladies in unserer Pension sind wohl teilweise indischer Herkunft und tragen mindestens zehn Ringe an den Fingern. Überall liegt Literatur der Zeugen Jehovas herum.

(…) Nachts gehen wir in eine Reggae-Bar, wo besoffenen Typen herumhängen und andere nur Wasser trinken. Das Mennoniten-Haus ist in der Front Street. Die Straßen sehen aus wie im Wilden Westen. Viele kreolisch-chinesische Namen an den Geschäften. Die Läden wie aus dem Bilderbuch: der zahnlose chinesische Opa, der hinter einem Tischchen steht und Lose einer Lotterie verkauft (was sehr viel tun), die dicken Mamis, die hüftschwingend zum Einkaufen gehen, eine sogar mit Pudelmütze – bei der Hitze!

Abends Kino. Der Mond geht blutrot auf (Foto), ein Ami-Scheiß über „Abenteuer nach dem 3. Weltkrieg“. Bei Action-Szenen freuen sich die Leute oder wenn irgendjemandem etwas passiert, die meisten werden sich wohl kaum etwas dabei denken.

Seltsamerweise hält der Bus nach Punta Gorda nicht vor dem Bus-Terminal. Er kommt kurz nach elf und ist noch nicht einmal voll, was für Mexiko undenkbar wäre. Die Strecke ist mörderisch. wir fahren über Georgetown Junction und Mango Creek, dann über Big Falls nach Punta Gorda. Sehr viele mit Schilf gedeckte Hütten, meistens Maya, einige Frauen laufen sogar barbusig herum. Zahllose Sekten-Kirchen, wohl nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, missioniert zuerst.
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* Es gibt sogar ein Foto der damaligen Inhaberin auf Facebook.

Belize City, backstage

Belize city

Belize City 1979.

Belize City, revisited

Belize city

Belize City 1981. Ich habe noch mal in meinen alten Reisepass geguckt. Ich war im November 1981 in Belize, bin dann über Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica nach Panama gereist, wo ich Silvester gefeiert habe. Die Dame in grünen Hosen ist meine damalige Freundin.

Die kleinste Hauptstadt der Welt

Belmopan

Belmopan, die Hauptstadt von Belize (1982). „Im Jahr 1965 wurde der endgültige Beschluss gefasst, eine neue Hauptstadt an einem sichereren Ort zu errichten, und im Jahr 1970 konnte der Regierungssitz von Britisch-Honduras nach Belmopan verlegt werden. Die Regierungsgebäude wurden im modernen Stil an die klassische Maya-Architektur angelehnt. Ursprünglich waren für die Planhauptstadt 40.000 Einwohner vorgesehen, aufgrund der Lage und des heißen und schwülen Klimas hat die Stadt bis heute erst etwa 23.000 Einwohner.“

Smile!

punta Gorda

Ein Garifuna-Mädchen aus Punta Gorda, Belize (1981)

Swing Bridge

BelizeBelize

Der Hafen von Belize City (1981) mit Blick auf die berühmte Swing Bridge. Die Brücke „is the oldest swing bridge in Central America and one of the few manually operated swing bridges in the world still in use.“

Ich war zwei Mal in Belize – definitiv eines meiner Lieblingsländer. Auf der rechten Seite hinter der Brücke war eine stadtbekannte Bar, wo sich damals auch die wenigen Ausländer trafen. Vor allem saßen dort ehemalige englische Soldaten, die in Belize hängengeblieben waren und interessante Geschichten zu erzählen wussten.

Das untere Foto zeigt den Blick landeinwärts, von der anderen Seite des Flusses.

The People of Belize

People of Belize

Mango Creek, in der Nähe von Dangriga, formerly know as Stann Creek, in Belize, Mittelamerika (1981). Dangriga ist ein bedeutender Ort der Garifuna.

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