Diverse Frontberichte

Tel Aviv
Anflug auf Tel Aviv, 08.10.2023, 15:15 Uhr

Naher-Osten-Front

– Da bin ich mit den religiösen Zionisten völlig einig: „Wer jetzt über einen palästinensischen Staat spricht, lebt auf einem anderen Planeten“. So wie die deutsche Regierung.

Schon 2007 hatte Henryk M. Broder vorausgesagt, dass ein „palästinensischer“ Staat an den Arabern scheitern würde. 2014 schrieb er: „Die Zwei-Staaten-Lösung ist tot“. Lesenswert und aktuell, aber leider hinter einer Paywall:

Die Zweistaatenlösung scheint eine Art Zauberformel zu sein, die man nur aussprechen muss, damit im Nahen Osten die Friedensglocken zu läuten anfangen. Wer immer es ist, der sie ins Gespräch bringt, tut so, als habe er den Gordischen Knoten mit einer Nagelfeile zerlegt. Dabei ist die Idee alt und von den Zeitläuften längst überholt. (…)

Die Position der Israelis ist leicht zu erklären. Sie misstrauen den Palästinensern. Arafats Versprechen von 1993, die PLO werde „das Recht des Staates Israel auf Existenz in Frieden und Sicherheit“ anerkennen und „auf Terror und jede andere Art von Gewalt“ verzichten, hatte eine extrem kurze Halbwertzeit.

Die Übernahme des Gazastreifens durch die Hamas 2007 bestätigte die schlimmsten Befürchtungen über die demokratischen Standards einer palästinensischen Staatlichkeit. Die Parole „From the river to the sea“ ist keine Einladung zu einem gutnachbarlichen Nebeneinander. (…)

Die Hamas, die Hisbollah, der Islamische Dschihad und alle anderen Organisationen, die angetreten sind, Palästina von den „Zionisten“ zu befreien, machen keinen Unterschied zwischen „Israel“ und den „besetzten Gebieten“. Manche Israelis gaben sich lange der Hoffnung hin, ein Rückzug auf die Grenzen von vor dem Sechs-Tage-Krieg würde den Weg zu einem Friedensabkommen ebnen. Land für Frieden. Spätestens am 7. Oktober letzten Jahres wurden sie eines Besseren belehrt.

Wer sagt es Olaf Scholz?

– Übrigens kommen jetzt einige Probleme in Israel, die per default ungelöst waren und sind, auch jetzt wieder hervor. Die Jerusalem Post: „Mass exodus threatened by chief rabbi if haredim are forced into military service“.

Kernsatz: The state exists on Torah study, and without the Torah, the army would not have succeeded. Aha. Vielleicht haben die Juden in Europa nur nicht genug ihre frommen Bücher gelesen, um die Shoa zu verhindern? Auch der Chief Rabbi (kein offizieller Titel übrigens, sondern nur Angeberei) lebt in einer anderen Welt. Das kommt davon, wenn man den Religioten nicht klar und deutlich zeigt, wer das Sagen hat. Israel ist nicht von frommen oder orthodoxen Juden gegründet worden, sondern von säkularen Juden, die oft von der sozialistischen Idee beeinflusst worden waren. Auch die Ministerpräsidentin Golda Meir war Atheistin.

Innere Front

islamic chorus
Berlin-Kreuzberg, Karneval der Kulturen, Mitglieder der Grüninnen, 2030 (Symbolbild)

Wulff lobt Ramadan-Beleuchtung – „Dann kann man auch mal ein muslimisches Lied singen“. Moment – das hat doch bestimmt etwas mit der Cannabis-Freigabe zu tun? Man könnte das vielleicht mit Preußens Gloria kombinieren. (Ich höre gerade Jingo, das passte überhaupt nicht.)

spiegel

– Ich erinnere mich ganz vage: Hören nicht auch andere mit? Vielleicht sogar die NSA? Ach ja, das Thema hatte Pofalla beendet. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu hören sehen.

By the way. „Die Software von https://de.wikipedia.org/wiki/WebexWebex und insbesondere die verschiedenen Browser-Erweiterungen standen in der Vergangenheit in der Kritik, da Sicherheitslücken aufgetreten seien. Die Verwendung des Plug-Ins für den Webbrowser Firefox wurde von Mozilla am 23. Januar 2017 zwischenzeitlich sogar global gesperrt, sodass der Zugriff für Webex-Anwender über die Desktop-Software erfolgen musste. Eine Webex Konferenz erlaubt als Option des Gastgebers die Einwahl per Webbrowser und per Telefon. Solche Kanäle sind dann aber unverschlüsselt.“

Die pöhsen Russen hören also unverschlüsselte Gespräche mit. Gut zu wissen. Das wäre mit Merkel nicht passiert. Einmal mit Profis arbeiten!

Ostfront

russianukrainewar
Russische Soldaten schleppen einen erbeuteten Panzer der ukrainischen Streitkräfte aus Avdeevka ab.

Berliner Zeitung: „Polens Außenminister: Soldaten aus Nato-Ländern sind bereits in der Ukraine“.

Das Ministerium de Wahrheit informiert: Die NATO führt Krieg gegen Russland, weil Russland Krieg gegen die Ukraine führt. Deswegen führt die NATO keinen Krieg gegen Russland.

Ich denke, die Polen werden es so machen, wie die Russen es schon vorhergesehen haben: Sie werden in den Osten der Ukraine einmarschieren, zusammen mit der französischen Fremdenlegion, und sich ihre ehemaligen Ostgebiete irgendwie wiederholen, bevor die Ukraine vollends kapituliert. Dann ist es immer noch kein „offizieller Krieg“. Oder die russische Propaganda (also automatisch voll gelogen) behält recht und Selenskij wird nach Florida geschickt.

Bonus: Vielleicht siegt der Kommunismus bald in Salzburg.

Gesichert [bitte selbst ausfüllen]

gesichert

Zwei Verfassungsschützer, die sich die Formulierung „gesichert rechtsextrem“ ausgedacht haben, die ihnen jetzt alle deutsche Medien nachplappern.

Denunzianten

Walter Anrndt
Gedenktafel für Walter Arndt am Haus Invalidenstraße 43 (Naturkundemuseum) in Berlin-Mitte

„Wegen kritischer Äußerungen über den Nationalsozialismus wurde Arndt 1943 denunziert: zum einen vom Ehepaar Siegfried und Hanneliese Mehlhausen (eine Jugendfreundin und enge Freundin der Schwester Arndts) und zum anderen von seinem Kollegen Wolfgang Stichel (Zoologe, Spezialist für Wanzen). Trotz mehrerer Gnadengesuche von Kollegen, unter anderen von Hanns von Lengerken, Ferdinand Sauerbruch, Oskar Heinroth, Katharina Heinroth, Franz Ruttner und Hans Hass, wurde Arndt am 11. Mai 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 26. Juni im Zuchthaus Brandenburg-Görden im Alter von 53 Jahren hingerichtet.“

Heute wird das Denunziantentum sogar staatlich gefördert. „Kritisch Äußerungen“ heißen vermutlich bald allesamt „Hassrede“.

Liebe Mitmarxisten!

Zeitschrift für marxistische Erneuerung

Burkhard Schröder
burks@burks.de

Redaktion Z – Zeitschrift für marxistische Erneuerung
redaktion@zme-net.de
Postfach 700346
60553 Frankfurt/M.
07.03.2024

Liebe Genossinnen und Genossen,

hiermit kündige ich mein Abonnement der Zeitschrift „Z“ – Zeitschrift für marxistische Erneuerung – zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

Falls es Euch interessiert, hier die Gründe (vielleicht spielt Geld bei Euch keine Rolle, und 38 Euro pro Jahr sind ja auch nicht viel…)

1. Ich hatte schon per E-Mail geschrieben, dass ich keinen Cent für reaktionäre identitäre Sprachesoterik (auch bekannt als Gendersprache) bezahle. Ich wette ein Jahresabo, dass Ihr Eure Leser gar nicht gefragt habe, ob die das (Binnen-I, Sternchen in Wörtern usw.) mehrheitlich wollen. Das entspricht auch dem messianischen Sendungsbewusstsein dieses Milieus einer Minderheit, das politisch irrelevant ist – und für die Arbeiterklasse ohnehin -, das aber nach dem Motto handelt: Sie werden gegendert, Widerstand ist zwecklos. Oder: Wir bewerfen sie mit Sternchen in Wörtern, ganz gleich, was die Wähler Leser denken.

Gendern ist schlicht Klassismus. Es gibt mittlerweile zahlreiche ernst zu nehmende wissenschaftliche Arbeiten, die das untermauern. Aber wie bei allen Esoterikern: Rationale Argumente helfen bei Gendersprecher_*/&%Innen nicht.

2. Ich zahle auch keinen Cent für antisemitische Hetze. Ich kann so etwas zwar lesen und andere Meinungen akzeptieren, auch solche, die ich für breit getretenen Quark halte, aber wenn keine Gegenmeinung zu Wort kommt, ist das albern. Ihr lasst also Moshe Zuckermann zu Wort kommen, was zu befürchten war. Zuckermann ist der Quotenjude für deutsche Medien, der zuverlässig etwas gegen Israel liefert – was in Deutschland natürlich immer gut ankommt. (Aber nur bei den gefühlten „linken“ Intellektuellen: Mein Elektriker zum Beispiel, der nicht zu dieser geistigen Elite gehört, sagte mir gestern, er könne die Israelis verstehen. Er würde genauso handeln, wenn ihm das geschähe. Was er noch sagte, ist nicht zitierfähig.)

Zuckermann argumentiert – wie die deutsche „Linke“ und die lateinamerikanische Linke („Patria libre“) ohnehin – völkisch. Das heißt, er macht sich die Argumentation Arafats zu eigen, es gäbe ein „palästinensisches Volk.“ Das ist so absurd, als hätten die Enkel der deutschen Kriegsflüchtlinge aus dem Sudetenland, aus Schlesien und Westpreußen (woher meine Vorfahren stammen) plötzlich erklärt, sie möchten einen eigenen Staat, genau dort, wo ihre Vorfahren – zu Recht! – vertrieben wurden. Die Deutschen haben zwei Weltkriege angefangen und wurden aus ihren „Ostgebieten“ vertrieben, in denen sie seit Jahrhunderten siedelten, weil man annehmen mussten, dass sie langfristig einfach nicht in der Lage waren, mit ihren Nachbarn in Frieden zu leben.

Das gilt genau so für die Araber in Palästina (was nur ein geografisches Gebiet ist – auch die Israelis sind Palästinenser). Sie wollen mehrheitlich, wie in allen vorangegangenen Kriegen, die sie allesamt begonnen und verloren haben, Israel auslöschen. Die Hamas sowieso. Einmal muss aber Schluss sein. Einmal ist jetzt.

Einen eigenen Staat als Belohnung für Terror? Wer denkt sich so etwas aus? Oder sollte diese Forderung bedeuten, dass man insgeheim zugeben muss – das aber nicht will: Araber können einfach nicht friedlich neben Israelis/Juden leben, und deshalb stopft man sie besser in ein eigenes Reservat?

Warum lasst ihr nicht gleich Luiz Inácio Lula da Silva zu Wort kommen? Oder Amira Hass? Die wird in zukünftigen Geschichtsbüchern als Paradebeispiel für jüdischen Selbsthass stehen. (Ich kenne Amira persönlich – sie ist integer, aber verbreitet politisch totalen Unfug.) By the way: Zuckermanns Meinung ist in Israel so populär wie hierzulande die MLPD.

Ich war im Oktober letzten Jahres zu Beginn des Krieges in Israel. Am Strand von Tel Aviv wurde direkt über mir eine Rakete der Hamas abgeschossen. (Ich habe ein Foto.) Da fühlt man ganz anders zum Thema und würde am liebsten Leute, die einen „Palästinenserstaat“ fordern wie Zuckermann, mit einem Fallschirm über Gaza abwerfen.

Die deutsche „Linke“ ist am Ende oder lebt ideologisch in den 70-er Jahren, als das „Neue Deutschland“ wähnte, in Prag herrsche „der Zionismus“ und der Sechs-Tage-Krieg sei „Völkermord“.

Nur eine Hoffnung bleibt: Uns’re Enkel fechten’s besser aus, heia hoho. Oder, wie sogar Altkanzler Kiesinger (NSDAP, CDU) 1969 weitsichtig prophezeite (ich war Augenzeuge): „Ich sage nur: China! China! China!“

Ich warte selbstredend nicht auf eine Antwort. Sternchen-in-Wörtern-Verfechter wollen gar nicht diskutieren. Ich stelle diesen Brief auch auf mein Blog.

Vencermos! #IstandwithIsrael #Bringthemhomenow

Zeitschrift für marxistische Erneuerung

Rumgeheule

ukraine
Die Ukraine nach Ende des Krieges (Symbolbild)

Wie ich schon schrieb: Mich graust es nur noch, wenn ich Medien konsumiere.

Berliner Zeitung: „Entwurf zu Friedensvertrag zwischen Russland und Ukraine geleakt“. (Die Quelle Wall Street Journal ist leider hinter der Paywall.)

Der Krieg hätte verhindert werden können. Man weiß, was die Russen wollten. Usw. Das Kriegsgeheule wird weitergehen, ganz gleich, was die Wähler denken.

– Ich freue mich jeden Tag, dass ich kein Pädagoge in Schulen geworden bin, wenn ich Artikel wie den lese: „SOS eines Berliner Lehrers“. „Ein Schulsystem, in dem ein Lehrer Angst haben muss, Schüler zu sanktionieren, weil sie sich weigern, zwei Minuten ihrer Freizeit zu opfern, um das Leid von Menschen zu würdigen, die Auschwitz überlebt haben, ist meiner Meinung nach kein demokratisches, progressives oder antifaschistisches Schulsystem. Im besten Fall ist es ein Schulsystem, in dem brav antifaschistische Slogans einstudiert werden.“

– Koranlesungen gegen Antisemitismus. Oder so ähnlich. Ich kann mich in die Gedankenwelt dieser Leute gar nicht hineinversetzen. Vielleicht leben die wirklich in einer anderen Welt und sehen Blau, wenn ich Rot sehe. Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne). Nomen ist Omen. Mehr muss man gar nicht wissen. Und schon gar nicht, was die Dame über Israel denkt.

Unter Neujustierten

David Sacks: „In 1991 the Soviet Union fell apart and NATO faced an existential crisis: its reason for being no longer existed. But rather than disband, it came up with a new mission: to expand. And in a self-referential loop, NATO expansion would create the hostility needed to justify itself.“

Elon Musk antwortete: „True. I always wondered why NATO continued to exist even though its nemesis and reason to exist, The Warsaw Pact, had dissolved.“

Jetzt weiß ich auch, warum sich einige unsere Qualitätsmedien und Parteien von X zurückziehen. Die können so etwas nicht ertragen. Sie möchten lieber staatstreue Propaganda verbreiten wie der Deutsche Journalistenverband.

Offenes Ohr Erlebnis

earbuds

Wie bekannt sein sollte, mache ich hier weder bezahlte Werbung noch Schleichwerbung. Nur die Links gehen manchmal, wie man leicht erkennen kann, zur Großbourgeoisie, weil ich auch dort kaufe. Ich fördere weder „regional“ noch das kapitalistische Kleinbürgertum.

Ich empfehle etwas, was mir gefällt und was mich überzeugt. Das geschieht selten genug. Heute die SHOKZ OpenFit True Wireless Earbuds. Ich hatte vorher länger recherchiert, war mir aber gar nicht sicher, was ich eigentlich suchte. Pflichtenheft: Kopfhörer, die sich für Brillenträger eignen, die über Bluetooth, also kabellos funktionieren, die mein Smartphone erkennt und die weder alle paar Minuten aus der Ohren fallen wie alle, die ich bisher hatte oder den Kontakt abbrechen lassen oder nach ein paar Minuten anfangen zu jucken. Heimlich suchte ich sogar nach etwas Unauffälligem, was ich eventuell bei der Arbeit trägen könnte, um Hebräisch zu lernen oder Audiobücher zu hören, ohne dass andere mithören. Ich dachte aber nicht, dass es das gäbe. Von Knochenleitungstechnologie hatte ich noch nie gehört (sic).

DirectPitch Luftleitungs-Technologie:Anstatt die bei Shokz populäre Knochenleitungstechnologie zu verwenden, werden OpenFit von der DirectPitch-Technologie angetrieben, einer anderen technischen Methode für Open-Ear-Hörerlebnis.

Die Teilchen sind nicht billig, aber herausragend gut. (Ich habe gar keine Alternativen oder Konkurrenzprodukte gefunden.) Wenn man ein bisschen gefummelt hat, um die korrekt anzubringen und sich daran gewöhnt hat, spürt man sie gar nicht mehr. Ich bin in der Wohnung herumgelaufen, mit dem Handy in der Tasche, mit dem sie sich automatisch verbinden (wenn man das so mit der App eingestellt hat), hörte Musik und wunderte mich plötzlich, woher die kam. Ach ja, ich habe ja diese Dinger auf! Auch die Qualität lässt sich nicht von der normaler und guter Headsets unterscheiden. Es funktioniert übrigens auch, wenn man nur einen Kopfhörer trägt.

Der Nachteil: Ich würde die gern tragen, wenn ich vor dem PC sitze, aber der hat kein Bluetooth.

earbuds

Unter Abgehörten tief in Taurus

abgehörtes Gespräch

Die Qualitätsmedien berichten: „Russen hören Geheim-Gespräch deutscher Generäle ab“. Die Boulevardpresse: „Russische Propagandakanäle haben eine Aufzeichnung einer internen Besprechung von Luftwaffenoffizieren veröffentlicht. Die Aufnahme ist vermutlich authentisch, der Militärgeheimdienst hat Ermittlungen eingeleitet.“

Es gibt auch ein Transkript in Russisch (was ich nicht kann). Google übersetzt eine Passage:
„Wir müssen sicherstellen, dass es von Anfang an keine Sprache gibt, die uns zu Konfliktparteien macht. Natürlich übertreibe ich ein wenig, aber wenn wir dem Minister jetzt sagen, dass wir Treffen vereinbaren und von Polen aus mit dem Auto anreisen werden, damit es niemand merkt, das ist schon Teilnahme, dann werden wir das nicht machen.“

Die schlittern geradewegs in den dritten Weltkrieg. Man kann nur hoffen, dass Trump Präsident der USA und dieser Unsinn beendet wird.

Fefe dazu: „Ein Leser wendet ein, dass die Bundeswehr hier möglicherweise 4d-Schach gespielt haben könnten, indem sie so taten, als hielten sie eine Strategiekonferenz über Webex ab, wissend, dass das abgehört wird, um den Russen ein paar gezielte Botschaften zu senden, wie in diesem Fall: Die Taurus-Gefahr ist echt. Könnt ihr euch ja selber überlegen, welche Variante ihr für wahrscheinlicher haltet.“

Dieser Beitrag dient übrigens der staatsbürgerlichen Aufklärung. Die deutschen Medien informieren nicht ausreichend.

Das Ende des Usenet ist noch näher gekommen

Ich muss einen Beitrag vom 04.06.2012 updaten:

cl-netz

Ein Spammer erinnerte mich gestern an die allererste E-Mail-Adresse, die ich hatte – und die damals auch für Mailbox-Netze wie das ComLink bzw. CL-Netz galt.

„Zwischen 1989 und 1996 erreichte die Zahl der Mailbox-Benutzer ihren Höhepunkt. Sie wird auf etwa 1,56 Millionen allein im FidoNet geschätzt. Mit der seither zunehmenden Verbreitung des Internets gingen die Benutzerzahlen jedoch stark zurück.“

Ach ja. Lang, lang ist’s her. Aber immer noch nicht tot.

Ach ja. Man kann jetzt nicht mehr per groups.google.com schreiben im Usenet. (Ich weiß gar nicht, ob mein aktuelles Thunderbird auch als Newsreader funktionieren würde.)

Ich habe hier schon oft über das Usenet geschrieben. Einer der ersten Postings war am 23.12.2007: „Unzucht im Zusammenhang mit Minderjährigen“. Oder am 28.08.2002 auf Telepolis über die Merkbefreiung.

Man kommt da schon hin, aber es ist für die Nachgeborenen viel zu kompliziert…

Unter Dichtenden und Sammelnden

gleimhaus halberstadt

Das Gleimhaus in Halberstadt ist „eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)“. Ich bin da nur aus Neugier hineingeraten, weil das direkt neben dem Dom ist.

Gleim, ein Genie der Freundschaft, war mit vielen der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit befreundet und versammelte sie in Bildnissen an seinen Wänden. So trug er die größte Porträtgalerie großer Geister des 18. Jahrhunderts zusammen, seinen sogenannten „Freundschaftstempel“. Lessing, Klopstock, Herder, Jean Paul, Anna Louisa Karsch, Elisa von der Recke und viele andere blicken den Besucher an.

gleimhaus halberstadt

Wir haben hier also soziale Medien des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Man nennt das Anakreontik. Diese literarische Stilrichtung „kreist um die Themen Liebe, Freundschaft, Natur, Wein und Geselligkeit.“

Es ist also alles schon einmal dagewesen, aber mit anderen technischen Mitteln, nur dass die Portraits natürlich besser aussehen als die meisten Selfies bei Instagram und dass weniger Katzen und nacktes Frauenfleisch vorkommen.

gleimhaus halberstadt

Ich muss gestehen, dass ich die meisten Namen nur schon einmal gehört hatte (außer Lessing und Mendelssohn natürlich), aber mir nichts darunter vorstellen konnte. Von den Frauen kannte ich keine. Anna Louisa Karsch, „die erste finanziell unabhängige Berufsschriftstellerin in Deutschland“? Die war offenbar erfolgreicher als ich, aber erst mit einem Schläger, dann mit einem Trinker verheiratet. Vielleicht hätte ich Gedichte statt Sachbücher schreiben sollen?

gleimhaus halberstadt

Gleim kannte angeblich rund 500 Leute, fast alle Intellektuellen und Künster im damaligen Deutschland, und hat mit allen korrespondiert. Die Zeiten sind aber vorbei, in denen man so etwas in Buchform veröffentlicht, wie etwa den Briefwechsel von Marx und Engels. „Einen weiteren Höhepunkt an Popularität erlangte Gleim während des Siebenjährigen Krieges als Verfasser von Preußischen Kriegsliedern, die auf der Fiktion basierten, es berichte ein Grenadier vom Kriegsgeschehen.“ Embedded Journalism, 18., Jahrhundert. Gleim würde heute sofort einen Job bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten bekommen und würde über die Ukraine dichten.

gleimhaus halberstadt

Moses Mendelssohn „war ein deutsch-jüdischer Philosoph der Aufklärung. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Haskala, der jüdischen Aufklärung.“ Das Portrait von ihm im „Freundschaftstempel“ Gleims wurde nach der Machtergreifung der Nazis entfernt. Mendelssohn machte sich vermutlich heute in Israel auch nicht sehr viele Freunde. Dort schreitet die Religiotisierung ebenso voran.

Ich aber sage Euch: Es werden Zeiten kommen, da werde wir da geistige Klima der Aufklärung in Deutschland wieder herbeiwünschen. Oder die Zeiten sind schon da.

gleimhaus halberstadt

Wenn man sich die Biografien der Frauen ansieht, überkommt einen das kalte Grausen. Kaum eine war glücklich verheirat. Die „Aufklärung“ erreichte offenbar nur eine sehr kleine intellektuelle Elite, and jenseits dessen waren nur finsterster Aberglaube und Religion.

gleimhaus halberstadt
Johann Gottfried Seume – einer der wenigen mit nicht-höfischer Frisur. Ihm wird „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ zugeschrieben.

Der blasse Jüngling auf dem Boden liegt,
Welch grosser Anblick wird er allen seyn,
Die um ihn stehn! Dann wird der Patriot,
Der Menschenfreund, der Weise sagen: Ha!
Bey allen Göttern, er ist groß! Er ist
Beneidenswürdig, er ist Held, er hat
Dem allgemeinen Besten sich geweiht,
Ist für sein Volk gestorben! Wenige
Der Sterblichen sind so dahin gestellt
Auf unsrer Erde, Götter! daß ihr Tod
Das Leben vieler Tausenden seyn kann!

Natürlich ist so etwas heute grauenhafter Kitsch. Im heutigen Russland dürfte man das nicht sagen, wenn einem der patriotische Quatsch zu Ohren käme.

gleimhaus halberstadt

Ich fand die Atmosphäre interessant. Aber wen wird das in einem halben Jahrhundert noch interessieren? Unsere muslimischen Neudeutschen? Denen muss man den Begriff „Ausklärung“ vermutlich erst buchstabieren. Und Juden würden die auch wieder abhängen.

Religionsfreier Beitrag zur Weltkultur

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[URL des hochgeladenen Bilds „Leonardo da Vinci Rotatable Crane. 3D Rendering Illustration of Leonardo da Vinci desing and invention of Rotatable Crane“] Create an illustration depicting Leonardo da Vinci’s mid-journey wooden::3 lever crane design. Capture the scene with meticulous attention to detail, showcasing the crane in action as it lifts a heavy load amidst a bustling Renaissance-era construction site. Let the intricate mechanics of the crane shine through, highlighting Leonardo’s innovative engineering prowess, realistic yet stylized, historical, green and amber, raw materials, outlandish energy, rounded –ar 3:2 –s 750

Ich bin niemals ein berufsmäßiger Journalist gewesen, der seine Feder an den Meistbietenden verkauft und ständig lügen muß, weil die Lüge zum Beruf gehört. Ich war immer ein völlig freier Journalist, habe immer dieselbe Meinung vertreten und habe nie meine tiefsten Überzeugungen verbergen müssen, um den Vorgesetzten oder ihren Handlangern zu gefallen. (Antonio Gramsci, 12.10.1931)

Ich habe Antonio Gramscis Briefe aus dem Kerker gelesen. Die Briefe sind eher privater Natur und sagen mehr über den Mann aus, der über Jahre im Gefängnis des faschistischen Italiens saß. Man sollte Gramsci aber kennen, um das Italien von heute einschätzen zu können. Von den italienischen Kommunisten, die Gramsci mit gründete, ist nichts außer ein paar jämmerlichen Politsekten übrig geblieben, genauso wie von den deutschen Kommunisten.

In den Briefen habe ich ein ein paar interessante Zitate gefunden über die italienische Geschichte, Religion und Juden.

AI
create an illustration depicting Leonardo da Vinci’s mediaval Renaissance wooden lever crane design. Capture the scene with meticulous attention to detail, showcasing the crane in action as it lifts a heavy load amidst a bustling Renaissance-era construction site. Let the intricate mechanics of the crane shine through, highlighting Leonardo’s innovative engineering prowess, realistic yet stylized, historical, green and amber, raw materials, outlandish energy, rounded –ar 3:2 –version 6.0 –s 750

Italienische Geschichte

Von diesem Begriff der Funktion der Intellektuellen aus wird meiner Meinung nach auch der Grund oder einer der Gründe des Verfalls der mittelalterlichen Stadtstaaten deutlich, d.h. der Herrschaft einer ökonomischen Klasse, die es nicht verstand, sich eine eigene Kategorie von Intellektuellen zu schaffen und über die Zwangsherrschaft hinaus eine Hegemonie auszuüben. Die italienischen Intellektuellen besaßen keinen volkstümlich-nationalen, sondern einen kosmopolitischen Charakter nach dem Vorbild der Kirche, und Leonardo [da Vinci] verkaufte ohne Bedenken dem Herzog Valentino [a href=“https://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Borgia“>Valentinois] die Zeichnungen der Festungsanlagen von Florenz. Die Stadtstaaten repräsentierten also einen syndikalistischen Zustand, dem es nicht gelang, über sich hinauszuwachsen und zu einem integralen Staat zu werden, wie in vergebens Machiavelli anstrebte, der mit Hilfe der Organisation des Heeres die Hegemonie der Stadt über das Land ausüben wollte und deshalb der erste italienische Jakobiner genannt werden kann (der zweite war Carlo Cattaneo, aber mit zuviel verrückten Ideen im Kopf). Aus alledem wird deutlich, dass die Renaissance als eine reaktionäre und repressive Bewegung betrachtet werden muss. (Antonio Gramsci, 17.08.1931)

Das ist eine erstaunliche, aber sehr interessante These. Dahinter lauert die hier schon mehrfach erörterte, aber bisher ungelöste Frage: Warum entstand der Kapitalimus, der alsbald den ganzen Weltball kolonialistisch bzw. imperialistisch überrollte, ausgerechnet in Nordwesteuropa und nicht etwa in Italien, auf dem Gebiete des ehemaligen Weltreichs Rom und der Renaissance, die die herausragendsten Künstler und Intellektuellen der vor- bzw. frühkapitalistischen Zeit hervorgebracht hatte?

Wenn ich Gramsci richtig verstehe, fragt er, warum sich der Nationalstaat nicht aus den italienischen Stadtstaaten wie Venedig entwickelt habe – eine Großmacht, die sogar Kolonien besaß und dessen Handelsgüter bis nach Alaska gelangten?

Gramsci geht also davon, dass es eines Nationalstaates – der in Westeuropa aus dem Absolutismus hervorging – bedarf, damit die ökononomische Entwicklung in Richtung Kapitalismus in Schwung kommt – also von der Manufaktur zur Fabrik.

crane Leonardo da Vinci
Leonardo da Vinci: Gru girevole di brunelleschi, codice ambrosiano CA (gemeinfrei), ca. 1490

Religion

…wir nahmen ganz oder teilweise an der Bewegung der moralischen und intellektuellen Reform teil, die in Italien von Benedetto Croce propagiert wurde und die in erster Linie darin bestand, dass der moderne Mensch ohne Religion leben kann und muss, und das bedeutet: ohne geoffenbarte oder positive oder mythologische Religion oder wie man sonst sagen will. Dies scheint mir auch heute noch der größte Beitrag zur Weltkultur zu sein, den die italienischen Intellektuellen geleistet haben, eine kulturelle Eroberung, die nicht wieder verlorengehen darf.“ (17.08.1931)

Leider hat sich Gramsci geirrt bzw. ihn seine verständliche Hoffnung getrogen. Vielleicht konnte man vor einem knappen Jahrhundert auch nicht vorhersehen, dass sich die fortschrittlichen Teile der Menschheit sogar intellektuell zurückentwickeln, als zöge der Homo sapiens es vor, doch lieber auf das Niveau des Neandertalers zu sinken… Auch Lichtenberg lag im 18. Jahrhundert falsch: „Unsere Welt wird noch so fein werden, dass es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“ Das müsste man den so genannten Linken, vor allem in Deutschland, mal beibringen.

AI

Judentum

Und tendiert nicht jede Gruppe oder Partei, jede Sekte oder Religion dahin, sich einen eigenen „Konformismus“ zu schaffen (nicht im Sinne einer Herde oder bloßer Mitläuferschaft? – Wichtig bei der Frage ist die Tatsache, dass die Juden erst 1848 aus dem Getto befreit wurden und fast zweitausend Jahre lang unfreiwillig, aufgrund äußeren Zwangs, im Getto und in jeder Weise getrennt von der europäischen Gesellschaft lebten. Von 1848 an verlief der Prozess der Assimilation im Westen so schnell und tiefgreifend, dass man meinen kann, nur die künstlich errichtete Trennung hätte ihre Assimilation in den verschiedenen Ländern verhindert, wenn nicht bis zur französischen Revolution das Christentum die einzige ›staatliche Kultur‹ gewesen wäre, die eben die Absonderung der unbekehrbaren Juden forderte (damals; heute nicht mehr, weil die Juden heute vom Judentum zum reinen und einfachen Deismus oder zum Atheismus übergehen). In jedem Fall ist darauf hinzuweisen, daß viele Charakterzüge, die als Rassenmerkmale angesehen wurden, in Wirklichkeit durch das in verschiedenen Ländern verschieden ausgeprägte Gettoleben verursacht wurden. Weshalb eben ein englischer Jude fast nichts mit einem galizischen Juden gemein hat. Gandhi repräsentiert heute offenbar die Hindu-Ideologie. Aber die Hindus haben die Dravida, die Ureinwohner Indiens, zu Parias gemacht. Sie waren ein kriegerisches Volk, und erst nach der mongolischen Invasion und der Eroberung durch die Engländer haben sie einen Menschen wie Gandhi hervorbringen können. Die Juden haben keinen Nationalstaat, keine Einheit der Sprache, der Kultur, des Wirtschaftslebens seit zwei Jahrtausenden. Wie könnte man also eine Aggressivität usw. bei ihnen finden? (05.10.1931)

Das ist also genau die Frage, die Isaac Deutscher nach der Shoa stellt – die „Frage jüdischer Identität jenseits von Religion und Nationalbewusstsein“.

Die einzige Weise, die Frage allgemein zu lösen, scheint mir darin zu liegen, dass der jüdischen Gemeinde das Recht auf kulturelle Autonomie (Sprache, Schule usw.) und auch auf nationale Autonomie zugestanden wird, falls es ihr in irgendeiner Weise gelänge, in einem bestimmten eigenen Land zu leben. Alles andere scheint mir Mystizismus von der schlechten Sorte zu sein, gut für die kleinen intellektuellen Juden des Zionismus, wie auch die Frage der ›Rasse‹, wenn sie in einem anderen als rein anthropologischen Sinne verstanden wird. Schon zu Christi Zeiten sprachen die Juden nicht mehr ihre Sprache, die zu einer liturgischen Sprache geworden war, sondern sie sprachen Aramäisch. (12.10.1931)

Unter arabischen Studenten in Berlin

Unsere arabische Mitbürger mal wieder…

„Lahav Shapira, 30, wurde am vergangenen Freitag in einer Bar im Berliner Bezirk Mitte von einem 23-jährigen arabischen Studenten angegriffen, nachdem dieser ihn durch seine Aktivitäten für Israel und für die Freilassung von Geiseln erkannt hatte. Der Angriff führte zu schweren Verletzungen: Lehav ist der Enkel von Amitzur Shapira, einem Leichtathletik-Trainer und Mitglied der israelischen Delegation bei den Olympischen Spielen in München, der beim Massaker an israelischen Sportlern durch die Terrororganisation Schwarzer September bei den Olympischen Spielen 1972 ermordet wurde.“ (Via Ahmad Manour)

Lahav Shapira ist der Bruder des Comedian Shahak Shapira.

Hätte ich zu sagen, bekäme der Täter einen Fallschirm umgeschnallt und würde über Gaza abgeworfen. Und jeder, der mit den „Palästinensern“ sympathisiert, gleich mit – dann lohnt sich wenigstens der Flug.

Drachenspiele oder Pampa, backstage

Halberstadt dom

Wie das Publikum schon zu Recht befürchtete: Jetzt Halberstadt. Pampa also known as Sachsen-Anhalt. Wir zäumen das Pferd von hinten auf – das Unwesentliche zuerst, das Schlimmste später (auch das Thema „Juden in Halberstadt“ wird auf bald verschoben). Erst nachdem ich wieder weg war, fiel mir ein, dass ich vor mehr als zwanzig Jahren (2003) schon einmal dort war und für einen geplanten, aber aus zahllosen Gründen nie geschriebenen Roman im Stadtarchiv recherchiert hatte. Ich kann mich merkwürdigerweise kaum noch daran erinnern…

Halberstadt fachwerk

Warum Halberstadt? Vorschau: Natürlich wegen des Domschatzes. Ist dort etwas, was wir weder in Essen (2021) noch in Quedlinburg (2019) gesehen und analysiert hatte? Oder wiederholt sich alles? Haben wir etwas vergessen, die Theorie der Magie betreffend? Nein, nicht heute, auch wenn ihr ungeduldig mit den Füßen auf dem Parkett scharrt!

Halberstadt dom

Halberstadt ist ungefähr so groß wie Unna, wo ich großgeworden bin. Ein Tag reicht, um alles gesehen zu haben, und den Stadtkern hat man ein einer halben Stunden erwandert. Halberstadt leidet an der touristischen Konkurrenz Quedlinburgs, die mehr Fachwerk hat und wo alles zentral und fremdenfreundlich auf den Markt zuläuft. Die „Realsozialisten“ wollten in Halberstadt alle alten Häuser verfallen lassen.

In der Mitte ist der riesigen Domplatz, den man immerhin nicht mit Autos zugepflastert hat, aber da findet der Wanderer kein Straßencafe noch sonst etwas, was zum Verweilen einlädt. Die drei für das Städtchen völlig überdimensionierten Kirchen sind wuchtige Klötze, aber es fehlt irgendetwas, was sie mit dem Rest verbindet. Man ahnt: Hier war mal mehr los, aber nicht in diesem Jahrtausend.

Halberstadt dom

Interessant wird es wie überall backstage und im Kleingedruckten. Was war am Drachenloch? Game of Thrones?

Im Drachenspiel wurde der Drache, der symbolisch den Winter darstellte und von jungen Männern dargestellt wurde, durch das Drachenloch aus der Stadt vertrieben. Diese Vertreibungen, die mit Prügelstöcken vorgenommen wurden, verliefen nicht selten blutig, weshalb das Drachenspiel später auch verboten wurde.

Das glaube ich nicht. Bischof Sigismund, der das Verbot im 16. Jahrhundert durchsetzte, war Lutheraner, und damals hatte eh niemand etwas gegen Prügel und Gewalt. Nein, der ahnte, dass sich hinter dem Drachen etwas uraltes Heidnisches verbarg, dessen sich vermutlich niemand mehr bewusst war. Die Katholiken integrieren Mummenschanz und Magie fremder Götter, die Protestanten vertreiben bilderstürmerisch, bis die Religion besenrein ist.

Halberstadt border=

Ich wusste nicht, dass die Täufer auch in Halberstadt waren. Wie mit denen umgegangen wurde, habe ich in Münster, wo ich studierte, jeden Tag gesehen. In Halberstadt metzelten die Rechtgläubigen die radikalen Protestanten nicht nieder oder hängten sie in Käfigen, bis sie elend verreckten, sondern ertränkten sie 1535 auf Befehl Albrechts, des „Apostolischen Administrators für das vakante Bistum Halberstadt“, in der Bode. „Du sollst nicht töten“, christliche Version. Erstaunlich, dass sich heute noch Verehrer höherer Wesen in diese Tradition stellen. (Die Leser werden wiedererkennend mit dem Kopf nicken, wenn sie nachsehen, wer in dieser Gemeinschaft christlicher Kirchen Mitglied ist.)

Halberstadt

Die Fenster mancher Fachwerkhäuser sind zugemauert oder sonstwie verschlossen. Wenn man dann hinter die Potemkinsche Fassade blickt, wird klar warum: Manche werden offenbar nur noch durch die Vorderfront in der Senkrechten gehalten und würden ohne Nachbarn glatt umfallen.

Halberstadt fachwerkHalberstadt fachwerk

Die gefühlte Hauptstraße Halberstadts ist die Vogtei, die in den Johannesbrunnen und die Dominikanerstraße übergeht. Dort hatte ich das ästhetisch erfreulichste Erlebnis. Nein, nicht den Fachwerk-Spaeti (Foto unten).

Halberstadt fachwerkHalberstadt Rösterei Café Löper

In der Trillgasse 2 ist die Kaffeerösterei Löper mitsamt einem gemütlichen Cafe auf zwei Etagen. Dort kann man nicht nur exquisit leckeren Kuchen essen, sondern zahlreiche Kaffeesorten kaufen und kosten. Ich wundere mich, dass sich so ein edler Laden in der Pampa hält. Als ich dort nachmittags saß, war es unten ganz voll und vor der Kaffeeverkaufstheke war immer eine Schlange. Und das sind auch keine Preise, die ein armer Mensch bezahlen könnte.

Apropos Ästhethik. Dort bediente eine hinreißend attraktive herrenmagazinkompatible MILF Dame, von deren Kurven der ich meine Augen gar nicht lassen konnte. (Ich habe sogar ein winziges Bildchen gefunden.) Ich hätte da noch länger sitzen und sämtliche Torten aufessen können… Jetzt höre ich aber auf, sonst wird es sexistisch, was den hiesigen Gebräuchen krass widerspräche.

Halberstadt

Am Abend wollte ich schon wieder etwas essen. Das gestaltete sich schwieriger als ich dachte. Die Olive war voll, was man mir in ziemlich robusten Tonfall mitteilte. Im Halberstädter Hof saß ich eine Viertelstunde und ließ mich von der Familienfeier nebenan beschallen. Dann geruhte das Personal mir mitzuteilen, dass es „sehr lange“ dauern würde, was ich als Aufforderung verstand, die Lokalität zu verlassen. Beim Chinesen war auch kein Platz mehr frei. Ich wanderte also niedergeschlagen und schon hungrig zum altmodischen gutbürgerlichen Restaurant Liebscher – und wurde fündig. Dort kümmerte man sich rührend um mich. Man kann das alles kitschig nennen, aber meine Roulade war großartig, die Kürbis-Ingwer-Suppe würde ich gern nachkochen und das Bier war gut temperiert. Gerne wieder.

Halberstadt

Als ich heute mittags im Zug saß, rauschte draußen die sachsenanhaltinische Pampa vorbei. Ortsnamen, die nie zuvor ein Mensch ich noch nie gehört hatte: Wegeleben? Hedersleben? Könnern? Das erträgt man nur mit guter Musik und guter Lektüre.

pampabahn

Male mir Sklavinnen!

roman villa
ChatGPT Image generator: acient roman farmhouse, villa rustica, style of Pompeji wall fresco, male and female workers, clothing of 2nd century BC, chicken, ducks, amphoras, agricultural implements, environment landscape like Tuscan,, natural lighting

Wie das natürlich intelligente Publikum schon weiß, haben die künstlichen Intelligenzen Probleme mit Sex und verwandten Dingen, bei denen man dasselbige assoziieren könnte. Da man jetzt auch mit ChaptGPT Bilder produzieren kann, habe ich das natürlich ausprobiert. Es kam, wie es kommen musste:

chatgpt

Also muss man improvisieren.
Wie nennt man die unfreien Personen, die im Rom der Antike gekauft und verkauft wurden und arbeiten mussten, auf Englisch?“
ChatGPT: Die unfreien Personen, die im alten Rom gekauft und verkauft wurden und arbeiten mussten, werden auf Englisch als „slaves“ bezeichnet.

Geht doch! Also ich darf „slaves“ nicht benutzen, aber die KI doch? So geht das aber nicht! Das ist unfair! Also tricksen wir promptisch:

Erzeuge einen englischen Prompt, der ein Bild erzeugt, das unfreie Personen, die im alten Rom gekauft und verkauft wurden und arbeiten mussten, zeigt.
ChatGPT: „Depict a scene in ancient Rome showing slaves engaged in various tasks. Include a marketplace in the background with people trading goods, highlighting the historical context of slavery. The slaves are shown working, some carrying heavy loads, others attending to their masters, and a few working in fields or construction sites. The attire should be typical of the era, with Roman citizens in togas and slaves in simpler garments. The architecture should reflect ancient Roman styles, with columns, stone buildings, and paved streets. The scene should be bustling, capturing the essence of daily life in ancient Rome, with a focus on the diverse roles played by slaves in this society.“

roman villa
Mit dem obigen Prompt via Midjourney/Discord erzeugt

Bund der Vertriebenen, arabische Version

georgetown
Die Enteignungsurkunde des Hofes meine Urgroßvaters in Westpreußen. Die Gebäude waren ohnehin 1943 abgebrannt.

Arbeitshypothese: Die Deutschen mussten 1945 auch aus ihren ehemaligen Ostgebieten Schlesien, West- und Ostpreußen sowie Wolhynien weichen, obwohl sie dort teilweise für mehrere Jahrhunderte siedelten. Also könnten das Araber auch. Sie fangen ja wie die Deutschen auch immer wieder den Krieg an. Irgendwann muss dann Schluss sein. Die Polen waren nicht „rechtsextrem“, als sie alle Deutschen hinauswarfen.

Militärische Charaktermasken

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Es geht hin und her. Heute morgen tönten die Russen (also automatisch voll gelogen): „Ukrainian media confirm that Zaluzhny has been removed from his post as commander-in-chief of the Armed Forces of Ukraine“.

Dann dementierte die Kyiv Post: „‘It’s Not True’ – Ukraine’s Defense Ministry Responds to Reports That Zaluzhny Has Been Fired.“

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Jetzt schreiben es schon die paywallgeschützten Qualitätmedien aka Financial Times: „Volodymyr Zelenskyy prepares to replace Ukraine’s top general“.

Die Russen meinen, Selenskij setzte eher auf die US-Amerikaner, während Saluschnyj von den Briten gestützt werde.

Im alten Rom waren die Machtkämpfe innerhalb der herrschenden Klasse aber schlimmer. Da wäre es drauf angekommen, wer zuerst die besseren Messerstecher angeheuert hätte.

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Unter führenden Klassenkampfkommentierenden

Lautsprecher des Kapitals

Der Wanderpokal Lautsprecher des Kapitals geht heute an Gregor Thüsing, „Deutschlands führender Arbeitsrechtler“, und seinen Kommentar in der bürgerlichen Presse Welt, was der Staat jetzt tun müsse gegen vielen Streiks.

Nein, nicht erschießen. „In Deutschland haben wir die unbefriedigende Situation, dass wir kein Arbeitskampfgesetz haben. (…) Das Bundesarbeitsgericht hat schon vor vielen Jahren betont, der Streik sei eine scharfe Waffe, von der nicht leichtfertig Gebrauch gemacht werden sollte.“

Ach ja? Den Klassenkampf einfach verbieten oder ihn nur dann erlauben, wenn er der herrschenden Klasse gefällt? So weit kommt’s noch…

Um zu erinnern: „Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten und verwandte Berufe, die sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen tendenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Werts gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt habe, sondern auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.“

Unter Vorwerfenden

mount arbel
Israel: Blick vom Berg Arbel nach Nordwesten und zum See Genezareth, fotografiert am 18.03.2023.

Ich verstehe nicht, warum deutsche Politiker, wenn sie den Mund öffnen und meinen, etwas über Israel sagen zu müssen, immer nur Quark, um es vornehm auszudrücken, absondern. Bei „Linken“ ist es sogar die Regel. Wollen die sich nicht informieren, sind sie zu blöd, oder wühlen sie schlicht nur in den antisemitischen Textbausteinen, die seit den 70-er Jahren auf der weltanschaulichen Müllhalde verrotten, aber dennoch immer wieder stinkend hervorgeholt werden?

Jetzt Oskar Lafontaine (der den Wagenknechten beigetreten ist, was uns nicht total überrascht). Er wirft Israel „Kriegsverbrechen“ vor. Hat der nichts Besseres zu tun? Hat er irgendwelche Fakten überprüft? Hat er vor Ort recherchiert? Was sind seine Quellen? Egal, braucht man nicht. Man kann aber aus dem hohlen Bauch heraus Israel etwas „vorwerfen“. Das kommt bei den Deutschen immer gut an.

UNWRA

Frage: Warum geben wir den Arabern in Palästina Geld? Für was? Mittlerweile haben doch ein paar Leute gemerkt, dass man damit den Terror fördert, weil die Gelder nur zu einem kleinen Teil dort ankommen, wo sie hin sollen.

Die UNRWA fördert ohnehin das Elend, wenn sie davon ausgeht, der Status der Flüchtlinge vererbe sich. Das ist doch der totale Irrsinn.

Tens of thousands of Palestine refugees who lost their homes and livelihoods due to the 1948 conflict continue to be displaced and in need of support, nearly 75 years on.

„Konflikt“? Alle arabischen Nachbarstaaten haben damals Israel angegriffen und wollten die Juden ins Meer werfen. Das nennen die „Konflikt“? Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Den Laden sollte man ersatzlos abwickeln. Die arabischen Staaten haben genug Geld, um ihre „Brüder und Schwestern“ (nein, nicht divers) zu unterstützen. Sie tun es aber nicht. Das ist nicht unser Problem.

Helfende Gelder und einfache Fakten

russianukrainewar

Ach? Die „Hilfsgelder“ für die Ukraine helfen gar nicht, sondern gehen an US-Firmen? Hätte uns nur jemand gewarnt! (via Fefe)

Karpatenruthenien aka Nordöstliches Oberungarn

transkarpathien

Es könnte sein, dass Polen irgendwann eine gemeinsame Grenze mit Ungarn bekommt. „Hungary far-right would lay claim to western Ukraine should it lose statehood in war. Our Homeland leader, Laszlo Toroczkai, said that should Ukraine lose statehood, Hungary could lay claim to Transcarpathia.“ Auf Deutsch: „Wenn dieser Krieg damit endet, dass die Ukraine ihre Staatlichkeit verliert, denn auch das ist absehbar, dann möchte ich als einzige ungarische Partei, die diese Position vertritt, signalisieren, dass wir Anspruch auf Transkarpatien erheben“.

Auch die ukrainischen Medien sind schon ganz entzückt.

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