Babylonien, revisited, 18.0

Babylonien, revisited, 18.0: Edo. Der Nigerianer wollte mich wohl auf den Arm nehmen, weil er mich zuerst auf Englisch anredete, was er fließend sprach, und ich antwortete dementsprechend. Später merkte ich, dass er genau so fließend Deutsch beherrschte und Angestellter des Krankenhauses war.

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Arbeiten 4.0 oder: Unter Value Factoring Consultants

factory

Wer das schreibt, ist doof: „bringt neue soziale Probleme mit sich und wirft grundlegende soziale Fragen auf“. Wer dann weiterliest, ist auch doof. Nein, ich schwurbele nicht so sinnfrei herum, sondern die SPD bzw. ein von Frau Dings (SPD) geführtes Ministerium.

Also versuche ich es noch einmal. Der Kapitalismus ist noch lange nicht am Ende. Das sagt jemand, der meint, der Kapitalismus sei bald am Ende, weil man die Embryonen einer anderen Gesellschaft schon erkennen könne.

Noch mal verschwurbelt, suggestiv Kapitalismus-affin, also SPD-like: „Arbeiten 3.0 meint die Zeit der Konsolidierung des Sozialstaats und der Arbeitnehmerrechte auf Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft. (…) Arbeiten 4.0 wird vernetzter, digitaler, flexibler sein. Wie genau die zukünftige Arbeitswelt aussehen wird, ist offen.“

Ja, und ihr habt noch etwas anderes offen: „Soziale Marktwirtschaft“ ist ein weißer Rappe, lupenreine Propaganda und Neusprech vom Feinsten. Aber was rege ich mich unnütz auf: Von Sozialdemokraten und ihren Lohnschreibern erwarte ich nichts anderes als Gefasel.

to do

Und ja: Ich habe einen Plan, was ich schreiben werde, obwohl es für wohlwollende Leserinnen und geneigte Leser, die hier selten vorbeischauen, nicht so aussehen mag. Tl;dr? Dann geht doch zu LeFloid, der übrigens auch ein kluger, intelligenter und politisch denkener Mensch ist.

Ich empfehle noch einmal ein Buch, das ich mit Gewinn gelesen habe, das die richtigen Fragen stellt und sogar sehr interessante Antworten gibt, wie es mit dem Kapitalismus in der Zukunft aussehen könnte und was danach zwangsweise kommt: „Aufbruch ins Ungewisse (Telepolis): Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Dauerkrise„. (Nicht alle Kapitel sind interessant, aber die ersten beiden sind schon allein das Geld wert.)

Das Fazit: Die Zukunft jenseits des kapitalistischen Marktes ist schon da, man sieht sie aber noch nicht wirklich. Als Beispiel für ein ökonomisches und politisches Embryo hatte ich hier die Ciompi im 14. Jahrhundert genannt: Die Arbeiter der Wolltuchindustrie, einer der Vorformen der kapitalistischen Massenproduktion, entmachteten den Adel und schufen die erste Demokratie der Neuzeit in Mitteleuropa. 500 Jahre, bevor der kapitalistische Markt die alles beherrschende Wirtschaftsform wurde, konnte man also schon erahnen, wie das (die politische Form, die zum Kapitalismus weltanschaulich am besten passt, weil sie der herrschende Klasse nützt) mal aussehen würde, wenn es sich durchgesetzt hätte. („Sätze mit mehr als 30 Wörtern versteht kein Mensch auf Anhieb“, lehre ich übrigens meine Studenten.)

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Wie sieht also die Arbeit aus, wenn der Kapitalismus sich selbst klammheimlich transformiert? Factoring Consultant oder Factoring Broker ist zum Beispiel ein Beruf, der aus dem Finanzkapitalismus stammt. Die Art und Weise zu arbeiten kommt jetzt auch in anderen Sparten vor:
Flexibility – set your own hours. Reoccurring Income – get paid for the lifetime of the customer. Virtual Office – work from a home office.

Hört sich gut an, ist es aber nicht automatisch. Im aktuellen Print-„Spiegel“ kann man das nachlesen: In einem Unternehmen, das digitale Produkte herstellt, entscheiden die Arbeiter selbst im Team darüber, was sie wie wie lange herstellen. Das könnte der Kommunismus sein, wenn es keinen Chef gäbe (den gibt es aber). Nachteil (oder auch Vorteil): Alle kontrollieren alle Arbeitsschritte. „Alle Beschäftigten sind am Gewinn beteiligt.“ Wer nicht spurt, fliegt also raus, aber einen Betriebsrat gibt es nicht. Ceterum censeo: Wenn es den Eigentümer nicht gäbe, sondern das Unternehmen allen gemeinsam gehören würde, wäre das Sozialismus, wie man ihn sich erträumt. Oder auch nicht.

Den Rest müssen die geneigten Stammleserinnen und wohlwollenden Stammleser (die noch übrig geblieben sind) selbst denken. Ich hoffe, dazu angeregt zu haben.

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Phantasien

„Und natürlich wusste er, dass wir, die Medien, die Gesellschaft, noch lange über sein Handeln reden würden. Großartige Phantasien über das Selbst in der Nachwelt gehören mit zu einer solchen Tat.“ Das sagt der Psychoanalytiker Micha Hilgers über den Piloten, der sich selbst und viele andere Menschen im März tötete.

Spontan erinnert mich das an ein Buch, das ich vor langer Zeit geschrieben habe und an die möglichen Motive eines Menschen, der den Suizid wählte und den ich, ohne das jemals beweisen zu können, im Verdacht hatte und habe, die Umstände so arrangiert zu haben, dass die „Nachwelt“ wild spekulieren musste, was wohl das Motiv für den Freitod sei und ob nicht doch ein Mord vorliege.

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Methoden eines hochkomplexen Geheimdienststaates

„Die Methoden eines hochkomplexen Geheimdienststaates, der sich auf flächendeckende Ausspionierung, Überwachung und Morde gründet“. Das ist jetzt ein Rätsel. Wen meinen die? Ich muss die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser fragen – auf welchen Staat trifft das zu?
[ ] die Ukraine?
[ ] der IS?
[ ] die USA?
[ ] Nordkorea?

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Babylonien, revisited, 17.0

Babylonien, revisited, 17.0: Yoruba.

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Bester Neger oder: Sachdienlicher Hinweis

Martin Sonneborn: „Irre ich mich, oder fehlt bei den Oscar-Gewinnern die Kategorie ‚Bester Neger‘?“

Frage von Gunter Grigo:
Sehr geehrter Herr Sonneberg, wie steht Ihrer Partei zu den geplanten Handelsabkommen? Werden Sie CETA, TTIP, TISA zustimmen?
Antwort:
Sehr geehrter Herr Gringo,
die PARTEI-Position ist folgende: Nach der Machtübernahme werden sämtliche Personen, die sich für TTIP eingesetzt haben, an die Wand gestellt.
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Sonneborn, MEP

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Babylonien, revisited, 16.0

Babylonien, revisited, 16.0: Luo (Kenia und Tansania). Ich glaube, ich werde mir mal ein Buch von Grace Ogot zulegen (nie gehört – muss ich zugeben).

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Platons Höhlengleichnis

Plato’s Allegory of the Cave - Alex Gendler

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Platons Höhlengleichnis kurzweilig erklärt (in Englisch)!
Quelle: ed.ted.com: Alex Gendler: „Plato’s Allegory of the Cave“

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Kreisel

kreisel

Wissen die Nachgeborenen, was es mit dem Steglitzer Kreisel auf sich hat(te)? Nur ein paar Satzfetzen von Wikipedia: „Da nach Fertigstellung des Hochhauses kein Mieter für die Büros gefunden werden konnte, zog schließlich das Bezirksamt Steglitz dort ein.“ (…) „bereits über eine Sprengung der Bauruine nachgedacht worden war“ (…) „steigende Baukosten“ (…) „Insolvenz anmelden“ (…) „Bauarbeiten eingestellt“ (…) „Aufgrund einer Bürgschaft in Höhe von 42 Millionen Mark (in heutiger Kaufkraft 60 Millionen Euro) musste der Senat für die Schulden der Architektin aufkommen.“ (…) „hatten dem Bauprojekt leichtfertig vertraut“ (…) „ohne Ergebnis musste der parlamentarische Untersuchungsausschuss seine Arbeit einstellen“. (…) „Asbestfunde“ (…) „Der Leerstand des Steglitzer Kreisels seit 2007 kostet den Berliner Senat jährlich mehr als 700.000 Euro.“

By the way: In (!) der Autobahnbrücke – hoch über dem Verkehr – wohnen Obachlose. Die habe ich aber nicht fotografiert.

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Whitewashing the Saudi connection to 9/11

New York Post und The Independent (UK):
The FBI has been accused of covered up alleged ‚Saudi Arabian links‘ to the 9/11 attacks. US newspaper the New York Post reports that the crime agency investigated claims that a prominent Saudi Arabian family had abruptly left the country weeks before 9/11. Details of the investigation were kept from the Congressional committee that looked at the attacks, the newspaper says.

War bestimmt reiner Zufall…

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Architektonische Stilfrage

rudowLentzeallee

Foto oben: Berlin-Schmargendorf, Lentzeallee. Unten: Berlin-Rudow, Köpenicker Straße.

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Gelb und trotzdem kein Hopfen

Hopfenweg

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Endlich ein bisschen Sonne

sonnenuntergang

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Ilsebill salzt immer noch nach

Grass, ey.

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Women’s rights

+972

Meine These war: Wer das Existenzrecht Israels verteidigt, muss nicht automatisch ein Netanyahu-Versteher sein. Ich höre lieber auf die (wie hierzulande: zerstrittene) isrealische Linke. (Credits für die Montage: Lisa Alony)

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Media: Watchdog of ratings

+972

Offenbar haben sie in Israel ein ähnliches Problem wie hier mit dem „Klassenstandpunkt“ der Medien. Ich kann übrigens nur immer wieder +972 zur Lektüre empfehlen (in der Blogroll), wenn man sich über Israel realistisch informieren will. Auch in der einzigen Demokratie des Nahen Ostens gibt es eine herrschende Klasse. Man kann also nicht mit „Israel“ solidarisch sein, weil man mit Staaten genausowenig solidarisch sein kann wie mit einem Börsenkrach. „Die“ Isrealis meint zudem auch diejenigen Staatsbürger Israels, die keine Juden sind.

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Gut erkannt

Zitat eines Feuerwehrmanns gestern Nacht, dort, wo ich als „Bodyguard“ für das medizinische Personal arbeite: „Die Welt ist ein Irrenhaus, und hier ist die Zentrale.“ So war es auch.

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Unter Polygonen

Landa

Passiert irgendwo etwas? Ist irgendwo etwas relevant für mein Leben? Man kann sich stundenlang durch die Medien und die sogenannten sozialen Netzwerke wühlen, oder es auch lassen – es macht keinen Unterschied. Dann treibe ich mich doch gleich in noch sinnloseren Welten herum.

In meiner wenigen Freizeit baue ich gerade wieder einmal eine Gor-Sim in Secondlife. Die Besitzerin – eine US-Amerikanerin – zahlt natürlich dafür. Das „Honorar“ ist aber eher symbolisch gemeint, wurde frei ausgehandelt, und bewegt sich auf Mindestlohn-Niveau.

Virtuelles Bauen – das meint: Ich habe zunächst eine riesige leere, von „Wasser“ umgebene platte Platte vor mir. Und die virtuelle Erde war wüst und leer und mein Geist schwebte noch über den Wassern. Auf diese Erde passen 16000 Polygone in beliebiger Form. Jede Seite eines Polygons kann mit einer unterschiedlichen Textur ausgestattet werden – etwas wie ein Würfel, der sechs verschiedene Seiten hat. Man kann also jede denkbare Grafik hochladen und ein virtuelles Objekt damit realistisch aussehen lassen. Auf den Screenshot sieht man noch viele gelbe Flächen, die eine Art Maserung haben – bei diesen Prims fehlt noch eine Textur. Die Brücke auf dem unteren Bild habe ich natürlich auch gebaut, sie hat rund 50 Prims. Der gebildete Italien-Reisende wird auch gleich erkennen, welches Bauwerk mich inspiriert hat. (Um ein solches Objekt zu bauen, braucht man mehrere Stunden. Da es in Secondlife keine „Gravitation“ für Prims gibt, schweben unfertige Gebäude noch in der Luft.)

Das alles ist eine (sinnfreie) Wissenschaft für sich, wenn man Mesh und „Sculpted prims“ dazunimmt. Man darf auch nur rund 10000 „Prims“ (Polygone) verbauen, weil sich sonst die Avatare, die dort herumlaufen sollen, nicht mehr bewegen können – der Rechner, der eine Sim „handeln“ muss, kann das dann nicht mehr rendern, was zur Folge hat, dass alles nur noch ruckelig oder in Zeitlupe abläuft.

Die Stadt, die ich baue, muss auch für Herumballern und virtuelle Hauereien geeignet sein, da Raids, also Angriffe bewaffneter Avataren auf andere, ein wesentliches Element des Rollenspiels sind. Das bedeutet: Die Verteidigungsanlagen müssen so gut sein, dass Angreifer es nicht allzu leicht haben (man beachte die „Wehrgänge“ der Stadtmauer), andererseits dürfen sie auch nicht chancenlos sein – dann käme niemand mehr und es wäre langweilig. Das „Bauen“ kann man nicht lernen – man muss eine große Erfahrung haben, um gut zu sein.

Für eine ganze Stadt – wie die obige – brauche ich, da ich nur wenig Zeit habe, ungefähr vier Wochen. Es gibt – finde ich – schlechtere Hobbys…

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Den Kapitalismus ausbremsen?

Armen Avanessian in der schweizer „Wochenzeitung“:
„Man begegnet heute einer Entradikalisierung bis zum totalen Mangel an Vorstellungskraft. (…) Die Nostalgie prägt auch die Vorstellung davon, wie man politisch aktiv ist: Man geht auf die Strasse, man verbindet sich, der Volkskörper stellt sich her, übt Widerstand und hat revolutionäre Kraft. Nur: Das hat immer weniger Wirkung. (…) Wir müssen lernen, wie Widerstand heute zu leisten ist und wie ein idealer Revolutionär aussieht: Das ist heute kaum mehr Che Guevara mit der Kalaschnikow im Dschungel, sondern ein technologisch informierter Edward Snowden. Die Frage ist doch: Nehmen wir neue Technologien an, und wie können wir sie steuern? Aber sich von Facebook abzumelden, wird nicht helfen. Ich begrüsse es, dass es immer mehr Leute gibt, die keine Lust aufs Flugblätterverteilen haben, es aber durchaus als politisch empfinden, programmieren zu lernen.“

Das scheint ein kluger Mann zu sein. Ich kannte ihn noch gar nicht. Und er lehrt sogar Berlin.

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Granma oder: Verwandte Seiten

Granma

Die Granma lese ich manchmal, wenn ich mich über Lateinamerika informieren will. Natürlich ist die kubanische Parteizeitung nicht bei Facebook. Interessant aber, was Facebook mir ganz „wertneutral“ als „verwandte Seiten“ anbietet!

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